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Die Systemik der Mediation

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zum Fachbuch Mediation in der Wiki-Abteilung Wissen. Sie befinden sich auf der Seite Systemik, die eine Unterseite zur Prägung der Mediation im Kapitel Mediationsverständnis darstellt, die dem Abschnitt Mediation des Fachbuchs Mediation zugeordnet ist:

Prägung Gedankengang Eigenschaften Systemik Konstrukt Selbstregulation Identifikation Ebenen

Worauf es ankommt: Der Begriff System stammt von dem altgriechischen Wort systema ab, was so viel bedeutet wie ein Ganzes, das aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt wird.1 Mit der Systemtheorie bestätigt sich die Weisheit des Volksmundes, dass das Ganze mehr ist als die Summe der Einzelteile. Ähnlich der Kybernetik beschreibt sie die Wechselwirkung der einzelnen Elemente zueinander. In der Mediation gibt es mehrere miteinander interagierende Systeme, die in einem Konfliktgeschehen zur Geltung kommen (wollen). Die Mediation ist eines davon. Sie ist vielleicht sogar das wichtigste, denn sie erlaubt den Überblick!

{Einheiten, Ebenen und Einflussnahmen

Die korrespondierenden Systeme

Inhalt Themen Zurück Weiterlesen

Einführung und Inhalt: Die Metainformation und die Metakommunikation haben bereits die Existenz der Metaebene unter Beweis gestellt. Die systemische Sicht auf die Mediation geht auf die Systemtheorie zurück. Sie gibt der Metaebene eine institutionelle Bedeutung.

Das Streitsystem

Das Streitsystem beschreibt das Streitverhältnis der Parteien zueinander. Innerhalb des Streitsystems ist die Wahrnehmung auf den Gegner gerichtet. Weil die Sinnesorgane des Menschen alle auf Außenwahrnehmung gerichtet sind, sieht die Partei ja auch sonst niemand anderen. Im Streit versucht die Partei ihre Sicht bestätigt zu finden.

 Streitsystem mit Gegneransicht

Im Gegensatz zu allen anderen Verfahren, wo der Berater oder der neutrale Dritte als Entscheider oder Meinungsbildner zum operativen Teil des Streitsystems wird (indem er von den Parteien instrumentalisiert werden kann), positioniert sich der Mediator außerhalb des Streitsystems der Parteien. Die Außenposition verhindert nicht nur seine Instrumentalisierung. Sie gewährt ihm auch eine Perspektive, die es möglich macht, den Blick als nicht am Streit beteiligter Dritter auf das Streitsystem zu richten. Aus dieser Perspektive betrachtet der Mediator den Streit als System bestehend aus Elementen (zum Beispiel in Streitparteien) das mit anderen Systemen interagiert (Familie, Arbeitsplatz) und Umweltbeziehungen ( soziales Umfeld, Gesellschaft) aufweist. Der Mediator achtet auf die Interaktionen und die wechselseitigen Beeinflussungen. Um den Verstehensprozess als eine Auseinandersetzung mit dem Konflikt zu ermöglichen, spielt die Außenperspektive eine entscheidende Rolle. Sie erlaubt es, das System (das Streitverhalten) zu spiegeln und den Parteien sichtbar zu machen.

Systemik 1

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System Mensch

Systemisch betrachtet kann das Streitsystem aus dem Zusammenspiel des durch die Parteien repräsentierten Systems Mensch betrachtet werden. Auch der Mensch lässt sich systemisch betrachtet in verschiedene Systeme unterteilen.

Mensch

Hier gibt das Zusammenspiel des biologischen Systems, aus dem die Bedürfnisse, die Sinnesfähigkeiten usw. gesteuert wird, dem psychologischen System, in dem das Denken gesteuert wird und dem sozialen System, das für die Kommunikation verantwortlich ist, einen Einblick auf die Verstehensfähigkeit des Menschen.

Das Mediationssystem

Auch wenn der Mediator außerhalb des Streitsystems steht, steht er nicht außerhalb des Prozesses. Allerdings sind die Systeme zu unterscheiden. Es ist wichtig, das Streit- und das Mediationssystem konsequent auseinanderzuhalten. Weil die Mediation ein rein prozessorientiertes Verfahren ist, erleichtert sie die Abgrenzung. Das Mediationssystem unterscheidet sich als ein Prozesssystem von anderen Verfahren, also von anderen Systemen grenzt sich ganz im Sinne der Systemtheorie auch der Umwelt ab. Weil sich das Mediationssystem vom Streitsystem unterscheidet, kann der Mediator die Parteien aus dem Streitsystem herausziehen, je besser es ihm gelingt, sie in das Prozesssystem zu integrieren. Das Streitsystem löst sich auf, wenn die Parteien direkt in der Lage sind, miteinander zu kommunizieren.

Systemik 2

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Die Metaebenen

Die Metaebene bezeichnet eine Ebene aus der heraus eine übergeordnete Sichtweise möglich ist. Sie erlaubt eine Reflexion ihres Systems oder ihrer Struktur und der darin vorkommenden Verhaltensweisen, so dass diese als Objekte (von außen betrachtet) behandelt werden können. Die Unterscheidung zwischen dem Streit- und dem Mediationssystem bzw. der Fallebene und der Verfahrensebene macht deutlich, warum die Mediation nicht mit nur einer Metaebene auskommen kann. Wir unterscheiden die Fallmetaebene und die Mediationsmetaebene.

