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Die politische Mediation

Wissensmanagement » Diese Seite wird im Archiv hinterlegt. Weil sie eine Mediation betrifft, ergibt sich eine logische Zuordnung zur Mediationsdatenbank unterhalb der Enzyklopädie und zum 3. Buchabschnitt Mediation des Fachbuchs Mediation.

Mediation politische-Mediation Politik und Mediation Politikmediation Eintrag Suche Politikforum

Politische Mediation ist ein Verfahren der Konfliktvermittlung auf politischer oder gesellschaftlicher Ebene. Es kann zwischen Staaten, Gruppen, Organisationen oder auch innerhalb von Gesellschaften stattfinden. Die politische Mediation unterscheidet sich von der Politikmediation, indem das Anwendungsfeld nicht die Politik selbst ist, die Mediation aber eingesetzt wird, um politische Ziele zu verfolgen.

Die notwendigen Abgrenzungen

Um die politische Mediation korrekt einzuordnen, sind Abgrenzungen zu verwandten Verfahren und Erscheinungen in der Welt der Mediation vorzunehmen. Die erste, grobe Unterscheidung betrifft die Politikmediation und die Mediationspolitik. Sie wird mit der nachfolgenden Tabelle vorgestellt.

Politik und Mediation

Die Politik wirkt sich auf die Mediation aus, so wie die Mediation zwangsläufig Auswirkungen auf die Politik hat. Um die gegenseitige Beeinflussung zu verstehen, sind folgende Verwendungen zu unterscheiden:

Politikmediation

Es geht um die Verwendung der Mediation in der Politik, indem die Mediation zur Klärung politischer Fragen oder in politischen Entscheidungsprozessen eingesetzt wird.

Politische Mediation

Es geht um die Instrumentalisierung der Mediation für die Politik (politische Ziele)

Mediationspolitik

Es geht um die Frage, wie die Mediation die Politik fördern kann


Politisch veranlasste Mediationen kommen u. a. in Friedensprozessen (z. B. UN-Mediation in Bürgerkriegen) vor, bei gesellschaftlichen Transformationsprozessen (z. B. Wahrheitskommissionen), bei Antidiskriminierungsverfahren (z. B. in Schulen, Behörden), in Stadtteil- und Partizipationsprojekten, in der Politikberatung und bei Bürgerdialogen. Nicht alle Fälle sind eine politische Mediation. Ihre Aufzählung belegt, dass nicht jede Anwendung eine Mediation im engen Sinne darstellen kann und dass es einer differenzierten Betrachtung bedarf, die mit der folgenden Abgrenzung beginnen soll:

Begriff Kurzdefinition Abgrenzung
Politische Mediation Allgemeiner Oberbegriff für Mediation in politischen oder gesellschaftlichen Kontexten, national oder international, mit einer politischen Zielsetzung. Umfasst Elemente der anderen Begriffe. Wird oft als Sammelbezeichnung genutzt, z. B. für Mediation bei sozialen Protesten, in Kommunalpolitik, interkulturellen Konflikten oder Transformationsprozessen.
Politikmediation Mediation innerhalb der formellen politischen Sphäre, z. B. zwischen Parteien, Parlamenten, Ministerien, Verwaltungen. Fokus liegt auf Institutionen der repräsentativen Demokratie; unterscheidet sich von politischer Mediation durch stärkeren Bezug zur staatlichen Struktur und politischen Entscheidungsprozessen.
Friedensmediation Vermittlung in bewaffneten Konflikten oder an der Schwelle dazu, oft zwischen Staaten, Rebellengruppen oder Ethnien. Ziel: Friedensabkommen, Gewaltverzicht, politische Transformation. Gehört zur politischen Mediation, ist aber klar auf Kriegs- und Gewaltkonflikte bezogen; arbeitet oft unter Schirmherrschaft von UN, EU oder NGOs.
Multi-Track-Diplomacy Konzept aus der Friedens- und Konfliktforschung: Verschiedene „Ebenen“ (Tracks) von Akteuren wirken parallel oder komplementär auf Konfliktlösung hin (z. B. Staaten, NGOs, Kirchen, Unternehmen, Zivilgesellschaft). Kein Mediationstyp an sich, sondern ein strategischer Rahmen, in dem Mediation eine Rolle spielen kann (vor allem auf Track II oder III).
Positionierte Mediation (auch: „parteiliche Mediation“) Mediation mit klarer normativer oder politischer Haltung, z. B. in Antidiskriminierungsarbeit, Restorative Justice, feministische Mediation. Ziel: Empowerment und Anerkennung von Machtasymmetrien. Im Gegensatz zur „neutralen Mediation“ gibt die Mediator*in die Neutralität auf, um strukturelle Ungleichheiten explizit zu adressieren. Wird in kritischen Praxisansätzen bewusst eingesetzt.
Gender-responsive Mediation (GRM) Ein Mediationsansatz, der systematisch Geschlechterasymmetrien erkennt und aktiv bearbeitet – auf struktureller, prozessualer und inhaltlicher Ebene. Ziel: inklusive und gerechte Konfliktlösung. Kein eigenständiger Mediationstyp, sondern eine methodische & ethische Ausrichtung, die sich quer durch Friedens-, politische oder positionierte Mediation zieht. Wird oft mit der UN-Agenda „Women, Peace and Security“ (UNSCR 1325) verbunden.

