Beispiele und Beispielverzeichnis
Beispiele stellen einen Bezug zu konkreten Lebenssachverhalten und Erfahrungen dar. Sie sind also hilfreich, wenn Informationen anschaulich darzustellen sind. Auf Wiki to Yes finden Sie 586 Beispiele. Sie sind als solche gekennzeichnet und auf den Themenseiten (Wiki Seiten) eingebettet. Die Beispiele selbst werden in einer Datenbank erfasst.
Mit dieser Form der Datenverarbeitung können die Beispiele nicht nur leichter gefunden werden. Auch Auswertungen sind möglich. Die Beispiele werden in der Datenbank mit Metainformationen angereichert, sodass die Beispiele nicht nur chronologisch sortiert, sondern auch nach Schwerpunkten gefiltert und zusammengestellt werden können. Auch eine Unterscheidung nach Schulen ist möglich.
Bezeichung | Beispiel |
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Hindernisse aufbauen (2) | Die Abteilung eines Unternehmens besteht aus vier Mitarbeitern. In der Abteilung hat sich eine feindliche Stimmung breitgemacht. Es gibt zwei Lager. Zwei Mitarbeiter zeigen andere stets bei der Geschäftsleitung an, zwei andere zeigen die Kollegen beim Betriebsrat an. Die Mediation führt zu dem Ergebnis, dass die Parteien in Zukunft selbst versuchen werden das Problem zu lösen. Die Abschlussvereinbarung sieht das vor und verlangt von den Mitarbeitern sogar dass sie sich über den Konfrontationsweg einigen. Um den Weg in die Konfrontation zu erschweren wurde schließlich vereinbart, dass sowohl die Geschäftsleitung als auch der Betriebsrat darauf achten, dass Anzeigen nur noch dann bearbeitet werden, wenn die Parteien die Vereinbarung in der Abschlussvereinbarung befolgt haben. |
Hindernisse aufbauen | Der Entscheider macht deutlich, dass bei einem streitigen Vorgehen ein größerer Zeitaufwand und ein größerer Arbeitsaufwand erforderlich sind, um ans Ziel zu kommen. Er hört weg, wenn die Parteien streiten und schenkt ihnen die Aufmerksamkeit, wenn sie konstruktiv verhandeln.Er bietet Erleichterungen (Belohnungen) an, wenn kooperiert wird. |
Einschätzung der Erfolgsaussichten | Der zur Entscheidung berufenen Richter kann die vor Erfolgsaussichten des Streites (und damit der Konfrontation) am besten einschätzen. |
Kläger und Beklagter als soziale Gruppe | Wären Kläger und Beklagter in einem Gericht eine soziale Gruppe? Die Subsumtion fällt schwer, weil sie zunächst nur aus zwei Personen bestehen und nicht unbedingt ein gemeinsames Ziel verfolgen. Erst auf den zweiten Blick verfolgen sie ein gemeinsames Ziel, nämlich die Herbeiführung einer Entscheidung. Der Prozess kann auch einen längeren Zeitraum dauern. Zwangsläufig haben die Parteien auch einen regelmäßigen (schriftsätzlichen und persönlichen) Kontakt. Zweifel bestehen, ob sie sich als zusammengehörig empfinden. Dieses Gefühl kommt allenfalls dann auf, wenn die Parteien sich beide gegen den unfähigen Richter zur Wehr setzen müssen. |
Symptom und Ursache | Es tropft Wasser aus der Decke. Der Wasserfleck der daraus entsteht ist das Problem, das zu reparieren ist. Der Wasserfleck ist lediglich ein Symptom für eine Ursache, die womöglich ganz woanders liegt. Möglicherweise ist das Dach undicht. Das Wasser findet seinen Weg, bis es an der Zimmerdecke angekommen ist, wo es den Schaden anrichtet. Wenn der Wasserfleck beseitigt wird, wird das Wasser einen anderen Weg finden und an einer anderen Stelle einen neuen Wasserfleck bilden. Das wiederholt sich so lange, wie die Ursache nicht beseitigt wird. |
Der Eigenbetrieb | Die Wirtschaftsförderung GmbH ist ein Eigenbetrieb der Kommune. Als solcher ist sie zwar privatwirtschaftlich organisiert. Sie erfüllt aber öffentliche Aufgaben. Es kommt zur Irritation, die sich bis zu einem Bossing auslebt. In der Mediation stellt sich heraus, dass die zwittrige Identität des Unternehmens unklar war. Die Unklarheit wirkte sich besonders bei Personalfragen aus. Wenn es um Urlaub oder Beförderung ging, wurde immer darauf hingewiesen, dass die Kosten erst erwirtschaftet werden müssten. Wenn es um die Arbeitsbelastung ging, wurde auf die öffentliche Aufgabe verwiesen. Niemandem im Unternehmen war bewusst, wo die Grenze zwischen Privatwirtschaft und hoheitlicher Aufgabe zu ziehen ist. Erst als die Identität mit den Medianden geklärt wurde, war klar wie die Aufgaben zu verteilen sind. |
