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Die Logik hinter der Themenbildung

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Reichweite Mediationslogik Themenlogik Prozesslogik Phasenlogik Konfliktlogik Erkenntnislogik

Worum es geht: Die Themenbildung spielt eine außerordentlich wichtige Rolle in der Mediation. Sie ergibt den Bearbeitungsumfang und definiert die Probleme und Konfllikte, für die eine Lösung zu finden ist. Die Themenlogik ist ein Teil der Mediationslogik. Sie setzt sich mit den Merkmalen auseinander, die dazu beitragen, den Konflikt erkennbar zu machen und ein Konfliktbekenntnis innerhalb des Erkenntnisprozesses der Mediation zu ermöglichen.

Einführung und Inhalt: Um die Bedeutung und den Umgang mit Themen in der Mediation zu verdeutlichen, soll das folgende Beispiel eine Ausgangslage darstellen. der wir in der Mediation oft begegnen. Das Beispiel betrifft eine Trennungsmediation in einer Familienangelegenheit.

Beispiel 14531 - Der Mediator fragt die Parteien in einem Streit zwischen Eheleuten: "Was sind die Themen, über die wir reden sollten?". Die Parteien antworten: Haus, Respekt, Einkommen, Verschulden, Fremdgehen, Rücksichtnahme, Geld, Hausverbot, Privatsphäre, Treue, usw. Der Mediator schreibt alle Vorschläge auf ein Flipchart.


Würde es wirklich Sinn machen, über alle diese angeblichen Themen zu reden? Die Antwort erschließt sich aus dem Verständnis, was Themen sind und welche Funktion sie zu erfülllen haben. Sie folgt der Themenlogik, die eine stimmige Identifikation und eine folgerichtige Einbeziehung der Themen in die Mediation gewährleistet.

Was ist ein Thema überhaupt?

Zunächst ist das Thema eine Information. Jede Information lässt sich mithilfe der Informationsdimension kategorisieren. Damit die Themen als solche identifiziert werden können, wurde ihnen eine eigene Informationsdimension zugeordnet. Themen sind deshalb eine Informationsdimension in der Mediation. Dadurch werden sie zu einer Information mit einem in der Mediation zu verwertenden Gehalt. Die Dimension der Mediation bestimmt, wie damit umzugehen ist. Also kommt es darauf an, die das Thema bildende Information genau zu identifizieren, damit sich die Information korrekt in die Mediation einbeziehen lässt.

 Merke:
Leitsatz 14530 - Das Thema ist der Gegenstand, über den zu reden ist. Das Thema beantwortet die Frage, Was ist zu regeln, damit der Konflikt beigelegt werden kann.

Themen beziehen sich auf das, WAS zu regeln ist. Damit stellen sie einen Bezug zu den streitigen Forderungen her. Die Forderungen werden in der Mediation mit einer anderen Informationsdimension identifiziert. Sie wird Position genannt. Positionen sind die von den Parteien jeweils vorgestellten Lösungen. Sie betreffen die Frage, WIE das Problem zu lösen ist. Die Parteien gehen davon aus, dass die jeweils andere Partei etwas zu tun oder zu unterlassen hat, wozu sie nicht bereit ist. Wenn die Forderung bestritten ist, steht ihr die Gegenposition im Wege.

Die Informationen stehen in einem logischen Zusammenhang. Das Argument begründet die Position (also die Forderung an den Gegner). Das Argument beantwortet die Frage nach dem WARUM etwas eingefordert werden kann. Das Gegenargument begründet die Gegensposition, also die Frage, WARUM es nicht gefordert werden kann. Argumente und Positionen stehen im Widerspruch. Der Widerspruch löst sich im Thema auf. Der logische Zusammenhang kann mit der nebenstehenden Grafik visualisiert werden.

Thema

Allein mit dieser Überlegung lassen sich in dem vorgenannten Beispiel die Vorschläge Respekt, Einkommen, Verschulden, Fremdgehen, Rücksichtnahme, Privatsphäre und Treue als Themen ausschließen. Das bedeutet nicht, dass die nicht als Thema aufgenommenen Vorschläge verloren gehen. Ihre Einordnung ergibt sich aus den ihnen zuzuschreibenden Informationsdimensionen. Es handelt sich um Argumente oder Motive, die sich einem Thema zuordnen lassen. Wenn es ein Argument ist, wird es in der 2.Phase erfasst. Ist es ein Motiv, gehört es in die 3.Phase.

