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Die Mediationsanleitung

Wissensmanagement » Jedem Werkzeugkoffer liegt eine Gebrauchsanleitung bei. Sie soll Aufschluss darüber geben, wie die Werkzeuge zu verwenden sind. Auf den Mediatorenkoffer bezogen wäre die Gebrauchsanleitung mit einer Mediationsanleitung gleichzusetzen. Sie bildet die erste Abteilung im Mediatorenkoffer und soll dazu beitragen, die Werkzeuge korrekt im Sinne der Mediation einzusetzen.

Mediatorenkoffer Mediationsanleitung Orientierungshilfe Durchblick Handlungsoptionen Kniffe Navigator

Besonders Anfänger suchen nach einer Orientierung, wenn sie sich durch die Mediation bewegen sollen. Die Komplexität der Mediation macht es ihnen nicht gerade leicht. Sie erlaubt ein schier unbegrenztes Kontingent von Werkzeugen aus allen denkbaren Disziplinen. Die Werkzeuge sind ein Hilfsmittel, um die Mediation zu verwirklichen. Wie aber werden sie korrekt eingesetzt?

Gebrauchsanleitung inklusive

Wenn Sie ein Werkzeug kaufen, liegt normalerweise eine Gebrauchsanleitiung bei. Sie enthält üblicherweise eine Sammlung von Informationen zum sicheren und bestimmungsgemäßen Umgang mit dem Produkt.1 Als Dienstleistung wäre die Mediation durchaus auch ein Produkt. Allerdings ist die Mediation kein Gegenstand. Kann es dann trotzdem eine Benutzungsanleitung geben?

Eines ist sicher, wenn die Werkzeuge der Mediation willkürlich eingesetzt werden, verfehlen sie höchstwahrscheinlich ihren Zweck. Die aus dem Zusammenspiel der Werkzeuge resultierende Effizienz würde sich nur aus einem Zufall heraus ergeben. Damit sie die Mediation verwirklichen, muss die Werkzeugverwendung dem Wesen der Mediation entsprechen. Das gelingt, wenn die Mediation selbst als ein Werkzeug betrachtet wird. Es wäre zumindest eine denkbare Betrachtungsweise.

Egner nennt die Mediation zu Recht eine zutieft menschliche Angelegenheit.2 Eine Angelegenheit ist kein Werkzeug. Der Bezug zu einem Werkzeug stellt sich jedoch her, wenn die Mediation als Methode beschrieben wird.3 Bei genauer Betrachtung stellt es sich jedoch heraus, dass sich die Mediation aus mehreren Methoden zusammensetzt, die wiederum mit anderen Werkzeugen zu kombinieren sind.

So gesehen ist die Mediation das Werkzeug für die Benutzung der Werkzeuge. Deshalb wird für eine Anleitung zunächst eine Gebrauchsanleitung Mediation eingeführt, die allen anderen Anleitungen vorangestellt wird.

Gebrauchsanleitung Mediation

Möglicherweise werden Sie der skeptischen Frage begegnen, wie es denn überhaupt möglich sein kann, eine Gebrauchsanleitung für die Mediation zu verfassen. Wie beim Schach lassen sich zwar Regeln aufstellen. Es gibt auch eine überraschend kurze Spielanleitung dafür. Sie benennt das Ziel des Spiels und die Regeln. Genügt eine derartig knappe Anleitung, um zu wissen, welcher Zug der Nächste ist? Ein Profi weiß mehr als nur die Spielregeln. Sein Schlüssel ist das Verständnis des Spiels. Der nächste Zug ergibt sich aus der korrekten Analyse der Spielsituation.4 Genau so ist es auch in der Mediation.

Tatsächlich wird die Frage nach dem nächsten "Zug" (der gebotenen Aktion oder Reaktion) stark von dem zugrunde liegenden Mediationskonzept beeinflusst, das den Schlüssl für das Verständnis des "Spiels" liefert. Das Konzept ergibt sich aus der theoretischen Herleitung. Der hier vorgeschlagenen Anleitung liegt der Gedanke zugrunde, dass die Mediation eine Vermittlung ist, die auf dem mit ihr beschriebenen Erkenntnisprozess aufsetzt. Mithin steht die Erkenntnisgewinnung im Vordergrund. Damit grenzt sich die Anwendung der Werkzeuge bereits ein. Sie müssen sich an der kognitiven Mediationstheorie (oder einem anderen Konezpt) messen lassen und den Zweck der auf den Konflikt bezogenen Erkenntnisgewinnung verfolgen. Die kognitive Mediationstheorie hat den Prozess am weitesten durchdekliniert.

