Gender-responsive-Mediation
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Die Mediation hat auch in komplexen, interkulturellen und sozialen Kontexten an Bedeutung gewonnen. Deshalb ist es naheliegend, sie auch auch dort einzusetzen, wo spezifische Bedürfnisse und Herausforderungen von Frauen und anderen marginalisierten Geschlechtern stärker in den Blickpunkt rücken. Gender-responsive Mediation ist eine Antwort auf dahin führende Entwicklungen. Sie soll einen Beitrag leisten, dass Konfliktlösungsprozesse geschlechtsspezifische Ungleichheiten und Diskriminierungen berücksichtigen.
Der theoretische Hintergrund
Die Mediation wird als ein strukturiertes Verfahren definiert, bei dem eine neutrale dritte Partei, der Mediator oder die Mediatorin, Konfliktparteien unterstützt, freiwillig und kooperativ zu einer Lösung ihres Konflikts zu gelangen. Die formale Definition deckt sich auch mit dem Mediationgesetz. Die Mediation berücksichtigt die Interessen beider Seiten, um eine einvernehmliche Vereinbarung zu finden. Es entspricht dem internationalen Bild auf die Mediation, wenn diese Definition abgewandelt wird. Es verwundert deshalb nicht, wenn das European Institute for Gender Equality unter der geschlechtersensiblen Mediation Methoden der Streitbeilegung mit anderen Mitteln als durch gerichtliche Entscheidungen sieht, die rechtsuchenden Frauen besser gerecht werden können, indem sie insbesondere mehr Flexibilität bieten, Kosten senken und Fristen verkürzen sowie sicherstellen, dass Opfer keiner sekundären Viktimisierung unterliegen.1 Die Bedeutung der geschlechtersensiblen Mediation geht aber noch weiter.
Der politische Hintergrund
Spätestens der Guidance on Gender and Inclusive Mediation Strategies weist die politische Dimension des Themas auf, wenn die Mediation als ein freiwilliges Unterfangen beschrieben wird, das manchmal eine breite Palette von Themen innerhalb eines umfassenden Friedensprozesses anzugehen in der Lage ist, sodass Staaten und Gesellschaften eine entscheidende Gelegenheit erhalten, ihre politischen, sicherheitspolitischen und sozioökonomischen Landschaften neu zu gestalten, um den Grundstein für einen nachhaltigen Frieden zu legen. Die Leitlinien gehen von der Prämisse aus, dass Mediationsstrategien, die Frauen systematisch einbeziehen und die der geschlechtsspezifischen Fragestellung den gebührenden Platz einräumen, die Grundlage für einen dauerhaften Frieden ermöglichen.2 Das klingt wie die Behauptung, dass die Einführung der Mediation in Deutschland dazu beitragen könne, die Streitkultur zu verbessern.3 Gender-responsive Mediation erkennt an, dass Machtungleichheiten zwischen den Geschlechtern oft in Konflikten verwoben sind und dass diese nicht ignoriert werden können, ohne das Ergebnis des Mediationsprozesses zu beeinflussen. Frauen und andere marginalisierte Geschlechtergruppen sind in vielen gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten strukturell benachteiligt, was sich in Konflikten durch asymmetrische Machtverhältnisse und eine unterschiedliche Verhandlungsposition niederschlagen kann. Es ist fraglich, ob und inwieweit die Mediation hier Abhilfe schaffen kann, wenn davon ausgegangen wird, dass die Mediation bei Machgefällen, bei hoch eskalierten Konflikten und bei Gewalthintergründen gar nicht möglich sei. Die Bedenken schlagen sich in dem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt nieder, das zumindest eine verpflichtende Mediation verhindern will. In der Begründung zu Art. 48 des Übereinkommens wird ausgeführt, dass ein Machtgefälle nicht ausgeglichen werden könne, wenn bei den Opfern ein Gefühl von Scham, Ohnmacht und Verletzlichkeit hervorgerufen wird, während Täter mit einem Gefühl von Macht und Dominanz belohnt werden.4 Es wird deutlich, dass die Frage, was machbar ist und wie die Mediation zum Schutz benachteiligter Bevölkerungsgruppen eingesetzt werden kann, sehr davon abhängt, was unter der Mediation verstanden wird und wie sie mit den Herausforderungen umgehen kann.
Der kulturelle Hintergrund
Wie erklären Sie einem Kannibalen, dass es verwerflich sei, Menschen zu fressen? Je nachdem, wie die Rolle der Geschlechter in der Gesellschaft verankert ist, muss sich der Streit mit derartig existenziellen Fragen auseinandersetzen. Die Mediation kann in Frage stellen. Sie kann jedoch keinen Rechtsbruch herbeiführen. Sie kann aber Recht und Kultur im zulässigen Rahmen gestalten. In der Konfliktsprache formuliert, bewegen wir uns auf dem anspruchsvollen Niveau der wertmäßig-kulturellen Konfliktdimension. Das heißt, dass sich der Konflikt nicht notwendigerweise auf die Sichten der Streitparteien beschränkt. Nicht nur deshalb sollte die Streitbeilegung in jedem Fall Aspekte der interkulturellen Mediation beachten.
Die prozessualen Herausforderungen
Wenn es darum geht, die Gender-responsive-Mediation, einzuordnen und zu beschreiben, bietet es sich an, auf die Quellen des Leitfadens zurückzugreifen, der eine Reihe praktischer Vorschläge enthält, die von Mediatoren und ihren Teams sowie von Konfliktparteien berücksichtigt werden können.5
- Anleitung zur Vorbereitung der Mediation
- Im Mittelpunkt steht die sogenannte geschlechtssensible Konfliktanalyse. Sie entspricht der üblichen Konfliktanalyse. Allerdings lenkt sie ein besonderes Augenmerk auf Praktiken der Diskriminierung, Ausgrenzung und andere geschlechtsspezifische Auswirkungen von Konflikten. Wichtig ist die Erfassung der Geschlechterbeziehung einschließlich der politischen und wirtschaftlichen Machtdynamik zwischen Männern und Frauen innerhalb der Gesellschaft. Bei der Auswahl des oder der Mediatoren sollte die Geschlechterparität beachtet werden und das geschlechtsspezifische Fachwissen.
- Anleitung zur Prozessgestaltung der Mediation
- Die Wahl sollte auf integrative Vermittlungsprozesse mit mehreren Einstiegspunkten und verschiedenen Mechanismen für die Teilnahme fallen.
Alias:
Siehe auch: Wut Verfahrensverzeichnis
Prüfvermerk: -