Multifunktionalität

Der Themenbildung kommt eine wichtige Rolle zu in der Mediation. Je besser sie gelingt, umso besser kann die Mediation ihre Wirkung entfalten. Vordergründig scheint es so, als bestünde die wichtigste Aufgabe der Themenbildung darin, den Regelungsgegenstand festzulegen. Ihre Aufgabe geht jedoch weit darüber hinaus. Die Themensammlung soll es den Parterien beispielsweise auch ermöglichen, sich von ihren Positionen zu lösen. Gelingt das nicht, wird es kaum möglich sein, mehr als nur einen faulen Kompromiss herbeizuführen, der sich eng an die vorgegebenen Positionen anlehnt.

Thema

Die mit der Themenbildung einhergehende Neutralisierung verändert den Verfahrensgang. Die nebenstehende Skizze veranschaulicht die unterschiedliche Ausrichtung. Sie verdeutlicht, wie die Gedanken in einem Gerichtsverfahren in den Streit hineingeführt werden und wie die Gedanken in der Mediation aus dem Streit herausgeführt werden.1 Die Themenbildung ist eine frühe weitere Weichenstellung in diese Richtung.2 Um diese Weiche stellen zu können, ist es wichtig, dass das Thema sowohl die Position, wie auch die Gegenposition in sich trägt, sodass aus dem Widerspruch eine Frage wird. Der Mediator könnte die Themen also wie folgt einführen:

Beispiel 14532 - Der Mediator fasst den Vortrag der Parteien wie folgt zusammen: "Ich entnehme Ihren Vorträgen, dass Sie (die eine Partei) eine Unterhaltszahlung verlangt. Sie führen folgende Argumente an .... Sie (die Gegenpartei) verweigern jegliche Zahlung. Sie begründen die Verweigerung mit folgenden Argumenten .... Ich schlage deshalb vor, dass das Thema über das wir sprechen sollten die Frage nach der Unterhaltszahlungspflicht betrifft. Ich würde es gerne kurz als Unterhat festhalten. Ist das ok für Sie?


Mit der Neutralisierungsfunktion überwindet die Themenbildung die kognitive Dissonanz, indem der als Frage formulierte Gegensatz beide Positionen einbezieht. Er erlaubt es also, nicht nur die Position des Gegners, sondern auch die eigene Position in Frage zu stellen. Gleichzeitig führt die Neutralisierung das Denken aus der Entweder-oder-Logik heraus in eine Sowohl-als-auch-Dialiektik hinein.

Die Mediation kann sich mit mehreren Themen befassen. Deshalb hat die Themensammlung auch die Funktion, die Vollständigkeit der Themenvorschläge zu überwachen. Die Vollständigkeit orientiert sich am Konflikt. Der Konflikt wird anhand der Konfliktanalyse identifiziert. Nach der kognitiven Mediationstheorie genügt eine auf die Inhalte abstellende Konfliktart, um die Konflikgte zu identifizieren und ihre Zusammenspiel aufzudecken. Der inhaltliche Bezug des Konfliktes wierd anhand der Konfliktdiemsnionen ermittelt.

Konfliktdimensionen

Thema

Mit Hilfe der Konfliktdimensionen kann ein thematischer Bezug zur Mediation hergestellt werden. Darüber hinaus erlaubt die Einteilung der Konflikte nach den Konfliktdimensionen eine gedanliche Zuordnung, die den kognitiven Prozess hinter der Mediation unterstützt. Die Sachkonflikte stellen jeweils das konkret zu lösende Problem dar. Die nach dem Harvard-Konzept vorgesehene Trennung von Mensch und Problem erfolgt mit der Unterscheidung zum Beziehungskonflikt. Die Beziehung besteht aus mindestens zwei Menschen, sodass die Erörterung des Beziehungskonfliktes nicht nur den Blick auf das Miteinander, sondern auch auf den einzelnen Menschen erlaubt. Noch wichtiger ist das Herausarbeiten der Hintergründe, die letztlich dazu führen, dass das Problem (von den Parteien selbst) nicht gelöst werden kann. Zwar ist es möglich, diese Hintergründe auch bei der Problemerörterung anzusprechen. Es wird aber auch den Parteien klarer, wenn Problem und Hintergründe in eigene Themen unterteilt und besprochen wird. Die Logik ergibt sich aus cder folgenden Überlegung:

