Lade...
 

Der Mediationscheck

Wissensmanagement » Sie befinden sich auf einer Unterseite zum Thema Prägung im Titel Mediationsverständnis des Abschnitts Mediationssystematik.
Das Wesen der Mediation bildet einen grundlegenden Maßstab, weshalb der Beitrag mit vielen anderen zu kombinieren ist. Bitte beachten Sie auch:

Prägung Arbeitshilfe Durchblick Identifikation Gedankengang Eigenschaften Systemik Konstruktion Selbstregulierung

Abstract: Bei dem Mediationscheck geht es darum, herauszuarbeiten, ob es sich bei der Fallbearbeitung überhaupt um eine Mediation handelt. Die Evaluierung zum Mediationsgesetz hatte herausgearbeitet, dass viele Mediationen nicht konventionell bearbeitet werden. Nicht herausgearbeitet wurde, ob sie dann überhaupt noch eine Mediation und nicht etwa eine Schlichtung oder gar nur eine schlichte Verhandlung darstellen. Spätestens, wenn Sie professionall mit der Mediation arbeiten, ist es wichtig, diese Frage möglichst korrekt zu beantworten, denn aus der Antwort ergeben sich unterschiedliche Rechtsfolgen.1

Einführung und Inhalt: Wann ist eine Mediation eine Mediation?
Nicht immer beinhaltet die Verpackung das, was außen drauf steht. Die Verpackung ist nicht ,ehr als ein Container.
Es kommt auf den Inhalt an.

Notwendigkeit zur Identifikation

Spätestens die Ausführungen in der Mediationsgesetz-Evaluierung haben gezeigt, dass die Frage, wann eine Mediation eine Mediation ist, trotz des Mediationsgesetzes noch immer nicht eindeutig beantwortet werden kann. Sogar Experten sind sich nicht einig. Mediation ist eben nicht gleichzusetzen mit Mediation! Tatsächlich wird der Begriff Mediation vielschichtig verwendet. Neben einer sprachlichen Ungenauigkeit gibt es unterschiedlichste Erscheinungsformen der Mediation. Ihre Varianz ergibt sich aus dem Mediationenverzeichnis. Wegen dieser Unklarheiten fordert die Stellungnahme zur Evaluierung dazu auf, sich zunächst über Ziele, Bedeutungen und Begriffe abzustimmen.

Stellungnahme zur Evaluierung des Mediationsgesetzes

Die Diskussionen zollen ihren Tribut für die Komplexität des Themas, des Verfahrens und einer nicht abgestimmten Mediationssystematik.2 Die Komplexität erlaubt es, Vorgänge nicht als Mediation zu bezeichnen, obwohl in ihnen alle maßgeblichen Elemente der Mediation vorkommen. Auch das Mediationsgesetz hat der Mediation einen Bärendienst erwiesen, wenn es die Mediation absolut definiert, obwohl die dort erwähnte Mediation nur relativ die professionell in einem gesetzlich geregelten Verfahren angebotene Dienstleistung meint. Schon der Güterichter kämpft um den Mediationsstatus, obwohl er eine Mediation durchführt, die er nicht so benennen darf und die nicht dem Mediationsgesetz unterfällt. Die Unklarheiten wirken sich auf die Rechtslage und die Politik aus.3

Konsequenzen

Die Entscheidung, was eine Mediation ist oder nicht, hat sowohl eine fachliche, wie eine rechtliche Konsequenz. Fachlich betrachtet gibt es eine beachtliche Logik,4 die das Vorgehen des Mediators messbar und nachprüfbar macht.5 Je nach Ausgestaltung kommt es zur Anwendung des Mediationsgesetzes, sodass ein fehlerhaftes Verhalten Rechtsfolgen nach sich zieht. Das Mediationsrecht will den Verbraucher schützen, indem es die Durchführung der Mediation an bestimmte Voraussetzungen knüpft.6 Auch wenn das Mediationsgesetz nicht anwendbar ist, ergeben sich handwerkliche Anforderungen, die das Verhalten des Mediators transparent und messbar machen. Ergibt die Prüfung, dass das Vorgehen nicht als Mediation zu bezeichnen ist, stellt sich ein anderer (gegebenenfalls auch nicht geregelter) Bewertungsrahmen her.

