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Die kognitive Mediationstheorie

Wissensmanagement » Sie befinden sich auf der Seite Mediationstheorie der Rubrik Theorien in der Abteilung Akademie. Es geht um die wissenschaftliche Herleitung der Mediation und ihrer Wirkungsweise.

Mediationstheorie


Worum es geht: Am Anfang war die Erkenntnis. Am Ende steht die Lösung. Dazwischen liegt eine gedankliche Entwicklung, die eine Lösung ermöglicht. Die Mediation ist ein Prozess, der nicht nur Erkenntnisse einfordert, sondern auch herbeiführen kann. Wie sonst soll es Parteien, die sich ganz und gar nicht einig sind, gelingen, SELBST eine einvernehmliche Lösung herbeizuführen? Die Antwort findet sich in der Mediationstheorie. Sie begreift die Mediation als einen erkenntnisbasierten Prozess der Verstehensvermittlung, der weit über das Verfahren nach dem Mediationsgesetz hinaus zur Anwendung kommt.

Einführung und Inhalt: Dieser Beitrag bildet einen Schwerpunkt im Thinktank. Die Erkenntnisse der Theorie fließen in alle Bereiche des Portals ein und somit auch in die Mediation. Sie werden kenntlich gemacht, soweit sie von der allgemeinen Lehre1 abweichen. Eine umfassende Herleitung der Mediationstheorie finden Sie in dem Buch Mediation visionär von Arthur Trossen, der die Theorie entwickelt hat. Dieser Beitrag ist lediglich eine Einführung.

Die kognitive Mediationstheorie2 ist ein Must-know für jeden Mediator.3 Sie kann den Prozess der Mediation als Ganzes und im Zusammenhang erklären und die proceduralen Schritte folgerichtig aus den Anforderungen herleiten. Ihr Praxisbezug bildet einen hermeneutischen Zirkel, der den mediativen Entscheidungsprozess nicht nur inspiriert, sondern auch zur Schärfung des Mediationsverständnisses beiträgt. Es handelt sich um die erste und bisher wohl einzige Theorie der Mediation weltweit.4 Sie grenzt sich von den Theoriefragmenten ab, die lediglich einzelne Aspekte der Mediation erklären, ohne ihre Zusammenhänge untereinander aufzudecken.5

Der wissenschaftliche Hintergrund

Die vielgestaltige Ausprägung der Mediation erlaubt nicht nur unterschiedliche Sichten. Sie ermöglicht auch Überschneidungen mit anderen Verfahren im Bereich der Konfliktbeilegung. Viele Unklarheiten resultieren aus einem inflationären Gebrauch des Wortes Mediation. Einmal meint es ein Verfahren, einmal eine Methode und manchmal auch nur eine sachbezogene Verhandlung.6 Die Mediation wurde auch schon als Lehre der vermittelnden Kommunikation bezeichnet7 oder einfach nur als facilitative Negotiation.8

Bereits die unterschiedlichen Zuschreibungen9 belegen die Notwendigkeit einer wissenschaftsbasierten Klärung. Sie kann dazu beitragen, die Mediation zu identifizieren. Sie ermöglicht auch eindeutige Abgrenzungen zu anderen Verfahren und eine präzise Qualitätsbestimmung.10 Eine Herleitung, die als Theorie der Mediation11 bezeichnet werden kann, ist weiterhin in der Lage, den Prozess, seine Bedeutung und die darin vorkommenden Elemente folgerichtig zu beschreiben und aufeinander zu beziehen, sodass die Funktionalität der Mediation aus sich selbst heraus erkennbar wird. Ihr Augenmerk wäre auf die Frage gerichtet, was wie dazu beiträgt, dass die Parteien trotz widriger Umstände und vor dem Hintergrund ihres Konfliktes in die Lage versetzt werden, selbst eine Lösung für ein scheinbar unlösbares Problem zu finden.

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Es ist ein Phänomen, dass die Parteien zu Beginn der Mediation nicht in der Lage sind, selbst eine Lösung zu finden. Sie werden dazu in der Lage sein, wenn die Mediation endet. Also müssen die Erkenntnisse und Fähigkeiten, die die Parteien während der Mediation gewinnenen, einen Schlüssel dafür liefern, ob und inwieweit sie das Ziel erreichen. Die Ergebnisse werden umso zuverlässiger ausfallen, je mehr es gelingt, den ermutigenden Erkenntnisprozess zu steuern. Mit der Steuerung des Erkennens kommt die Erkenntnistheorie ins Spiel. Die Theorie wird auch Epistemologie oder Gnoseologie genannt und ist ein Hauptgebiet der Philosophie. Sie umfasst die Fragen nach den Voraussetzungen für Erkenntnis, dem Zustandekommen von Wissen und anderen Formen von Überzeugungen.12 Jenseits der Philosophie befassen sich auch die Psychologie und andere Disziplinen mit der Frage, wie Erkenntnisse zustandekommen und wie Entscheidungsprozesse ablaufen. Auf der Suche nach einer wissenschaftlichen Herleitung gerät unweigerlich die Kognitionstheorie in den Vordergrund. Sie erfasst die elementaren Modelle des Denkens, die aus der Psychologie, der Neurowissenschaft, der Informatik und der Linguistik stammen.13

Auch wenn sich die Mediation als ein auf Erkenntnisgewinnen beruhender Entscheidungsprozess beschreiben lässt, würde die Anwendung der einschlägigen Theorien die Besonderheiten dieses Prozesses nur unvollständig herleiten können. Es bedarf einer Adaption, damit sich das Wissen über den kognitiv zu bewältigenden Prozess auf die spezifischen Anforderungen der zukunftsgestaltenden Mediation einlassen kann. Um den Unterschied zu den bestehenden Theorien auszudrücken, lässt sich das Derivat am besten mit einem eigenen Namen kennzeichnen. In der Kurzform eignet sich die Bezeichnung Mediationstheorie. In der Langform bietet sich die Bezeichnung kognitive Mediationstheorie an. Das Adjektiv deutet darauf hin, dass es, je nach dem Mediationsverständnis durchaus auch eine weniger dezidierte, allgemeine Theorie zur Mediation geben mag, falls die kognitive Mediationstheorie nicht bereits als eine solche anzusehen ist. Sie sind zu einem wissenschaftlichen Diskurs eingeladen, um dieser Frage auf den Grund zu gehen.14

Worum es genau geht, und wie sich der mediative Erkenntnisprozess aus den Theorien herleiten lässt, soll im Wege der Deduktion herausgearbeitet werden. Bei der deduktiven Methode werden die vorzugebenden Anforderungen als Prämissen mit den zwingenden Konsequenzen in einen logischen Zusammenhang gebracht. Der dadurch vorgegebene Blick vom Allgemeinen auf das Besondere führt zunächst in eine systemische Betrachtungsweise.

Der innere Zusammenhalt

Um die Funktionalität der Mediation zu beschreiben, müssen zunächst ihre wesensbestimmenden Elemente identifiziert werden. Die viel erwähnten mediativen Techniken beispielsweise wären ein solches Element. Allerdings genügt ihre isolierte Verwendung in einer Verhandlung keinesfalls, um eine Mediation zu verwirklichen. Es wäre sogar ungenügend, die Techniken zusammen mit anderen Bausteinen der Mediation selektiv und willkürlich einzusetzen. Bitte beachten Sie:

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Puzzle Zusammen

Schon um die Bausteine zu identifizieren, muss der Mediator wissen, was wie zusammengehört, um die mediative Wirkung zu entfalten. Es genügt nicht, nur einzelne Elemente oder Techniken zu kennen. Das folgende Beispiel mag veranschaulichen, was damit gemeint ist:

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Die genannten Rohmaterialien sind die chemischen Bausteine eines Menschen. Je nach Zusammensetzung könnten sie alles Mögliche ergeben. Ihre Benennung allein genügt nicht, um zu beschreiben, was den Menschen ausmacht. Erst ihre Zusammensetzung und noch nicht einmal nur die, sondern ihr Zusammenspiel und das sich daraus ergebende Potenzial ergeben den Menschen. Die Bedeutung des Zusammenwirkens der Elemente wurde erst mit dem Aufkommen der Kybernetik wissenschaftlich untersucht. Die Kybernetik, die in der Sozialwissenschaft als Systemtheorie adaptiert wurde, setzt sich mit der Frage auseinander, wie das Zusammenspiel der funktionalen Einheiten erkannt und gesteuert werden kann. Die Untersuchung der Steuerungsmechanismen beachtet die Interaktionen zwischen der Umwelt, den Systemen und seinen Elementen. Sie geht weit über die Auflistung und Analyse der Bestandteile eines Systems hinaus und erfasst die gesamte Komplexität der möglichen Beeinflussungen.