Beispiel 14533 - Es geht um Finanzfragen nach der Trennung. Die Parteien hassen sich, weil sie den jeweils anderen Ehegatten für das Scheitern der Beziehung verantwortlich machen. Wie mögen die finanziellen Regelungen aussehen, wenn die Parteien Rache üben wollen (etwa weil sie gemeinsame Kinder haben)? Die Zahlen werden davon beeinflusst, wie die Parteien ihre zukünftige Beziehung sehen wollen.


Bei der Problemerörterung geht der Kontext meist aus dem Blick verloren. Die Mediatorin oder der Mediator sollten deshalb nicht nur darauf achten, dass die Themen den gesamten Konflikt abbilden. Sie sollten auch darauf achten, dass einem Thema zugestimmt wird, das den Bezug zum Kontext herstellt, in dem der Konflikt sich bewegt. Bei Beziehungskonflikten bildet die Neugestaltung der Beziehung den Kontext. Der Mediator würde in dem eingangs erwähnten Beispiel also festellen, dass dieses Thema nicht abgedeckt wird. Er würde die Parteien darauf ansprechen, ob die Sicht auf die Beziehung und ihre Neugestaltung geklärt ist. Bei diesem Thema kämen die Vorschläge Respekt, Verschulden, Fremdgehen und Rücksichtnahme auf. Bei Wirtschaftssachen gibt es meist kein Beziehungsthema. Dann wäre nach dem Thema zu suchen, das die Klammer herstellt.

Beispiel 14534 - Die Parteien streiten über die Abwicklung eines Vertrages und insbesondere über die Abrechnung. Sie führen eine Liste von Problemen (Sachthemen) auf, die zu klären sind. Solange die Bedeutung der Vertragsbeziehung oder des Vertrages nicht klar ist, kann jeder Streitpunkt als eine Schlacht geführt werden, die aus dem Zusammenhang gerissene Ergebnisse ermöglicht. Wenn es kein Beziehungsthema gibt (Vertragsbeziehung könnte ein solches Thema sein), wäre das Klammerthema der Vertrag an und für sich.


Die Themensammlung soll den Krieg (nicht nur die Schlacht) aufdecken, Zusammenhänge herstellen und einen Bezug zum Kontext ergeben. Das Beziehungsthema bildet meist den Schlüssel dafür. Wenn es kein Beziehungsthema gibt, ist ein anderes Klammerthema auszuweisen.

Regelungsgegenstand

Zuvor wurde bereits erwähnt, dass eine wichtige Funktion der Themenbildung darin besteht, den Regelungsgegenstand festzulegen. Wenn es in der Mediation darum geht, eine Lösung zu finden, ist der Regelungsgegenstand eigentlich ein Suchgegenstand. Um zu verstehen, wie sich dieser Gegenstand überhaupt festlegen lässt und welche Bedeutung dieser Festlegung zukommt, ist eine Abbrenzung zum Streitgegenstand und zum Konfliktgegenstand erforderlich.

Streitgegenstand

Die Themen limitieren den Gegenstand über den in der Mediation zu verhandeln ist. Juristisch wäre vom Streitgegenstand die Rede. Man spricht auch von der Sache3 . Im gerichtlichen Verfahren ergibt sich der Streitgegenstand regelmäßig aus dem Sachverhalt und den Anträgen. Der Sachverhalt ergibt den Anlass, die Anträge ergeben die Position (Forderung).

 Merke:
Leitsatz 4239 - Der Gegenstand des Streites wird (in der Mediation) immer auf den Nutzen ausgerichtet!

Weil sich der Streitgegenstand am Antrag, also an der Position orientiert, ist der Streitgegenstand immer lösungsorientiert. Er bestimmt die zu verhandelnde Sache und hat eine durchaus juristische Bedeutung auch in der Mediation4 .

