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Scheidungszyklus und die Trennungsphasen

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Die Trennung betrifft eine Mediation in einer Familienangelegenheit, sodass Sie auch folgende Beiträge im Blick haben sollten:

Familienmediation Beziehungsoptimierung Paarkonflikte Trennungsphasen Scheidung Kindschaftssachen Rosenkriege Trauer

Abstract: Die Trennung ist kein statisches Ereignis. Je nach Intensität der Beziehung, die getrennt wird, kann es sich um einen langwierigen Prozess handeln. Psychologen wissen, dass die Scheidung emotional betrachtet den gleichen Rang hat wie der Verlust eines nahestehenden Angehörigen durch Tod. Deshalb wird der Trennungsprozes auch oft mit den Trauerphasen verglichen. Die Scheidung hat jedoch einen anderen Stellenwert, eine andere juritische Bedeutung und andere Zusammenhänge. Es macht also Sinn, sich den Scheidungszyklus und die Trennungsphasen genauer anzuschauen.

Einführung und Inhalt: Die Scheidung ist weitaus mehr als nur ein juristisches Verfahren. Genau betrachtet laufen bei einer Scheidung mehrere Prozese auf, die in- oder gegeneinander spielen. Der Mediator sollte helfen, die Prozesse zusammenzuführen und zu überwinden. In diesem Beitrag geht es um die Frage, wie die Trennung bzw. die Scheidung emotional abläuft und warum die Phasen der Trennung ein paralleles Denken verhindern. Die Scheidung stellt sich als ein langwieriger Prozess heraus, der durchaus 5 Jahre und sogar länger dauern kann.

Prozesshäufung

Markant ist, dass von der Trauer und der Trennung immer im Singular gesprochen wird. Wenn ein Angehöriger stirbt mag das zutreffen, weil die Gefühle nur noch auf einer Seite vorkommen. Der Verstorbene kann nicht mehr reagieren. Bei der Trennung unter Lebenden ist das ganz anders. Da gibt es zumindest zwei (manchmal unterschiedliche) Perspektiven auf die Trennung und es laufen mehrere Parallelprozesse, in der die Trennung vollzogen wird. Regelmäßig gibt es folgende, parallel laufende Verfahren:

  1. die juristische Scheidung
  2. die psychologische Scheidung
  3. die wirtschaftliche Scheidung
  4. die soziale Scheidung.

Alle müssen irgendwie in Einklang miteinander gebracht werden, obwohl sie unter verschiedenen Bedingungen und Zeiträumen ablaufen. Um das psychologische Erleben besser zu verstehen, kommen zwei unterschiedliche Modelle in Betracht:

  1. Die Trennungsphasen
  2. Der Scheidungszyklus

Die Trennungsphasen (allgemein)

Eine Trennung kann sich über einen längeren Zeitraum erstrecken und beinhaltet in der Regel verschiedene Phasen, die von Trauer und Wut bis hin zur Akzeptanz reichen.

Schock und Verleugnung
Die erste Phase ist oft geprägt von Schock und Verleugnung. Die betroffene Person kann Schwierigkeiten haben, die Realität zu akzeptieren und leugnet oft, dass die Beziehung wirklich zu Ende ist. In dieser Phase können die Betroffenen auch dazu neigen, ihre Gefühle zu unterdrücken oder zu vermeiden.
Emotionen brechen auf
In der zweiten Phase beginnen die Emotionen aufzubrechen. Die Betroffenen fühlen oft starke Traurigkeit und Schmerz, manchmal auch Wut und Ärger. Diese Phase kann sehr emotional und turbulent sein und kann oft dazu führen, dass die betroffenen Personen sich zurückziehen oder isolieren.
Suchen nach einer Lösung
Die dritte Phase ist die Phase der Verhandlung und des Suchens nach einer Lösung. In dieser Phase versuchen die Betroffenen oft, die Beziehung wiederherzustellen oder zu reparieren, obwohl dies in den meisten Fällen nicht möglich ist. Sie können auch versuchen, die Trennung so friedlich wie möglich zu gestalten, indem sie eine gemeinsame Entscheidung über die zukünftige Aufteilung von Besitztümern und Sorgerechtsfragen treffen.
Beginn der Akzeptanz
In der vierten Phase beginnt die Akzeptanz. In dieser Phase haben die Betroffenen oft das Gefühl, dass sie das Ende der Beziehung akzeptieren und sich auf eine neue Zukunft konzentrieren können. Die Schmerzen und Emotionen können noch vorhanden sein, aber sie werden oft von der Aussicht auf eine neue Chance und das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, die Zukunft zu gestalten, überschattet.

Diese Phasen sind in gewisser Weise ähnlich zu der von Kübler-Ross entwickelten Theorie der Trauerbewältigung, die fünf Phasen umfasst: Verleugnung, Wut, Verhandlung, Depression und Akzeptanz. Allerdings gibt es einige Unterschiede. Die Phasen bei einer Trennung oder Scheidung sind oft weniger linear und können sich manchmal überlappen oder in verschiedene Richtungen bewegen. Auch können die Betroffenen die verschiedenen Phasen in unterschiedlichem Tempo durchlaufen und manche Phasen können übersprungen oder wiederholt werden.