Ähnlich sind die Anforderungen, wenn es darum geht, die Mediation in ihrer Funktionalität zu beschreiben. Was hilft es, wenn der Mediator weiß, dass es Techniken, Phasen und Prinzipien gibt, solange er nicht weiß, wie das Eine das Andere beeinflusst? Goethe hatte das Bedürfnis nach der grundlegenden Erkenntnis in einem Zitat von Faust zum Ausdruck gebracht. Faust wollte erkennen ....

... was die Welt im Innersten zusammenhält.


Analog dazu muss der Mediator wissen, was die Mediation in ihrem Innersten zusammenhält. Er muss wissen, was wie zusammenkommen muss, damit die Mediation ihre multikausale Wirkung entfalten kann. Anders als Faust muss er sich aber nicht der Magie verschreiben, außer vielleicht der Magie der Mediation.15 Er muss jedoch die innere Logik16 begreifen, aus der sich ein folgerichtiges Zusammenspiel der Elemente ergibt, die in der Mediation als funktionale Einheiten dazu beitragen, dass aus einer Verhandlung eine Mediation werden kann.

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Prämisse: Die Parteien sollen SELBST die Lösung herbeiführen.
Konsequenz: DIE PARTEIEN müssen denken, um auf die Lösung zu kommen. Mithin ist die Mediation ein komplexer Vorgang, der sich mit den Kognitionen der Parteien auseinandersetzt und als ein Erkenntnisprozess angelegt sein muss.

Die Erkenntnislast liegt bei den Parteien

Wer die Mediation durchschaut, der weiß, dass nicht der Mediator die Lösung herbeiführt, sondern die Mediation. Mit diesem Perspektivwechsel verwirklicht sich eine konfuzianische Weisheit: Der Weg ist das Ziel. Es genügt, ihn zu gehen. Deshalb sind es, genau genommen, die Parteien, die die Lösung herbeiführen. Denn sie beschreiten den Weg der Mediation und schöpfen ihre Möglichkeiten aus. Der Mediator hilft ihnen, indem er sie begleitet. Er kennt den Weg. Dass die Parteien die Lösung SELBST herbeiführen sollen, ist eine der wichtigsten Anforderungen, die den Prozess der Mediation so einzigartig und die Dienstleistung so speziell macht. Sie leitet sich aus dem Tatbestandsmerkmal der eigenverantwortlichen Konfliktbeilegung in §1 Mediationsgesetz her. Indem herausgestellt wird, dass die Parteien die Lösung selbst herbeiführen sollen, wird deutlich, dass SIE die Akteure sind, die denken müssen und nicht der Mediator. Die Parteien MÜSSEN denken, weil sie auf Einsichten und Erkenntnisse angewiesen sind, die ihre Gedanken zur Lösung führen. Die Erkenntnislast liegt bei den Parteien, nicht beim Mediator. Der Mediator muss lediglich wissen, wie die Parteien zu denken haben, damit sie diese Last tragen können.

Prämisse: Es geht darum, eine Lösung zu FINDEN
Konsequenz: Die Mediation beschreibt den Weg, wie nach der Lösung zu SUCHEN ist. Stragegisch betrachtet ist sie ein Suchspiel.

Die Lösung muss erst noch gefunden werden

Eine weitere wesensbestimmende Vorgabe ist das Finden einer Lösung. Bitte beachten Sie, dass §1 Mediationsgesetz nur das Anstreben einer Lösung erwartet, was alles und nichts bedeuten mag. Erst in Verbindung mit dem Prinzip der Lösungsoffenheit wird deutlich, dass es sich bei dem Tatbestandsmerkmal des Anstrebens um eine Suche handeln muss. Die Notwendigkeit der Lösungssuche ist die einzig logische Konsequenz der Lösungs- und Ergebnisoffenheit. Die Offenheit kennt keine feststehenden, vorgegebenen oder durchzusetzenden Lösungen. Wenn es um eine Suche geht, dann kann die Mediation als die Beschreibung des Weges angesehen werden, über und mit dem die Suche abzuwickeln ist. Mit der Anforderung, dass es darum geht, eine Lösung zu finden, wird die Mediation zu einem erkenntnisbasierten Suchprozess, was sich auf die Prozessgestaltung auswirkt. Es ist kein leichter Weg, weil nicht einmal klar ist, wonach zu suchen ist. Die Klarheit muss sich während der Suche erst noch herstellen. Zunächst ist nur bekannt, dass etwas gefunden werden soll. Wie das Fundstück aussieht, kann zu dem Zeitpunkt niemand sagen. Es bedarf einer ausgeklügelten Strategie, damit die Parteien finden, wanach zu suchen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Suche auf widerstreitende Realitätskonstrukte und ganz unterschiedliche Zielvorstellungen aufsetzt. Dann kommt noch der Konflikt ins Spiel. Er sorgt für zusätzliche Verwirrung und kocht die Emotionen hoch, was dem Denken oft im Wege steht.

Prämisse: Das Finden der Lösung setzt ein umfängliches VERSTEHEN voraus.
Konsequenz: Wenn das umfassende VERSTEHEN die Grundlage der Erkenntnis ist, dann bedarf es einer Vorgehensweise, die Verstehen ermöglicht und vermittelt.

Das Verstehen ist die Grundlage des Findens

Die Mediation nähert sich ihrem Ziel in kleinen Schritten. Es ist wichtig, dass die Schritte aufeinander bezogen sind. Damit sich die streitenden Parteien auf eine gemeinsame Suche begeben können, sind interaktive Abstimmungen erforderlich. Die Mediation reagiert mit einem hohen Bedarf an Vereinbarungen darauf. Konzertierte Aktionen sollen verhindern, dass die Suche vereitelt wird. Gelegenheiten dazu gibt es genug. Im Verlauf der Konfliktbeilegung sind viele Entscheidungen zu treffen.17 Man mag unterstellen, dass die Wahrscheinlichkeit, das Richtige zu tun, steigt, je besser die Parteien informiert sind und je mehr sie von sich, voneinander und von dem Konflikt verstehen. Der axiomatische Grundsatz lautet: Wer alles versteht, trfft die richtigen Entscheidungen. Somit ist das Verstehen die Basis, von der aus eine gemeinsame Lösung zu finden ist. Die Mediation muss überlegen, wie sie die mentalen, kognitiven und praktischen Fähigkeiten der Parteien nutzt, um das erforderliche Verstehen zu generieren. Der Mediator muss wiessen, wie er das Verstandene zwischen den Parteien vermittelt, damit alle dasselbe verstehen. In dieser Form der Auseinandersetzung wird die Mediation zu einer Verstehensvermittlung. Mit ihr schafft sie die Bedingungen, dass die Parteien gemeinsam eine Lösung finden. Die Kognition bietet den Verstehenszugang.

Prämisse: Verstehen erfordert REFLEXION.
Konsequenz: Die Mediation muss eine Metaebene herstellen, die den Parteien eine neutrale, wertfreie und umfassende Perspektive zur Verfügung stellt, auf der die Reflexion möglich ist.

Die Metaebene ist unerlässlich

Jedes kritische Hinterfragen der zum Verstehen beitragenden Informationen erfordert eine Reflexion. Die Reflexion gelingt auf der Metaebene. Nur dort lassen sich Gedanken verifizieren, reflektieren, korrigieren und zusammenführen. Die Mediation etabliert die Metaebene als einen festen Bestandteil des Verfahrens. Weil die Mediation selbst nicht handeln kann, fungiert der Mediator in dem Konstrukt als der Architekt. Er kennt den Bauplan. Er überlässt die Bauausführung aber den Bauunternehmern. Er überwacht lediglich, dass alle Baumaterialien am dafür vorgesehenen Platz verbaut werden, sodass sich der Bauplan verwirklichen kann. Auf die Mediation bezogen bedeutet die Analogie, dass der Mediator den gedanklichen Weg kennt. Er weiß, was erforderlich ist und was die Parteien verstehen müssen, um selbst eine Lösung zu finden. Er hilft den Parteien, diesen Weg zu gehen. Er weiß aber auch, dass die Parteien den Weg selbst gehen müssen. Er nimmt ihnen die Verantwortung nicht ab. Trotzdem muss er dafür einstehen, dass der Verstehensprozess die Chance hat, zu gelingen.