Die systematische Einordnung

Die politische Mediation verfolgt einen politischen Zweck, der über den Zweck der konkreten Konfliktbeilegung hinaus geht. Auch wenn ein weiterer Aspekt hinzukommt, heißt das noch lange nicht, dass es sich bei der politischen Mediation um ein eigenständiges Konzept oder ein weiteres Mediationsmodell handelt. Wir begegnen auch hier einer "ganz normalen" Mediation, die allerdings unter einer offen angesagten oder stillschweigend angenommenen Zielvorgabe steht. Folgende Fälle sind zu unterscheiden:

Beispiel 17031 - Mediation wird eingesetzt, um die Streitkultur zu verbessern. Das ist ein politisches Konzept, das die Implementierung der Mediation betrifft, also die Frage, wie die Mediation zu verbreiten ist. Wenn davon ausgegangen werden kann, dass sich die Streitkultur mit der Verbreitung der Mediation verbessert, fällt diese Aufgabenstellung unter die Mediationspolitik.

Beispiel 17032 - Mediation wird eingesetzt, um ein bestimmtes Gedankengut zu verbreiten. Wenn davon auszugehen ist, dass die mit der Verbreitung einhergehenden Gedanken sonst nicht aufkämen, handelt es sich um eine instrumentalisierte Mediation.


Lediglich im letzteren Fall werden Vorgaben gemacht, die sich auf die Ausgestaltung der Mediation auswirken können. Weil diese Vorgaben, wie noch zu erläutern sein wird, keine substantiellen Einflüsse auf die Herangehensweise nehmen, verändern sie lediglich das Format, also die Anwendungsbedingungen.

  Hinweis zur Mediationssystematik

Die Politische Mediation ist ein Anwendungsformat der Mediation! Bitte beachten Sie die Zusammenstellung der Mediationsformen und ihre systematische Zuordung.

Zur Zweckausrichtung in der Mediation

Dass die Mediation in totalitären Staaten begrenzt und kontrolliert wird, hat spätestens die KI-Recherche bei DeepSeek ergeben.1 Dass die Mediation ein freies Denken ermöglicht, löst dort Begeisterung aus.2 Natürlich kennt die Mediation einschränkende Vorgaben, die das Ergebnis beeinflussen.

Beispiel 17033 - Bei dem hoch eskalierten Familienkonflikt geht es um zwei Themenkreise. Einer ist der Umgang mit dem Kind und das Sorgerecht, der andere ist der Ehegattenunterhalt und der Zugewinnausgleich. Der anwaltlich vertretene und wirtschaftlich unabhängige, aggressiv auftretende Ehemann stimmt der Mediation nur zu, wenn sie sich auf die Kindschaftssachen begrenzt. Die Mediation war mit dieser Einschränkung zustande gekommen.


In dem Beispielsfall führt die Mediation zwar zu Einschränkungen, die das Ergebnis beeinflussen. Es ist auch fraglich, ob der Konflikt, bei dem die finanzielle Ausstattung der Mutter eine wichtige Rolle spielt, mit der Beschränkung beigelegt werden kann. Die Vorgabe ist allerdings transparent gemacht worden. Der Mediator hatte die Gelegenheit, auf die Konsequenzen und ein unvollständiges Ergebnis hinzuweisen. Er hat sogar im Laufe der Mediation die Möglichkeit, den Geist der Parteien zu öffnen, um den gesamten Konflikt anzusprechen.

Beispiel 17034 - In der zweiten Phase trägt die Ehefrau natürlich ihre Geldthemen vor. Als der Mediator sie auf dem Flipchart notieren will, versucht der Ehemann und sein präsenter Anwalt dies zu verhindern. Das Thema sei nicht vereinbart worden. Die Mediation solle sich nur auf die Kindschaftssachen beziehen. Der Mediator erläutert, dass er den Konflikt kennen möchte, wozu dieses Thema ganz offensichtlich gehört, weil es eine seiner Ausprägungen ist. Worüber dann gesprochen wird, sei eine gang andere Frage. Auch mag der thematische Ausschluss überdacht werden, wenn sich seine Relevanz für die Konfliktbeilegung herausstellt. Die finanziellen Fragen wurden im weiteren Verlauf der Mediation zum Schwerpunktthema.