Die Mediation als Sache iSd Mediationsgesetzes Über Sachen und Gegenstände

Der Begriff des Streitgegenstandes passt nicht gut zu einem Verfahren, das lösungsoffen sein soll. Insbesondere kann sich die Sache im Verlauf der Mediation entsprechend der wachsenden Konflikteinsicht der Parteien verändern. Wenn die Juristen über das Stadium eines Verfahrens sprechen, dann hinterfragen sie den Sach- und Streitstand. Um der Mediation eine korrekte Verfahrenseinschätzung zu geben, ist präziser zwischen Sach-, Konflikt- Streit- und Verfahrensstand zu unterscheiden. Nur so wird ihre Komplexitätsfähigkeit korrekt gewürdigt. Weil die Mediation eine Vermittlung ist, könnte ihr Gegenstand auch als Verstehensgegenstand oder weniger sophistisch als Mediationsgegenstand bezeichnet werden.

Konfliktgegenstand

Der Mediator sollte darauf achten, dass die Themen mit den in der Konfliktanalyse herausgearbeiteten Konflikten, insbesondere den Konfliktdimensionen übereinstimmt, sodass jedes Thema einen Konflikt repräsentiert.

Beispiel 11934 - Die Eheleute streiten über den Zugewinnausgleich. Die Ehefrau hat nicht verkraftet, dass ihr Mann sich von ihr scheiden lassen will. Die Parteien haben eine sehr unterschiedliche Sicht auf die Beziehung. Es liegt ein Beziehungskonflikt vor, der Auswirkungen auf den Sachkonflikt hat.


Die Offenlegung der Konflikte mit den Themen hilft den Parteien bei der Konflikeinsicht und unterstützt den Rumpelstilzcheneffekt. Sie legt vor allem den Zusammenhang von Beziehungskonflikt und Sachkonflikt (Problem) offen und weist gegenüber den Parteien aus, wenn Teile des Konfliktes unbearbeitet bleiben.

Mediationsgegenstand

Die Lösungsoffenheit ist einer der Gründe,5 warum es in der Mediation keine Anträge gibt. Ihr Gegenstand ergibt sich statt dessen aus der Themensammlung. Er hinterfragt nicht was die Parteien will, damit der Konflikt beigelegt werden kann Position, sondern er fragt was zu regeln ist, damit der Konflikt zur Ruhe kommt. Er ist nicht lösungs-, sondern nutzenorientiert.

 Merke:
Leitsatz 4240 - Der Mediationsgegenstand ist immer nutzenorientiert!

Inwieweit die von den Parteien übereinstimmend genannten Themen den Mediationsgegenstand abbilden können, hängt entscheidend von der Arbeitsweise des Mediators ab und davon, dass Themen nicht mit Interessen und Argumenten verwechselt werden. Wenn die Themensammlung zu einer Sammlung von Aspekten des Konfliktes degeneriert wird, erschwert sie nicht nur die Navigation durch das Verfahren, sondern auch die Möglichkeit der Parteien, den zu lösenden Konflikt zu identifizieren.

Beispiel 11935 - Nach der Lehre der nach Konfliktdimensionen aufgeteilten Konflikte wäre im Babysitterfall zwischen Konflikt und Streit zu unterscheiden bzw. zwischen Sachkonflikt und Beziehungskonflikt. Dort sollte es also zwei Themen geben: 1. Regelung des Umgangs und 2. Regelung der Eltern Beziehung. die Aufteilung verdeutlicht den Parteien über welche Konflikte zu sprechen ist. es würde nicht ausreichen den Umgang mit dem Kind zu regeln, wenn nicht zugleich eine Regelung der Eltern Beziehung stattfindet.


Besser ist es, wenn der Mediator darauf achtet, dass jedes Thema einen Konflikt repräsentiert. Das setzt natürlich voraus, dass er eine Konfliktanalyse durchgeführt hat, die sich an den Konfliktdimensionen orientiert6 .

 Merke:
Leitsatz 4241 - Die Themen sollten angeben, WAS (genau) zu regeln ist, damit deutlich wird WELCHER Konflikt beigelegt werden kann (soll).

