Loading...
 
page id: 1091 Was kostet der Konflikt und was seine Vermeidung? Abteilung »  Praxis Inhaltliche Zuordnung »  Konflikte

Konfliktkosten

Wissensmanagement » Der Wiki to Yes Thinktank kombiniert Datenbanken und Inhalte.
Die Frage der Kosten und der Kostentragung spielt nicht nur in der Mediation eine wichtige Rolle. Beachten Sie deshalb bitte auch:

Finanzierung Kostenerhebung Verfahrenskosten Mediationskosten Honorierung Konfliktkosten

Oft werden die Konfliktkosten mit den Verfahrenskosten gleichgesetzt. Tatsächlich gehen die Konfliktkosten jedoch weit darüber hinaus. Die Konfliktkosten sind erst dann vollständig gedeckt, wenn der Konflikt beseitigt ist. Dieser Beitrag soll die Aufmerksamkeit auf diese oft übersehenen Kosten lenken. Sie können in der Mediation berücksichtigt werden. Mit den Konfliktkosten befassen sich die folgenden Kapitel:


Was kostet ein Konflikt
und welcher Aufwand ist für seine Beseitigung zu leisten?

Definition

Lauf Wikipedia handelt es sich um Kosten, die durch Konflikte hervorgerufen werden. Es wird zwischen quantitativen und qualitativen Konfliktkosten unterschieden, wobei die qualitativen Kosten auch den Verlust der Lebensqualität, oder die Geringschätzung umfassen.1

 Merke:
Leitsatz 4989 - Im umfassenden Kostenverständnis beschreiben die Konfliktkosten einerseits den Schaden, den der Konflikt verursacht und andererseits die Kosten für die Schadensbeseitigung.

Um die Konfliktkosten kalkulieren zu können, müssen die Variablen Schaden, Kosten der Schadensbeseitigung und möglicher Ausgang miteinander verglichen werden. Die Variablen werden in einer Aufwands- und Ertragsberechnung zusammengeführt. Die Formel lautet: Konfliktkosten = Konfliktertrag - Konfliktaufwand.

Wenn die Gesamtkosten des Konfliktes zu bewerten sind, ist diese Berechnung zunächst für jede Partei durchzuführen und dann zusammenzuführen. Eine Zusammenführung der Kosten ist dann angebracht, wenn es darum geht, eine Balance in der (Konflikt-)Beziehung der Konfliktparteien herbeizuführen. Die Formel lautet: Gesamtkosten = Konfliktkosten Partei A + Partei B.

Es ist nicht immer leicht, eine Konfliktkostenrechnung durchzuführen. Sie beinhaltet viele Imponderabilien. Besonders, wenn nicht monetäre Posten und Zukunftseinschätzungen zu berücksichtigen sind, die nur schwer vorhergesehen werden können2 . Trotzdem gibt es Eckdaten, an denen sich eine solche Kalkulation ausrichten kann, sodass sich daraus eine Entscheidungshilfe für die beste Herangehensweise im Konflikt ableiten lässt.

Konfliktertrag

Ob und zu welchem Ertrag der Konflikt führt, hängt davon ab, wie seine Wirkung und sein Ausgang im Vergleich zur Normalentwicklung eingeschätzt wird. Das geschieht, indem zwei unterschiedliche Kausalitäten miteinander verglichen werden. Die Normalentwicklung und die Konfliktentwicklung oder der Normalverlauf und der Konfliktverlauf.

Normalentwicklung

Normalentwicklung ist die Entwicklung ohne Konflikt. Man mag unterstellen, dass es eine störungsfreie Entwicklung ist. Sie lässt sich aus einem Trend ableiten.

Konfliktverlauf

Konfliktbewertung

Kommt es zu einem Konflikt, ist dessen Einfluss auf die Normalentwicklung zu bewerten. Auch ist seine Wirkung zu beurteilen. Voraussetzung dafür ist die korrekte Einschätzung des Konflikts, die Unterscheidung von Konflikt und Symptom und die Berücksichtigung der gesamten Komplexität seiner Auswirkungen. Üblicherweise wird der Konflikt als ein schädigendes Ereignis betrachtet, so wie jede Veränderung zunächst zu einem Einbruch führen kann. Der Konfliktverlauf könnte in einer Grafik dann wie folgt abgebildet werden:

Konfliktverlauf-1

Nicht immer muss der Konflikt zu einem Einbruch führen und einen Schaden bewirken. Der Konflikt kann im Vergleich zur Normalentwicklung durchaus auch zu einer Veränderung führen, die (zumindest für eine Partei) als Vorteil verstanden wird. In dem Fall sähe die Grafik wie folgt aus:

Konfliktverlauf-2

Die beiden Grafiken sind nur Beispiele. Beliebige andere Veräufe sind denkbar. Sie hängen im Wesentlichen dabvon ab, wie mit dem Konflikt umgegangen wird.

