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page id: 2190 Die strategische Relevanz der Mediation und Einflüsse der Spieltehorie Inhaltliche Zuordnung »  Konflikte Abteilung »  Archiv

Spieltheorie

Die Spieltheorie ist von der Spieletheorie zu unterscheiden. Während sich die Spieletheorie eher pädagogisch mit Spielen wie Sackhüpfen befasst und deren Einsatzmöglichkeiten untersucht, handelt es sich bei der Spieltheorie um eine mathamatische Theorie zur rationalen Entscheidungsfindung in strategischen Situationen, die Spielen ähnlich sind, bei denen 2 und mehr Personen beteiligt sind.1



Auch wenn es auf den ersten Moment verwirrend erscheint, ist die Mediation ein Spiel (im Sinne der Spieltheorie), bei dem die eine Partei ihr Verhalten auf die andere Partei einstimmt. Wenn der Rahmen noch größer gezogen wird, stellt sich die Verfahrensstrategie als ein Teil der Konfliktstrategie heraus. Das strategische Denken der Parteien hat deshalb gravierende Auswirkungen auf die Frage, ob sie sich für eine Mediation entscheiden und wie sie sich in der Mediation verhalten. Schon die Einführung von Rieck stellt den Zusammenhang plastisch dar. Er führt aus:2

Im Spiel versucht jeder, schlauer zu sein als die anderen. Die Spieltheorie untersucht, was herauskommt, wenn das alle versuchen. Und sie behandelt die ganze Welt so, als wäre sie ein großes Spiel.


Ideal wäre es, wenn die Spieler in der Mediation, also die Medianden, nicht den Ehrgeiz haben schlauer zu sein als der Gegner. Darauf kommt es in der Mediation nicht an. Es genügt völlig, wenn sie schlau sind.

Worum geht es?

Die Spieltheorie will helfen, strategische Entscheidungen zu treffen. Sie ist eine mathematisch ausgerichtete Entscheidungstheorie für eine als Spiel modellierte Situation, in der das Ergebnis nicht von einem Entscheider allein abhängt, sondern von der Interaktion mit anderen Individuen. Es handelt sich um eine Rationaltheorie, weil die mathematisch errechnete Herangehensweise von vernünftig denkenden Individuen ausgeht. Die Berechnungen helfen, die strategisch beste Entscheidung zu treffen.

''Dieses Youtube-Video zeigt unter dem Titel "Das Leben als strategische Interaktion" den Vortrag von Prof. Dr. Christoph Vanberg
über die Spieltheorie. Er grenzt die Spieltheorie von der Entscheidungstheorie ab, wo einzelne Menschen knappe Ressourcen verwalten. Bei der Spieltheorie geht es darum, wie sie optimal entscheiden, wenn sie mit anderen Individuen interagieren. Ausgangspunkt ist ein Spiel mit dem Nachbarn: Jeder denkt an eine Zahl. Der Spieler, dessen Zahl am nächsten an der Hälfte der Zahl seines gegners ist, gewinnt. Schauen Sie das Video, wenn Sie die Lösung hören möchten. ''

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Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter Spieltheorie

Das Grundmodell der Spieltheorie sind die sogenannten strategischen Spiele.3 Situationen, die als Spiel modelliert werden, suchen Antworten auf die Fragen, welche Ergebnisse welchen Handlungen wem mit welchen Wertzuschreibungen beigemessen wird und welche Auswirkungen sich daraus ergeben. Um das Spiel analysieren zu können, sucht die Spieltheorie ein Gleichgewicht, bei dem jeder Spieler optimal auf das Verhalten des antezipierten Verhalten des Mitspielers reagiert. Das Gleichgewicht bildet eine Konstante, die nach ihrem Begründer John Nash als Nash-Gleichgewicht bezeichnet wird. Sie geht davon aus, dass sich eine Situation nicht mehr verändert, wenn keiner der Spieler mehr einen Anreiz hat, sein Verhalten zu verändern. Die darauf basierende Formel erlaubt es, das Spiel mathematisch zu analysieren. Bei der Suche nach dem Gleichgewicht kommt es also darauf an, das Verhalten alle Spieler zu berücksichtigen, um die Spielsituation herauszufinden, wo sich kein Spieler mehr besser stellen kann, indem er sein Verhalten ändert. Es sollte noch hinzugefügt werden, dass alle Spieler das Spiel mitspielen.