Ähnlich ist mit politischen Vorgaben umzugehen. Die Problematik beginnt mit der Frage, ob die Problematik offengelegt wird. Würde sich jemand, der andere Menschen diskriminiert, auf eine Mediation einlassen, wo Diskriminierung nicht nur untersagt, sondern auch überwunden werden soll? Was würde geschehen, wenn der Auftrag nicht offiziell sondern verdeckt erteilt wird, etwa indem der Mediator sein eigenes Wertekonzept oder seine politische Auffassung beeinträchtigt sieht, wenn er die Diskriminierung life erlebt? Soll muss darf er einschreiten? Das folgende Beispiel soll das Problem verdeutlichen:

Beispiel 17035 - Für uns erscheint es selbstverständlich, wenn die Gleichberechtigung der Frau eine Wertvorstellung ist, die das Ergebnis der Mediation prägen soll. Wie aber fühlt es sich in dieser Kultur an, wenn der Mediator den Auftrag bekäme, die Unterdrückung der Frau sicherzustellen?


Die Frage, was ein Mediator zu tun hat, wenn der Auftrag seinem eigenen Wertesystem zuwider ist, kommt der Problematik der politischen Mediation nahe. Die Antwort ergibt sich aus der Rolle des Mediators und dem Verständnis von Mediation. Dann lässt sie sich mit den allgemeinen Regeln der Mediation herleiten. Als Faustregel mag gelten:

 Merke:
Leitsatz 17036 - Unter Anwendung der kognitiven Mediationstheorie werden die Grenzen der Mediation immer erreicht, wo eine Reflexion verhindert und ein Denken vereitelt wird.

Chancen und Risiken der politischen Mediation

Eigentlich geht es um die Chancen und Risiken der Mediation mit einem politischen Hintergrund. Ihr kann es durchaus gelingen, einen konstruktiven Dialog zwischen Konfliktparteien zu ermöglichen, um gewaltfreie Lösungen zu finden. Problematisch wird die politisch ausgerichtete Mediation, wenn sie zu dem Zweck eingesetzt wird, um Diskussionen in ideologisch „erwünschte“ Bahnen zu lenken. Ganz abgesehen davon, dass eine Diskussion keine Mediation ist, verliert sie ihren Charakter, wenn sie die "ideologisch erwünschte Bahn" den Parteien unreflektiert aufzwingt. Die Aufgabe des Mediators besteht darin Verstehen zu vermitteln und alle Zusammenhänge zu begreifen, um darauf basierend, die passende Entscheidung zur Beilegung des Konfliktes zu treffen. Falls dies nicht möglich ist, bestehen zumindest keine fachlichen Bedenken, die Mediation abzulehnen oder als das zu bezeichnen was sie ist. Das größte Problem sind false flag Aktionen, wo die Mediation zum Whitewashing missbraucht wird, um nach außen Dialogbereitschaft zu zeigen, ohne sich wirklich auf Verhandlungen einzulassen oder wo die Mediation als PR-Instrument eingesetzt wird, ohne tatsächliche Veränderungsbereitschaft oder als Instrument zur Steuerung ideologischer Narrative.

Die Vorgehensweise der politischen Mediation

Es genügt, die Regeln der Mediation anzuwenden. Das gelingt, wenn die Mediation muss in einer Sphäre organisiert werden, die offene Gespräche ermöglicht und sicherstellt, dass eine Metaebene existiert. Der Mediator personifiziert die Metaebene. Er muss dafür sorgen, dass die Parteien auf gleicher Augenhöhe verhandeln und Themen offen ansprechen können, auch dann, wenn das was sie sagen wollen, politisch nicht korrekt ist. Es kommt entscheidend darauf an, den politischen Zweck und das übergeordnete Ziel zu offenbaren, wenn der Prozess den Namen Mediation verdienen soll. Es bedarf einer ausführlichen Konfliktanalyse, die Einflüsse aufdeckt und Strukturen hinterfragt. Die Fälle der Gender-responsive Mediation oder der Positionierten Mediation gehen tiefer auf die Problematik der Mediatorenrolle und den Prinzipienkonflikt ein.

