Die Mediationsstrategie
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Strategie Mediationsstrategie Exitstrategie Migrationsstrategie Spielwechsel Eintrag Suche
Wie bereits im Beitrag über die strategischen Herausforderungen der Mediation ausgeführt, beschreibt die Mediationsstrategie zunächst den verfahrensimmanenten Plan zur Erreichung des Verfahrensziels, wobei das Verfahrensziel mit der Konfliktstrategie in Einklang zu bringen ist.
Definitionsversuche
Laut ChatGPT bezeichnet eine Mediationsstrategie die Herangehensweise oder den Plan, mit dem eine Mediation gesteuert wird, um einen Konflikt zwischen Parteien konstruktiv zu lösen.1 Sie umfasst verschiedene Methoden, Techniken und Prinzipien, die ein Mediator anwendet, um die Kommunikation zu fördern, Interessen zu identifizieren und eine einvernehmliche Lösung zu erzielen.
Mehr als nur eine Verfahrensstrategie
Wenn und weil die Mediation auch als ein Erkenntnisprozess verstanden werden kann, wäre es zu kurz gedacht, die Mediationsstrategie lediglich auf eine Strategie des Mediationsverfahrens zu beschränken. Die Mediationsstrategie verbindet sich bereits im Vorfeld des Verfahrens mit der Konfliktstrategie, indem sie Möglichkeiten zur Vermeidung einer Konfrontation anbietet. Dann hilft sie bei der Überführung der Konfrontation in eine Kooperation und schließlich noch bei der Bewältigung der Kooperation selbst. Die nachfolgende Skizze zeichnet die Mediationsstrategie deshalb als eine durchgängige Strategie mit drei unterschiedlichen Einsatzmomenten.
Zusammengefasst könnte man sagen, die Mediationsstrategie ist eine Strategie der Weltenvereinigung im mehrfachen Sinn.
Auch wenn die Sicht über das (konkrete) Verfahren hinausgeht, umfasst die Mediationsstrategie zunächst natürlich das strategische Handeln innerhalb der Mediation. Das gilt auch dann, wenn das Handeln innerhalb der Mediation nicht losgelöst von den Außeneinflüssen betrachtet werden kann. Deshalb ist die Mediationsstrategie auch mit der Konfliktstrategie und der Strategie aller parallel laufenden Verfahren und Vorgänge zu kombinieren oder deutlich abzugrenzen. Jede Ausrichtung verfolgt ein anderes Ziel. Mit jedem Ziel kommen andere Mittel zum Einsatz. Die gravierendsten Unterschiede ergeben sich entlang der Eskalation. Sie legt folgende Unterscheidung nahe:
- Vermeidungsstrategie: Hier geht es darum, eine Eskalation und den Einsatz eskalierender Verfahren im frühen Konfliktstadium zu vermeiden. Die Strategie ist darauf beschränkt, Verhandlungen herbeizuführen. Innerhalb der Verhandlungen bietet sich die Durchführungsstrategie an.
- Zuführungsstrategie: Wenn sich der Konflikt bereits in der Konfrontation verloren hat, ist der Weg in die Mediation meist verbaut. Jetzt bedarf es strategischer Maßnahmen, um die Kooperation wieder zu ermöglichen. In Betracht kommen die Exitstrategie (Ausstieg aus der Konfrontation) oder die Migrationsstrategie (Verfahren zur Überleitung in eine Kooperation). Die Zuführungsstrategie konzentriert sich ausschließlich darauf, wie der Strategiewechsel herbeigeführt werden kann.
- Durchführungsstrategie: Wenn die Durchführungsstrategie zur Anwendung kommt, haben sich die Parteien für eine Mediation entschieden. Die Durchführungsstrategie entspricht der Verfahrensstrategie (der Strategie innerhalb der Mediation). Ihre strategische Ausrichtung ist die Suche nach einer Lösung. Die Mediation verwirklicht deshalb Suchstrategien.
Der gemeinsame Nenner der Mediationsstrategie zielt - unabhängig von dem Einsatzmoment - stets darauf ab, den Weg zu bereiten, der die Parteien in die Lage versetzt, selbst eine Lösung zu finden. Dazu müssen sie gegebenenfalls bereits vor dem Beginn des Verfahrens befähigt werden, damit sie den Weg in den Konsens erkennen können. Auch dabei hilft die Logik der Mediation. Eine passende Strategie ist die sogenannte Barrier Removal Strategy. Sie bietet einen systematischer Ansatz, um Hindernisse, Blockaden oder Barrieren zu identifizieren und zu beseitigen, die den Erfolg eines Projekts, Prozesses oder Ziels behindern. Die Barrier Removal Strategy kommt beispielsweise in der Unternehmensführung, im Projektmanagement oder in der Politik zum Einsatz. Ihre Vorgehensweise ist die Identifikation von Hindernissen, die Analyse der Ursachen, die Entwicklung von Lösungen und ihr Umsetzung und Überwachung. Die Strategie kann in einer abgewandelter Form auch in der Mediation hervorragende Dienste leisten. Immerhin ist es die Aufgabe der Mediation, den Parteien zu helfen, selbst eine Lösung zu finden. Das gelingt am besten, wenn die Hindernisse, die sie davon abhalten, aus dem Weg geräumt werden. In der Mediation wird die Strategie auf den gedanklichen Prozess bezogen. Hier lassen sich die sogenannten Lösungshindernisse ziemlich genau vorhersagen. Die Lösungen ergeben sich au der Frage, wie deren Überwindung im Prozess zu gestalten ist. Um diesen Prozess zu beschreiben, könnte man die an die Mediation angepasste Strategie als Obstacle Resolution Strategy bezeichnen oder in Deutsch als Strategie zur Beseitigung von Hindernissen mit der Mediation.
Die Vorgehensweise der Obstacle Resolution Strategy wird im Beitrag über die Lösungshindernisse genau beschrieben. Ihr Ziel besteht darin, alle Hindernisse zu erkennen, die den gedanklichen Weg der Parteien in die Lösung verhindern, um den Weg der Mediation so einzustellen, dass die Hindernisse vermieden, umgangen oder überwunden werden. Die Strategie wird durchgängig angewendet. Sie bewirkt, dass alle Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, die einer einvernehmlichen Lösung im Wege stehen. Die Lösungshindernisse treten nicht nur innerhalb des Verfahrens auf. Sie entstehen auch in der Außenwelt und im Vorfeld, wo kollidierende Strategien ins Spiel kommen. Wenn die Verfahren die strategischen Möglichkeiten als Wegstrecken der Konfliktbeilegung beschreiben, besteht der strategische Ansatz der Mediation entweder darin, diese Strategien einzubeziehen, sie zu kombinieren oder auszugrenzen.
Bedeutung für die Mediation
Die Mediation ist mehr als nur die Anwendung mediativer Techniken. Eine Verhandlung mit empathischem Zuhören kann den gewünschten Effekt nicht erzielen. Um die Strategie zu verwenden, muss die Mediationslogik bekannt und verstanden sein.
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