Bei der Spieltheorie kommt es also darauf an, eine Vorhersage zu treffen, wie das Spiel zu lösen ist. Genauer gesagt, ist die Lösung die Aussage darüber, wie das Spiel zu spielen ist, damit sich der maximale Erfolg einstellen kann. Die Spieler wagen einen Blick in die Zukunft, wobei sie auf Erkenntnisse angewiesen sind, welche Wirkungszusammenhänge welche Auswirkung haben. Das mathematische Modell unterscheidet die Spiele nach folgenden Kriterien:4

  1. Anzahl der Spieler
  2. Auszahlungsstruktur (Nullsummenspiel und Nichtnullsummenspiel)
  3. kooperative, nicht kooperative Vorgehensweise
  4. Strategieoptionen (gemischte Strategie oder reine Strategien)
  5. Informationsgehalt der Spieler (Vollkommene / unvollkommene Information)
  6. Anzahl der Durchführungen (endlich / unendlich wiederholtes Spiel)

Die Spielstruktur wird mathematisch in einer Bimatrix oder in einem Spielbaum abgebildet, je nachdem wie viele Spieler beteiligt sind und wie sich die Entscheidungsoptionen darstellen. Das wohl bekannteste Modell ist das Gefangenendilemma.5

Grundsätzlich werden statische von dynamischen Speilen unterschieden und kooperatibe von nicht-kooperativen Spielen. Bei einem statischen Spiel entscheiden alle Spieler gleichzeitig, ohne zu wissen, was die anderen getan haben. Bei einem dynamischen Spiel handeln die Spieler nacheinander, sodass sie wissen, was der andere Spieler entschieden hat. Der Unterschied zwischen kooperativen und nicht-kooperativen Spielen definiert die Möglichkeit oder den Willen, bindende Verträge abzuschließen. In allen Fällen geht es darum, jede mögliche interdependente Entscheidungssituation abzubilden. Die Spieltheorie dient nicht nur zur Entscheidungsfindung innerhalb eines Spiels. Sie kann auch im Nachhinein zur Analyse und Erklärung von Konflikten herangezogen werden.6

Bedeutung für die Mediation

Es gibt Berührungspunkte zur Mediation, weil auch die Durchführung der Mediation letztlich eine strategische Entscheidung ist. Die strategische Auseinandersetzung mit der Mediation ist deshalb ein wesentlicher Aspekt für ihre Vermarktung (Nachfrage) sowie für die Verhaltenssteuerung innerhalb der Mediation. Die Spieltheorie geht davon aus, dass alle Spieler dasselbe Spiel spielen. Bei einem Gerichtsverfahren beispielsweise versuchen alle Parteien, den Prozess zu gewinnen. Die Mediation wäre ein anderes Spiel mit einer anderen Zielsetzung. Es geht nicht darum, etwas zu gewinnen. es geht darum, etwas zu finden.

Bei der Frage, welches Spiel das beste ist, käme es darauf an, wie sich der Konflikt am besten lösen lässt. Wenn das die Mediation ist, wäre die strategisch zu lösende Frage, wie man den Gegenspieler zum Mitspielen bewegen kann. hier bietet die Evolutionstheorie von Schwarz Anhaltspunkte. Sie könnte mit den Erkenntnissen der Spieltheorie unterfüttert werden. Im Vordergrund steht die Frage, wie ein Spielwechsel herbeigeführt werden kann oder anders formuliert, wie das Nash-Gleichgewicht im Konfrontationspiel aufgelöst werden kann.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen

Bearbeitungsstand: 2022-10-26 08:07 / Version 12.

Alias:
Siehe auch: Strategie
Prüfvermerk: -


Based on work by Arthur Trossen . Last edited by Bernard Sfez
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