Bedeutung für die Mediation

Gerade kommt die Nachricht rein, dass die Zahl politisch motivierter Straftaten massiv gestiegen sei. Es wird ein Aktionsplan gefordert.3 Die Mediation selbst





2. 🌍 Sinnvoller Einsatz: Demokratische und emanzipatorische Funktionen
Positive Anwendungen politischer Mediation:

Versöhnung & Verständigung in tief gespaltenen Gesellschaften (z. B. Ruanda nach dem Genozid, Südafrika nach der Apartheid)

Schutz marginalisierter Gruppen durch Antidiskriminierungsmediation

Partizipative Entscheidungsfindung in kommunalen oder nationalen Debatten (z. B. Klimaräte, Schulmediation, Genderdebatten)

Deeskalation in Polarisierten Gesellschaften

Mediation kann so zu einem demokratiestärkenden Mittel werden, wenn sie integrativ und inklusiv gestaltet ist.

3. ⚠️ Missbrauch und problematische Instrumentalisierung
So wie Mediation zur Deeskalation beitragen kann, kann sie auch manipulativ oder strategisch eingesetzt werden – hier einige kritische Perspektiven:

a) Schein-Mediation zur Imagepflege („Whitewashing“)
Mediation wird inszeniert, um nach außen Dialogbereitschaft zu zeigen – ohne reale Machtverlagerung oder Ergebnisse.

Beispiel: Autoritäre Regime oder Unternehmen setzen Mediation als PR-Instrument ein, ohne tatsächliche Veränderungsbereitschaft.

b) Erzwungene Neutralität bei Machtungleichgewichten
Mediation verlangt formal Neutralität – aber bei asymmetrischen Konflikten (z. B. Diskriminierung, Rassismus) kann das zu „False Balance“ führen:

„Beide Seiten haben ihre Sichtweise“ – obwohl eine Partei strukturell benachteiligt ist.

Dies kann zum Schweigen oder zur Relativierung von Diskriminierung führen.

c) Politisch-korrekte Ergebnissteuerung
Mediation kann eingesetzt werden, um Diskussionen in ideologisch „erwünschte“ Bahnen zu lenken.

Beispiel: In Bürgerdialogen zu kontroversen Themen (z. B. Migration, Genderpolitik, Umweltmaßnahmen) wird die Prozessgestaltung so angepasst, dass bestimmte Positionen ausgeschlossen oder entwertet werden.

Kritiker sprechen hier von „Soft Governance“ oder „manipulativer Deliberation“.

d) Verschiebung von Verantwortung
Statt struktureller Reformen (z. B. im Justiz-, Sozial- oder Bildungssystem) wird auf „Mediation“ gesetzt – also auf „Verhandlungslösungen“ auf Mikroebene.

Kritik: Dies individualisiert strukturelle Probleme (z. B. Rassismus) und entpolitisiert notwendige systemische Veränderungen.

🧠 Theoretischer Hintergrund & Kritik
Wissenschaftliche Kritik kommt u. a. von:

Chantal Mouffe (Agonistik): Kritisiert vermeintlich „neutrale“ Dialogverfahren, die politische Konflikte entpolitisieren.

Nancy Fraser: Warnt vor „Pseudo-Partizipation“, die politische Ungleichheiten maskiert.

Johan Galtung (Begründer der Friedensforschung): Unterscheidet zwischen negativem Frieden (keine Gewalt) und positivem Frieden (Gerechtigkeit) – Mediation kann ersteres erreichen, aber zweiteres verhindern, wenn Machtfragen tabuisiert werden.

✅ Fazit
Politische Mediation kann ein wirksames Mittel zur Demokratisierung, Konfliktbearbeitung und Verständigung sein – wenn sie fair, transparent und machtkritisch gestaltet wird. Gleichzeitig besteht die Gefahr ihres Missbrauchs als:

strategisches Machtinstrument,

Verschleierung realer Machtverhältnisse,

PR-Tool zur Imagepflege oder

Instrument zur Steuerung ideologischer Narrative.

Eine kritische Reflexion der Rahmenbedingungen, Rollen und Machtverhältnisse ist daher unverzichtbar, wenn Mediation nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein soll.



Achtung Menü ergänzen je nach Zuordnung:  Mediationsformen Fachmediationen

Mediationsmodelle
XXX

  Hinweis zur Mediationssystematik

Dies ist ein mögliches Anwendungsfeld der Mediation! Bitte beachten Sie die Zusammenstellung der Mediationsfelder und ihre systematische Zuordung.

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Hinweise und Fußnoten
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Bearbeitungsstand: 2025-05-20 11:51 / Version .

Alias:
Siehe auch: Wut Verfahrensverzeichnis
Prüfvermerk: -

2 So die Seminarerfahrung des Autors bei Mediatoren in Autokratien.
4 Siehe auch -