Prämisse: Verstehen darf KEIN Zufall sein.
Konsequenz: Damit die Verstehensvermittlung nicht auf einem Zufall beruht, bedarf es einer Verfahrensweise mit festen Grundsätzen.

Das Streit- und das Mediationssystem

Der Verstehensprozess ist so komplex wie die Menschen, die ihn auszuführen haben. Die Mediation kann sich darauf einstellen. Schon von außen betrachtet fällt ihr eigenwilliges Konstrukt ins Auge. Die Systemik identifiziert mehrere, voneinander zu unterscheidende aber miteinander interagierende Systeme. Im Vordergrund stehen das Streitsystem und das Mediationssystem.18

Systemik 4

Mit der systemen Sicht lassen sich unterschiedliche Arbeitsebenen identifizieren. Die Unterscheidung der Arbeitsebenen ist für das Verständnis der Mediation und ihrer Wirkungsweise außerordentlich wichtig. Das Streitsystem entspricht der operativen Ebene. Das ist die Ebene, wo der Streit ausgetragen wird und wo letztlich die Streitentscheidungen getroffen werden. Auch wenn das Streitsystem dem Mediationssytem gegenübersteht, existiert es unabhängig davon. Seine Unabhängigkeit wird über den Grundsatz der Freiwilligkeit garantiert. Im Gegensatz zu den Parteien agiert der Mediator ausschließlich im Mediationssystem. Er ist ein Teil davon. Anders als der Richter oder der Schlichter ist er nicht an dem Streitsystem beteiligt. Mit dieser Freistellung verwirklicht sich das einzigartige Kommunikationsmodell der Mediation. Die Abgrenzung der Systeme ist auch die Bedingung für eine systemische Anforderung. Die Systemtheorie stellt heraus, dass Systeme die Fähigkeit besitzen, einander zu beobachten. Genau das ist die zentrale Aufgabe, die dem Mediationssystem zukommt. Das Mediationssystem soll das Streitsystem beobachten und reflektieren. Um sich der Dynamik des Streits anzupassen, bildet es die Verfahrensebene heraus. Sie ist eine reine Reflexionsebene. Ihr kommt es darauf an, das Verhalten der Parteien entlang des Streites zu verstehen und einer gemeinsamen Reflexion zugänglich zu machen.

Prämisse: Die Reflexion muss eine Wirkung haben.
Konsequenz: Die Reflexionen müssen zu Erkenntnissen führen, die sich auf das Streitverhalten auswirken.

Der Streit bedarf einer kritischen Betrachtung

Auch wenn die reflexive Verfahrensebene strikt von der operativen Streitebene zu unterscheiden ist, stehen die Systeme in einer spannungsgeladenen Wechselbeziehung. Die Ebenen beeinflussen sich gegenseitig.

Metaebene

Die Fähigkeit, das Streitsystem zu beobachten, eröffnet die für die Metaebene typische, wertfreie und lösungsoffene Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Sichten und dem Verhalten der Protagonisten. Das eigentümliche Kommunikationsmodell abstrahiert die Rolle des Mediators, indem er weder Entscheidungen trifft, noch Lösungsvorschläge unterbreitet. Er bewegt sich ausschließlich auf der Metaebene. Seine Aufgabe besteht darin, den Prozess und den damit verbundenen Informationsfluss zu überwachen.19 Er wird auf alles reagieren, was auf der operativen Ebene geschieht. Die gewollte Distanz zur operativen Ebene wird von dem Grundsatz der Indetermination getragen. Er geht über den Grundsatz der fehlenden Entscheidungsbefugnis hinaus, indem er jede Form der Beeinflussung ausschließt. Die Parteien sollen keine Gelegenheit haben, die Lösungssuche zu delegieren, den Mediator zu manipulieren oder gar zu instrumentalisieren, um die eine oder andere Lösung herbeizuführen. Weil ihnen niemand die Entscheidungsverantwortung abnimmt, haben sie keine andere Wahl, als die Lösung selbst zu erarbeiten. Die Reflexion ist das einzige und letzte Mittel, das ihnen zur Verfügung steht.

Die Systemik der Mediation Das Kommunikationsmodell der Mediation

Der Kognitionsprozess

Die zur Lösung führenden Gedanken lassen sich nicht einfach zurufen. Wo das möglich ist, genügt eine Moderation.20 In allen anderen Fällen müssen sich die Gedanken in den Köpfen der Parteien erst langsam entlang des Weges entwickeln. Damit wird ein kognitiver Vorgang angesprochen. Er lässt sich auf die Einsichtsfähigkeit der Parteien ein. Dem kognitiven Ansatz steht das emotionale Handeln der Parteien nicht im Wege. Emotionen sind durchaus ein Teil der Kognition.21 Die Areale des Gehirns, die das eine und das andere bewirken, sind eng miteinander vernetzt. Sie lassen sich kaum so scharf trennen, wie es die Logik gerne sähe. Ganz abgesehen davon, fallen Emotionen spätestens dann der Kognition zu, wenn darüber gesprochen wird, wenn sie bewusst erlebt werden und wenn versucht wird, ihre Botschaft zu verstehen.

Prämisse: Der Prozess muss sich auf die KOMPLEXITÄT der Verstehensvermittlung einlassen.
Konsequenz: Die Mediation ist ein mehrdimensionaler Prozess, der sich auf die Verstehensanforderungen einlassen kann.

Die Mediation ist nur ein Gedankengang

Das Gelingen des erkenntnisbasierten Suchprozesses hängt von vielen, ineinander verschachtelten Faktoren, Einflüssen, Subprozessen und Rahmenbedingungen ab. Nur wenn es der Mediation gelingt, den außerordentlich komplexen Prozess der Verstehensvermittlung vollständig zu verinnerlichen, kann sie erfolgreich sein. Die Mediation würde der Komplexität nicht gerecht werden, wenn sie sich lediglich auf das strukturierte Verfahren beschränkt, das mit der Legaldefinition herausgestellt wird. Tatsächlich setzt sich die Verstehensvermittlung aus mehreren, ineinander verschachtelten Strukturen zusammen.22 Sie ist weit mehr als nur eine nach Phasen geordnete Abfolge von Verfahrenshandlungen. Treffender wäre es, die Mediation als einen Prozess zu beschreiben, der miteinander verbundene, aufeinander aufbauende und vernetzte Schritte zu einem inspirierenden Gedankengang zusammensetzt. Der mehrschichtige Prozess umfasst unter anderem die Aufnahme, Verarbeitung und Weitergabe von Informationen. Er muss sich damit auseinandersetzen, wie der Gedankengang zu gestalten ist und welche Zusammenhänge herzustellen sind, damit sich die Gewinnung von Erkenntnissen in den Köpfen der Parteien einstellt, ohne dass ihnen die Lösung vorgegeben wird. Die Mediation ist der Bauplan für den gedanklichen Prozess. Die Gedanken sind das Baumaterial.

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Prämisse: Der gedankliche Weg setzt sich aus mehreren ETAPPEN zusammen.
Konsequenz: Die Mediation setzt sich aus verschiedenen gedanklichen Prozessen zusammen, die in den Phasen abgebildet werden.

Auf dem Weg sind mehrere Etappen zurückzulegen

Die Einteilung des Weges in Etappen erlaubt es der Mediation, ganz unterschiedliche Denkweisen miteinander zu kombinieren. Sie kann sogar ein inkompatibles Denken, wie beispielsweise das psychologische und das juristische, das logische und das dialektische oder das lineare und das assoziative Denken in sich aufnehmen. Die Zusammenführung der Denkweisen wird möglich, indem das Denken den dazu passenden prozessualen Sequenzen zugeordnet wird. Die großen Sequenzen werden als Etappen des gedanklichen Wegs angesehen und als Phasen bezeichnet. Der eigentliche, lösungsführende Erkenntnisprozess konzentriert sich auf die Phasen zwei bis vier. Die Phasen eins und fünf bilden lediglich den Rahmen und schließen den Gedankenkreis.

