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page id: 540 Die Mediation als Verfahren Inhaltliche Zuordnung »  Systematik

5. Station: Die Nutzenverwirklichung

Wissensmanagement » Sie befinden sich auf einer Themenseite der Konfliktbeilegungstour in der Abteilung Praxis.
Es geht um die optimale Konfliktbeilegung und eine einfühlsame Darlegung der Herausforderungen.

Tourstart


Die nächste Station unserer Tour durch die Mediation setzt sich mit der Frage des Verfahrens auseinander.
Wie gelingt es, dass selbst bei einem hoch eskalierten Streit eine Einigung möglich wird? Lesein Sie dazu bitte:


Sich einen Nutzen vorzustellen ist das Eine. Zu glauben, dass der Nutzen zu erzielen sei, ist das Andere.

Ich würde mich ja auf eine Kooperation mit dem Gegner einlassen. Aber der will ja nicht. Der müsste erst einmal eingestehen, dass er schuld ist.

Hürden

Der Mensch neigt dazu, das Naheliegende, nicht unbedingt das Nützliche zu tun. Deshalb tun sich zwei Hürden auf, die auf dem Weg zur bestmöglichen Konfliktlösung zu überwinden sind:

1. Hürde: Der gemeinsame Start

Zumindest was das Verfahren anbelangt, müssen beide (alle) Streitparteien den Nutzen (des Verfahrens) für sich in Anspruch nehmen. Sie müssen aufeinander zugehen.

Beide Parteien müssen die Mediation wollen  


Die Mediation kann leider nicht einseitig abgerufen werden. Also müssen sich beide (alle) Streitparteien dafür entscheiden. Das ist nicht immer selbstverständlich, nicht immer naheliegend und nicht immer einfach. Die Parteien müssen sich im Konflikt für eine gemeinsame Strategie entscheiden, den Konflikt zu lösen. Sie müssen sich für eine Kooperation entscheiden. Wenn sich der Streit in eine Konfrontation entwickelt hat, ist die Kooperation nicht gerade die naheliegende Strategie. Je höher der Streit eskaliert ist, umso schwerer wird es ihnen fallen, einer Kooperation zuzustimmen. Das ist die erste Herausforderung, die es in der Mediation zu überwinden gibt. Allerdings sind die Startprobleme überwindbar.

Startprobleme 

2. Hürde: Die Lösungsorientierung

Wenn sich die Parteien für diesen Schritt entschieden haben, sich also auf eine Mediation einlassen können, richtet sich der Blick auf den Lösungsbedarf. Hieraus ergibt sich die nächste Hürde, denn die Mediation ist nicht in der Lage, die Lösung im Vorhinein zu benennen. Die Lösung wird in der (ergebnisoffenen) Mediation erst noch ermittelt. Damit können Menschen, die gerne wissen wollen was hinten herauskommt (also ergebnisorientiert denken) nicht gut umghehen.

In der Mediation orientiert sich die Lösung an dem Nutzen, den jede Partei für sich in Anspruch nehmen will. Wenn es gelingt, ein Ergebnis herzustellen, das beide Seiten als für sich nützlich erachten können, dann liegt die Erwartung (Schlussfolgerung) nahe, dass beide Parteien das Ergebnis auch unterstützen können, weil die innere Abwehr gegen eine falsche Lösung überwunden wird. Tatsächlich zeigt die Statistik, dass Vollstreckungen nach einer Mediation kaum noch vorkommen.

Die JA-Straße

Die Parteien müssen wissen, dass die Mediation keinen Anlass zum Streiten gibt

Wenn Parteien sich auf eine Mediation einlassen, melden sie oft zurück, dass sie in der Mediation Dinge ansprechen konnten, die im privaten Dialog nicht ansprechbar waren oder zur Eskalation führten. Es gibt viele Gründe in der Mediation, die zu diesem Effekt beitragen. Schon das grundlegende Konzept der Mediation hat eine deeskalierende Wirkung.

Ein Gerichtsverfahren entwickelt sich vom Unstreitigen ins Streitige und führt zu einem logischen Entweder - Oder. Die Mediation entwickelt sich vom Streitigen ins Unstreitige und führt zu einem dialektischen Sowohl - Als - Auch.1 Sie schafft die Bedingungen, unter denen die Parteien sich am Ende ein Angebot machen können, von dem sie wissen, dass es attraktiv genug ist, um es anzunehmen. Die Mediation beginnt mit einer Vereinbarung über das Verfahren. Wenn alles gut geht, endet sie mit einer Vereinbarung über das Ergebnis. Was zwischen den Vereinbarungen liegt, sollte dem Weg entsprechen, wie er am Anfang vereinbart war! Das ist gar nicht so einfach, denn wir bewegen uns im Rahmen einer informellen Kommunikation im informellen Verfahren.2

 Merke:
Leitsatz 6217 - Die Parteien sollen die Lösung finden. Also müssen sie die Erkenntnisse gewinnen, damit dies möglich wird. Die im Verfahren generierten Lösungen müssen ausreichen, um sich ein Angebot zu unterbreiten, das die gegnerische Partei anzunehmen bereit ist.

Das Gesetz beschreibt die Mediation in §1 Mediationsgesetz als ein strukturiertes Verfahren. Die Struktur ergibt sich aus den Phasen. Nach der Lehre der integrierten Mediation repräsentieren die Phasen die Schritte in einem Erkenntnisprozess, der darauf angelegt ist, die Verhandlungen in ein Angebot zu überführen, mit dem sich das Problem aus der übereinstimmenden Sicht beider Parteien lösen lässt.

