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Das Streitkontinuum

Wissensmanagement » Sie befinden sich auf einer Unterseite zum Titel Streitbeilegung im Abschnitt Systematik des Mediationshandbuchs.
Streit und Konflikt stehen im Mittelpunkt. Der Thinktank untersucht, wie die Verfahren damit zurecht kommen. Beachten Sie bitte auch:

Streitbeilegung Streitkontinuum Streitentscheidung Streitvermittlung Streitvermeidung Streitbegleitung

Würden die Verfahren in einem Kontinuum angesiedelt sein, könnten sie anhand der Dimensionen des Streit- oder Verfahrenskontinuums verortet werden. Mit der Verortung ließen sich die Bearbeitungsrelevanz und die erforderliche Bearbeitungstiefe bestimmen.

 Verfahrenskriterium!
Die Streitkontinuum legt im Zusammenhang mit anderen Parametern die Bearbeitungstiefe fest. Weil die Verfahren danach zu unterscheidenden sind, trägt es dazu bei, den Verfahrenscharakter zu bestimmen. Die Streitkontinuum ist ein sekundäres Verfahrenskriterium, das aus der Effektivität des Verfahrens abgeleitet wird. Die Bearbeitungstiefe ergibt sich aus dem Spannungsverhältnis, das zwischen den Dimensionen des Streitkontinuums aufgebaut wird. Hier erfahren Sie mehr über die Verfahrenskriterien.




Streitdimensionen
Das Universum des Streitens kennt mehr als nur eine Dimension

Das Spannungsverhältnis

Das mit der nachfolgenden Skizze abgebildete Streitkontinuum bildet das Universum der Verfahren, in dem der Streit ausgetragen wird.

Streitkontinuum


Das Streitkontinuum ist ein theoretisches Konstrukt, mit dem das Raum-Zeitkontinuum der Streitbeilegungsverfahren evaluiert werden kann. Wie das Universum lässt sich auch der Streit in Dimensionen einteilen. Das Streitkontinuum unterscheidet die Dimension der Fakten mit dem Gegenpol der Emotionen und Bezehungen, sowie die Dimension der Positionen mit dem Gegenpol der Interessen und Motive. Die Zeit kann eine weitere Dimension bilden.

Mit diesen Dimensionen liefert das Kontinuum einen ersten Hinweis auf die notwendige oder die gebotene Komplexität der Streitbehandlung. Je nachdem welche und wieviele Dimensionen behandelt werden, lassen sich der Bearbeitungsschwerpunkt und die Bearbeitungstiefe ermitteln.

Die Konfliktanalyse besagt, welche Dimensionen zu bearbeiten sind, um den Konflikt vollständig beizulegen.

Die Verfahrensdimensionen

Insgesamt kennt das Universum der Streitbeilegungsverfahren fünf Dimensionen, die jeweils in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen.

Streiten

Die fünf Dimensionen verteilen sich auf drei Achsen. Die räumlichen Dimensionen treffen sich in zwei Diagonalen. Eine Diagonale wird aus der Achse Positionen vs. Interessen gebildet, während die andere Diagonale aus der Achse Fakten vs. Emotionen entsteht. Die fünfte Dimension betrifft den Zeitablauf.

  • Achse 1 (Positionen vs. Interessen):Die Positionen sind die verdichteten Standpunkte der gegnerischen Parteien. Sie zielen auf Forderungen, die die Parteien als Konfliktlösung gegeneinander erheben. Die Positionen ergeben sich aus den meist nicht bewussten Interessen. Sie stellen sich als die Handlungsmotive dar, für die eine Lösung zu finden ist.
  • Achse 2 (Fakten vs. Emotionen): Die Fakten repräsentieren die Sachebene. Fakten sind der Beweiserhebung zugänglich. Ihren Gegensatz bilden die Beziehungen oder Emotionen.
  • Achse 3 (Zeiteinflüsse): Die Zeit kann die Dimensionen ebenso wie die Verfahren in einen sequentiellen Zusammenhang stellen.

Die Positionierung der Verfahren

Die Verfahren positionieren sich auf den Achsen. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Bearbeitungsschwerpunkte.

Das Universum des Streitens kennt auch Dimensionen. Die Darstellung legt die Dimensionen offen und positioniert die Verfahren innerhalb dieses Universums.

Gerichtsverfahren

Das Gerichtsverfahren ist rein fakten- und positionenorientiert. Im Kontinuum wäre es also oben links anzusiedeln, weil an diesem Eckpunkt die reine Positionen- und Faktenorientierung zusammentreffen. Natürlich kann das Gericht die Dimensionierung in Richtung einer Schlichtung verändern, etwa wenn Vergleichsverhandlungen geführt werden.

Optionen der Gerichtsverhandlung

Kontinuum Mediation

Mediation

Die Verortung der Mediation ist ungleich schwerer, weil die Mediation gedanklich mehr Spielräume zulässt. So kann sie gaz rechts oben (rein interessen- und faktenorientiert) oder ganz rechts unten (rein bedürfnisorientiert) angesiedelt werden. Wegen der Optionenvielfalt ist der logische Ausgangspunkt für die Mediation in der Mitte des Kontinuums anzusiedeln. Die unterschiedlichen Bearbeitungsschwerpunkte spiegeln sich in den Mediationsmodellen.

Mediationsmodelle

Mediation (gesamt)

Werden alle Mediationsmodelle (wie bei der integrierten Mediation) zusammengeführt, positioniert sich die Mediation im Strteitkontinuum wie nebenstehend abgebildet. Es ist zumindest möglich, alle Dimensionen des Streitkontinuums abzudecken. Weil das nicht selbstverständlich ist, muss bei jeder Mediation die gewünschte Bearbeitungstiefe durch Auswahl des passenden Mediationsmodells vereinbart werden. Weil die Klärung dieser Frage eine bearbeitungsrelevante Aufgabe desx Mediators ist, könnte die Unterlassung einen Mediationsfehler darstellen.

Die Bearbeitungstiefe

Grundsätzlich könnten die verschiedenen Dimensionen des Kontinuums in jedem Verfahren umgesetzt werden. Die Verfahrensschwerpunkte legen dies allerdings nicht nahe. Auch die Mediation erzwingt nicht die Bearbeitung des Streites auf allen Dimensionen. Entsprechend dem herauszuarbeitenden Arbeitsschwerpunkt bedarf es auch einer Unterscheidung verschiedener Mediationsmodelle zu unterscheiden die wiederum den Bearbeitungsschwerpunkt nahelegen. Die volle Bearbeitungstiefe wird erst dann erreicht, wenn der Fall bzw. das Problem in all seinen Aspekten mitten auf allen Dimensionen des Streitkontinuums bearbeitet wird.

Verfahren Kontinuumsdimensionen
Gericht Fakten, Positionen
Schlichtung Fakten, Positionen, Interessen
Mediation Fakten, Positionen, Emotionen, Bedürfnisse

Bedeutung für die Mediation

Die Ausrichtung der Fallbearbeitung am Streitkontinuum kann theoretisch in jenem Verfahren erfolgen. In der Mediation wäre sie vorgeschrieben. Sie berücksichtigt die Varianz der Mediation und die Möglichkeit auch in der Mediation die Bearbeitung auf einzelne Dimensionen zu beschränken. Typologisch wird die Festlegung der damit einhergehenden Bearbeitungstiefe an den Mediationsmodellen festgemacht.

Verfahren Kontinuumsdimensionen
evaluative Mediation Fakten, Positionen
facilitative Mediation Fakten, Positionen, Interessen
transformative Mediation Fakten, Positionen, Emotionen, Bedürfnisse
integrierte Mediation Fakten, Positionen, Emotionen, Bedürfnisse

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2023-02-13 21:40 / Version 64.

Alias: Verfahrensdimension, Verfahrensdimensionen, Kontinuum der Streitbeilegung, Verfahrenskontinuum, Streitkontinuum,
Siehe auch: Bearbeitungstiefe
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Based on work by anonymous contributor and anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
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