Ende gut | Sie kennen die Volksweisheit: "Ende gut, alles gut". Sie besagt nicht mehr, als dass es nicht zu Ende ist, wenn es (noch) nicht gut ist. |
Zuordnung des Argumentierens | Die Mediation befindet sich in Phase drei. Die Gegenpartei kommentiert die Äußerung der Gegenseite. Sie beschwert sich über die Art der Argumentation und meint, das gehöre nicht hierhin. Dem Mediator sollte auffallen, dass ein Argumentieren kaum in die Phase drei passt und dass die Frage, was in der Mediation zu erörtern ist oder nicht entweder eine Frage des Themas (also der Phase zwei), oder des grundsätzlichen Vorgehens (also der Phase eins) ist. Wenn er sich auf den Einwand einlässt, wird er kaum umhin kommen entweder Phase eins oder Phase zwei nachzubessern. Wenn er die Mediation mechanisch abgespult, mag er den Einwand überhören. |
Qualifizierung der Information | Die Partei sagt in Phase eins: "Es ist wichtig dass die Kinder bei der Mutter sind. Deshalb möchte ich das Sorgerecht haben". Der Mediator ignoriert diese Bemerkung und sagt: " wir sind noch in Phase eins und wollen erst einmal die Gesprächsregeln festlegen". riskiert dabei, dass sich die Bemerkung der Mutter im Kopf des Vaters festschreibt, sodass er gerne erwidern würde, wozu ihn der Mediator keine Gelegenheit gibt, weil er sich nicht in der entsprechenden Phase befindet |
Konfliktsprechstunde | Im Erdgeschoss eines Unternehmens, nahe am Eingangsbereich befindet sich eine Tür mit der Aufschrift: "Konfliktsprechstunde Freitags von 14 bis 15:30 Uhr". Vor der Tür waren noch Stühle wie in einer Sprechstunde aufgestellt, damit Mitarbeiter warten können, bis sie aufgerufen werden. |
Effekte des Altenkirchener Modells und der Cochemer Praxis | In Familiensachen, wie in der CochemerPraxis oder dem Altenkirchener Modell, haben unter der Regie des Gerichts (bzw. der Arbeitskreise in Cochem) dafür gesorgt, dass beispielsweise in Kindschaftssachen vor dem angerufenen Gericht eine Konfrontation nicht oder kaum noch möglich war. In Cochem hätte eine streitlustige Partei keinen Anwalt gefunden, der sich in Kindschaftssachen auf einen konfrontativen Streit eingelassen hätte. In Altenkirchen hatte der Richter seine Entscheidungsmacht eingesetzt, um eine Kooperation zu erzwingen. |
Mediation als Krisenmanagement | Die Geschäfte sind wegen der Russlandsanktionen zurückgegangen. Russland ist ein wichtiger Exportmarkt für das Unternehmen. Der Geschäftsführer wurde ausgewechselt. Der neue, junge und dynamisch auftretende Geschäftsführer ist Dipl. Kaufmann. Er will das Unternehmen neu strukturieren und effizienter gestalten. Er hat als erste Maßnahmen die Geschäftsfeldleiter ausgewechselt, die ihm direkt unterstanden haben. Außerdem hat er einige Abteilungen zusammengelegt, wodurch Führungspositionen aufgelöst wurden. Seine Maßnahmen verursachen Unmut, besonders bei den Betroffenen. Die Stimmung verbreitet sich in der Belegschaft. Sie wird befeuert durch die einbrechende Auftragslage. Es kommt zu einem Treffen des Geschäftsführers und des Betriebsratsvorsitzenden mit den Mediatoren A und B. Das Treffen findet in einem allgemeinen Besprechungszimmer statt, wo auch Kundengespräche durchgeführt werden. Mediator A fällt ein Poster auf, wo sich das Unternehmen vorstellt. "Hier möchte ich auch gerne arbeiten". sagte er, als er die schönen Worte über das Selbstverständnis den Umgang mit anderen und besonders mit den Mitarbeitern las. "Das steht nur auf dem Papier war die Reaktion des BR-Vorsitzenden. Der Geschäftsführer sagte daraufhin, dass es anonyme Anzeigen bei der Berufsgenossenschaft gegeben habe. Auch hätte er anonyme Drohbriefe aus der Belegschaft erhalten. Er vermutet, dass die Drohbriefe von den degradierten Führungskräften stammt. Er hat sogar eine ganz bestimmte Person im Fokus. Er gesteht, dass die Auftragslage schlecht sei. Allerdings sei das der Russlandsanktionen gezollt, sodass er nicht wisse, ob die Krise nur vorübergehend sei. Er möchte die Effizienz des Unternehmen steigern und wolle Massenentlassungen vermeiden. Er halte es fü+r wichtig, dass noch ein Arbeitsrechtler an der Mediation teilnehme. Er habe auch bereits mit dem Arbeitsgerichtspräsidenten C Kontakt aufgenommen, der auch Mediator sei. Die Mediatoren nehmen die Mediation an. |