Recht (in) der Mediation

Die Konsequenzen mögen an folgenden Beispielen verdeutlicht werden:

Beispiel 11776 - Angenommen, die telefonische Shuttle-Mediation wird als Mediation i.S.d. Mediationsgesetzes bewertet. Dann ist das Mediationsgesetz anwendbar. Der Dienstleister muss eine Ausbildung in Mediation nachweisen können und ist bei der Ausübung der Mediation den Regeln des Mediationsgesetzes unterworfen.

Beispiel 11777 - Angenommen, die telefonische Shuttle-Mediation wird nicht als Mediation i.S.d. Mediationsgesetzes bewertet. Dann ist die Frage, was es ist. Das Mediationsgesetz ist jedenfalls nicht anwendbar. Der Dienstleister darf sein Vorgehen auch nicht als Mediation bezeichnen. Die Regeln des Mediationsgesetzes kommen auf die Dienstleistung nicht zur Anwendung. Auch bedarf es keiner Ausbildung, um diese Dienstleistung anzubieten.

Beispiel 11778 - Angenommen, die telefonische Shuttle-Mediation wird zwar nicht als Mediation i.S.d. Mediationsgesetzes wohl aber als Mediation bewertet. Das Mediationsgesetz ist nicht anwendbar. Der Dienstleister dürfte sein Vorgehen wiederum nicht als Mediation bezeichnen. Es wäre aber möglich, das Vorgehen als ein Verhandeln nach der Methode der Mediation zu qualifizieren. Das Vorgehen wäre als ein normales Verhandeln zu bewerten, das sich fachlich jedoch an den Standards der Mediation auszurichten hat.

Beispiel 11779 - Angenommen, die telefonische Shuttle-Mediation wird weder als Mediation i.S.d. Mediationsgesetzes noch methodisch als Mediation qualifiziert. Das Vorgehen wäre als ein normales Verhandeln zu bewerten, auf das keine verbindlichen Standards Anwendung finden.

Abgrenzungsprobleme

Diskussionen über die Frage, was Mediation ist, kommen im Zusammenhang mit folgenden Fragestellungen auf:

  1. Telefonische Shuttle-Mediation: Es wird behauptet, diese Vorghehensweise sei deshalb keine Mediation, weil sie gegen den Grundsatz der Unmittelbarkeit verstößt. Problematischer ist, dass die telefonische Shuttle-Mediation imn Verdacht steht, eine verdeckte Rechtsberatung zu sein.
  2. Güterichterverfahren: Die Frage, ob es sich um eine Mediation handelt ist umstritten. Es gibt Meinungen, die das Mediationsgesetz analog anwenden wollen. Andere Meinungen stehen auf dem Standpunkt, dass das Güterichterverfahren keine Mediation sei.
  3. Schlichtung: Die Schlichtung wird von einigen Experten als eine Art der Mediation gesehen7 . Andere sehen in ihr ein konkurrierendes Verfahren.
  4. Empathische Verhandlungen : Mitunter werden auch Verhandlungen, bei denen das aktive Zuhören zur Anwendung kommt als Mediation bezeichnet, wenn sie von einem Mediator ausgeführt werden. Eine Verhandlung wird nicht deshaöb zur Mediation, weil Techniken angewendet werden.

Problemanalyse

Es fällt auf, dass die Frage, was Mediation ist und was nicht, an verschiedenen Anknüpfungspunkten festmacht. Einmal wird auf die Definition im Mediationsgesetz abgestellt, ein anderes Mal auf die Prinzipien. Einmal werden Tatbestandsmerkmale der Legaldefinition als dispositiv beschrieben, ein anderes Mal wird Tatbestandsmerkmalen im Mediationsgesetz eine nicht dispositive, definitorische Bedeutung zugemessen, obwohl sie nicht einmal in der gesetzlichen Definition vorkommen. Einmal ist vom Verfahren die Rede, ein anderes Mal von der Vorgehensweise. Einmal wird der Verfahrensbegriff juristisch konnotiert, ein anderes Mal psychologisch.

