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Das Universum des Streitens

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zum Fachbuch Mediation in der Wiki-Abteilung Wissen. Sie befinden sich auf der Themenseite Kontinuum, die dem Titel des 2. Buchabschnitts Systematik der Verfahren zugeordnet wird. Beachten Sie bitte auch:

Systematik Kontinuum Entscheidungen Streitentscheidung Vermittlung Vermeidung Begleitung

Worum es geht: Die Verortung der Verfahren ergibt nur dann einen Sinn, wenn sie einen Bezug zur Welt des Streitens herstellen kann. Diese Welt kann Sinnbildlich als das Streitkontinuum beschrieben werden. Ein Blick darauf liefert den ersten Zugang zur Bewältigung der Komplexität. Die Dimensionen des Streitkontinuums liefern einen grundlegenden Maßstab, an dem sich die Verfahrensqualität bestimmen lässt. Dadurch dass die Verfahren in diesem Kontinuum eingeordnet werden, lässt sich die Fähigkeit zur Streit- und Konfliktbewältigung messen. Desweiteren ergeben sich Hinweise auf die Bearbeitungsrelevanz und die erforderliche Bearbeitungstiefe.

Einführung und Inhalt: Das Streitkontinuum weist die Bearbeitungstiefe nach, die die Verfahren vorhalten (können). Es bietet eine Möglichkeit, das Leistungsvermögen der Verfahren zu veranschaulichen. Es liegt auf der Hand, dass eine vollständige Streit- und Konfliktbeilegung nur dann möglich ist, wenn das Verfahren alle Dimensionen des Streitens erfasst.

Das ist ein Verfahrenskriterium!

Weil die Verfahren nach der möglichen Bearbeitungstiefe zu unterscheidenden sind, wird die Einbindung in das Streitkontinuum als ein sekundäres Verfahrenskriterium erfasst.

 Merke:
Leitsatz 16039 - Je mehr Streitdimensionen ein Verfahren abdeckt, umso umfassender ist die Konfliktbearbeitung.

Der Vergleich mit dem Universum erlaubt es, die Dimensionen zu definieren, in denen sich der Streit bewegt. Jedes Verfahren kann diesem Universum zugeordnet werden. Jedes Verfahren ist zwar ein Teil dieses Universums. Aber nicht jedes Verfahren füllt es aus.

Das Spannungsverhältnis

Das mit der nachfolgenden Skizze abgebildete Streitkontinuum bildet zugleich das Universum der Verfahren, in dem der Streit ausgetragen wird.

Streitkontinuum

Das Streitkontinuum ist ein theoretisches Konstrukt, mit dem das Raum-Zeitkontinuum der Streitbeilegungsverfahren evaluiert werden kann.

Wie das Universum lässt sich auch der Streit in Dimensionen einteilen. Das Streitkontinuum unterscheidet die Dimension der Fakten mit dem Gegenpol der Emotionen und Bezehungen, sowie die Dimension der Positionen mit dem Gegenpol der Interessen und Motive. Die Zeit kann eine weitere Dimension bilden.

Mit diesen Dimensionen liefert das Kontinuum einen ersten Hinweis auf die notwendige oder die gebotene Komplexität der Streitbehandlung. Je nachdem welche und wieviele Dimensionen behandelt werden, lassen sich der Bearbeitungsschwerpunkt und die Bearbeitungstiefe ermitteln.

Die Konfliktanalyse besagt, welche Dimensionen zu bearbeiten sind, um den Konflikt vollständig beizulegen.

Die Verfahrensdimensionen

Insgesamt kennt das Universum der Streitbeilegungsverfahren fünf Dimensionen, die jeweils in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen.

Streiten

Die fünf Dimensionen verteilen sich auf drei Achsen. Die räumlichen Dimensionen treffen sich in zwei Diagonalen. Eine Diagonale wird aus der Achse Positionen vs. Interessen gebildet, während die andere Diagonale aus der Achse Fakten vs. Emotionen entsteht. Die fünfte Dimension betrifft den Zeitablauf.

  • Achse 1 (Positionen vs. Interessen):Die Positionen sind die verdichteten Standpunkte der gegnerischen Parteien. Sie zielen auf Forderungen, die die Parteien als Konfliktlösung gegeneinander erheben. Die Positionen ergeben sich aus den meist nicht bewussten Interessen. Sie stellen sich als die Handlungsmotive dar, für die eine Lösung zu finden ist.
  • Achse 2 (Fakten vs. Emotionen): Die Fakten repräsentieren die Sachebene. Fakten sind der Beweiserhebung zugänglich. Ihren Gegensatz bilden die Beziehungen oder Emotionen.
  • Achse 3 (Zeiteinflüsse): Die Zeit kann die Dimensionen ebenso wie die Verfahren in einen sequentiellen Zusammenhang stellen.

Die Positionierung der Verfahren

Die Verfahren positionieren sich auf den Achsen. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Bearbeitungsschwerpunkte.

Das Universum des Streitens kennt auch Dimensionen. Die Darstellung legt die Dimensionen offen und positioniert die Verfahren innerhalb dieses Universums.

Gerichtsverfahren

Das Gerichtsverfahren ist rein fakten- und positionenorientiert. Im Kontinuum wäre es also oben links anzusiedeln, weil an diesem Eckpunkt die reine Positionen- und Faktenorientierung zusammentreffen. Natürlich kann das Gericht die Dimensionierung in Richtung einer Schlichtung verändern, etwa wenn Vergleichsverhandlungen geführt werden.

Optionen der Gerichtsverhandlung

Kontinuum Mediation

Mediation

Die Verortung der Mediation ist ungleich schwerer, weil die Mediation gedanklich mehr Spielräume zulässt. So kann sie gaz rechts oben (rein interessen- und faktenorientiert) oder ganz rechts unten (rein bedürfnisorientiert) angesiedelt werden. Wegen der Optionenvielfalt ist der logische Ausgangspunkt für die Mediation in der Mitte des Kontinuums anzusiedeln. Die unterschiedlichen Bearbeitungsschwerpunkte spiegeln sich in den Mediationsmodellen.

Mediationsmodelle

Mediation (gesamt)

Werden alle Mediationsmodelle (wie bei der integrierten Mediation) zusammengeführt, positioniert sich die Mediation im Strteitkontinuum wie nebenstehend abgebildet. Es ist zumindest möglich, alle Dimensionen des Streitkontinuums abzudecken. Weil das nicht selbstverständlich ist, muss bei jeder Mediation die gewünschte Bearbeitungstiefe durch Auswahl des passenden Mediationsmodells vereinbart werden. Weil die Klärung dieser Frage eine bearbeitungsrelevante Aufgabe desx Mediators ist, könnte die Unterlassung einen Mediationsfehler darstellen.

Die Bearbeitungstiefe

Grundsätzlich könnten die verschiedenen Dimensionen des Kontinuums in jedem Verfahren umgesetzt werden. Die Verfahrensschwerpunkte legen dies allerdings nicht nahe. Auch die Mediation erzwingt nicht die Bearbeitung des Streites auf allen Dimensionen. Entsprechend dem herauszuarbeitenden Arbeitsschwerpunkt1 bedarf es auch einer Unterscheidung verschiedener Mediationsmodelle zu unterscheiden die wiederum den Bearbeitungsschwerpunkt nahelegen. Die volle Bearbeitungstiefe wird erst dann erreicht, wenn der Fall bzw. das Problem in all seinen Aspekten mitten auf allen Dimensionen des Streitkontinuums bearbeitet wird.

