Order from Noise
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Es geht um das Order from Noise Prinzip, mit dem sich Vorgänge in der Mediation erklären lassen. Bitte beachten Sie auch folgende Beiträge:
Systemtheorie Systemik Soziologie Order from Noise Denken Kreativität Lösungshindernisse Mediationstheorie
Wer sagt uns eigentlich, was wir wie zu denken haben?
Woran liegt es, dass wir auf bestimmte Gedanken und Erfahrungen fixiert werden?
Wie gelingt es, dass wir konstruktive Lösungen finden können und was hindert uns daran?
Mit diesen Fragen stellt sich der Bezug des Order from Noise-Prinzips zur Mediation her.
Worum geht es bei der Order from Noise?
Das Order from Noise-Prinzip wurde von Heinz von Foerster entwickelt, der wie Watzlawick als ein Mitbegründer des radikalen Konstruktivismus gilt. Foerster hat der Kybernetik eine neue Rolle gegeben, indem er die "second order cybernetics" eingeführt hat. Die erste Ordnung der Kybernetik wird als eine Regelungstechnik verstanden. Sie beschreibt einen zirkulären Prozess, in dem das Subjekt vom Regelungsvorgang getrennt gesehen wird. Der Prozess wird von außen gesteuert. Die Kybernetik zweiter Ordnung hingegen geht davon aus, dass das Subjekt einen Teil der Welt darstellt, in der die Regelungsmechanismen zur Wirkung kommen. Ähnlich der Quantenphysik, wo die Messung bereits das Ergebnis verändert, entsteht eine Wechselwirkung, wenn das Subjekt ein Teil des Systems ist, in dem die von der Kybernetik beschriebenen Regelungszusammenhänge und Nachrichtenübertragungen vorkommen. Foersters Erkenntnis hatte eine grundlegende Bedeutung in der Wissenschaft. Sie wurde zur Grundlage der Soziologie von Niklas Luhmann und seiner später entwickelten Systemtheorie.1
Selbstorganisation von Systemen
Im Mittelpunkt der Überlegung steht die Fähigkeit zur Selbstorganisation von Systemen. Die Selbstorganisation beschreibt das Phänomen, daß geschlossene Systeme nach einer gewissen Zeit aus sich selbst heraus stabile Formen des Verhaltens entwickeln. Foerster beschreibt das Phänomen anhand von schwimmfähigen Würfeln, die in ein Wasserglas geworfen werden. Das Bewegen der Wasseroberfläche stellt eine Irritation des Systems dar, wodurch sich die Würfel in ihren Bewegungen neu organisieren. Ähnlich und vielleicht noch anschaulicher funktioniert das Metronommythos. Es besagt, dass Metronome, die auf einer beweglichen Platte stehen sich mit der Zeit selbständig synchronisieren. Die Metronome ändern also ihr Verhalten. Die neuen Regeln werden nicht von außen vorgegeben, sondern durch das System selbst erzeugt, sodass sie zielgerichtet eine neue Ordnung hervorrufen.
Dieses Youtube-Video zeigt wie sich 50 Metronome, die mit unterschiedlicher Impulsgebung starten, sich mit der Zeit automatisch synchonisieren. Die Metronome sind über eine bewegliche Platte alle miteinander verbunden. Jedes Metronom gibt unterschiedliche Bewegungsimpulse an die Platte ab. Die Platte gerät in Schwingungen, was sich auf die Schwingungsvorgabe jedes einzelnen Metronoms auswirkt. Man könnte die Schwingung der Platte als die Irritation von außen sehen. Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Es wurde im erweiterten Datenschutzmodus eingebettet. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter Metronome synchronisieren sich gegenseitig
Irritation und Emergenz
Henri Atlan stellt heraus, dass Systeme auf zufällige Einflüsse reagieren, wenn sie erkennen, dass ihre als verlässlich beschriebene Redundanz zurückgeht. Solange die Verlässlichkeit jedoch gegeben ist, wird das System weiterfunktionieren. Trotzdem vergrößern die Irritationen die Varietät sowie die Heterogenität, die sich als Folge der Komplexitätszunahme (Redundanzverminderung) einstellt. Das Order from noise-Prinzip beschreibt, wie das System als Folge der Irritationen zu höheren Regulierungsleistungen aus sich selbst heraus imstande ist.2
Markant war eine Äußerung von Heike Egner auf der Konferenz "Mediation ohne Grenzen",3 die darauf hinwies, dass die durch den Order from Noise veranlasste Neugestaltung des Systems völlig wertfrei zu beurteilen sei. Es könne also nicht davon ausgegangen werden, dass die aus der Order from Noise entstehende Emergenz stets eine Entwicklung zum Besseren vorgibt. Diese Erkenntnis legt es nahe, den Prozess der Emergenz zu steuern. Damit kommt die Mediation ins Spiel.
Bedeutung für die Mediation
Das Phänomen des Order from Noise lässt sich auf die Mediation übertragen. Wenn Sie die Mediation4 als einen Erkenntnisprozess begreifen, interessiert die eingangs gestellte Frage, was dazu beitragen kann, dass die Parteien nutzenorietntierte Erkenntnisse gewinnen können. Was hier als Folge der Irritation des Systems beschrieben wird und zu einer zunehmenden Heterogenität führt, findet sich einerseits auch in den Widersprüchen des Konflikts wieder. Er zwingt die Parteien zum Handeln. Andererseits findet sich die Irritation auch im Mediationssystem wieder.5 Wenn sich die Kommunikation dort nicht ändert, wird es kaum eine einvernehmliche Lösung geben. Es kommt zu einem Spiel zwischen dem Erzeugen und dem Erkennen der Irritation, aus dem sich die Emergenz herstellen lässt. Niemand weiss, wohin sich die systemischen Veränderungen entwickeln. Fest steht nur, dass sich das Streitsystem neu ausrichten muss und kann. Die Irritationen sind der Indikator. Der Mediator oder die Mediatorin sollten also die Irritation im Streitstytem herausstellen und gegebenenfalls sogar eine Irritation im Mediationssystem herbeiführen, um eine gesteuerte Veränderung zu ermöglichen. Konkrete Berührungspunkte ergeben sich bei der Auseinandersetzung mit der Komplexität und dem dadurch bedingten Entstehen von Emergenz.6
Was tun wenn...
- Der Mediator ignoriert die Komplexität
- Der Mediator erörtert nicht die notwendige Bearbeitungstiefe
- Der Mediator beschwichtigt
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Siehe auch: Komplexität, Mediationstheorie
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