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Die Konflikteigenschaften

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zum Fachbuch Mediation in der Wiki-Abteilung Wissen. Sie befinden sich auf der Themenseite Konflikteigenschaften, die dem Kapitel Konfliktdynamik des 6. Buchabschnitts Konflikt zugeordnet wird. Beachten Sie bitte auch:

Konfliktdynamik Konflikteigenschaften Konfliktverständnis Konfliktreife Rumpelstilzcheneffekt

Worum es geht: Ja, ein Konflikt fühlt sich nicht gut an. Er kostet Zeit und Energie und lenkt von anderen Dingen ab, die womöglich wichtiger sind. Und nein, wir brauchen Konflikte nicht, um Veränderungen herbeizuführen. Allerdings stoßen Konflikte uns mit der Nase darauf, wenn Veränderungen nötig sind. So gesehen hat ein Konflikt auch etwas Gutes.

Einführung und Inhalt: Die Auseinandersetzung mit den Konflikt und übernahmen Reflexverantwortung fallen leichter, wenn die Konfliktbotschaft verstanden wird. Wer die Konflikteigenschaften kennt, kann den Konflikt funktionalisiert.

Konflikt als Wegweiser

Der Konflikt will zeigen, wo etwas zu klären ist (Hinweis auf einen Widerspruch)

Das Gute am Konflikt ist, dass er darauf hinweist, wenn etwas nicht simmt. Genauer gasagt: er weist daraiuf hin, dass etwas zu ändern ist. Überhört man den Konflikt, wird der Hinweis deutlicher. Überhört man auch den Hinweis, wird er noch deutlicher, .... , bis man ihm nicht mehr ausweichen kann. Jetzt muss man etwas ändern. Hat man die Botschaft verstanden, kann sich der Konflikt zurückziehen.

Das Konfliktsystem

Der Konflikt wächst und gedeiht, bis sich sein Zweck verwirklicht hat

Genauer gasagt: Der Konflikt könnte sich zurückziehen, wenn die Konfliktbotschaft verstanden wurde. Statt sich zurückzuziehen verstärkt der Konflikt seine Präsenz und erschwert es sogar, die Botschaft zu erkennen. Dieser Effekt lässt sich systemisch erklären. Systemisch betrachtet ist der Konflikt ein Streitsystem, das sich wie alle Systeme erhalten will. Deshalb macht der Konflikt sich zwar bemerkbar und zeigt sich oft mehr als deutlich. Um sich jedoch zu erhalten, täuscht er die Konfliktparteien, indem er Symptome zeigt, die nicht unbedingt auf seinen wahren Kern hindeuten und die Parteien in die Irre führen.

Die Konfliktsymptome

Die Symptome führen in die Irre, dami der Konflikt wachsen kann

Die Metapher eines Schadens am Dach des Hauses deutet auf eine wichtige Eigenschaft des Konfliktes hin. Es tropft Wasser aus der Zimmerdecke. Ein Leck im Dach ist die Ursache. Würde man die Stelle, wo das Wasser aus der Decke heraustropft reparieren (also das Symptom beseitigen), würde das Wasser nach einiger Zeit eine andere Stelle finden, wo es aus der Decke tropfen kann. Würde man auch jetzt nur das Symptom und nicht die Ursache reparieren, findet sich wieder ein anderer Weg, bis die Decke so übernässt ist, dass sie insgesamt einbricht. Jetzt gibt es keine andere Wahl als das Dach zu reparieren.

Die Konfliktperspektiven

Der Konflikt eröffnet unterschiedliche Perspektiven. Nur die Metaperspektive erlaubt den Überblick.

