Erfolgsaussichten der Mediation im Allgemeinen
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Ziele Zukunft Nutzen Erwartung Erfolg Erfolgskriterien
In einem Gerichtsverfahren würden die Parteien, bevor sie sich für eine Klageerhebung entscheiden, nach dem Prozessrisiko fragen. Die Anwälte analysieren Ihre Prozesschancen. Sie können danach die Wahrscheinlichkeit des Obsiegens in etwa einschätzen. Wie lässt sich das Prozessrisiko der Mediation einschätzen?
Analog zum Prozessrisiko müsste in der von einem Mediationsrisiko gesprochen werden.
Allgemein ist von den Verfahrensrisiken die Rede.
Verfahrensrisiken
Dass ein Gericht zu einem Ergebnis kommt, ist keine Frage. Insoweit gibt es also kein Prozessrisiko. Ein Prozessrisiko gibt es aber durchaus. Das Risiko besteht darin, dass ein unerwünschtes Ergebnis zustandekommt. Die Partei könnte verurteilt werden, sodass sie auch die Kosten des Verfahrens zu tragen hat.1 Das Prozessrisiko umfasst also auch die Verfahrenskosten des Gegners. Es hängt von der Einschätzung ab, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, den Prozess zu gewinnen oder zu verlieren. Risse2 schlägt vor, das Prozessrisiko zu errechnen, indem die Wahrscheinlichkeiten der Entscheidungen in einem Entscheidungsbaum bewertet und verrechnet werden. Die Methode erlaubt es, eine Forderung zu bewerten. Sie beziffert die Wahrscheinlichkeit, dass der Gegner Recht bekommen wird. Wenn sich beide Seiten auf diese Bewertung einlassen können, hätten sie, laut Risse, ein mögliches Konzept für Vergleichsverhandlungen. Das Prozessrisiko beschränkt sich allerdings nicht nur auf den Ausgang des Verfahrens, sondern auch auf die Frage, welche Verfahrenshandlungen vorgenommen und wieviele Instanzen in Anspruch genommen werden.
Weitere Ausführungen zur Risiko- und Kostenberechnung
Die Verfahrensrisiken sind bei der Mediation anders einzuschätzen. Hier ist es bereits zu hinterfragen, dass sie zu einem Ergebnis kommt. Anders als im Gericht ist jedoch ausgeschlossen, dass eine Partei verurteilt oder zum Verlierer wird. Die Frage der Kostenlast wird vom Ergebnis nicht beeinflusst. Worin besteht also das Risiko? Das einzige Risiko, das die Parteien zu tragen haben, besteht darin, dass eine der Parteien die Mediation abbricht.
Das Risiko ist sehr überschaubar, denn die Parteien haben es selbst in der Hand, ob die Mediation abgebrochen wird oder nicht. Natürlich spielt die Kompetenz des Mediators eine Rolle und seine Fähigkeit, die Parteien in der Mediation zu halten.3
Risikoeinschätzung bei der Mediation
Die Beurteilung des Risikos zum Scheitern der Mediation muss das eigene Verhalten, das des Gegners und das des Mediators abwägen. Die zu erwartende Schwierigkeit des Falles, die Einflüsse von außen und die zur Verfügiung stehenden Möglichkeiten spielen ebenfalls eine Rolle.
Gibt es Erfahrungswerte, die bei der Einschätzung des Risikos eines Scheiterns der Mediation behilflich sind?
Leider gibt es außer für Güterichter derzeit noch keine verlässliche Statistik über die Zahl der nachgefragten Meditationen und die Erfolgsquote. Es gibt Anhaltspunkte aus Umfragen und aus der eigenen Erfahrung von Mediatoren.4
Demnach sollte die Erfolgsquote der Mediation bei über 80% der Fälle liegen.
