Auf den Nutzen kommt es an
Über den Zweck und das Ziel im Entscheidungsprozess und in der Mediation
Der Duden definiert den Nutzen als Vorteil, Gewinn oder Ertrag, den man von einer Tätigkeit, dem Gebrauch von etwas, der Anwendung eines Könnens o.Ä. hat.1
In der Wirtschaft ist von der Bedürfnisbefriedigung die Rede. In der Mediation ergibt sich der Nutzen aus der Verwirklichung der Motive. Der oft mit den Interessen gleichgesetzte Nutzen spielt in der Mediation eine entscheidende Rolle. Wenn es darum geht, den maximalen Nutzen zu erzielen, beginnt die Auseinandersetzung mit dem Nutzen bereits bei der Zielvereinbarung und erstreckt sich über den Entscheidungsprozess.
Wozu soll das gut sein?
Was hab ich davon und wen interessiert das?
Inhaltsverzeichnis
Der Nutzen spielt in der Mediation eine ganz wichtige Rolle. Er verbirgt sich hinter den Interessen, die sich in der Sprache der Mediation eher aus den Motiven als aus der Lösung ergeben. Anders als Lösungen decken die Motive (Beweggründe) den Nutzen auf, während Lösungen die Umsetzung betreffen, die den Nutzen meist offen lässt oder einfach unterstellt.
Nutzenrelevanz
Die Parteien begegnen den Nutzenerwägungen sowohl auf der Fallebene, wo das nützlichste Ergebnis zu finden ist, wie auf der Verfahrensebene, wo das für dahin führende, nützlichste Verfahren zu finden ist.
Nutzen des Verfahrens
Die Untersuchung der Frage, ob die Mediation das für die Parteien nützlichste Verfahren ist, findet meist VOR Beginn der Mediation statt. Es ist eine Entscheidung, die am Besten in einem Clearing aufgehoben ist. Um eine fundierte Entscheidung für oder gegen das ein oder andere Verfahren treffen zu können, hilft die Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile.
Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile
Der erwartete Nutzen des Verfahrens ergibt sich aus den Beweggründen, warum die Parttei das eine oder andere Verfahren wählt. Die Beweggründe sind mit der Konfliktstrategie verknüpft. Sie können in dem Verfahrensmotiv aufgedeckt werden, das sich in der Mediationsbereitschaft ausdrückt.
Nutzen der Lösung
Die Frage nach dem nützlichsten Verfahren orientiert sich natürlich auch an der Frage, welches Verfahren die nützlichste Lösung herbeiführen kann. Für die Mediation ist diese Frage herausfordernd, weil es ein lösungsoffenes Verfahren2 ist und die Kriterien für den Nutzen der Lösung erst in der 3.Phase erarbeitet werden.
Was sich wie ein Nachteil anfühlt (dass die Lösung nicht genannt werden kann), ist bei genauem Hinsehen ein Vorteil. Die Auseinandersetzung mit Entscheidungsprozessen zeigt nämlich, dass die Mediation das einzige Verfahren ist, das sich überhaupt aktiv mit der Frage der Nutzenevaluierung auseinandersetzt und den Nutzen zu einem Kriterium der Lösungsfindung erhebt.
Grundlegendes über Entscheidungsprozesse
Nutzenfokussierung
Der Beitrag von Watzlawick "Wenn die Lösung das Problem ist"3 belegt, dass der auf das Problem gelenkte Fokus kaum dazu beitragen kann, das Problem zu überwinden. Der natürliche Drang, ein Problem lösen zu müssen, macht es auch schwer, davon abzulenken und den Fokus auf etwas anderes zu richten.4 Weil es sicher nicht genügt, die Partei zu ermahnen, an etwas andres zu denken, bedient sich die Mediation vieler miteinander zusammenhängender Schritte, um den gedanklichen Fokus von dem Problem weg, auf den Nutzen umzulenken.
Zielvereinbarung
Der Nutzen wird, das Verfahren betreffend, bereits im ersten Moment, also der in der 1.Phase festgestellt, indem die von den Parteien zu treffende Zielvereinbarung lautet:
Die Zielvereinbarung ist extrem wichtig. Sie stellt den gedanklichen Folus her, der auf den Nutzen gerichtet wird und definiert ein Suchspiel, das die Kooperation als die zielführende Strategie vorgibt.
Interessenerhellung
In der 3.Phase erschließt sich der Nutzen der Falllösung über die zu erhellenden Lösungsmotive. Sie ergeben die Kriterien für die zu findende Lösung.
Denkweise
Das Denken wird in Abschnitte unterteilt. Dadurch ist es Möglich, die zu klärenden Fragen prozessabhängig zu fokussieren und das Denken an Lösungen zurückzustellen. Der Fokus wird alsdo vom Problem und der Lösung weg zu den Interessen gelenkt. Die von der Mediation produzierten Denkschritte finden sich in den Phasen wieder. Die 3.Phase soll es den Parteien erlauben, ausschließlich an den Nutzen zu denken, ohne die Lösung im Blick zu haben.
Werkzeuge
Die wichtigsten Werkzeuge, mit denen der Fokus im Verlauf des Verfahrens verändert werden kann, sind das präzise Zuhören und das Fragen.
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Der Mediator wird bemerken, dass es den Parteien oft nicht leicht fällt, an einen Nutzen zu denken, wenn das Problem im Weg steht. Es sind deshalb die vielen kleinen Schritte und gegebenenfalls Interventionen, die das Denken in eine positive Ausrichtung von der Lösung weg auf den Nutzen lenken.
Bedeutung für die Mediation
Dass sich hinter dem Begriff Interessen die Kriterien des Nutzens der Lösung verbergen, geht bei dem verwendeten Sprachgebrauch unter. Lösungen werden oft mit dem Nutzen gkleichgesetzt, obwohl sie den Nutzen nicht erschließen, sondern nur unterstellen. Deshalb lenkt auch die Ansicht, die Mediation sei ein lösungsorientiertes Verfahren, vom Kern der Mediuation ab. Um den Fokus der Mediation herauszustellen, ist es besser, wenn die Mediation als ein nutzenorientiertes Verfahren bezeichnet wird.
Was tun wenn ...
- Der Mediator erarbeitet nicht die Kriterien für die Lösung
- Der Mediator unterscheidet nicht zwischen Interesse und Lösung
- Der Mediator leitet die Lösung aus dem Recht her
- Die Partei erwartet vom Mediator einen konkreten Lösungsvorschlag
- Die Partei sagt, er sei der Nutzen egal
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
Alias: Lösungswegsorientierung, Entscheidung, Nutzenorientierung, Nutzenverwirklichung, Nutzenmaximierung, Nutzenerzielung, Nutzenerreichung, Nutzenmaximierung
Siehe auch: Lösungsweg, Nutzenverwirklichung, Entscheidungsprozesse, Ziel, Nutzenerwägung
Prüfvermerk: