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Ich habe die Arschkarte bekommen

Wissensmanagement » Diese Seite ist der Rubrik Emotionen des Archivs in der Wiki-Abteilung Wissen zugeordnet. Eine logische Verknüpfung erfolgt mit der Rubrik Konflikt, also dem 6. Buchabschnitt des Fachbuchs Mediation und der Emotionsdatenbank. Bitte beachten Sie auch:

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Die umgangssprachliche Redewendung „Ich habe die Arschkarte bekommen“ ist fest im deutschen Sprachgebrauch verankert. Sie drückt auf saloppe Weise das Empfinden aus, benachteiligt, ungerecht behandelt oder in eine besonders unangenehme Situation geraten zu sein. Auch wenn die Aussage auf den ersten Blick derb oder humorvoll wirken mag, transportiert sie eine komplexe emotionale Botschaft. Diese Abhandlung untersucht, welche psychologischen und kommunikativen Aspekte sich in dieser Formulierung verbergen, welche Ich-Botschaften sie enthält, welche Emotionen damit verbunden sind und wie man emotional sowie praktisch mit dem Erleben der „Arschkarte“ umgehen kann.

Kontrastemotionen sind:

Selbstwirksamkeit, Akzeptanz, Neugier, Verantwortung, Fairness, Hoffnung.

Herkunft und Bedeutung im Alltagskontext

Die „Arschkarte“ geht vermutlich auf eine Anekdote aus dem Fußball zurück: In Zeiten des Schwarzweißfernsehens konnte der Zuschauer nicht zwischen der gelben und der roten Karte unterscheiden. Der Schiedsrichter trug die gelbe Karte in der Brusttasche und die rote in der Gesäßtasche – der sogenannten „Arschkarte“. Wer also die „Arschkarte“ gezeigt bekam, wurde des Feldes verwiesen. Diese bildhafte Metapher hat sich als Redewendung etabliert, um eine besonders ungünstige oder unangenehme Lage zu beschreiben.

Emotionale Bedeutung

  1. Gefühl der Benachteiligung: Der Ausdruck geht oft mit einem subjektiven Empfinden von Ungerechtigkeit oder Pech einher. Wer sagt „Ich habe die Arschkarte bekommen“, drückt meist aus, dass er oder sie sich im Vergleich zu anderen schlechter gestellt fühlt. Dies kann zu Gefühlen wie Frustration, Enttäuschung oder Resignation führen.
  2. Hilflosigkeit (Learned Helplessness, Seligman): Wahrgenommene Kontrollverlust über das eigene Schicksal.
  3. Verlust von Kontrolle: Die Formulierung weist häufig auf eine Situation hin, in der man keine oder nur geringe Handlungsmacht hatte. Diese erlebte Ohnmacht begünstigt Emotionen wie Hilflosigkeit, Ärger oder sogar Scham.
  4. Selbstwert und soziale Position: Da die Redewendung auch eine gewisse öffentliche Bloßstellung impliziert (analog zum Platzverweis), kann sie auf eine Bedrohung des Selbstwertgefühls hinweisen – insbesondere dann, wenn die ungünstige Situation vor anderen Menschen offen sichtbar ist.
  5. Unfairnessempfinden: Kognitive Dissonanz durch Verletzung des Gerechtigkeitsprinzips (Adams' Equity-Theorie).
  6. Resignation: Erlernte Passivität als Folge wiederholter Enttäuschungen.
  7. Scham/Erniedrigung: Die "Arsch"-Metapher transportiert körperliche Demütigung (vgl. Kaufmann, The Shame Syndrome).

Neurobiologisch betrachtet wird die Amygdala bei einer Bedrohungswahrnehmung aktiviert, was zu einer gleichzeitigen Hemmung des präfrontalen Cortex, also der rationalen Steuerung führen kann und ein impulsiviertes Opferdenken auslöst.

Ich-Botschaften und psychologische Deutung

Auch wenn die Aussage nicht explizit als Ich-Botschaft formuliert ist, enthält sie mehrere tiefere Selbstaussagen:

Beispiel 17106 - Hinter der Aussage "Ich hab die Arschkarte bekommen" können sich folgende Ich-Botschaften verbergen:
  • „Ich fühle mich unfair behandelt.“
  • „Ich stehe schlechter da als andere.“
  • „Ich habe etwas Pech gehabt oder wurde ungerecht getroffen.“
  • „Ich möchte, dass meine Situation gesehen und anerkannt wird.“

In der Transaktionsanalyse könnte man die Aussage als Appell deuten, aus dem Kind-Ich (emotional, spontan, impulsiv) an das Erwachsenen-Ich oder Eltern-Ich des Gegenübers. Es kann ein Ruf nach Trost, Solidarität oder Verständnis sein.