Phasenlogik

Prämisse: Jede Etappe erfordert ein eigenes Know-how.
Konsequenz: Die Mediation setzt sich aus mehreren Methoden zusammen, die dem Phasenauftrag nachgebildet sind.


Jede Etappe verfolgt eine eigenständige Herangehensweise mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Mit jeder Phase werden der Mediator, ebenso wie die Parteien, vor eine neue Aufgabe gestellt. Es ist wichtig, die Aufgaben zu kennen und auseinanderzuhalten. Sie ergeben den Rhythmus und erzeugen die Spannung, mit der die Mediation vorangetrieben wird.23 Jede Aufgabe korrespondiert mit einer Methode, weshalb die Mediation keine einzelne M;ethode, sondern ein Methjopdenkonglomerat ist. Die Methoden belegen das Know-how, mit dem der jeweilige Auftrag zu erfüllen ist. Das Zusammenspiel von Phasen und Methoden wird mit dem Methoden-Phasen-Abgleich erläutert .

Phase Phasenziel Methode
0 Anbahnung  Die Methode der Anbahnung oder Akquise beschreibt die Herangehensweisen für ein Zustandekommen der Mediation.
0 Vorbereitung  Die Methode der Vorbereitung beschreibt die Maßnahmen der Mediationsplanung und Vorkehrungen vor dem Beginn der Mediation.
1 Initialisierung  Die Methode der Initialisierung erfasst das Verfahrensritual, die Organisation des Verfahrens, die Errichtung einer Meta-Ebene, Festlegung von Taktiken und der Strategie
2 Bestandsaufnahme Die Methode der Bestandsaufnahme dient der Streitermittlung, der Festlegung des Mediationsgegenstandes, der Konfliktanalyse, Festlegung der Parteien usw.
3a Verstehen Die Methode des Verstehens umfasst alle Vorgänge zur Aufnahme und Verarbeitung von Informationen im Sinne eines ganzheitlichen Verstehens.
3b Vermitteln Die Methode des Vermittelns umfasst alle Vorgänge zur unbewerteten Übersetzung und zur Weitergabe von Informationen.
4a Lösungssuche Die Methode der Lösungssuche umfasst alle Vorgänge zur Erarbeitung der am Nutzen orientierten Lösungsoptionen.
4b Bewerten Die Methode des Verhandelns umfasst alle Vorgänge zur Klärung offener Fragen, zur Lösungsbewertung und Annäherung.
4c Verhandeln Die Methode des Bewertens führt in den Lösungskanal hinein.
5 Manifestieren Die Methode des Manifestierens umfasst alle Vorgänge zur Festigung und Kontrolle der herausgearbeiteten Lösungen.
6 Nacharbeit Die Nacharbeit beschreibt die Herangehensweise, wenn Änderungen im Nachgang der Mediation auftreten.
Alle Steuerung  Die Methode der Steuerung umfasst alle Vorgänge, die zur Navigation durch den Erkenntnisprozess der Mediation (Erkenntnissteuerung) erforderlich sind.
Alle Qualitätskontrolle Die Methode der Qualitätskontrolle umfasst alle Vorgänge zur Verifikation der korrekten Durchführung der Mediation und des Ergebnisses.
Prämisse: Die Mediation braucht eine innere Konsistenz.
Konsequenz: Es gibt mehrere Strukturen, Orientierungspunkte und selbstregulierende Faktoren.

Werkzeuge helfen den Weg zu beschreiten

Die Mediation adaptiert Werkzeuge aus allen Disziplinen. Wo die Standardwerkzeuge nicht zur Verstehensvermittlung ausreichen, sind Interventionen heranzuziehen. Interventionen sind Eingriffe, die den Parteien eine besondere Aufmerksamkeit widmen, um ihre Gedanken in den mediativen Prozess einzubinden. Sie ergänzen die Methodik, um schwierige Situationen zu meistern.

Damit die Werkzeuge gleichförmig angewendet werden, müssen sie sich in eine von den Phasen zu unterscheidende Hierarchie einordnen. Die vertikale Struktur gewährleistet die Konsistenz der Mediation. Sie richtet die Techniken an den Methoden und die Methoden am Verfahren aus, sodass jede Maßnahme am Ende in die gleiche Richtung weist. Mit einer Landkarte verglichen wäre das Verfahren die befestigte Straße. Sie ergibt die Zielausrichtung und die Bedingungen der Wegenutzung. Die Methoden stellen das Know-how dar, wie die Straße zu nutzen ist. Die Techniken sind schließlich die Hilfsmittel, mit denen der Weg in seiner jeweiligen Etappe zurückzulegen ist. Auf die Straße bezogen wäre das Hilfsmittel beispielsweise das KFZ. In der Mediation ist das Loopen eine zu verwendende Technik.

Container

Weil es sich um Werkzeuge eines Erkenntnisprozesses handelt, trägt die Konsistenz dazu bei, die Mediation methodisch auch in anderen Verfahren, insbesondere auch in einer virtuellen Mediation vorzuhalten, die u.a. für das eigene Qualitätsmanagement ausschlaggebend ist.

Prämisse: Der prozessuale Weg ist nicht beliebig.
Konsequenz: Der Weg ist mit Grundsätzen gekennzeichnet, die eine Orientierung geben und zur Selbstregulierung beitragen.

Selbstregulierende Wegmarken verhindern ein Abdriften

Neben der Methodik sollen Benchmarks und Grundsätze eine Orientierung geben, damit die Werkzeuge nicht unbedacht eingesetzt werden.24 Die Mediationstheorie legt Wert darauf, die Grundsätze genau zu verstehen, um sie zweckgerecht zu verwenden. Das gelingt, wenn die Prinzipien von den Eigenschaften unterschieden werden. Gemessen an den charakteristischen Eigenschaften fungieren die Prinzipien lediglich als Bedingungen, mit denen die Verwirklichung der Eigenschaften sichergestellt wird. Mit der Bezugnahme auf korrepondierende Eigenschaften werden konkrete Einschätzungen möglich, ob ein Grundsatz disponibel ist und welche Bedeutung ihm zukommt. Die Grundsätze können mit Wegmarken entlang einer Straße verglichen werden. Werden sie verletzt, kann davon ausgegangen werden, dass die Parteien vom Weg abkommen.

Die Grundsätze stellen nicht nur die Flexibilität und die Anpassungsfähigkeit der Mediation sicher. Sie tragen auch dazu bei, dass die Mediation ein Eigenleben entwickeln kann. Um sich in einem streitigen Umfeld zu entfalten, muss sie sich strategisch ausgrenzen können.25 Sie bildet eine strategische Exklave, die ein Umdenken erlaubt und Benachteiligungen verhindert.26 Sie stellt sie alles zur Verfügung, was nötig ist, damit sich das Verfahren selbst verwirklichen kann. Im Idealfall entwickelt sich die Mediation zu einem Selbstläufer. Damit sich diese Eigendynamik entwickeln kann, sollen folgende Grundsätze zur Sicherung und Selbstregulierung der Mediation beitragen:

Prinzip Regulierungseffekt
Prinzipien Auflistung der Grundsätze und deren Herleitung.
Freiwilligkeit Das Prinzip der Freiwilligkeit sichert die gleiche Augenhöhe. Es soll sicherstellen, dass Parteien Nein sagen, wenn sie Nein meinen. Es führt dazu, dass der jeweilige Gegner in einer Art und Weise verhandelt, dass die Partei die Mediation nicht verlassen muss.
Vertraulichkeit Das Prinzip der Vertraulichkeit sichert die Offenheit. Es führt dazu, dass die Parteien ihre Gedanken gefahrlos einmal fliegen lassen und laut denken können, ohne dass die dabei aufkommenden Gedanken oder die angesprochenen Informationen für einen Streit missbraucht werden können. Die Vertraulichkeit soll schließlich verhindern, dass die Partei für ihre Offenheit bestraft wird.
Indetermination Das Prinzip der Indetermination sichert die Metaebene. Es verwirklicht ein spezifisches Kommunikationsmodell, das den Mediator auf die Abstraktionsebene hievt und ihn von der operativen Ebene ausschließt.
Nutzenorientierung Das Prinzip der Nutzenorientierung sichert die Zufriedenheit. Es lenkt den Fokus in eine problembefreite Richtung. Gleichzeitig löst es die Gedanken von den Positionen oder den Lösungen. Weiterhin stellt es die Kriterien des Erfolgs der am Nutzen zu messenden Lösung zusammen.