Der Konflikt deutet auf einen Widerspruch hin. Die Innenperspektive schaut auf den jeweiligen Gegner. Die einseitige Perspektive verfälscht den Eindruck, sodass nicht der Widerspruch an und für sich, sondern nur der Angriff wahrgenommen wird. Nur die Metaebene kann den Widerspruch insgesamt betrachten. Solange diese Perspektive nicht eingenommen wird, macht sich der Widerspruch dadurch bemerkbar, dass er eine Abhängigkeit zum Gegenpol herstellt. Die Partei sieht sich veranlasst, auf alles was der Gegner sagt zu reagieren. Sie muss richtigstellen was der Gegner falsch macht. Sie kann die Auffassung des Gegners nicht einfach stehen lassen. Diese Form der Abhängigkeit zeigt im Grunde nur, dass der Widerspruch noch nicht erkannt ist. Die Partei muss einen Schritt zurückgehen, um den Widerspruch aus der Distanz betrachten zu können. Das ist die Perspektive der Mediation.

Der wahre Konfliktname

Der Konflikt gibt verdeckte Hinweise auf seine wahre Ursache.

Der Konflikt kann mit dem Märchen Rumpelstilzchen verglichen werden, wobei das Rumpelstilzchen als Dämon mit dem Konflikt gleichzusetzen ist. Rumpelstilzchen erscheint immer zur Unzeit. Es löst böse Gefühle aus, zeigt seine rücksichtslose Seite und wirkt bedrohlich. Es ist schwer zu fassen und es sieht so aus, als hätte es einen voll im Griff. Trotzdem zeigt es einen Weg, wie es überwunden werden kann. Man muss nur den richtigen Namen nennen, dann löst sich Rumpelstilzchen in Luft auf.1 Ähnlich geht es im Konflikt. In dem Moment wo die Parteien den richtigen (den wahren) Namen des Konfliktes nennen ist er meistens beigelegt. Mindestens wird der erste Schritt in seine Lösung gegangen. Das Phänomen wird als Rumpelstilzcheneffekt beschrieben.

Was ist der wahre Name des Konfliktes? Der richtige Name ergibt sich aus einer der zwei Konfliktbotschaften. Die Botschaft betrifft die Frage, warum die Partei sich von Rumpelstilzchen so sehr beeinträchtigt fühlt. Was löst ihre Angst, den Ärger, die Abhängigkeit und Unterlegenheit aus? Sobald die Partei diese Frage beantworten kann, übernimmt sie nicht nur die Kontrolle über sich, sie kennt auch ihre Schwächen.

Beispiel 11740 - Die Ehefrau wirft dem betrügerischen Mann vor: "Du hast mir mein ganzes Leben kaputt gemacht!" Mit diesem Vorwurf muss begibt sie sich in die Abhängigkeit. Plötzlich kann sie sagen: "Was bin ich blöd, dass ich mich auf Dich eingelassen habe". Jetzt kann sie sich von dem Konflikt befreien.


Der wahre Name des Konfliktes lautet also nicht: "Du bist schuld". Er heißt: "Ich habe auch Anteil am Konflikt und übernehme die Verantwortung". In dem Moment wo dieser Name genannt wird, werden die Parteien (wieder) handlungsfähig.

Das Konfliktpotenzial

DerKonflikt erzeugt eine Spannung aus der er seine Dynamik ableitet

Eine weitere Analogie die den Konflikt in seinen Eigenschaften gut beschreibt ist der Stromkreis. Zwei Pole bilden den Widerspruch zwischen denen sich die Spannung (das Potenzial) bildet. Ohne diesen Widerspruch (die unterschiedlichen Pole) würde kein Strom fließen. Es ist also nicht der Konflikt, der Veränderungen möglich macht, sondern die Spannung. Der Grundsatz lautet:

 Merke:
Leitsatz 4863 - Nicht der Konflikt ist notwendig für Veränderung und Entwicklung, sondern die Spannung, die sich aus dem Widerspruch ergibt. Die Spannung erzeugt das Potenzial, aus dem sich eine Energie ergibt, die Bewegung und Entwicklung ermöglicht.

Stromkreislauf

Stromkreislauf-2

Stromkreislauf-3

Die Skizzen veranschaulichen das Phänomen. In der ersten Skizze ist der Stromkreislauf geschlossen. Die Spannung zwischen den Polen ist aufgebaut. In der zweiten Skizze kommen die Pole zusammen. Es kommt zum Kurzschluss. Im günstigsten Fall fließt kein Strom mehr. Im schlimmsten Fall gibt es einen Brand. Der Kurzschluss könnte mit dem Konflikt verglichen werden. Was macht der Elektriker, um den Kurzschluss zu beseitigen? Das zeigt die dritte Skizze. Er trennt die Pole und sorgt dafür, dass der Strom wieder fließen kann. In der Mediation wird diese Strategie über die Windows-Technik abgebildet.