Die Fallebene (Fallmetaebene)

Indem der Mediator das Streitsystem spiegelt, bildet er die auf den Fall (und das Streitverhalten) bezogene Metaebene ab. Um eine Selbstreferentialität zu vermeiden, die sich ergibt wenn die Metaebene im selben System oder in derselben Struktur stattfindet, über die sie reflektiert, ist es unerlässlich, dass diese Ebene außerhalb des Streitsystems also im Mediationssystem angelegt wird. Um die Funktionalität der Metaebene zu verwirklichen besteht die Aufgabe des Mediators also nicht darin, das fallbezogene Verhalten der Parteien zu bewerten. Er würde die Metaebene in diesem Fall verlassen und sich auf die operative Ebene begeben. Die Aufgabe des Mediators besteht darin, Phänomene im Streitsystem sichtbar zu machen, um eine Reflexion des Streites zu ermöglichen.

Systemik 3

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Die Verfahrensebene (Mediationsmetaebene)

Die Eigenständigkeit des Prozesssystems Mediation erfordert auch eine Reflexion des Prozesses an und für sich. Die Mediation ist ein prozessorientiertes Verfahren. Nur durch die Selbstreflexion kann der Mediator feststellen, ob der Prozess auf Kurs verläuft. Um die prozessorientierte Reflexion zu ermöglichen, muss also auch für die Mediation selbst eine Metaebene hergestellt werden. Für den Mediator ist das besonders herausfordernd, weil er auch sich selbst im Prozess reflektieren muss. Hier zeigte sich wann und warum die Supervision ein wichtiges Hilfsmittel für den Mediator ist. Er sollte sie in Anspruch nehmen, sobald er Zweifel hat, ob die Selbstreflexion im Einzelfall noch möglich ist oder nicht.

Systemik 4

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Die Dienstleistung (Dienstleistungsmetaebene)

Wer die Mediation als Dienstleistung anbietet, sollte auch reflektieren, welche Bedarfe die Medianden haben und inwieweit die Medition in der Lage sit, sie zu befriedigen.

Die Umwelt (Gesamtmetaebene)

Wie in der Systemtheorie, die die Systeme in eine Umwelt stellt, ist auch die Mediation kein isoliertes Verfahren (System). Auch dann nicht, wenn sie als eine formale Mediation durchgeführt wird.2 Gewollt oder nicht, bettet sie sich in eine Umwelt ein, die wiederum Einfluss auf das Verfahren nimmt, so wie die Mediation Einfluss auf die Umwelt nimmt. Als Umwelt können die hinter den Parteien stehenden Familien, die Situation am Arbeitsplatz und das gesamte soziale Umfeld der Parteien gesehen werden. Zur Umwelt zählen auch die Verfahrenslandschaft und die Verfahren3 und Vorgänge, die ergänzend oder konkurrierend auf die Mediation einwirken. Der Mediator sóllte auch die anderen Verfahren im Blick haben. Er sollte die Mediation in dieser Landschaft verorten, um die systemischen Einflüsse und das Konfliktverhalten im Blick zu haben und um den optimalsten und sichersten Weg der Konfliktbeilegung zu erkennen.

Systemik 5

Wenn Sie weiterhin bedenken, dass die Parteien selbst wieder Teil von korrespondierenden Systemen, sogenannten Korrespondenzsystemen, sind (wie z.B. die im Hintergrund agierende Familie, der Arbeitsplatz das Unternehmen) oder dass Konstrukte wie das Unternehmen oder die Familie als ideelle Parteien in die Mediation einbezogen werden können, dann stellt sich die systemische Landschaft wie folgt dar:

Gesamtsystemik

Die Sphäre (Gesamtmetaebene)

Bei der Arbeit mit Konflikten hat die Metaebene nicht nur die Funktion, eine Reflexionsebene abzubilden. Wenn es gelingt, die Ebene stabil einzurichten und mit dem geschützten Gesprächsraum zu kombinieren, entsteht so etwas wie eine Sphäre, die wie eine semipermeable Blase die Medaition und ihre Probanden von dem Konflikt ausgrenzt. So gesehen wird die Metaebene auch zu einem Schutzbereich.

Konklave

Bedeutung für die Mediation

Wann und warum die Mediation das wichtigste System innerhalb einer Konfliktbeilegung darstellt, ergibt sich aus der damit einhergehenden Reflexionsfähigkeit. Um eine vollständige Reflexion zu ermöglichen, ist es wichtig, die verschiedenen Systeme einer Konfliktbeilegung auseinanderzuhalten und die Ebenen zu trennen. Nur so lässt sich die Komplexität bewältigen. Die Identifikationen der Systeme, Eelemente und der Umwelt erlaubt es, die Interaktionen zwischen den Einheiten zu identifizieren, die functional Units zu isolieren und die wechselseitige Beeinflussung zu kontrollieren.4 Der Mediator muss darauf achten, dass er nur Teil des Mediationssystems und keinesfalls Teil des Streitsystems oder der Umwelt wird. Er ist nicht Teil der orperativen Einheiten, sondern lediglich ihre Reflexionsebene. Die Icdentifikation der Rolle des Mediators innerhalb der Systemik definiert seine Haltung.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-11-27 15:03 / Version 70.

Alias: Streitsystem, Konfliktsystem, Prozesssystem, Mediationssystem, Mediationsmetaebene, Fallmetaebene, Fallebene, Verfahrensebene, Korrespondenzsysteme
Siehe auch: Kommunikationsmodell, Struktur, Die Bedeutung der Metaebene
Quelle (included): Metaebene
Included: Metaebene
Prüfvermerk:

3 Der Verfahrensbegriff wird wieder im weitesten Sinne verstanden und bezieht beispielweise die anwaltliche Vertretung mit ein.
4 Das Prinzip der fehlenden Entscheidungsbefugnis beispielsweise führt in ein Kommunikationsmodell, das die Systemik der Mediation unterstützt. An dem sich daraus ergebenden Kommunikationsmodell kann er sich orientieren.


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Seite zuletzt geändert am Montag Dezember 30, 2024 15:29:28 CET.

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