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Prämisse: Die Parteien müssen BEFÄHIGT werden, SELBST die Lösung zu finden.
Konsequenz: Die Mediation gestaltet den Gedankengang zur Lösung, indem sie Hindernisse aus dem Weg räumt, die dem Denken im Wege stehen.

Hindernisse müssen überwunden werden

Wenn der Mediator den Parteien bei der Lösungssuche helfen soll, muss er wissen, was die Parteien daran hindert, die Lösung zu finden. Es gibt viele Hürden. Sie werden im Beitrag über die Lösungshindernisse zusammengestellt. Um den zur Lösung führenden Gedankengang erfolgreich zu gestalten, kommt es darauf an, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Wenn alle der Lösung im Wege stehenden Hindernisse überwunden sind, kann unterstellt werden, dass die Parteien wieder uneingeschränkt über ihre Fähigkeit zur eigenständigen Problemlösung verfügen.

Es kommt der Mediation entgegen, dass die Lösungshindernisse konkret zu benennen sind. Sie ergeben sich beispielsweise aus einer außerordentlich verwirrenden und irreführenden Komplexität oder aus der Art und Weise des Denkens und der gedanklichen Ausrichtung. Sie ergeben sich weiterhin aus dem jeweiligen Fokus und dem Kontext unseres Denkens, aus den Einflüssen des Konfliktes, aus verhinderten Reflexionen, aus einer lösungsfixierten Strategie, aus den Interaktionen, die mit Wahrnehmungs- und Kommunikationsfehlern einhergehen und Missverständnissen Tür und Tor öffnen, sowie aus sonstigen Einflüssen, die den Erkenntnisprozess der Parteien wie auch immer beeinflussen. Die Beseitigung der Hindernisse erfordert konzertierte Maßnahmen, die sich in der konzeptuellen Gestaltung der Mediation und der noch darzulegenden Gedankenführung wiederfinden. Sie wirkt sich im Zusammenspiel der Elemente aus. Die Mediation entfaltet ihre Wirkung, wenn es gelingt, ihr Zusammenspiel zu nutzen.

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Prämisse: Denkhindernisse sind zu ÜBERWINDEN.
Konsequenz: Der Mediator muss den Gedankengang der Mediation kennen und er muss wissen, wie er dazu beiträgt dass die Hindernisse aus dem Weg räumt.


Bei der Überwindung der Herausforderungen stehen die systemischen und die kognitiven Hindernisse im Vordergrund. Erst wenn sie beigelegt sind, macht es Sinn, sich den eventuell verbliebenen sachlichen Herausforderungen zuzuwenden. Die Mediation greift die gedankliche Logik auf, indem sie sich den Sach- und Beweisfragen erst gegen Ende der vierten Phase nähert. Sie weiß, dass es wenig Sinn macht, sich Problemen zuzuwenden, solange kognitive Hindernisse die Parteien davon abhalten, sie zu begreifen. Entscheidend ist, dass die Parteien aus ihrer Kontroverse heraus und gegebenenfalls entgegen ihrer Wahrnehmung und Emotionen Gedanken entwickeln können, die es ihnen erlauben, sich im Flow der Mediation zu bewegen. Entsprechend der zuvor definierten Aufgabe des Mediators muss er nicht die Lösung finden. Er muss aber wissen, wie es den Parteien gelingt, die Lösung selbst zu finden. Deshalb muss er wissen, wie Gedanken entstehen, wie sie korrigiert werden und wie sie initialisiert werden können, damit sich die passende Lösung findet. Er muss inbesondere wissen, wie die Mediation die Gedanken an den Hindernissen vorbeiführt, damit er die Kraft der Mediation ausschöpfen kann.

Die Überwindung von Lösungshindernissen

Prämisse: Die Mediation setzt sich aus verschiedenen Prozessen zusammen.
Konsequenz: Die Subprozesse müssen erkannt und zusammengeführt werden.

Die Gedankenführung

Die Überwindung der Hindernisse gelingt selten mit einem punktuellen Eingriff. Es muss einiges Zusammenkommen, damit sich der mediative Gedankengang herausbildet und sich die Gedanken nicht im Chaos der Komplexität verlieren. Darüber hinaus gelöingt es der Mediation ihren Weg nur deshalb zu verfolgen, weil sie eine stringente Logik vorhält. Die verborgene Logik beschreibt ein folgerichtiges Verhalten, das sich nicht nur auf den Phasenablauf erstreckt, sondern auch auf diverse, weniger bekannte Unterprozesse. In allen Fällen kommt es darauf an, die zu gewinnenden Erkenntnisse zu identifizieren und in einer aufeinander aufbauenden Abfolge zusammenzuführen. Für ein optimales Zusammenspiel müssen folgende Logiken aufeinander abgestimmt werden:

Logiken Subprozess
Mediationslogik Steuert alle Subprozesse
Themenlogik Steuert den Prozess der Themenbildung, die Wegführung der Gedanken von den Position hin zu einem parallelen Denken, die behutsame benennung der Konflikte, die mit Themen gleichgesetzt werden,
Phasenlogik Steuert durch Welten
Konfliktlogik Ordnet Dimensionen zu Mit der Dynamik des Konfliktes arbeiten
Informationslogik Stellt die Beziehung zur Informationsverarbeitung her und steuert den Informationsverarbeitungsprozess.
Erkenntnislogik Ordnet Erkenntnisse nach Bedarf und Ergebnissen ein

Prämisse: Die Mediation muss ein UMDENKEN ermöglichen.
Konsequenz: Befreiung der Gedanken, um Lösungen zu erkennen, die außerhalb der Vorstellungswelt liegen.

Nur ein Umdenken führt an den Hindernissen vorbei

Es macht wenig Sinn, Leistungen anzubieten, die andere Verfahren bereits vorhalten. Die kognitive Mediationstheorie geht davon aus, dass ein Prozess, der den Namen Mediation verdient, mehr liefern muss. Der Unterschied zu anderen Verfahren beginnt mit der Andersartigkeit. Die Mediation muss anders sein, wenn sie nicht den bereits eingetretenen Pfaden der Konfliktbeilegung hinterherlaufen will. Nur ein neuer Weg kann den Parteien einen echten Ausweg aus dem Konflikt anbieten. Der neue Weg führt in ein Umdenken. Ein Umdenken muss zwingend stattfinden, wenn die Mediation das von Paul Watzlawick herausgestellte mehr vom Selben - Phänomen verhindern will oder wenn sie erreichen will, dass sich die Lösung von dem Problem befreit und das Problem kein Teil der Lösung wird. Sie muss umdenken, wenn sie die Weisheit Albert Einsteins berücksichtigt. Einstein sagte:

Das Denken, das in ein Problem hineinführt, kann nicht aus dem Problem herausführen.


Die Mediation formt die Weisheiten in einen Gedankengang. Er setzt sich nicht nur mit der Komplexität der Menschen und der Geschehnisse auseinander, sondern hält auch eine Logik vor, mit der die Gedanken tatsächlich und denknotwendigerweise aus dem Problem heraus in eine tragfähige Lösung hineingeführt werden.

Prämisse: Die Gedanken müssen das Problem überwinden.
Konsequenz: Wenn der Konflikt zu lösen ist, muss die Mediation ein Denken ermöglichen, das die Gedanken aus dem Problem heraus führt.

Die Entscheidung muss permutiert werden

Es klingt paradox, wenn Gedanken, die eine Lösung herbeiführen sollen, aufgefordert werden, nicht an die Lösung zu denken. Nur so lässt es sich jedoch verhindern, dass die Gedanken nicht in das Problem hineinführen, das eine Lösung erfordert und dass das Problem zum Teil der Lösung wird. Die Paradoxie verwirklicht sich, indem die Mediation den gedanklichen Fokus verschiebt. Der Fokus wird nicht in das Problem oder in die Lösung gelenkt. Er wird stattdessen auf den hinter der Lösung liegenden Nutzen ausgerichtet. Wegen dieser Ausrichtung ist die Mediation nach der kognitiven Mediationsteheorie anders als die Mediation nach dem Harvard-Konzept nicht lösungs-, sondern nutzenorientiert. Die Fokusverschiebung bewirkt weiterhin, dass der durch die Mediation gekennzeichnete Entscheidungsprozess rückwärts abgewickelt wird.27

rückwärts

Der auf den Nutzen ausgerichtete Fokus erlaubt es den Parteien, eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind. Die Zufriedenheit wird als Vorgabe in die Zielvereinbarung mit aufgenommen. Der darauf abzielende, mediative Entscheidungsprozess beschreibt präzise, welche Gedanken dazu erforderlich sind und wie sie ausgerichtet werden, damit sich die Parteien darauf einlassen können.