Die Teezeremonie | Es war eine bewegende Erfahrung des Autors (Arthur Trossen) persönlich zu erleben, wie ein chinesischer Mediator eine Mediation im Rahmen einer Teezeremonie abgewickelt hat. Abgesehen davon, dass viel Tee getrunken wurde und jenseits der ritualisierten Elemente fanden sich sogar die Phasen wieder. Allerdings nicht in der Logik und Abfolge, wie ich es erwartet hätte. |
Teamverständnis | In einer Mediation geht es um die Verbesserung der Arbeit in einem Team. Die Mitglieder des Teams und zugleich die Teilnehmer an der Mediation werden gefragt, wer denn zum Team gehört. Die Mitarbeiter haben sich als das Team bezeichnet und den Vorgesetzten als Außenstehenden angesehen, während der Vorgesetzte sich als ein Teil des teams verstanden hat. |
Foto von Parteien | Dem Mediator fällt auf, dass die hoch zerstrittenen Parteien in ihrer Körpersprache völlig synchron sind. Wenn der Ehemann seine Körperposition ändert folgt die Ehefrau nach kurzer Zeit und setzt sich ähnlich hin. Der Mediator macht ein Foto davon, wie die Parteien sitzen. Er zeigt es den Parteien mit der Bemerkung: "So sehe ich Sie. Fällt Ihnen etwas auf?". Die Frau sagt daraufhin: "Wir waren einmal eng verbunden". |
Assoziation Schreibtisch | Der Mediand sagt in Phase drei, wo es um ein Mobbing geht: „Ich will ja nicht sagen, dass meine Kollegin mit der Arbeit überfordert ist, aber sie sollten mal ihren Schreibtisch sehen" |
Klammerthema | Die Parteien streiten über die Abwicklung eines Vertrages und insbesondere über die Abrechnung. Sie führen eine Liste von Problemen (Sachthemen) auf, die zu klären sind. Solange die Bedeutung der Vertragsbeziehung oder des Vertrages nicht klar ist, kann jeder Streitpunkt als eine Schlacht geführt werden, die aus dem Zusammenhang gerissene Ergebnisse ermöglicht. Wenn es kein Beziehungsthema gibt (Vertragsbeziehung könnte ein solches Thema sein), wäre das Klammerthema der Vertrag an und für sich. |
Einfluss von Hintergrund und Kontext auf die Themenbildung | Es geht um Finanzfragen nach der Trennung. Die Parteien hassen sich, weil sie den jeweils anderen Ehegatten für das Scheitern der Beziehung verantwortlich machen. Wie mögen die finanziellen Regelungen aussehen, wenn die Parteien Rache üben wollen (etwa weil sie gemeinsame Kinder haben)? Die Zahlen werden davon beeinflusst, wie die Parteien ihre zukünftige Beziehung sehen wollen. |
Themenbildung in der Mediation | Der Mediator fragt die Parteien in einem Streit zwischen Eheleuten: "Was sind die Themen, über die wir reden sollten?". Die Parteien antworten: Haus, Respekt, Einkommen, Verschulden, Fremdgehen, Rücksichtnahme, Geld, Hausverbot, Privatsphäre, Treue, usw. Der Mediator schreibt alle Vorschläge auf ein Flipchart. |
Themenbildung in der Mediation als Frage | Der Mediator fasst den Vortrag der Parteien wie folgt zusammen: "Ich entnehme Ihren Vorträgen, dass Sie (die eine Partei) eine Unterhaltszahlung verlangt. Sie führen folgende Argumente an .... Sie (die Gegenpartei) verweigern jegliche Zahlung. Sie begründen die Verweigerung mit folgenden Argumenten .... Ich schlage deshalb vor, dass das Thema über das wir sprechen sollten die Frage nach der Unterhaltszahlungspflicht betrifft. Ich würde es gerne kurz als Unterhat festhalten. Ist das ok für Sie? |
Stereotyp - Beispiel | Deutsche tragen Lederhosen |
Vorurteil als Begründung | Die Mediandin sagt in einer Trennungsmediation: "Und dann hat sich mein Mann in eine andere verguckt. Das ist doch typisch für Männer. Nicht wahr? Die sind triebgesteuert und haben doch eh' nur das Eine im Sinn". Zunächst ist es eine Frage, ob die Aussage "mein Mann hat sich in eine andere verguckt" überhaupt relevant ist. Dann ist die Frage, ob damit ein Fakt behauptet wird oder nur eine Vermutung. Je nachdem ist zu fragen, was "verguckt" bedeutet oder was die Aussage bezwecken soll. Schließlich ist die Partei zu fragen, ob und inwieweit das Vorurteil über Männer eine Beweisführung darstellen soll. Gegebenenfalls ist zu fragen, was das Vorurteil beweisen kann. |
