Konfliktanlass, Konfliktursache und Konfliktverhalten
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Es geht um die Frage, wie Konflikte aufkommen und verlaufen. Alles deutet auf die Komplexität des Konfliktgeschehens hin.
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Die Emotionen beeinflussen die Wahrnehmung, so wie die Wahrnehmung Emotionen auslösen kann. Sie fließen in die Kommunikation ein, die wiederum zur Wahrnehmung beim Gegenüber auftritt und dort Emotionen auslöst. Die Emotionen beeinflussen das Denken, weil sie zu Interpretationen führen oder das Denken sogar einschränken, so wie das Denken die Emotionen kontrollieren kann usw. Alles hängt irgenwie miteinander zusammen. Letzten Endes deutet ein Konflikt immer auf nicht zu vereinbarende oder unvereinbar erscheinende Ziele hin.1 Mithin ist die Suche nach den Konfliktursachen gleichbedeutend mit der Frage, was warum unvereinbar ist. Leider stellt der Konflikt die Frage, was unvereinbar ist, nicht nach vorne.
Konfliktverhalten
Um dem Konflikt auf die Schliche zu kommen, bietet sich folgende Unterscheidung an:
- Konfliktanlass: das auslösende Moment
- Konfliktursache: das begründende Element
- Konfliktverhalten: die Erscheinungsform des Konfliktes.
Ein Streit ist deshalb nicht mit dem Konflikt gleichzusetzen. Es ist ein Konfliktverhalten, mithin eine Erscheinungsform. Angriffe, die beispielsweise im Streit zutage treten, geben den Anlass für eine Reaktion. Sie begründen allerdings noch lange nicht, warum so reagiert wird. Diese Frage erklärt sich meist aus der Bedeutung, die dem Anlass zugeschrieben wird. Die Bedeutung wiederum ist abhängig von der Wahrnehmung, den Emotionen, der Persönlichkeit usw.
Die Szene in dem nebenstehenden Video stellt einen Streit dar.
Bitte schauen Sie sich das Video an und versuchen Sie herauszufinden, ob und inwieweit aus dem Streit, also dem Konfliktverhalten auf Konfliktanlässe und Konfliktursachen geschlossen werden kann.
Erkennen Sie den Anlass?
Kommt es darauf überhaut an?
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Es wurde im erweiterten Datenschutzmodus eingebettet. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung.
Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter Zwischen den Parteien besteht ein Machtgefälle
Konfliktanlässe
Anlässe für ein Konfliktverhalten sind so vielfältig wie die Menschen. Manchmal sucht man sogar vergebens nach dem Anlass. Er muss auch nicht objektiv gegeben sein. Es genügt, wenn er in der Vorstellung einer der Parteien angenommen wird. Nicht immer lässt sich der Konfliktanlass genau identifizieren.
Interpunktion
Wegen der Interpunktion der Kommunikation meint Watzlawick,2 dass es keinen Sinn mache, herauszufinden, wer angefangen hat. Auch das zuvor gezeigte Video gibt keinen Anhaltspunkt dafür, den Anlass oder gar die Ursache des Streits zu erkennen. Erkennbar wird lediglich, wie es zur Eskalation kommt. Man müsste in die Vergangenheit und in die Tiefe gehen, um herauszufinden was genau der Anlass für den Konflikt war.
In offenen Konflikten ist der Anlass oft klar erkennbar. Der Streit wird zwischen den Konfliktparteien ausgetragen. Bei einem verdeckten Konflikt werden Anlass und Austragung verschleiert. Schließlich ist zu beobachten, dass der Konflikt umgelenkt wird. Konfliktanlass und -austrag fallen auseinander. Die Theorie der Konfliktumleitung beschreibt, warum und wie es zu einer Konfliktverschiebung kommt, indem sich der Konfliktaustrag gegen andere Inhalte oder Personen richtet, die mit dem ursprünglichen Konfliktanlass nichts zu tun haben3 .
Identifikation
Das Erkennen von Anlässen und Abweichungen von Konflikten kann für die Konfliktanalyse von entscheidender Bedautung sein. Wenn es nicht gelingt, den eigentlichen Konflikt zu identifizieren, lässt er sich kaum beilegen. In der Literatur werden folgende Konflktanlässe beschrieben:4
- Unvereinbarkeit von Zielen, Interessen, Bindungen, Anliegen, Rechtsnormen, Wertvorstellungen, Tätigkeiten, Selbstkonzepten, Pflichten, Glaubensüberzeugungen, Ansprüchen, Anforderungen, Wertungen von Personen und Sachverhalten u.a.
- Die Unvereinbarkeit muss sich zumindest eine der Konfliktparteien beeinträchtigt oder bedroht fühlen
- Sie muss (bei sozialen Konflikten) die die andere Partei für die drohende oder erfahrene Beeinträchtigung verantwortlich machen
Es wird deutlich, dass sich diese Anlässe auf äußere und innere Tatbestände beziehen. Die äußeren Tatbestände finden sich in systemischen oder strukturellen Vorgaben oder im Verhalten des anderen wieder.
Ohne den zweiten und den dritten Konfliktanlass ginge es nur um die Unvereinbarkeit von Zielen, die sich in vielen Dilemmata und Problemen wiederfindet. In der Summe lenken die Konfliktanlässe jedoch in die innere Welt der Konfliktpartei und auf Tatbestände, die ihre Betroffenheit auslösen. Jetzt wird der Grad der Empörung zum Maßstab des Konfliktes die Emotionen der Partei helfen, den inneren Anlass herauszufinden.
Die Bedeutung der Emotionen im Konflikt
Konfliktursachen
Was hilft es den Parteien, wenn Sie wissen, warum Sie den Konflikt haben? Die einzige Frage, die sich stellt ist, wie man aus dem Konflikt herauskommt. Dazu genügt es, den Konflikt zu identifizieren. Derr Mensch besitzt eine natürliche Fähigkeit, Konflikte zu überwinden. Sie wird in der Mediation stimuliert. Einer Behandlung im therapeutischen Sinn bedarf es erst, wenn diese Mechanismen für den Menschen nicht mehr verfügbar sind.
Bedeutung für die Mediation
Die Mediation erfordert keine Konfliktdiagnose. Es genügt, den Konflikt zu identifizieren. Die Konfliktanlässe geben dazu Anhaltspunkte. Der Grad der Betroffenheit hat Einfluss auf die Wahl des Mediationsmodells und mithin der notwendigen Bearbeitungstiefe.
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Aliase: Konfliktumleitung
Siehe auch: Rumpelstilzcheneffekt
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