Mediation von hinten

Die Vorgehensweise

Die Parteien sollten eine Vorstellung haben, was sie in der Mediation erwartet

Für die Parteien ist das Verfahren (ähnlich wei beim Gericht) nicht immer durchschaubar. Zwar soll der Mediator darauf achten, dass die Parteien die Grundsätze und den Ablauf des Verfahrens verstanden haben. Für sie fühlt sich die Mediation wie ein Gespräch an.

Miteinander reden 

Das Puzzle

Die Parteien müssen wissen, dass der Mediator prozessorientiert denkt

Ein Puzzle ist ein Rätsel, so wie die Mediation.
Vom Spieltyp her passt das Puzzle am besten zur Mediation. Ein Puzzle kennt keine Gewinner, nur einen Gewinn, wenn das Bild gelegt ist. Die Mediation könnte man mit einem Puzzle ohne Vorlage vergleichen. Das Spiel ist gewonnen, wenn die Parteien ein Bild gelegt (gefunden) haben, das ihnen beiden gefällt (wo beide zustimmen können). Wenn man so will, überlagern sich in der Mediation zwei Puzzles. Das eine steht für die Falllösung, das andere für den Prozess. Auch hier müssen die Bausteine, so wie sie aufkommen, derart zusammengesetzt werden, dass sich der Prozess der Mediation vervollständigt.
Puzzle

 Merke:
Leitsatz 6218 - Die Kunst der Mediation besteht darin, die Bausteine des Verfahrens und des Falles zu erkennen, auseinanderzuhalten und korrekt zusammenzusetzen.

Die Bausteine

Die Parteien sollten die Elemente kennen aus denen sich die Mediation zusammensetzt

Der Mediator wird auf den Ablauf der Mediation und ihr Grundsätze hinweisen. Er ist hierzu vom Gesetz verpflichtet.3 Im Idealfall wird er sie mit den Parteien vereinbaren. Hier bekommen Sie einen ersten Überblick:

Werkzeuge der 1. Ordnung

Wesen

  1. Mediation ist anders!
  2. Das Wesen ergibt die Eigenschaften
  3. Die Mediation ist ein Kognitionsprozess, der es den Parteien ermöglicht, selbst die Lösung zu finden.
  4. Es geht um die Suche, bei der die Nutzenerwartung im Vordergrund steht.
  5. Alle Aspekte der Komplexität werden in die Lösungsfindung einbezogen.
  6. Ihre Grundlage ist keine Lösungs-, sondern eine Vermittlung.
  7. Die Mediation ist ein Meta-Prozess. Der Mediator personifiziert die Metaebene.
  8. Systemisch betrachtet steht der Mediator außerhalb des Streitsystems
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Werkzeuge der 2. Ordnung

Haltung

  1. Die Haltung beschreibt die sich aus den Anforderungen der Mediation ergebende geistige Einstellung
  2. Der Mediator muß zur Mediation passende Haltungsmerkmale vorweisen.
  3. Die Vermittlung erfordert eine stabile Metaebene, die der Mediator repräsentieren muss.
  4. Die Metaebene ist neutral und wertfrei.
  5. Die Autonomie der Parteien erwartet Verantwortlichkeit.
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Struktur

  1. Die Struktur ergibt sich aus der Systemik
  2. Der Ablauf ergibt sich aus der Phasenlogik.
  3. Die Phasen geben dem Mediator und den Parteien den Auftrag, was zu tun ist.
  4. Die Mediation strukturiert nicht nur das Verfahren, sondern auch das Denken.
  5. Im Konfliktgeschehen bildet die Mediation eine strategische Exklave.
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Prinzipien

  1. Die Prinzipien sind die Bedingung für eine korrekte Mediation.
  2. Die wichtigsten parteiseitigen Prinzipien sind: Freiwilligkeit, Eigenverantwortlichkeit, Offenheit, Informiertheit, Vertraulichkeit
  3. Die wichtigsten mediatorseitigen Prinzipien sind: Neutralität, Indetermination.
  4. Die Prinzipien sind von den Eigenschaften zu unterscheiden.
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Werkzeuge der 3. Ordnung

Methodik

  1. Die Methodik ist vom Verfahren zu unterscheiden
  2. Das Verfahren ist der Container in dem die Methodik zur Anwendung kommt
  3. Die Methodik beschreibt die Ausrichtung der Techniken
  4. Die Mediation verwendet mehrere Methoden, mit denen sich die Etappenziele verwirklichen
  5. Methodenverzeichnis
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Techniken

  1. Die Techniken sind die Werkzeuge des Mediators
  2. Sie sind Tools zur Verwirklichung der Methodik.
  3. Verzeichnis der Techniken
  4. Ratgeber und Verzeichnis der Interventionen
  5. Regeln der Kunst und Fehlerverzeichnis
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Werkzeuge der 4. Ordnung

Setting

  1. Das Setting beschreibt die Arbeitsbedingungen
  2. Das Setting folgt den Rahmenbedingungen
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Was tun wenn ...

Verfahrensstand

Im Babysitterfall haben die Parteien haben verstanden wie sie sich zu verhalten haben. Hilfreich war auch das Merkblatt zur Mediation, das der Mediator den Medianden vor der Mediation als Handreichung ausgehändigt hat.

Merkblatt zur Mediation

Fahrplan (nächste Station)

Die Parteien haben sich schon etwas entspannen können. Vor dem Konflikt haben sie jedoch Respekt.

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Hinweise und Fußnoten

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Eine Liste der Fragen und Entscheidungen entlang der Konfliktbeilegung finden Sie in der Zusammenfassung
Alias: Verfahrensverständnis, Nutzenausrichtung, Mediation-Nutzenverwirklichung

1 Siehe Bewusstsein
3 §2 Abs. 2 Mediationsgesetz


Based on work by anonymous contributor and anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
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