Verfahren Kontinuumsdimensionen Bearbeitungsschwerpunkt
Gericht Fakten, Positionen Positionen
Schlichtung Fakten, Positionen, Interessen Positionen evtl. Interessen
Mediation Fakten, Positionen, Emotionen, Bedürfnisse alle Dimensionen

Einteilung der Verfahren

Jedem Verfahren der Enzyklopädie wird eine Streitdimension als Metainformation zugeordnet. Sie zeigt den Bearbeitungsschwerpunkt an. Folgende Zuordnungen sind möglich: Positionen, Interessen, Bedürfnisse, Fakten, Emotionen, Beziehungen, unspezifisch, alle, optional. Sie können die Einträge nach diesen Kriterien filtern, um die jeweilige Bearbeitungstiefe der Verfahren zu ermitteln.

  Aktionshinweis

Das Verzeichnis wird ständig aktualisiert. Sie können helfen. Sollten Sie eine Mediationsvariante vermissen oder anders zuordnen, geben Sie bitte einen Hinweis, wenn Sie die Änderung nicht selbst einbringen.


Legende: Wenn Sie mit der Maus über den Eintrag fahren, sehen Sie die Datenfelder in einem Popup-Fenster. Wenn Sie auf den Eintrag klicken, gelangen Sie in den Datensatz. Bitte beachten Sie, dass die Zuordnung im Feld Kontinuum nur den Arbeitsschwerpunkt festlegt. D.h. Positionen umfassen Fakten, auch wenn sie nicht explizit aufgeführt wurden. Optional bedeutet, dass in diesem Verfahren die Dimensionen festgelegt werden müssen. Alle bedeutet, dass standardmäßig alle Dimensionen angesprochen werden.

Das Multiversum der Mediation

Üblicherweise beschreiben Dimensionen die Ausdehnung und die Abmessung eines Körpers nach Länge, Breite und Höhe. Sie eignen sich, um das Ausmaß und den Umfang des Körpers zu bestimmen. Wenn Sie davon ausgehen, dass die Komplexität des Konfliktes nicht nur ein Universum, sondern ein Multiversum ist, in dem wir uns bewegen müssen, wird deutlich, dass es weitere Dimensionen geben muss, um die Bestandteile der Mediation zu identifizieren, zu messen und einordnen zu können. Sie werden deshalb auf weitere Dimensionen stoßen. Die Konfliktdimensionen sind dafür ein Beispiel. Sie werden also noch weiteren Dimensionen begegnen, je tiefer Sie in die Mediation einsteigen. Dann erfahren Sie, wie die Dimensionen dazu beitragen, die Elemente der Mediation systematisch zusammenzufügen. Die Dimensionen des Streitkontinuums bilden also nur einen Ausgangspunkt.2

Die Dimensionen der Mediation

Bedeutung für die Mediation

Die Ausrichtung der Fallbearbeitung am Streitkontinuum kann theoretisch in jenem Verfahren erfolgen. In der Mediation wäre sie vorgeschrieben. Sie berücksichtigt die Varianz der Mediation und die Möglichkeit auch in der Mediation die Bearbeitung auf einzelne Dimensionen zu beschränken. Typologisch wird die Festlegung der damit einhergehenden Bearbeitungstiefe an den Mediationsmodellen festgemacht. Mit der Technik des Dimensionens werden alle in die Mediation einfließenden Informationen strukturiert und gesteuert, sodass sie in der Lage sind, annähernd die gesamte Komplexität des Streites oder des Konfliktes zu erfassen.

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-02-23 19:05 / Version 98.

Alias: Verfahrensdimension, Verfahrensdimensionen, Kontinuum der Streitbeilegung, Verfahrenskontinuum, Streitkontinuum,
Siehe auch: Bearbeitungstiefe
Die Seite wird im Aufgabenverzeichnis erfasst.
Geprüft:

1 Die Aufgabe wird im Aufgabenverzeichnis erfasst als Festlegung des Mediationsmodells (Relevanz: Pflicht)
2 Die Aufgabe wird im Aufgabenverzeichnis erfasst als Informationen korrekt erfassen und zuordnen (Relevanz: erforderlich)


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Seite zuletzt geändert am Dienstag November 5, 2024 11:45:05 CET.

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