Framing aufdecken | In der Formulierung das "Gute-Kita-Gesetz" weist das Wort Gesetz auf ein Faktum hin. Schön ist eine Bewertung, also eine Information in der Dimension einer Meinung. |
Framing-Beispiel | Die Aussage: "Das Glas ist halb voll" ergibt eine andere Perspektive als die Aussage "Das Glas ist halb leer". Das Fakt ist das gleiche. Fakt ist: "Das Glas hat einen Inhalt von 50%". So formuliert, kann sich jeder überlegen., ob es halb voll oder halb leer ist. Durch die Wortwahl wird nicht nur die Perspektive des Erklärungsempfängers vorgegeben. Sie deckt auch die Sicht des Senders auf. |
zirkuläre Fragen- Beispiel | Der Mediator fragt die Partei: "Was meinen Sie würde Ihr Kind (Vater, Mutter Bruder, Kollege, Vorgesetzter usw.) dazu sagen?" oder: "Wie würde das aussehen, wenn es schon Morgen wäre?" oder: "Was würden Sie zun, wenn Sie ein Alien wären?". |
Priming Beispiel | Um einen Supermarkt zu betreten gehen Sie im Eingangsbereich an einer Bäckerei vorbei. Sioe richen die frischen Backwaren und bekommen Hunger auf ein Gebäck oder Lust, Bachwaren zu kaufen, obwohl Sie eigentlich noch versorgt sind. |
Framing-Beispiel Werbung | Die Ansage: "Acht von zehn Teilnehmenden gewinnen die Lotterie" klingt wegen der Verwendung des Wortes Gewinnen verlockender als die Aussage, dass 20 Prozent der Teilnehmer die Lotterie verlieren. |
Framing-Beispiel Politik | Der Politiker muss seinen Gegner nur als Nazi bezeichnen. Schon werden. Vernichtungsphantasien ausgelöst, ohne dass die inkorrekte Wortverwendung und die Bedeutung des Wortes überhaupt hinterfragt wird. |
Rabbi als Schlichter | Zwei Schüler eines Rabbis streiten sich. Als der Rabbi fragte, was denn los sei, erzählte der eine Schüler den Hergang des Streitgesprächs aus seiner Sicht und klagte den anderen Schüler dabei an. Der Rabbi sagte zu ihm: “Du hast völlig recht!”. Der andere Schüler war darüber noch verärgerter und schilderte seine Sicht der Geschehnisse, welche die eigene Unschuld und die Schuld des anderen darlegte. Der Rabbi bestätigte auch ihn und sagte in ruhigem Ton: “Du hast völlig recht!”. Ein weiterer Schüler konnte das gesamte Gespräch mitverfolgen. Er schüttelte verständnislos den Kopf und sagte verärgert zum Rabbi: “Wie kannst du beiden sagen, sie hätten recht. Das ist doch gar nicht möglich. Das widerspricht sich doch total”. Und der Rabbi entgegnete auch ihm väterlich: “Da hast Du völlig recht!” |
Metainformationen in der Informatik | Stellen Sie sich vor, Sie lesen in einem Computertext auf dem Bildschirm folgendes: "Heute ist der 1. Januar 2020. Ich habe einen Bestand von zehn Münzen. Jeden Monat bekomme ich zwei Münzen dazu. Wie viele Münzen habe ich am 27. Oktober 2021?". Computer heißt auf Deutsch Rechner. Man sollte also annehmen, dass der Computer diese Frage selbst beantworten kann. Das kann er allerdings nicht ohne weiteres. Für den Computer stellt sich die Aussage zunächst lediglich als ein Text dar. Der Computer hat den Befehl umgesetzt, Textzeichen auf dem Bildschirm anzuzeigen. Mit Text kann er nicht rechnen. Dazu bedarf es der Zahlen. Dass der Textzahlen enthält, kann der Computer nicht wissen. Ebenso wenig weiß er, dass der Text Daten enthält. Diese Information muss im erst vermittelt werden. Es handelt sich um eine Metainformation, die dem Computer ansagt, dass zehn und zwei Zahlen sind und dass der 1. Januar 2020 oder der 27. Oktober 2021 ein Datum ist. Bei HTML wird die Metainformation als Tag im Text versteckt, so als wollte man dem Computer sagen: "jetzt kommt eine Zahl" und hier ist die Zahl zu Ende. Erst mit dieser Information kann der Computer Zahlen und Daten extrahieren und in Rechenprozesse einbeziehen. |
Altenkirchner Modell | Der Richter fragt die Parteien: "Wie kann ich Ihnen helfen?"