Emotionen, die helfen können

Um aus dem Zustand der Frustration oder Resignation herauszukommen, sind bestimmte emotionale Ressourcen hilfreich:

  1. Selbstmitgefühl: Die Fähigkeit, sich selbst mit Freundlichkeit statt Selbstverurteilung zu begegnen (Neff, 2003), kann das Gefühl von Scham oder Versagen abmildern.
  2. Humor: Die ironische oder sarkastische Verwendung der Redewendung kann ein Schutzmechanismus sein. Bewusster, selbstreflexiver Humor fördert Resilienz.
  3. Akzeptanz: Das Annehmen dessen, was nicht zu ändern ist, schafft die Grundlage für aktives Handeln.
  4. Neugier: Transformiert Ohnmacht in Lernorientierung
  5. Zorn oder konstruktiver Ärger: In manchen Fällen kann gesunder Ärger ein Motor für Veränderung sein, solange er nicht destruktiv wirkt.

Wege zur Veränderung

Wenn jemand sich in der „Arschkarten-Situation“ befindet, helfen verschiedene Strategien zur Veränderung der Lage oder der inneren Haltung:

  1. Kognitive Umstrukturierung (CBT): Negative automatische Gedanken („Ich bin immer der Dumme“) können erkannt und durch realistischere, konstruktivere Überzeugungen ersetzt werden. Die Untersuchung nach dem ABC-Modell (A = Auslöser → B = Glaubenssatz: "Ich bin immer der Verlierer" → C = Gefühl: Resignation wird in Frage gestellt mit "Stimmt das wirklich? Wo hatte ich keine Arschkarte?"
  2. Ressourcenaktivierung: Das Bewusstmachen eigener Stärken, Unterstützungsnetzwerke oder vergangener Erfolge kann helfen, das Gefühl von Kontrolle zurückzugewinnen.
  3. Selbstwirksamkeit stärken: Banduras Konzept der Selbstwirksamkeit (1997) zeigt: Wer daran glaubt, Einfluss auf seine Situation zu haben, handelt auch aktiver. Kleine Erfolgserlebnisse sind dabei entscheidend.
  4. Narratives Reframing: Externalisierung des Problems: "Die Arschkarte hat mich getroffen". Trennung von Identität und Problem. Gegengeschichte schreiben.
  5. Soziale Kommunikation und Abgrenzung: Das offene Mitteilen der eigenen Situation („Ich habe das Gefühl, dass ich in dieser Situation den Kürzeren gezogen habe“) kann sowohl emotionale Entlastung als auch eine Veränderung im sozialen Kontext ermöglichen.

Verwendung in der Mediation

Die Aussage „Ich habe die Arschkarte bekommen“ verdient Beachtung. Sie ist mehr als bloße Umgangssprache. Es sollte auf jeden Fall geklärt werden, was sie bedeutet. Manchmal hilft sie auch als Rückmeldung: "Sie haben das Gefühl, Sie haben die Archkarte bekommen". Es ist eine klare gut verständliche Ansage, die den persönliche Position zu einer Situation sehr klar und deutlich machen kann. Das betrifft nicht nur die Partei selbst, sondern auch den Gegner, der die Situation möglicherweise verursacht hat. Wenn er am Tisch sitzt, kann er sich ebenfalls mit dem Statement auseinandersetzen. Transportiert werden tiefe emotionale Inhalte. Sie reichen von erlebter Ungerechtigkeit über Scham bis hin zu Hilflosigkeit. Hinter der Aussage verbergen sich oft indirekte Ich-Botschaften. Sie kann sowohl Ausdruck von Selbstmitleid als auch von humorvoller Resilienz sein. Indem die Aussage ernst genommen wird, können Betroffene begleitet werden, emotionale Klarheit zu gewinnen, Selbstmitgefühl zu entwickeln und neue Handlungsmöglichkeiten zu erkennen. Die „Arschkarte“ ist somit kein endgültiges Urteil, sondern oft der Ausgangspunkt für emotionale und situative Transformation. Es ist die Aufgabe der Mediation, den Parteien (oder der Partei) zu helfen, Perspektiven zu entwickeln. Die Arschkarte liefert einen Hinweis, wo Veränderungen angebracht sind.

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Hinweise und Fußnoten
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Bearbeitungsstand: 2025-06-23 16:21 / Version 3.

Alias:
Siehe auch: Wut Verfahrensverzeichnis
Prüfvermerk: -

1 Siehe auch -