Abwägung der Verfahrenssicherheit
Der einzige Grund, der die Mediation zu einem unsicheren Verfahren macht, ist der Grundsatz der Freiwilligkeit. Genau betrachtet gibt es keinen Grund, die Mediation abzubrechen. Wenn die Mediation korrekt verstanden wurde und der Mediator darauf hingewiesen hat, dass die Mediation die gefundene Lösung durchaus auch mit anderen Verfahren vergleicht, um tatsächlich die bestmöglöiche Lösung zu finden, stellt sich die Frage, warum einem Gerichtsverfahren der Vorzug gegeben wird. Eine abgebrochene Mediation mündet meist in einem Gerichtsverfahren, wo der Gegenstand streitiog verhandelt wird.
Weil der Grundsatz der Freiwilligkeit sicher stellt, dass die Parteien keine Entscheidung akzeptieren müssen, die Ihnen nicht gefällt oder die für sie nicht nachvollziehbar ist, handelt es sich in der Mediation so betrachtet um das sicherste Verfahren.
Verfahrenserfolg
Der Erfolg des Gerichtsverfahrens wird angenommen, wenn das Urteil dem Antrag entspricht. Die bloße Tatsache dass ein Urteil zustande gekommen ist, wird nicht als Erfolg gewertet. Anders in der Mediation. Dort wird das Zustandekommen der Abschlussvereinbarung bereits fälschlicherweise als Erfolg gewertet. Korrekt wäre es den Erfolg der Mediation an der durch die Abschlussvereinbarung mögliche Befriedigung festzumachen. Der Erfolg der Mediation orientiert sich nicht an Normen. Ihr Maßstab ist der Nutzen. Anders als im Gericht lässt sich die Mediation auf alle Dimensionen des Streitkontinuums ein. Sie versucht die gesamte Komplexität der Fragestellungen zu durchdringen. Ihr Lösungsrahmen wird also unvergleichbar größer als der des Gerichts. Hinzu kommt, dass der Erfolg nicht von außen bewertet wird. Demzufolge ist das Zustandekommen einer Abschlussvereinbarung nicht der Maßstab des Erfolges. Sie ist lediglich ein Indiz. Den Maßstab ergebende Kriterien, die in der 3.Phase gemeinsam erarbeitet werden. Das wiederum hat den Vorteil, dass die gefundene Lösung an den individuellen Bedürfnissen der Parteien ausgerichtet und gemessen werden kann. Der Erfolg orientiert sich stets am Nutzen. Er geht deshalb weiter, als die nicht am Nutzen ausgerichteten Entscheidungen anderer Verfahren. Einzelheiten dazu lesen Sie in dem Beitrag Erfolgskriterien.
Die Erfolgskriterien der Mediation
Qualitätsfragen
Natürlich spielt die Qualität eine wichtige Rolle, damit die Mediation ihre Wirkung und ihren Weg in den sicheren Erfolg entfalten kann. Letztlich entscheidend ist jedoch die Bereitschaft der Parteien, sich auf eine Mediation einzulassen. Anders als bei vielen anderen Dienstleistungen ist die Arbeit des Mediators außerordentlich transparent. Die Parteien haben deshalb die Möglichkeit, die Vorgehensweise jederzeit zu hinterfragen. Sie können also selbst dazu beitragen, dass sich die Qualität der Mediation verwirklicht. Voraussetzung dazu ist jedoch, dass die Parteien wissen, was eine Mediation ist und was sie von ihr erwarten können. Worin die Qualität der Mediation zum Ausdruck kommt und wie sie messbar ist, erfahren Sie in dem Kapitel Qualität.
Die Qualitätskriterien der Mediation
Bedeutung für die Mediation
Die Mediation wird oft falsch eingeschätzt. Meistens ist Unwissenheit der Grund dafür.
Was tun wenn ...
- Der Mediator erarbeitet nicht die Kriterien der Lösung
- Die Abschlussvereinbarung entspricht nicht den Motiven
- Der Erfolg der Mediation wird falsch eingeschätzt
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Aliase: Sicherheit, Prozessrisiko
Siehe auch: Verfahrenskostenberechnung
Prüfvermerk: -