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Gerichtsintegrierte Mediation (5. Schritt) | Gedanklich bewegt sich der Richter die 3.Phase, in dem er an die Ausführungen anknüpft, die zu Beginn der Verhandlung von den Parteien geäußert wurden: "Ich habe ja schon einige Motive kennengelernt die als Kriterien für den herzustellenden Frieden anzusehen sind. Gibt ee weitere Kriterien?". Jetzt befindet sich das Verhandlungsstadium in der 3.Phase, wo der Richter alle Techniken der Mediation anwenden kann. Im Vordergrund stehen das präzise Zuhören und die Windows Technik. Wurden hinreichende Kriterien gesammelt können Lösungsoptionen ermittelt werden wie es auch in der Mediation geschähe. Die Optionen werden ausgewertet, verbliebene Streitigkeiten werden als noch offene Fragen herausgestellt. Es wird geklärt, wie damit umzugehen ist. Gegebenenfalls ist der verbliebene Entscheidungsbedarf zu klären. |
Gerichtsintegrierte Mediation (4. Schritt) | Auf eine Mediation bezogen registriert der Richter, dass jetzt eine 1.Phase abgeschlossen ist. Eine 2.Phase ergibt sich zum großen Teil aus den vorbereitenden Schriftsätzen. Darauf kann jetzt Bezug genommen werden: "Wenn es darum geht den Frieden zu finden, müssen wir wissen, was den Frieden ausmacht. In den Schriftsätzen wurden die anzusprechenden Themen bereits angedeutet. Danach muss eine Lösung gesucht werden für .... Jetzt werden Themen und Positionen wie in der Mediation aufgeführt, soweit sie sich auf den Schriftsätzen ergeben. Wichtig ist es die Frage des Richters: "Glauben Sie dass der Konflikt vollständig beigelegt ist, wenn wir zu all diesen Fragen eine Lösung finden?". Wichtig ist auch dass der Richter eine Konfliktanalyse durchgeführt hat und den Konfliktmotor kennt, der meist in einem ungelösten Paarkonflikt besteht. Gegebenenfalls weist er darauf hin, dass alle konfliktrelevanten Themen zumindest benannt werden. Auch hier hilft das bei der Erarbeitung der neutralen Themen. |
Gerichtsintegrierte Mediation (3. Schritt) | In dieser Phase des Verfahrens ist es ausschlaggebend, dass die Parteien bereits eine Erfahrung über die Vorgehensweise bekommen haben und sich vorstellen können, dass das Ziel, Frieden zu finden, verwirklicht werden kann. Als erkennender Richter kann er keine 100 %ige Vertraulichkeit zusichern (was aber auch weder der Mediator noch der Güterichter bei Amtsermittlungsverfahren kann). Er kann allerdings zusagen, dass er bei kritischen Fakten auf die Gefahr einer Verwertung hinweist. Der Richter weiß, dass nach dem Erkenntniskonzept der Mediation, kritische Fakten erst nach der Motiverhellung aufkommen. Die Motiverhellung selbst ist, mit wenigen Ausnahmen im familienrechtlichen Bereich, juristisch generell nicht relevant. Das Gespräch kann also gefahrlos auf diese Weise fortgesetzt werden. Die Praxis hat gezeigt dass die Parteien dem Vorschlag zustimmen können. |
Gerichtsintegrierte Mediation (2. Schritt) | Der Richter bemerkt auch, dass sein aktivesZuhören Wirkung zeigt. Ihm ist bewusst, dass er Motive abgefragt und erarbeitet hat, die nicht nur das Verfahren (also die Vorgehensweise) betreffen sondern durchaus auch die zu findende Lösung. Er hat also schon Elemente der 3.Phase eingeführt, die er den Parteien wie folgt vor Augen halten kann: "Sie haben mir schon einige Motive genannt, die darauf hinweisen, was sie unter dem Frieden als den zu erzielenden Nutzen verstehen. Wir werden darauf gleich zurückkommen, müssen uns aber vorher verständigen wie das möglich ist". Jetzt bietet sich eine Gelegenheit, die 1.Phase zu vollenden. Neben der auf eine Mediation hindeutende