kognitive Mediationstheorie

Wie das möglich ist, beschreibt die Metapher des Puzzlespiels am Besten. Die Puzzlesteine sind das Symbol für die zu verwerenden Informationen. Sie werden nicht einem, sondern zwei oder gar drei Bildern zugeordnet, sie sich in der Mediation mit Arbeitsprozessen vergleichen lassen. Der Mediator nimmt die Informationen auf, um sie korrekt in den Arbeitsprozess einzuordnen, die an anderer Stelle auch als Fallebene und Verfahrensebene identifiziert werden. Wie die Informationen zu qualifizieren und den Prozessen zuzuordnen sind, ist das Know-How des Mediators. Die Mediation sagt ihm, welche Informationen relavant sind und wie sie zusammenpassen.


Informationsverarbeitung in der Mediation

Die Zuordnung der Informationen erfolgt vermittels ihrer Metainformation. Auch diese Herangehensweise ist vergkeichbar mit dem Schach, wo die Figur bekannt sein muss, um sie korrekt zu bewegen. Wen n der Schachpieler weiß, welche Figuren es gibt und wie sie zu bewegen sind, kann er daraus herleiten, wie er zu agieren oder zu reagieren hat. Die Metainformation entspricht dem Wissen über die Figuren beim Schach. Sie erlaubt es, die Information zu identifizieren und Dimensionen zuzuordnen. Die Dimensionen sind zumindest, das "Spiel" (also die Vorgehensweise in der Mediation) betreffend vorgegebenen. Das ist vergleichbar mit den Regeln, wie die Figuren beim Schach zu bewegen sind. Anhand der Eigenschaften und Regeln wie mit der Information umzugehen ist, lasssen sich in die Mediationslogik einbeziehen. Die Systemik legt zmindestens zwei Bilder vor, die mit Informationen zu füllen sind. Um wieder eine Parallele mit dem Schachspiel herzustellen, spielen wir 3D-Schach oder Schach auf meherren Ebenen. Das eine Bild (die eine Ebene) vervollständigt die Mediation (den Prozess) das andere den Fall5 . Eine präzise Anleitung für diese Herangehensweise im Umgang mit den Informationen (Spielfiguren) finden Sie bei der Beschreibung der Dimensionen.

Dimensionen

Gebrauchsanleitung Werkzeuge

Nicht immer liegen alle Puzzlesteine (Informationen) auf dem Tisch. Nicht immer fällt es leicht, die zum einen oder anderen Bild passenden Informationen beizubringen oder zu qualifizieren. Jetzt kommen dem Mediator die Werkzeuge der Mediation zu Hilfe.

 Merke:
Leitsatz 3268 - Während die Mediation beschreibt, welche Informationen wie zu Erkenntnissen führen, beschreiben die Werkzeuge, wie die Informationen beizubringen und auszuwerten sind.

Das Loopen beispielsweise ist ein Universalwerkzeug der Mediation, vergleichbar mit einem "Schweizer Taschenmesser". Mit dem Loop greift der Mediator die relavanten Informationen auf. Er qualifiziert sie und benennt die Qualifizierung mit der Rückmeldung.

präzises Zuhören

Die Phasen geben dem Mediator den konkreten Arbeitsauftrag. Er muss die Information also zunächst einer Phase zuordnen, um zu verstehen, wie damit umzugehen ist. Die zur jeweiligen Phase passenden Werkzeuge werden im Zusammenhang mit dem Ablauf der Mediation im Einzelnen vorgestellt.

Die Phasen der Mediation Formular: Phasenablaufschema

Die Verwendung der Werkzeuge erfolgt im Kontext der Mediation und mit einem darauf ausgerichteten Zweck. Ihr Durchblick ist innerhalb der Werkzeugsystematik die beste Orientierungshilfe.