Entsprechend dem Lösungspentagramm lassen sich Streitmotoren identifizieren, die im Motivationsbereich und nicht im Lösungsbereich zu finden sind. Der Babysitterfall verdeutlicht die Diskrepanz zwischen Konflikt und Streit: Der Streitgegenstand ist das Umgangsrecht Vater - Kind. Der Konflikt wahrscheinlich ein Paarkonflikt zwischen Vater und Mutter als getrennt lebende Eheleute. Der Paarkonflikt ist der Motor für den Streit.

 Merke:
Leitsatz 4242 - Der Verstehensgegenstand in der Mediation ist motiv- und konfliktorientiert!

Mediationsgegenstand

Bearbeitungsgegenstand

Vom Mediationsgegenstand ist noch der Bearbeitungsgegenstand zu unterscheiden. Dieser Begriff wurde eingeführt um zu zeigen, womit der Mediator konkret zu arbeiten hat. Die Kennzeichnung des Bearbeitungsgegenstandes trägt dazu bei, die Werkzeugsystematik der Mediation besser zu verstehen.

Werkzeugsystematik

Themenbehandlung

Die zu besprechenden Themen werden mit den Parteien vereinbart. Wenn alle Parteien zustimmen, über das Thema zu sprechen, ergibt sich daraus die Erlaubnis für den Mediator, das Thema zu bearbeiten und die Grenze, worüber verhandelt werden darf.

Themensammlung in Phase 2 Phasenlogik 

Die Bedeutung der Themensammlung geht weit über die Definition des Mediationsgegenstandes hinaus. Sie erlaubt eine Navigation und ist ein wesentlicher Bestandteil des Qualitätsmanagements. Schließlich hilft sie den Parteien zur Problemidentifikation und zur Konflikteinsicht.

Problemidentifikation

Mitunter macht es Sinn, deutlich zwischen dem Streit (um die Lösung) und dem Problem zu unterscxheiden.

Beispiel 11936 - Die Parteien streiten über die Zahlungspflicht für eine fehlgeschlagene Versandlieferung. Der Gegenstand war kaputt angekommen. Der Streit ist auf die Frage der Zahlungspflicht gerichtet. Die Frage Zahlung oder nicht enstpricht den Positionen. Das Problem ist jedoch die Frage, wer für die ordnungsgemäße Ablieferung der Ware verantwortlich ist (Spediteur, Lieferant, Empfänger). Also ist der Streit die Zahlung und das Problem die Verantwortlichkeit.


Der Grundsatz lautet:

 Merke:
Leitsatz 11001 - Je besser das Problem eingegrenzt werden kann, umso geringer wird der Streitanlass. Es macht deshalb Sinn, zwischen. dem Streit (Positionen) und dem zugrunde liegenden Problem zu unterscheiden.

Konflikteinsicht

Der Mediator will den Streit genau kennen lernen. Er achtet deshalb auf folgendes:

  1. Er möchte wissen, ob der zu bearbeitende Streit lediglich eine Schlacht darstellt, oder ob er der Krieg ist.
  2. Er möchte wissen, ob und wie die Parteien ihre Forderungen vertreten.
  3. Der Mediator prüft, ob die Themenvorschläge mit der Konflikthypothese übereinstimmen. Dabei kommt es ihm darauf an, dass die Parteien eine klare Vorstellung von dem Konflikt bekommen und die Verantwortung dafür übernehmen, sodass sich der Rumpelstilzcheneffekt einstellen kann.

Konflikthypothese

Ausrichtung

Die Themen müssen stehts auf eine die GEGENWART oder die ZUKUNFT zu klärende Frage betreffen. Sie dienen nicht der Vergangenheitsbewältigung (zumindest nicht primär).

Beispiel 11937 - Der Mann sagt in einer Familienmediation: "Es ist bekannt, dass die Ursache für Probleme in den Herkunftsfamilien zu suchen ist. Was ist dann also meine Schuld?". Der Mediator fragt in Phase zwei: "Ist Schuld ein Thema über das wir reden sollten?". Der Mediand, der die Schuld seiner Frau an der Trennung herausstellen möchte antwotet mit "Ja". Weil die Klärung der Schuldfrage (für sich gesehen) kein Thema der Mediation sein kann, fragt der Mediator: "Was haben Sie davon, wenn die Frage geklärt ist?". Der Mediand antwortet: "Dann kann ich trotz der Trennung besser mit meiner Frau umgehen". "Also ist der Umgang mit Ihrer Frau ein Thema über das wir reden sollten", stellt der Mediator heraus und führt im Einverständnis mit dem Mann das Thema in der Liste auf dem Flipchart auf.