Der mediative Entscheidungsprozess

Prämisse: Die Parteien sollen den Weg GEMEINSAM gehen.
Konsequenz: Das Denken muss so ausgerichtet werden, dass der Gedankengang gemeinsam zurückzulegen ist.

Das Denken muss parallelisiert werden

Wenn sich die Gedanken nicht im Streit verlieren sollen, müssen sie aus der Konfrontation herausgeführt werden. Damit eine Kooperation innerhalb einer Konfrontation überhaupt möglich ist, wird die Mediation als ein eigenständiges Verfahren angelegt. Abhängig davon, wie stark die Konfrontation ausgeprägt ist, bedarf es einer formalstrategischen Ausgrenzung. In dem kooperativen Prozess wird das Ziel weit hinter das Problem gelegt. Es besteht darin, eine Lösung zu finden, die für alle nützlich ist. Der Nutzen liegt weit hinter der Lösung. Er gibt eine Marke vor, auf die sich beide Parteien einlassen und die beide Parteien anstreben können. Mit dieser Zielsetzung wird die Mediation zu einem Suchspiel ausgeprägt, das die Kooperation automatisch nahelegt. .

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Solange die Parteien auf ihre Positionen fokussiert sind, wird es ihnen nicht gelingen, den von der Mediation beschriebenen Gedankengang gemeinsam zurückzulegen. Ihre Gedanken sind noch immer konträr ausgerichtet. Sie folgen der Widersprüchlichkeit ihrer Positionen. Sie müssen deshalb im Verlauf des Verfahrens in ein paralleles Denken überführt werden. Aus diesem Grund wird nicht nur der Fokus auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet. Die Positionen werden in einem neutralen Thema aufgelöst, das die gemeinsam zu klärende Frage offenbart. Die Ausrichtung des Denkens wird vom Streitigen ins Unstreitige, mithin in Sphären geführt, auf die sich die Parteien einlassen können.

Zielsetzung Strategie

Prämisse: Die Etappen führen durch mehrere Gedankenwelten.
Konsequenz: Mit jeder Phase ändern sich die kognitiven Anforderungen.

Die Gedanken werden auf eine Reise geschickt

Die kognitive Mediationsteheorie macht aus der Mediation einen rein gedanklichen Prozess, der letztlich darauf abzielt, die Gedanken zu befreien. Nur so können sie eine Perspektive einnehmen, die alles überblickt. Um die Gedanken zu befreien, müssen ihre Grenzen überwunden werden. Die Organisation des mediativen Gedankengangs trägt dazu bei. Mit der Etappenbildung wird die Mediation in mehrere selbständige Abschnitte eingeteilt. Die Einteilung ermöglicht abweichende Denkweisen. Insbesondere trägt sie dazu bei, die Linearität zu durchbrechen. Die Mediation führt die Gedanken in unterschiedliche Gedankenwelten hinein, aus denen ein in sich geschlossener Gedankenkreis gebildet wird. Eine entscheidende Rolle kommt dabei der 2., 3. und 4. Phase zu. Die Gedanken werden in der zweiten Phase zunächst in das Problem gelenkt, das die kaputte Welt beschreibt. Sie werden dort nicht festgehalten. Insbesondere werden sie nicht in die Begründungssemantik geführt. In der 3. Phase werden die Gedanken in die heile Welt gelenkt, also in eine Welt, die das Problem überwunden hat oder gar nicht kennt. Hier werden die Nutzenkriterien herausgearbeitet. Wenn der erwartete Nutzen geklärt ist, werden die Gedanken in die reale Welt zurückgeführt, wo die Parteien Lösungen entwickeln sollen, die den zuvor erarbeiteten Nutzenkriterien entsprechen.

Phasen

Die Vorgehensweise erinnert an die lösungsorientierte Kurztherapie. Es ist eine Therapie die ohne Diagnose auskommt und mit Hilfe der auch in der Mediation verwendeten Techniken, wie der Wunderfrage oder dem Zauberstab den Patienten hilft, den gedanklichen Sprung über das Problem hinweg zu vollziehen. Die Mediation geht noch über den Sprung hinaus, indem sie in der dritten Phase nicht nur die auf Bedürfnisse zurückzuführenden Nutzenkriterien herausarbeitet, sondern auch den Grad der Gemeinsamkeiten und die möglichen Sichtweisen. Es ist, wenn man so will, die Phase des gedanklichen Prozesses, in der die Gedanken nicht nur von den Positionen, sondern auch von den Lösungen entkoppelt werden. Diese Befreiung erlaubt es ihnen, sich völlig neu und an den Bedürfnissen ausgerichtet zu entwickeln.

Die Phasen der Mediation im Einzelnen Der Gedankengang der Mediation

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Prämisse: Die Parteien müssen ERKENNEN, dass und welche Fragen wie zu klären sind.
Konsequenz: Die Mediation muss sich auf den ERKENNTNISBEDARF einlassen, indem alle zu klärenden Fragen aufgedeckt werden.

Alles dient der Erkenntnis

Erkenntnisse kommen nicht von ungefähr. Deshalb wird der gesamte Prozess darauf ausgerichtet, das Denken zu fördern. Die Unterstützung beginnt mit dem Setting, das eine möglichst stressfreie, beruhigte Auseinandersetzung ermöglichen will. Sie zieht sich über den Rhythmus, der das Nachdenken taktet, bis hin in die Erkenntnislogik, mit der die Abfolge von Erkenntnis, Erkenntnisbedarfen und Erkenntnisgewinnen beschrieben wird. Jede Erkenntnis setzt eine Erkenntnis voraus, an der sich ein Erkenntnisbedarf anbindet. Wer glaubt, alles zu wissen, wird nicht nach der Weisheit suchen. Er wird den Wissensbedarf nicht einmal erkennen. Deshalb liegt der Schlüssel der Erkenntnis im Zweifel. Der Zweifel resultiert aus der Unwissenheit. Weil die Mediation eine Klärung herbeiführen will, gehört es zu ihren Aufgaben, Zweifel aufzudecken oder gar zu wecken. Die dadurch ausgelöste Irritation ist durchaus gewollt. Sie führt in die Order from Noise, der eine autopoietische Wirkung nachgesagt wird. Die im Zweifel aufkommenden Fragen müssen darauf abzielen, die zur Lösung führenden Erkenntnisse in vielen kleinen Schritten herbeizuführen. Jeder gedankliche Schritt muss einen logischen Zusammenhang zum vorausgegangenen Gedanken herstellen, sodass der Wissensbedarf aus den zu gewinnenden Erkenntnissen resultiert. Weil die Mediation ein Umdenken beschreibt, leitet sich der Wissensbedarf nicht von der Lösung ab. Er ergibt sich aus den Bedürfnissen und folgt dem rückwärtigen Entscheidungsprozess. Um den Weg zur Lösung zu finden, muss der Mediator wissen, welche Erkenntnisse herbeizuführen sind. Der grobe Erkenntnisweg ergibt sich aus der nachfolgenden Zusammenstellung. Die Spalte Erkenntnisbedarf beschreibt die Erkenntnis, die die Partei benötigt, um den Erkenntnisgewinn zu erzielen, mit dem sich der Gedankengang verwirklicht.