Konfliktbehandlung

Wichtig ist die korrekte Einschätzung des Konfliktes auf einer Zeitskala. Sie wird mit der Konfliktanalyse möglich, die nach Konfliktdimensionen unterscheiden sollte. Mit dieser Unterscheidung werden die Konfliktbeziehungen deutlich. Der Konfliktmotor lässt sich identifizieren. Auch werden die Tragweite und die möglichen Auswirkungen erkennbar, sodass erste Prognosen über den Konfliktverlauf und den Grad der Konfliktbewältigung möglich sind. Die Analyse sollte für verschiedene Zeitpunkte erstellt werden, sodass die Nachwehen des Konfliktes beachtet werden. Bei dieser Betrachtung kommt der Nutzenerwartung eine besondere Bedeutung zu. Sie sollte in die Zielsetzung der Konfliktbehandlung einfließen. Zu unterscheiden sind:

  1. Schadensminderung: Das Problem wird gelöst, der Konflikt aber nicht.
  2. Schadensausgleich: Das Problem und der Konflikt werden gelöst.
  3. Generelle Verbesserung: Das Problem und der Konflikt werden gelöst. Der Konflikt wird verstanden. Die Ausgangebedingungen werden verbessert.

Konfliktwirkung

Die Bewertung des Konfliktes ist immer abhängig von der Bewertung des Normalverlaufs. Gemessen daran könnte man den Konflikt und die dadurch verursachten Kosten wie eine Investition betrachten. Die Investition relativiert sich stets abhängig von den Zukunftsoptionen. Sie verändern sich abhängig von der Konfliktbehandlung wie folgt:

  1. Option 1: Das Problem wird gelöst, der Konflikt aber nicht. Die Konfliktbehandlung bewirkt bestenfalls eine vorläufige Schadensbegrenzung.
  2. Option 2: Problem und Konflikt werden gelöst. Die Konfliktbehandlung führt zu einem Schadensausgleich.
  3. Option 3: Problem und Konflikt werden nicht nur gelöst, es ergeben sich auch Erkenntnisse für eine grundsätzliche Verbesserung der Ausgangsbedingungen. Die Konfliktbehandlung bewirkt eine im Vergleich zum Normalverlauf verbesserte Entwicklung.

Konfliktaufwand

Wenn es darum geht, die Konfliktkosten zu konkretisieren, ist nicht nur der durch den Konflikt erkennbar gewordene Schaden zu bewerten, sondern auch die Kosten der Schadensbeseitigung. In dieser Rechnung lautet die Formel: Konfliktertrag = Ausgang - (Schaden + Schadensbeseitigung). Die Kosten beschreiben einen Aufwand. Meist handelt es sich bei einem Konflikt um einen nicht vermeidbaren Aufwand, wenn der Konflikt eine Lösung verlangt.

Schaden

Folgende Schadenskosten sind zu unterscheiden:

Direkter Schaden

Der Schaden betrifft die Frage, welchen kurz- oder mittelfristigen Schaden der Konflikt verursacht. Der Schaden ermittelt sich über die Frage: Was ist notwendig, um den Schaden zu beseitigen? Das Recht geht vom Grundsatz der Naturalresitution aus. Das bedeutet, dass der Geschädigte durch den Schaden nicht besser gestellt sein soll als ohne den Schaden. Diese Überlegung führt beispielweise zu dem Abzug Alt für Neu. Ein gebrauchter Gegenstand wird nicht ohne Abzug durch einen neuen ersetzt.

Indirekter Schaden

Es gibt Schäden, die als solche empfunden werden, die das Recht aber nicht ersetzen würde. Bei dem Abzug Alt für Neu beispielsweise muss der Geschädigte zur Unzeit ein neues Gerät anschaffen. Die dazu gegebenenfalls erforderlichen Finanzierungskosten muss er aufwenden. Sie sind juristisch jedoch unerheblich.

Mittelbarer Schaden

Der Schaden muss kein materieller sein. Auch emotionale Schäden oder Beziehungsschäden sind zu beachten.