Zielvereinbarung müssen die Rahmenbedingungen geklärt werden, damit sich die Elemente der Mediation verwirklichen lassen. Der Richter spricht also zunächst die unterschiedlichen Rollen an: "Wenn wir auf den Weg der Lösungssuche weiterbetreiben, ist es von Vorteil, wenn Sie mich nicht als Richter sondern als .... (Schlichter, Mediator o. ä.) ansehen können. Der Richter erläutert die Notwendigkeit und hinterfragt, ob und inwieweit die Parteien mit diesem Rollenwechsel zurechtkommen können. Möglichkeiten und Grenzen werden abgestimmt ebenso wie die Grundsätze der weiteren Verhandlung, die sich natürlich an den Grundsätzen der Mediation orientiert. Der Richter spricht also die Notwendigkeit und Grenzen der Freiwilligkeit an ebenso wie die Offenheit und die Möglichkeit, die Vertraulichkeit zu wahren, obwohl er, falls die Bemühungen scheitern, zu einer Entscheidung verpflichtet ist. |
Gerichtsintegrierte Mediation (1. Schritt) | Der Richter beginnt die mündliche Verhandlung (etwa in einer Familiensache) mit der stereotypen Frage: "Wie kann ich Ihnen helfen?". Interessanterweise lautete die ebenso stereotype Antwort der : "Wieso helfen? Sie sollen entscheiden". Der lässt sich auf diesen Einwand nicht ein. Stattdessen weist er darauf hin: "Wenn sie hier gelandet sind muss er etwas schief gelaufen sein. Vielleicht kann ich Ihnen helfen, es wieder in Ordnung zu bringen. Die Reaktion löst Neugier aus. Die Parteien lassen sich auf den Gedanken ein und erläutern, wie zum Gerichtsverfahren gekommen war. Auf die Mediation bezogen wären die Parteien jetzt in der 1.Phase, wo es um die Zielvereinbarung geht. Einem mediationserfahrenen Richter müsste es leicht fallen, die Gedanken aufzugreifen und den verfahrensbezogenen Nutzen herauszuarbeiten. Das Ergebnis könnte also lauten: "Dann möchten Sie also Ihren Frieden finden. Ist das korrekt?". Wenn die Parteien diese Frage bejahen kann der Richter fortfahren: "Dann wäre es also vorteilhaft für sie, wenn ich nicht nur über das Problem entscheide, sondern wenn wir stattdessen gemeinsam nach einer Lösung suchen, die den gewünschten Nutzen, also den allseitigen Frieden, herstellen kann". im nächsten Schritt kommt es zu einer Zielvereinbarung, die sich nicht auf das Ergebnis, sondern auf den Nutzen bezieht. Der erste Schritt in eine Mediation ist getan. |
Modellerweiterung | Dia Parteien wurden vom Gericht in die Mediation geschickt. Es geht um das Umgangsrecht in einem hoch eskalierten Fall. Die Parteien kommen aus der Konfrontation nicht heraus. Sie versuchen ständig aus der Mediation auszubrechen, um ihren Streit ausleben zu können. Der Mediator überlegt sich, wie er das systemische Umfeld nutzen kann, um einen Ausbruch aus der Mediation zu verhindern. Wenigstens sollten die Parteien dafür nicht unterstützt werden. Er nimmt deshalb mit den Anwälten und dem Gericht Kontakt auf und vereinbart, dass und wie die Parteien in die Mediation zurückgeschickt werden können und wie ihnen am besten zu helfen ist. |
Modellwechsel | In einer Scheidung geht es um die Auseinandersetzung über einen Bauernhof. Die finanziellen Möglichkeiten der Eheleute sind begrenzt. Die Möglichkeit, den Anteil des Ehegatten käuflich zu erwerben sind also nur bedingt gegeben. Der Mediator beginnt mit einer transformativen Mediation, die zu einer Beziehungsheilung führt und den gemeinsamen weiteren Betrieb des Bauernhofs ermöglichen kann. Die Mediation zieht sich in die Länge. Der transformative Ansatz wird für die Parteien zu aufwändig. Statt die Mediation abzubrechen, wechselt der Mediator das Mediationsmodell von der transformativen in eine evaluative Mediation, sodass unmittelbar mit den Vergleichsverhandlungen begonnen werden konnte. |