Gebrauchsanleitung Mensch

Um es vorweg zu sagen. Eine derartige Gebrauchsanleitung gibt es nicht. Trotzdem spielt der Mensch die Hauptrolle in der Mediation. Egner sagte einmal, sie vermisse in der Literatur den Hinweis, dass die Mediation eine zutiefst menschliche Angelegenheit (oder Situation) sei.6 In der Diskussion über die Mediationstheorie weist Schieferstein darauf hin, dass der Mediator auch nur ein Mensch sei. Sein Handeln müsse sich in vollkommener Übereinstimmung mit dem Gesamtsystem wie auch mit seiner eigenen, genuinen menschlichen Natur befinden.7 Auch der stetige Hinweis von Trossen, dass nicht der Mediator, sondern die Mediation die Lösung herbeiführe, deutet darauf hin, dass es auf das systemische Zusammenspiel der Menschen in der Mediation ankommt. Der Grundsatz lautet:

 Merke:
Leitsatz 14521 - Der Mediator arbeitet nicht am Fall. Er arbeitet mit den Menschen (zusammen), die den Fall zu lösen haben.

Viele Mediatoren konzentrieren sich auf die Konfliktparteien. Das ist insofern richtig, als sie mit den Menschen zu arbeiten haben, die (selbst) eine Lösung finden sollen. Mit dem Blick auf die Parteien kommt die Idee auf, wie hilfreich es wäre, wenn es eine Anleitung gäbe, wie man die Menschen "knacken" kann und wie man sie zu dem bringt, was man selbst für die beste Lösung und das "richtige" Verhalten hält. Schon diese Formulierung zeigt, dass eine solche Gebrauchsanleitung nicht zur Mediation passen kann. Ganz abgesehen davon, sind die Menschen keine Objekte der Mediation. Der Beitrag von Egner "Komplexität und Emergenz in der Mediation"8 zeigt, worauf es ankommt. Es geht darum, den Menschen den Weg der Mediation zu zeigen und ihnen zu helfen, diesen Weg zu gehen. Wenn die Gebrauchsanleitung Mensch den Umgang mit den Parteien in der Mediation beschreibt, konzentriert sie sich allein auf die Frage, wie sich der Mediator zu verhalten hat, damit sich die erforderlichen Erkenntnisse in einer Art und Weise vermitteln, dass sie den Menschen erreichen. Es geht lediglich um die Frage, wie sich Verstehen vermitteln lässt. Gegebenenfalls helfen Interventionen dabei, den Parteien den Weg der Mediation zu ermöglichen.

Orientierungshilfen als Alternative

Auch wenn es nicht möglich ist, die Mediation in einem Flussdiagramm abzubilden, wo jeder Schritt vorhersehbar und planbar ist, gibt es Orientierungshilfen. Sie geben zumindest Anhaltspunkte, wie die Mediation durchzuführen ist. Anfänger können sich daran orientieren. Ein kompetenter Mediator kann sich aus dem Schema lösen und die Bausteine der Mediation etwa nach dem Konzept der kognitiven Mediationstheorie bedarfsgerecht zusammenführen. Das ist notwendig und sinnvoll, weil jeder Mensch anders ist. Und weil jeder Mensch anders ist, ist auch jeder Fall anders. Auch wenn es so scheint, dass konfliktypische Phänomene 08/15-mäßig abzuwickeln seien. Ein Gerüst, an dem sich Anfänger und Mediatoren orientieren können bietet die Orientierungshilfe an.

Orientierungshilfe

Bedeutung für die Mediation

Auf das Zusammenspiel kommt es an. Die Werkzeuge orientieren sich an den Methoden und diese wiederum am Prozess. Die Benchmarks helfen, die korrekte Verwendung im Vorgehen zu überwachen. Eine fehlerhafte Verwendung kann zu Mediationsfehlern führen oder gar eine Haftung nach sich ziehen. Klicken Sie auf das nachfolgende Bild, um sich das Wählerverzeichnis anzuschauen. Wiki to Yes sammelt typische Fehler, um Vorschläge und Beispiele für einen zu Mediation passendes Verhalten aufzuzeigen.

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 Merke:
Leitsatz 3269 - Die Verwendung der Werkzeuge muss stets dem Wesen der Mediation entsprechen!

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen

Bearbeitungsstand: 2023-02-16 21:53 / Version 163.

Alias: Mediation-Anleitung
Siehe auch: Orientierungshilfe, Durchblick, Kniffe, Erkenntnisprozess, Ablauf, Wesen der Mediation
Prüfvermerk:

2 Siehe Haltung
4 Siehe dazu auch Komplexität
5 Siehe die Systemik, die zwischen der Verfahrensebene und der Fallebene unterscheidet
6 In einem Onlinechat über die Mediationstheorie am 1.2.2022 geäußert


Based on work by anonymous contributor and anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Page last modified on Monday June 5, 2023 04:19:07 CEST.