Folgeschäden

Was oft übersehen wird, sind die Folgeschäden. Dazu zählen beispielsweise die Riskosteigerung bei weiteren, nachfolgenden Entscheidungen, nachhaltige Beziehungsschäden, anhaltende Reputationsverluste usw.

Statusschäden

Der nach dem Konflikt bestehende Status kann sich als eine weitere Schädigung darstellen, wenn er nicht bei den Folgeschäden bereits erfasst ist. Die Riskoerhöhung beispielsweise wäre ein solcher Posten. Er lässt sich über eine Swot-Analyse ermitteln.

Emotionale Kosten

Von erheblicher Bedeutung sind auch die emotionalen Kosten. Sie beeinflussen die Stimmung und den möglichen Handlungsrahmen.

Schadensbeseitigung

Die Kosten der Schadensbeseitigung lassen sich wie folgt spezifizieren:

Prozesskosten

Üblicherweise werden bei der Berechnung der Konfliktkosten die Kosten der Rechtsverfolgung gerechnet. Wie hoch diese Kosten sind, kann beispielsweise mit einem Prozesskostenrechner errechnet werden.

Verfahrenskostenberechnung 

Opportunitätskosten

Die Verfahrenskosten decken die Kosten eines Konfliktes jedoch nur zu einem kleinen Teil ab. Hinzu kommen beispielsweise die Opportunitätskosten. Die Opportunitätskosten werden auch als Schattenkosten bezeichnet. Sie betreffen den entgangenen Gewinn, den entgangenen Erlös oder den entgangenen Nutzen.

Indirekte Kosten

Neben den Kosten einer entgangenen Möglichkeit (Opportunitätskosten) ist auch ein indirekter Aufwand zu kalkulieren, der nicht immer explizit in der Kostenrechnung erwähnt wird. Dazu zählt beispielsweise der Zeitaufwand, der parteiseitig anfällt, um Termine beim Rechtsanwalt wahrzunehmen, Schriftsätze vorzubereiten usw.

Emotionale Kosten

Von erheblicher Bedeutung sind auch die emotionalen Kosten...

Folgekosten

Zu unterscheiden sind Folgekosten nach der Streitbeilegung, bei Untätigkeit und bei einer vollständigen Konfliktauflösung.

Streitbeilegung
auch wenn der Streit nicht fortgesetzt werden kann oder die Streitbeilegung zu einem Ende der Streitigkeit führt, heißt das nicht, dass damit auch der Konflikt aufgelöst wurde. Wenn der Konflikt weiter besteht, wird es einen anderen Anlass zum streiten geben. Die Konfliktkosten würden sich in diesem Fall multiplizieren.
Untätigkeit
sich nicht auf einen Streit einzulassen, mag Kosten sparen. Wenn der Konflikt jedoch weiterhin schwelt werden sich andere Anlässe zum streiten finden. Möglicherweise wird der Konflikt doch eskalieren, sodass einem Streit nicht ausgewichen werden kann. Andererseits mag aber auch berücksichtigt werden, dass das Aussetzen eines Konfliktes durchaus eine Strategie zur Konfliktlösung sein kann. Jetzt ist die Partei gut beraten, wenn sie eine Konfliktanalyse durchführt und die Konfliktrisiken kalkuliert.
Konfliktauflösung
Nur bei einer vollständigen Konfliktauflösung kann davon ausgegangen werden, dass keine Folgekosten entstehen.

Bedeutung für die Mediation

Ob und inwieweit die Mediation in der Lage ist, den gesamten Konflikt aufzulösen hängt von dem gewählten Mediationsmodell ab. Der Mediator sollte das Ziel (nur Problemlösung oder vollständige Konfliktauflösung) mit den Parteien zu Beginn der Mediation abstimmen. Die Konfliktkosten stehen dem Nutzten gegenüber (und nicht der Dienstleistung). Der Mediator könnte auf die Kosten hinweisen, indem er fragt: "Was sparen Sie ein und was gewinnen Sie, wenn Sie sich vorstellen, dass es den Konflikt nicht gäbe (oder dass er vollständigt gelöst sei)?".

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen. Zitiervorgabe im ©-Hinweis unten.

Bearbeitungsstand: 2023-02-02 10:45 / Version 51.

Alias: Kostenanalyse, Konfliktkostenrechnung
Siehe auch: Konflikt, Finanzierung, Mediationskosten, Kostenlast, Mediationskosten, Honorierung
Prüfvermerk: -


Based on work by Bernard Sfez and anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Page last modified on Monday June 5, 2023 06:26:02 CEST.