Problemlösung

Mit der bei Wiki to Yes beschriebenen Systematik wird eine präzise Abgrenzung möglich. Sie erlaubt eindeutige Zuordnungen. Dabei sind folgende Rahmenbedingungen zu beachten:

  1. Das Mediationsgesetz regelt nicht die Mediation schlechthin, sondern nur die Mediation, auf die das Gesetz anwendbar sein soll.
  2. Der Mediationsradius unterscheidet die formelle Mediation iSd Mediationsgesetzes, die formelle Mediation, auf die das Mediationsgesetz nicht anwendbar ist, und die sogenannte materielle Mediation. In all diesen Verfahren und Vorgehensweisen verwirklicht sich der mit der Mediation beschriebene Erkenntnisprozess.
  3. Die Definition im Mediationsgesetz vermischt Eigenschaftsmerkmale und Prinzipiengebot.
  4. Prinzipien sind die Bedingungen, um die Verwirklichung der Mediation zu sichern. Sie selbst sind keine Eigenschaftsmerkmale sondern orientieren sich an ihnen.
  5. Die Eigenschaftsmerkmale ergeben das Wesen der Mediation.
  6. Das Verfahren bildet lediglich den Container, also den rechtlichen Rahmen, in dem die Mediation methodisch abgewickelt wird.

Diese Annahmen führen zu folgendem Grundsatz:

 Merke:
Leitsatz 5317 - Die Mediation ist ein methodisches Vorgehen, mit dem sich das Wesen der Mediation verwirklicht.

Mithin ist das Wesen der Mediation der Maßstab aller Dinge. An ihm muss sich übrigens auch der Gesetzgeber orientieren, wenn der die Mediation fördern will und nicht etwas anderes. Die Subsumtion unter den Begriff Mediation kann grundsätzlich analog zur Prüfung der Haftung des Mediators erfolgen, geht aber über die Frage der auf das Mediationsgesetz bezogenen Haftung hinaus.

Haftung des Mediators

Prüfungsfolge

Zur Feststellung, ob ein Vorgehen als Mediation zu verstehen ist, sind folgende Kriterien im Rahmen einer Mediationsanalyse zu prüfen:

  1. Es geht um eine Lösungssuche
  2. Die Lösungsfindung basiert auf dem wechselseitigen, vollständigen Verstehen.
  3. Das Verstehen bedarf einer Vermittlung, sodass die Parteien selbst die Lösung finden können.
  4. Die Vermittlung geht über eine Beratung hinaus (und stellt keine Beratung dar).
  5. Die Parteien haben eine vollständige Kontrolle über den Prozess und die Lösung.
  6. Der Lösungsweg wird durch den Erkenntnisprozess der Mediation vorgegeben, wo der Nutzen im Vordergrund steht.
  7. Die Lösung kann alle Aspekte der Komplexität des Falles und Alternativen berücksichtigen.
  8. Die Anforderungen an die Lösungssuche ergeben sich aus den Eigenschaften der Mediation, die sich aus ihrem Wesen ableiten lassen.


Was die Eigenschaften der Mediation sind und wie sei sich herleiten, ergibt sich aus dem Beitrag Eigenschaften. Das Verhältnis zu den Prinzipien wird im Beitrag Grundsätze erörtert.

Eigenschaften Grundsätze

Fragen zur Mediation

Weil die Frage, was Mediation ist und wie sie sich abgrenzt, durchaus Raum für Diskussionen lässt, wurde ein Forum speziell mit dieser Fragestellung eingerichtet. Sie sind eingeladen, dort weitere Fragen anzufügen oder Ihre Meinung kund zu tun. Fragen, die sie in den Foren einstellen, richten sich an die Community der Experten. Sie werden versuchen, eine Antwort zu finden. Natürlich können Sie sich auch in den Foren umschauen, ob es bereits eine Antwort auf Ihre Frage gibt. Wenn Sie die Suchfunktion im Hauptmenü nutzen würden sie ebenfalls auf Fundstellen hingewiesen, wo sich Antworten finden lassen.

Bedeutung für die Mediation

Es ist wichtig, dass die Mediation korrekt verstanden wird. Fragen zur Mediation sind deshalb willkommen, besonders, wenn sie in der praktischen Anwendung entstehen.

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen. Zitiervorgabe im ©-Hinweis.

Bearbeitungsstand: 2023-07-15 07:39 / Version 73.

Aliase: Identifikation
Siehe auch: Mediationsanalyse
Diskussion (Forum): Ist das eine Mediation?
Prüfvermerk: -

1 Siehe die Ausführungen im Beitrag Recht und Haftung
5 Siehe Qualität und Benchmarks
6 Siehe dazu §1 Mediationsgesetz
7 Siehe die Umfrage der Evaluierung des Mediationsgesetzes und die Auswertungen dazu.


Based on work by Bernard Sfez und anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Sonntag November 17, 2024 00:46:41 CET.

Durchschnittliche Lesedauer: 6 Minuten