Navigation Verknüpfung Erkenntnisbedarf Erkenntnisgewinn
Ziel 1.Phase Es gibt keine verwertbare Lösung Eine Lösung muss gefunden werden.
Weg 1.Phase Eine Suche ist erforderlich. Dazu bedarf es einer Suchstrategie Eine Suche ist möglich. Die Mediation bietet einen Weg der Suche an.
Rahmen 1.Phase Es darf keinen Nachteil geben Das wird verhindert, wenn auf gleicher Augfenhöhe verhandelt wird. Der Weg muss abgesichert werden mit einer Mediationsdurchführungsvereinbarung
Streit 2.Phase Der Widerspruch steht der Suche im Weg Der Widerspruch wird neutralisiert und in ein Thema umgewandelt, das von beiden Seiten akzeptiert werden kann.
Themen 2.Phase Es muss geklärt werden, was zu regeln ist Festlegung der Themen und des Mediationsgegenstands, damit der Konflikt beigelegt werden kann.
Reichweite 2.Phase Wie weit reicht der Konflikt? Themen erfüllen die Konfliktkongruenz. Krieg und Schlacht differenzieren.
Konflikt 3.Phase Was ist die Konfliktbotschaft? Das Rumpelstilzchen offenbart die Konfliktbotschaft
Nutzen 3.Phase Was ist der Nutzen? Kriterien für den Nutzen, die Befriedigung und somit für die Lösung
Verstehen 3.Phase Gemeinsamkeiten, Sichten, ... Es gibt gemeinsame Vorstellungen und nachvollziehbare Sichtweisen
Optionen 4.Phase Welches Angebot? Kenntnis der Motive, Vorteile
Bewertung 4.Phase Was ist akzeptabel? Bewertungen ergeben den Lösungskanal
Kanalisieren 4.Phase Welches ist der Lösungskanal? Der Lösungskanal verwirklicht den Nutzen
Abgleich 4.Phase Gibt es Alternativen? Beratung
Umsetzung 5.Phase Wie nachhaltig ist die Lösung? Beratung

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Prämisse: Der Konflikt muss sich greifen lassen.
Konsequenz: Es muss einen Weg geben, wie die Parteoien auf den Konflikt zugehen können. Der kognitionsbasierte Weg der Mediation entspricht dem der lösungsorientierten Kurztherapie.

Im Mittelpunkt steht der Konflikt

Der Konflikt zählt zu den größten Hindernissen, die der Lösung im Wege stehen. Das mit der Mediation zu vollziehende Umdenken setzt sich deshalb bei der Konfliktarbeit fort. Statt gegen den Konflikt zu arbeiten, und ihn zu bekämpfen, erwartet die Mediation eine Arbeit mit dem Konflikt. Die Konfliktarbeit bezieht den Konflikt somit in den Prozess ein. Sie nimmt die Dynamik des Konfliktes auf und nutzt seine Energie, um sie für das Nachdenken einzusetzen. Die Denk- und Energieumwandlung wird mit der Technik des Loopens in Verbindung mit der Windowstechnik in der dritten Phase gezielt unterstützt.

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Prämisse: Der Konflikt muss die Mediation unterstützen.
Konsequenz: Der Konflikt wird über Konfliktdimensionen eingebunden.


Um den Konflikt optimal in den Rhythmus der Mediation einzubinden, bedarf es zunächst einer Identifikation des oder der Konflikte anhand der Konfliktanalyse. Mit der Analyse wird der Konflikt einer Konfliktdimension zugewiesen. Die Konfliktdimensionen stellen nicht nur einen inhaltlichen Bezug zum Konflikt her, sie deuten zugleich darauf hin, auf welcher kognitiven Ebene der Konflikt abzuwickeln ist und welche Areale des Gehirns angesprochen werden. Ein weiterer Vorteil der Konfliktdimensionen besteht darin, dass sie sich mit den Inhaltsdimensionen verknüpfen lassen, wodurch ihre Einbeziehung in die Mediation erleichtert wird. Folgende Konfliktdimensionen sind zu unterscheiden:

Ort Dimensionen Konflikte Relevanz Bearbeitungsebene
Kopf sachlich-intellektuell Sachkonflikt Das Problem steht im Mittelpunkt. rationale Ebene
Herz sozio-emotional Beziehungskonflikt Mensch und Beziehung stehen im Mittelpunkt. emotionale Ebene
Bauch wertmäßig-kulturell Wertekonflikt Identität und Werte stehen im Mittelpunkt. intuitive Ebene
Struktur strukturell Strukturkonflikt Die Gruppenstruktur steht im Mittelpunkt soziale Ebene
System systemisch Systemkonflikt Das System steht im Mittelpunkt systemische Ebene

Wichtig ist, dass die Konflktdimensionen mit den Themen verknüpft werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Parteien ein Gefühl für das Konfliktaufkommen und seine Ebenen entwickeln. Sie erkennen den Konfliktumfang und die Themenrelevanz. Gleichzeitig erlaubt die Zuordnung zu den Konfliktdimensionen die sogenannte Trennung von Mensch und Problem, einem Prinzip, das die Mediation aus dem Harvard Konzept übernommen hat.

Qualitätskontrolle

Den Ausgangspunkt der Arbeit am Konflikt bildet die Konfliktanalyse. Sie ist die Bedingung, um das Rumpelstilzchen zu finden. Analog zu dem Märchen geht es darum, den wahren Namen des Konfliktes herauszufinden. Der wahre Name des Konfliktes entspricht der Konfliktbotschaft. Wenn sie verstanden wird, lässt sich der Koinflikt beilegen. Die Botschaft ist nicht offensichtlich. Sie wird oft von dem Konflikt verdeckt, was der Erkenntnis im Wege steht. Die Mediation führt die Gedanken deshalb ganz behutsam in den Konflikt hinein. Dass die Suche nach der eigenen Betroffenheit in der heilen Welt passiert, erleichtert die Annäherung. Die heile Welt sucht nach dem Nutzen. Der Nutzen liegt in der Befriedigung. Die Befriedigung wird über die Motive gefunden. Der logische Zusammenhang zwischen Bedürfnis (Gefühl), Wunsch (Lösung), Position (Forderung) und der Befriedigung (Nutzen) wird mit dem Lösungspentagramm aufgedeckt und erläutert.

Der wahre Name des Konflikts Das Lösungspentagramm

Prämisse: Alles muss zusammengeführt werden
Konsequenz: Der Prozess gestaltet sich wie ein Puzzlespiel.

Das Mediationspuzzle

Die Herangehensweise der Mediation lässt sich am Besten aus der Metapher eines Puzzlespiels ableiten. Bei einem Puzzle geht es darum, Puzzlesteine so aneinanderzufügen, dass sich daraus ein Bild ergibt. Auch bei der Mediation werden Informationen aneinandergefügt. Auch hier ergibt die Art und Weise wie sie zusammengesetzt werden die Vorstellung von einer Lösung. Beim Puzzle ist die spieltheoretische Ausschüttung das fertig gelegte Bild, bei der Mediation ist es die gefundene Lösung. Mithin ist das Ziel der Mediation erreicht, wenn die Lösung gefunden wurde, nicht wenn die Abschlussvereinbarung zustande gekommen ist. Die Abschlussvereinbarung ist nur das Ergebnis.

Puzzle

Strategisch gesehen gibt es bei einem Puzzlespiel keine Gewinner. Es gibt nur einen Gewinn. Die Ausschüttung ist das fertige Bild. Wer den Puzzlestein an die entscheidende Stelle gelegt hat, spielt keine Rolle. Die Spielausführung ist ebenfalls mit der Mediation vergleichbar, weil es bei einem Puzzle genügt, den Stein an die richtige Stelle zu legen. Der Spieler muss den Standort des Spielsteins lediglich anhand des Bildausschnittes und seiner Fom qualifizieren. Dann kann er entscheiden, wo der Stein anzulegen ist. Wenn die Mediation entsprechend der Mediationstheorie ausgeführt wird, stellt sich ein vergleichbarer Effekt auch bei ihr her. Die Information, für die der Puzzlestein als Symbol angesehen werden kann, wird anhand der Inhalte und der Metainformation qualifiziert. Diese Angeben genügen, um die Information korrekt in den Prozess einzuarbeiteen. Wenn das geschehen ist, verknüpft sich die Information wie die Puzzlesteine mit den anderen Informationen zu einem Bild, aus dem sich die Lösung ergibt. So mag sich der Effekt erklären, dass die Parteien plötzlich aus heiterem Himmel die Lösung erkennen, obwohl noch nicht alle Informationen eingebracht wurden.

Der Puzzle-Effekt 

Die Informationsverarbeitung anhand der Erkenntnislandkarte

Der Vergleich mit dem Puzzlespiel wird der Komplexität der Mediation erst dann gerecht, wenn davon ausgegangen wird, dass mehrere Bilder zu legen sind. Welche Informationen wie zusammenzubringen sind, ergibt die Erkenntnislandkarte.