Der Scheidungszyklus

Ein anderes und besser zur Scheidung passendes Modell ist der sogenante Scheidungszyklus. Danach werden die Vorscheidungsphase, die Scheidungsphase und die Nachscheidungsphase gegeneinander abgegrenzt. Die Scheidungsphasen sollen im nachfolgenden kurz vorgestellt werden:

Vorscheidungsphase
Es wäre müßig, den Beginn des Trenungsprozeses genau lokalisieren zu wollen. Meist ist der erste Anlas eine Unzufriedenheit mit der Beziehung, die für sich gesehen wieder verschiedene Gründe haben kann. Meist vollzieht sich die Verschlechterung der Beziehung allmählich. Möglicherweise wird sie den Parteien nicht einmal wirklich bewusst. Erst ihre Permanenz führt in einen Konflikterleben hinein. Neue Partner sind nicht unbedingt der Auslöser, sondern eher die Folge von dieser erlebten Unzufriedenheit und eine mangelnde Kompetenz mit dem anderen Ehepartner dies verhindert sich auf die Bedürfnislage einzulassen ist der Katalysator. Gemäßigte Trennungsgedanke aufdrängt, umso mehr entsteht ein Entscheidungszwang. Je nach der Ehedauer und dem Grad der Arbeitsteilung zwischen den Eheleuten ist es eine existente existenzielle Entscheidung, die das gesamte Leben verändert. In keinem Fal ist es eine Entscheidung die einem der Ehegatten leicht fällt es kommt zu einem hin und her, einem Ja und nein und einem auf und ab, was der Volksmund als emotionale Achterbahn beschreibt und was die Literatur als Ambivalenzsphase bezeichnet. In dieser Phase ist es der Partei kaum möglich eine verbindliche Entscheidung zu treffen. Sie befindet sich in einem Dilemma, einem inneren Konflikt der möglicherweise sogar dazu bei trägt, dass die Ambivalenzsphase endlos dauert.
Scheidungsphase
Die Scheidungsphase beginnt mit der Trennung. Juristisch gesehen bedeutet die Trennung das Ende der Versorgungsgemeinschaft. Faktisch gesehen verlässt eine der Parteien die eheliche Wohnung, wobei eine Trennung auch innerhalb der Wohnung erfolgen kann. Markant ist das jede der Partei von nun an ihren eigenen Weg gehen will. Die Bindungen werden aufgelöst. Wie das geschieht hängt stark davon ab wie die Trennung erfolgt. Es macht einen Unterschied ob sie nach langen Diskussionen und Streitereien oder plötzlich und unerwartet erfolgt. Emotional ist diese Phase von Schmerz, Trauer, emotionaler Erstarrung, Selbstmitleid, Depressivität, Hoffnungslosigkeit, Angst, Unsicherheit, Wut, Hass, Verbitterung, Rachegefühlen, Aggressivität, Minderwertigkeitsgefühlen, Selbstzweifeln und Schuldgefühlen geprägt. Symptomatisch macht sich diese Phase bemerkbar durch Schlafstörungen, Erschöpfung, Apathie, Nervosität, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Drogen- und Medikamentenmissbrauch, erhöhtem Alkohol- und Nikotingenuss und Depressionen, um nur Beispiele zu nennen. Je nach dem Verlauf der Trennung haben aber auch positive Gefühle eine Chance. So ist die Trennung eine Chance, den Selbstwert wiederzufinden die innere Kraft zu entdecken und neue Beziehungen aufzubauen. Oft haben die Parteien auch durchaus noch positive Gefühle füreinander sodass der Umgang mit dem anderen Ehegatten für die Trennungsgestaltung eine wichtige Rolle spielt.
Nachscheidungsphase
Auch nach der Scheidung bleiben Gefühle wie Angst schuld, Unsicherheit, Minderwertigkeit noch erhalten. Es kann bis zu vier Jahre dauern bis diese Gefühle schließlich vollständig abklingen und es hängt von der Lebenssituation ab, wie das gelingt. Die Parteien vergleichen ihre Situation und achten sehr genau darauf wer aus der Trennung für sich welche Vorteile in Anspruch nehmen kann. Neid kommt auf und Schuldzuweisungen. Auch hier hängt es davon ab wie es den Eheleuten gelingt ein autonomes Leben mit gleichen Chancen wieder aufzubauen.