Themen- und Phasenlogik zusammen erlauben dem Mediator eine Navigation durch die Mediation. Der Mediator muss stets in der Lage sein, die Frage zu beantworten, wo er sich in der Mediation befindet. Die Mediationslandkarte hilft ihm dabei. Der Mediator oder die Mediatorin können zumindest in Gedanken eine Landkarte skizzieren, damit sie sich in der Mediation nicht verlieren. Wichtig ist, dass sie stets wissen, wo sie sich befinden.

 Merke:
Leitsatz 4243 - Der Mediator muss in jeder Lage des Verfahrens sagen können, welches Thema in welcher Phase bearbeitet wird

Schematisch lässt sich der Gang durch die Mediation mit mehreren Themen wie folgt darstellen:

themenlogik-1

Der Bearbeitungsstandort kann in dem Schema wie folgt lokalisiert werden:

themenlogik-3

Die Bearbeitung der Themen erfolgt auf der Fallebene. Auf der Verfahrensebene prüft der Mediator, ob die zur Konfliktbeilegung erforderlichen Kriterien nach Dimensionen sortiert erfasst werden. Die Dimensionen orientieren sich am Streitkontinuum und sind abhängig von der jeweiligen Fragestellung.

themenlogik-4

Es ist möglich (wenn es beispielsweise bei der Interessenerhellung zu einem Thema klemmt, die Themen zu wechseln. Dann könnte eine Navigation wie folgt aussehen:

themenlogik-2

Qualitätskontrolle

Die Zuordnung der Themen zu Interessen, Konflikten und Lösungen, erlaubt eine Überprüfung der Stimmigkeit der Mediation. Der Mediator achtet darauf, dass die Themen zur Konflikthypothese passen, die Interessen als Kriterien für die Lösung des mit dem Thema definierten Regelungsbedarfs sind und dass die Lösungen diesen Kriterien entsprechen. Schematisch lässt sich dieser Zusammenhang wie folgt darstellen:

Qualitätskontrolle

Qualitätskontrolle

Bedeutung für die Mediation

Wichtige Funktionen der Themenbildung sind die Zuführung zu einem Konfliktbewusstsein der Parteien, die Neutralisation der Positionen und die Akzeptanz des Widerspruchs.

Von der Metaebene aus betrachtet, wirkt das Verhältnis von Position und Gegenposition wie ein logischer Widerspruch. Die Parteien neigen dazu, den Widerspruch zu leugnen. Solange das geschieht, werden sie sich gegen die Argumente und die Sichtweise der Gegenseite verwahren. Psychologisch wäre das Phänomen mit der kognitiven Dissonanz zu erklären. Das Verhalten folgt aber auch aus der Konfliktwahrnehmung. Die Themenbildung eröffnet deshalb auch einen Weg, sich dem Widerspruch zu stellen und alle Seiten der Medaille zu betrachten. Die Themensammlung ist auch ein Schritt im Kognitionsprozess, der das logische Denken in ein dialektisches Denken überführt.

Denken

Was tun wenn...

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-05-03 09:53 / Version 57.

Alias: Verstehensgegenstand, Konfliktgegenstand, Thema, Bearbeitungsumfang, Themenbildung
Siehe auch: Auseinandersetzung mit der Sache, Themensammlung, Ziel und Zweck, Mediationslandkarte
Prüfvermerk:

1 Siehe dazu näher Lösungshindernisse
2 Die erste Weichenstellung ist die Zielvereinbarung
3 Beispiel: "In der Familiensache x gegen y"
5 Ein anderer Grund ist den Rahmen herzustellen bevor der Streit erörtert wird, um die Metaebene streitfrei zu etablieren
6 das ist die Vorgehensweise bei der integrierten Mediation


Based on work by Cornelia Droege genannt Körber und Arthur Trossen und anonymous contributor und Bernard Sfez . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Freitag November 1, 2024 00:14:52 CET.

Durchschnittliche Lesedauer: 12 Minuten