Erkenntnislandkarte

Die Erkenntnislandkarte zeigt die Positionen, an denen die Informationen abzulegen sind. Die Dimensionen liefern den Schlüssel, mit dem die Komplexität zu bewältigen ist. Sie ergeben sich aus der Metainformation. Das Prinzip ist das gleiche wie bei der Informatik. Ein Computer kann die Information erst dann korrekt verarbeiten, wenn er weiß, um welche Art Information es sich handelt. Nachdem die Information in der Mediation qualifiziert wurde, erfolgt ihre Einordnung im Prozess wie in einem Organigramm, in dem Strukturen, Hierarchien und Funktionen der zu erfassenden Informationen aufgedeckt werden:

Erkenntniskategorien der 1. Ordnung
Die Erkenntnisse der 1. Ordnung betreffen die grundlegende Frage, ob die Information eine Relevanz für die Mediation hat. Wenn die Information als zur Mediation gehörig eingestuft wird, erfolgt eine Zuordnung zu einer der Erkenntniskategorien der 2. Ordnung.
Erkenntniskategorien der 2. Ordnung
Auf dieser Ebene werden die Bearbeitungsebenen festgelegt. Die Informationen werden entweder dem Verfahren oder dem Fall zugeordnet. Fallbezogene Informationen führen in die Bearbeitung auf der Fallebene, verfahrensbezogene Informationen führen auf die Verfahrensebene. Die Unterscheidung fügt sich in die Systemik der Mediation ein, indem sie die Differenzierung zwischen dem Streitsystem und dem Mediationssystem aufgreift. Je nach Notwendigkeit erfolgt eine weitere Zuordnung zur Ebene der Rechtsanwendung. Es ist wichtig, die Ebenen stets auseinanderzuhalten. Denn jede Bearbeitungsebene hat ihre eigene Herangehensweise.
Erkenntniskategorien der 3. Ordnung
Auf dieser Ebene werden die Informationen Kategorien zugeordnet, die sich jeweils unterhalb einer Kategorie der 2. Ordnung befinden. Hier finden Sie die Kategorien, über die die Informationen verortet werden. Kategorien der 3. Ordnung sind:

Verfahrensebene

Die Erkenntniskategorien der Verfahrensebene erfassen alle Informationen, die das Verfahren selbst betreffen. Sie werden nach den Kategorien Rahmen, Argumente, Positionen, Themen, Motive, Lösungen und dem Lösungskanal unterschieden.

Fallebene

Die Erkenntniskategorien der Fallebene erfassen alle Informationen über den Fall, also das zu lösende Problem oder den zu lösenden Konflikt. Standardmäßig sind damit die Kategorie der Fakten, Meinungen und Emotionen angesprochen. Die Fallbezogenheit erlaubt und erwartet gegebenenfalls, weitere Kategorien zu bilden. Bei einem Beziehungskonflikt wäre die Beziehungsebene eine mögliche Kategorie, bei einem Wertekonflikt ist eine die Wertigkeit betreffende Kategorie zu bilden.

Rechtsebene

Auf der Ebene der fallbezogenen Rechtsanwendung werden alle Informationen erfasst, die den Kategorien Sachverhalt und Rechtsfolgen zuzuordnen sind.

Wie das Bild ensteht die Lösung von alleine

Die Erkenntnislandkarte weist Beziehungen und Verbindungen aus, die es der Mediation erlaubt, die Informationen wie Atome zu einem Molekül zusammenführen, um die Moleküle miteinander zu vernetzen. In der Detailansicht wird deutlich, wie intensiv die Informationen vernetzt sind und wie die Informationen zusammenfinden. Ihre Verbindungen stellen sich über die Dimensionierung wie von selbst her. Sie reichen über verschiedene Ebenen in alle Bereiche hinein. Mit Hilfe der Dimensionen werden die Informationen gewichtet. Sie können miteinander verglichen und in Bezug gesetzt werden. Je mehr Informationen an der richtigen Stelle eingefügt werden, desto besser können die zu den Lösungen führenden Gedankenbilder erkannt werden.

Dimensionen

Was mit dem Puzzlebild geschieht, geschieht auch mit den Gedanken der Parteien. Die Informationen werden mit Gedanken verknüpft. Ihre Dimensionierung hilft, sie zu qualifizieren und zu ordnen. Weil die Dimensionen nicht limitiert sind, ist es der Mediation möglich, auch komplexe Verfahren und Fragestellungen zu bearbeiten. Im Idealfall ensteht ein Flow. Die Mediation wirkt aus sich selbst heraus. Wenn diese These als eine weitere Prämisse angesehen wird, ist die Rolle des Mediators eine Konsequenz. Seine Aufgabe besteht nicht darin, Informationen zu verarbeiten. Vielmehr ist ein Auftrag, den Erkenntnisprozess der Mediation zu ermöglichen, also die Mediation zur Wirkung zu bringen.

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Prämisse: Die Mediation muss jederzeit verfügbar sein
Konsequenz: Die Mediation ist ein gesellschaftliches Phänomen, nicht nur ein Verfahren.

Die Mediationsmatrix

Die Mediationstheorie sieht in der Mediation ein System von vernetzten Operanden und Operatoren. Ihre Architektur nutzt eine Matrix, die den Weg in eine inspirierende Welt der Gedanken aufzeigt. Die Matrix beantwortet die Frage nach der grundlegenden Erkenntnis was die Welt der Mediation im Innersten zusammenhält. Das ihr eigene, nutzenorientierte, vernunftbegabte und komplexe Denken kann immer und überall angewendet werden. Mit der Konsequenz erfüllt die Mediation duchaus einen visionären Anspruch.

Matrix

Bedeutung für die Mediation

Die kognitive Mediationstheorie schließt den Kreis der theoretischen Herleitungen, indem sie den Zusammenhang der zu durchlaufenden Erkenntnisschritte ausweist. Die Abstraktion erlaubt einen Blick auf das Ganze. Sie bildet die Klammer unter die unterschiedlichsten Varianten der Mediation, weshalb sich die Theorie als eine allgemeine Theorie der Mediation anbietet. Sie wirkt sich allerdings auf den Definitionsrahmen und das Mediationsverständnis aus, was die Unterscheidung von Mediationskonzepten nahelegt. Dieser Beitrag kann nur eine Einführung anbieten. Anwendungsbeispiele liefert die integrierte Mediation, aus deren Erfahrungsspektrum diese Theorie entwickelt wurde.

Hinweise und Fußnoten
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Bearbeitungsstand: 2024-07-20 05:09 / Version 387.

Aliase: kognitionsbasierte Mediationstheorie, kognitive Mediationstheorie, Erkenntnis, Erkenntnisprozess, Kognitionsprozess, Erkenntniskategorien
Diskussion (Forum): Der wissenschaftlicher Diskurs ist erwünscht im Forscherforum zum Beitrag Mediation als Erkenntnisprozess
Literaturempfehlung: Buch: Mediation visionär, Artikel Die kognitive Mediationstheorie
Siehe auch: Verstehen, Mediationsradius, Wegmarken, Phasenkonsistenz, Themenlogik, Konfliktdynamik, Mediationslogik, Erkenntnislogik, Informationsmanagement, Mediation ein Weg der Erkenntnis
Bearbeitungshinweis: Textvollendung erforderlich, termínologische Abgleichung, Zitate und Verlinkung

1 Falls es die überhaupt gibt. Siehe Schulen und Mediationskonzepte
2 Siehe -
3 Siehe zur Theoriennotwendigkeit auch -
5 Die theoretische Herleitung wurde aus den Erfahrungen der Integrierten Mediation entwickelt
7 -
8 Siehe -
9 siehe die Ausführungen über das Mediationsverständnis
12 Zitat aus Wikipedia Fundstelle https://de.wikipedia.org/wiki/Erkenntnistheorie, abgelesen am 16.8.2018
18 Siehe ausführlich dazu Die Systemik der Mediation
20 Siehe auch die Ausführungen zur Eskalation
23 Siehe Flow und Phasenposter
24 Im Wiki gibt es eine eigene Abteilung für Werkzeuge mit Anleitungen und Checklisten
25 Siehe Strategie
26 Siehe Spielwechsel. Die Kooperation wird vor der Konfrontation geschützt.
27 Mehr dazu unter Entscheidungsprozess und Fokus


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