Phasenverschiebung

In allen Modellen ist zu beachten, dass sie das Individuum betreffen. Auch in einer Scheidung laufen die Prozesse individuell ab. Betrachtet man die individuellen Prozesse im Zusammenspiel, zeigt sich die Phasenverschiebung als ein ebenso markantes, wie problematisches Phänomen bei Ehescheidungen. Wir müssen uns bewusst darüber sein, dass mit der Scheidung verschiedene Prozesse ablaufen, die oft in keiner Weise miteinander koordiniert sind. Eine Grafik soll das Problem verdeutlichen:
Scheidungsprozesse

Der zeitliche Aspekt

Es gibt Scheidungen, die sich noch länger hinziehen als 5 Jahre. Die getrennten Eheleute kommen mit sich und dem anderen einfach nicht ins Reine. Zeit heilt Wunden, sagt man. Das scheint aber nicht immer zu stimmen. Der Zeitfaktor spielt eine wichtige Rolle. Er verdient eine besondere Beachtung, wie das nachfolgende Beispiel belegt:

Beispiel 15935 - Ein seit 13 Jahren geschiedenes Ehepaar wird in einem hoch eskalierten Konflikt in eine Mediation geprügelt. Inzwischen sind verschiedene Verfahren vor dem Familiengericht anhängig, wo es um Umgang, Sorgerecht und Kindesunterhalt geht. In der Mediation angekommen, fällt dem Mediator der extreme Hass auf, den die geschiedenen Eheleute gegeneinander haben. Die Scheidung erfolgte vor 13-Jahren. Der Mediator erfuhr, dass sie bei der Geburt des gemeinsamen Kindes erfolgte, nachdem der Ehemann während der Entbindung mit der besten Freundin der Frau ins Bett gegangen war. Das würde den Hass begründen. Aber 13 Jahre lang? Irgendetwas stimmt da nicht, dachte der Mediator. Im weiteren Verlauf der Mediation hat sich herausgestellt, dass die Eltern (und geschiedenen Eheleute) durchaus noch Gefühle füreinander haben. Ihnen war es gelungen, ihre Beziehung nach der Scheidung in eine Art Geschwisterbeziehung umzuwandeln. Wegen eines Ereignisses, kam der Frau der Gedanke auf, dass sich der Mann nunmehr auch aus dieser Beziehung entfernt, was nicht der Fall war. Nachdem das geklärt werden konnte, waren alle Konflikte beigelegt.


Gefühle haben die Eigenschaft, dass sie sich mit der Zeit ändern. In der Ambivalenzphase sind sie alles andere als stabil. Die Änderung ist vorprogrammiert. Auch das sollte beachtet werden.

Beispiel 15936 - Es geht um eine Familienmediation anlässlich einer Scheidung. Der Ehemann hat eine neue Partnerin gefunden und will sich deshalb trennen. Er fühlt sich schuldig, was ihn zu schaffen macht. In den Verhandlungen führt das Schuldgefühl zu übertrieben großzügigen Zuwendungen. Der Mediator spricht die Parteien darauf an. Der Mann gesteht die Schuldgefühle ein. Die Zahlung soll sie kompensieren. Auch das Motiv wird herausgearbeitet. Bevor es zur Abschlussvereinbarung kommt, weist der Mediator darauf hin, dass es durchaus möglich sei, die emotionale Entlastung monetär zu kompensieren. Er weist aber auch darauf hin, dass sich die Gefühle wieder ändern können und fragt die Parteien, wie sie dann mit ihrer Lösung umgehen. Werden sie die Vereinbarung bereuen? Der Mediator überlässt die Entscheidung den Parteien, die sie nun aber in dem Bewusstsein aller Konsequenzen treffen können.

Bedeutung für die Mediation

Der Mediator muss die gesamte Komplexität der Trennung und der dadurch verursachten Entscheidungsprozesse überschauen können. Es ist wichtig, diese Prozesse miteinander zu koordinieren und aufeinander abzustimmen. Wenn sich die Parteien in der Ambivalenzphase befinden, ist es ihnen unmöglich, eine finale, zukunftsändernde Entscheidung zu treffen. Möglich sind temporäre Entscheidungen und Entscheidungen, die den Weg bestimmen und das endgültige Ergebnis offenlassen. Juristisch gesehen kommt den Trennungsjahr diese Bedeutung zu. Die Ambivalenzsphase zeichnet sich durch ein dafür und dagen aus. Heute wäre es ein Ja, morgen ein Nein. Was sich herausfinden (oder herstellen) lässt, ist ein Trend. Die Parteien sollen Gelegenheit haben, diesen Trend für sich zu erkennen. Der Mediator kann dabei helfen. Die Phasenverschiebung ist Ausdruck des Beziehungskonfliktes. Eine Beziehungsklärung sollte deshalb die Grundlage für alle weiteren Fragestellungen sein. Die transformative Mediation ist das dafür geeignete Mediationsmodell.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen.

Bearbeitungsstand: 2023-08-18 05:45 / Version 24.

Alias: Scheidungszyklus, Ambivalenzphase, Vorscheidungsphase, Scheidungsphasen, Nachscheidungsphase
Siehe auch: Scheidung, Der Scheidungszyklus
Literaturhinweis: Textor (Scheidungszyklus) S. 13-94.
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Seite zuletzt geändert am Freitag November 1, 2024 13:21:40 CET.

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