Konfliktassoziation | Die Partei sagt: "Immer wenn es klingelt, bekomme ich Angst". Für sie ist das Klingeln mit der Assoziation Angst verknüpft. Möglicherweise geht diese Verknüpfung auf eine Erfahrung zurück, wo sich beim Klingeln etwas Schlimmes ereignet hat. Der Mediator könnte das zurückmelden: "Das Klingeln löst bei Ihnen Angst aus. Können Sie sich auch an Situationen erinnern, wo das Klingeln ein anders Gefühl erzeugt hat?" |
Denken Sie jetzt bitte NICHT an einen roten Elefanten! (2) | Wenn ich mir sage, ich denke jetzt NICHT ans Denken (an einen roten Elefanten), denke ich bereits daran. |
Denken Sie jetzt bitte NICHT an einen roten Elefanten! | Denken Sie jetzt bitte NICHT an einen roten Elefanten! Die Aufforderung liefert drei Anknüpfungspunkte: Die Tätigkeit (Denken), die Farbe (Rot) oder das Tier (Elefant). Wahrscheinlich haben Sie entweder an eine Tätigkeit ("Warum sollte ich denken, ich schlafe lieber?"), eine Farbe ("Ich mag Lila am liebsten") oder an ein Tier gedacht ("Mäuse sind viel gefährlicher"). |
Assoziationsimpulse | Der Mediator sagt zur Partei: "Sie bekommen immer einen Schreck, wenn das Telefon klingelt. .... Erinnern Sie sich auch an eine Zeit oder Gelegenheit, wo Sie ganz entspannt waren, als das Telefon klingelte?". Jetzt geht der Mediator auf die Erinnerung näher ein und versucht, die Assoziation "Telefon klingelt, kein Problem" zu etablieren. |
Dem Mediator muss es immer gut gehen. | Bei der integrierten Mediation lernen die Studenten gleich zu beginn den Grundsatz: "Dem Mediator muss es immer gut gehen". Der Grundsatz prägt sich sofort ein und wird von den Studenten oft zitiert und benannt. Wenn auch in einem anderen Zusammenhang. Der Anker ist jedoch gesetzt. Im laufe des Trainings erfahren die Studenten immer mehr was damit eigentlich gemeint ist. Sie sollen entspannt sein, über den Dingen stehen. Es ist ein Baustein, der die Haltung des Mediators nicht nur erklärt, sondern assoziativ ausprägt. |
Lehrerbefreiung | Ein Grundschullehrer hat sich zu einer Mediationsausbildung entscheiden. Im Training fällt auf, dass er die Parteien bei Rollenspielen stets wie Erstklässler behandelt und angesprochen hat. Der Trainer ermahnt ihn: "Du bist hier ein Mediator, kein Grundschullehrer". Der Lehrer antwortet: "Ja ic h weiß, aber das sitzt so tief. Davon komme ich nicht los". "Doch das kannst Du", antwortet der Trainer. Er half dem Lehrer, einen Anker zu setzen. |
Verkaufsgespräch | Der Verkäufer möchte einen hohen Verkaufspreis erzielen. Also beginnt er das Gespräch, indem er von teuren Autos redet. Er nennt auch deren Preise. Wenn es um den Kauf des konkreten Autos geht, orientiert sich der Käufer unbewusst an den hohen Beträgen. Eine ähnliche Strategie verfolgen Angebote, bei denen ein vermeintlich günstiger Betrag einem hohen Betrag gegenübergestellt wird. der Kunde relativiert den vermeintlich günstigen Betrag am höheren, sodass er das Angebot tatsächlich als günstig empfindet. |
Was ist Mediation? | Fragt die Streitpartei den Konfliktberater: “Was ist Mediation?”. Der Berater antwortet: “Eine verstehensbasierte Streitvermittlung”. “Aha, dann brauche ich das nicht, denn ich verstehe ja”, antwortet die Streitpartei. “Warum sind Sie sich dann nicht einig?”, fragt der Konfliktberater. |
Der Samurai | Ein Samurai unterrichtet seine Schüler in der Kriegskunst, als er von einem Haufen
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Der chinesische Bauer | Ein armer chinesischer Bauer besaß ein kleines Gut in den Bergen. Sein einziger Reichtum war ein wunderschönes Pferd. Die Bewohner des Dorfes neideten ihm das Pferd und boten ihm an, es abzukaufen: "Verkauf uns doch das Pferd, dann hast Du ein kleines Vermögen! Das Geld verhilft Dir zum Glück". "Glück oder Unglück, woher wollt Ihr wissen, was es bringt?", antwortete der Bauer und stimmte dem Verkauf nicht zu. Einige Zeit später lief der wunderschöne Schimmel davon. Alles Suchen half nicht. Wieder kamen die Bewohner des Dorfes. Diesmal sagten sie mit Häme: "Siehst Du, hättest Du und das Pferd verkauft, das Geld wäre nicht weggelaufen und Du hättest Dir das Unglück erspart". "Glück oder Unglück, woher wollt Ihr wissen, dass es ein Unglück ist?", antwortete der Bauer ohne sich zu ärgern. Einige Tage später kam das Pferd zurück. Mit ihm (es war eine Suite) ein ganzes Rudel Wildpferde. Wiederum erschienen die Dorfbewohner. Sie wollten dem Bauern zu seinem Glück gratulieren. Der Bauer aber sagte: "Woher wollt ihr wissen, dass es ein Glücksfall ist?" Der Bauer entschied sich, die Pferde mit seinem Sohn zuzureiten. Dabei stürzte der Sohn von einem der Pferde und verletze sich schwer am Bein. Da kamen die Dorfbewohner wieder: "Zuhast aber auch ein Pech", sagten sie. Der Bauer aber sagte: "Woher wollt ihr wissen, dass es Pech ist?" Einige Zeit danach erschien eine Kommission des Kaisers, um Soldaten und Arbeitskräfte für den Bau der Mauer einzuziehen. Der Sohn des Bauern blieb wegen der Beinverletzung verschont. "Du hast aber ein Glück", sagten die Dorfbewohner. Der Bauer entgegnete nur: "Woher wollt ihr wissen, dass es ein Glück ist?" Als der Bürgermeister des Dorfes starb, berieten sich die Ältesten, wer der Nachfolger werden sollte. Die Wahl fiel einstimmig auf den Bauern. Die Dorfbewohner gingen also zu ihm, um ihm den Vorschlag zu unterbreiten. Sie sagten dem Bauern, dass er wohl der weiseste sei im Dorf und den Bewohnern Glück verheiße. Der Bauer lehnte das Angebot ab. "Woher wollt ihr wissen, dass dies ein Glück ist?" (Quelle unbekannt. Geht wohl auf Hermann Hesse, "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne", Insel Taschenbuch zurück oder wird dort aufgegriffen) |
Das Hummelparadoxon | Es gibt ein angebliches Paradoxon, das besagt, die Hummel könne aus aerodynamischen Gründen nicht fliegen. Sie sei bei 0,7 cm² Flügelfläche und einem Gewicht von 1,2 Gramm einfach zu schwer. Nach den Gesetzen der Aerodynamik sei es unmöglich, bei diesem Verhältnis von Flügelfläche und Gewicht zu fliegen. Es wird unterstellt, dass sie es dennoch kann, weil sie ihre Unfähigkeit nicht kennt und nicht darüber nachdenkt. |
Der Frosch im Butterfass | Ein neugieriger Frosch sprang auf den Rand eines Butterfasses. Es war bis zur Hälfte mit Rahm gefüllt. Leider verlor der Frosch das Gleichgewicht. Er fiel in das Butterfass. Es war eine verzweifelte Lage, weil der Frosch nicht in der Lage war, die glatten Wände heraufzuklettern. Er war in dem Glas gefangen. Trotz dieser Aussichtslosigkeit verzweifelte er nicht. Er tat sogar etwas, das ganz unsinnig erschien. Er strampelte und strampelte, weil er nicht aufgab, seine Befreiung zu versuchen. Jeder hätte gesagt: "Das ist doch zwecklos. Du kannst die Wände nicht hochklettern. Sie sind viel zu glatt". Der Frosch allerdings verlor sich nicht in solchen Gedanken. Er versuchte und versuchte und strampelte dabei so heftig, dass er den Rahm zur Butter rührte. Jetzt verwandelte sich der Rahm in feste Butter, sodass der Untergrund fest genug wurde, um herauszuspringen. |
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Siehe auch: SchulenInBeispielen