Die Konfliktenergie

Der Konflikt gibt verdeckte Hinweise auf seine wahre Ursache.

Wenn wir den Vergleich mit einem stark fließenden Fluss (Strom) vergleichen ist die Gemeinsamkeit die Energie, die mit dem Strom transportiert wird. Sie könnte als Analogie zu Konfliktdynamik herangezogen werden. Wenn Sie versuchen den Strom zu stoppen, müssten sie einen Staudamm bauen. Es bedürfe einer sehr sehr großen Energie, um den Fluss des Stromes zu unterbrechen. Große Flächen der Landschaft würden überflutet werden. Auch wenn man den Konflikt stoppen wollte müsste man sehr viel Energie einsetzen. Besser wäre es, den Fluss bzw. Strom umzuleiten. Die Energie würde keinen Schaden anrichten können und es wäre wenig Energie notwendig, um die Umleitung zu realisieren.

Der Konflikt als Arschengel

Nur wer sich dem Konflikt stellt, kann ihn lösen.

Der Begriff ist von Robert Betz geprägt. Man mag sich daran stören. Im Grunde ist es eine andere Bezeichnung für den Rumpelstilzcheneffekt. Arschengel meint, dass der Konflikt wie das Wort ein Widerspruch ist. Er verlangt, den Widerspruch zu erkennen und zu akzeptieren. In dem nachfolgenden Video werden Beispiele genannt, in denen der Widerspruch intrinsisch negiert wird, sodass er extrinsich zurückgespiegelt wird. Ansonsten finden wir in dem Video Hiweise auf den Rumpelstilzcheneffekt. Betz sagt, der Verstand betitelt den Gegner als einen Menschen, der verletzt, enttäuscht, betrügt oder belügt, also ein Arsch, ein Idiot, ein Blödmann usw. ist. In Wahrheit seien diese Ärsche jedoch Engel, die uns Menschen auf unserem Weg begegnen, denn ihr Auftrag sei, den Menschen zu helfen, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden und zu innerem Frieden, Ausgeglichenheit, Freude und Gesundheit zu gelangen.2

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Es wurde im erweiterten Datenschutzmodus eingebettet. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter Menschen, die deine Knöpfe drücken


Robert Betz bezeichnet den Konflikt als Arschengel. Der Begriff zeigt die zwei Seiten eines Konfliktes. Der Engel zeigt den Ausweg. Der Arsch zeigt, wie unwillkommen er ist. Der Begriff Arschengel ist mit dem hier verwendeten Begriff Rumpelstilzcheneffekt vergleichbar, das die gleichen Seiten aufweist.

Bedeutung für die Mediation

Auch der Mediator trennt die Pole durch die Windows-Technik. Er restauriert die Selbstwahrnehmung der Parteien und erreicht dadurch, das die Parteien anschließend in der Lage sind, den Gegenpol wahrnehmen zu können. Die Akzeptanz des Widerspruchs wird in der Phase zwei eingeleitet, die Restauration der Pole in Phase drei, Die damit einhergehende Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen erfolgt über die Windows-Technik. In Phase vier wird die Spannung wiederhergestellt, sodass sich aus dem Widerspruch eine Lösungsweg bilden lässt.

Die energetische Umleitung erfolgt in der Mediation, indem die Konfliktenergie in eine Motivationsenergie umgelenkt wird. Die Kriterien für eine optimale Lösung (heile, konfliktfreie Welt) werden in der Phase drei aufgedeckt. Das Licht am Horizont wird sichtbar und es entsteht ein motivgesteuerter Antrieb (Motivation), die Vision zu verwirklichen. Die Energien des Konfliktes werden genutzt, um den Weg dorthin gehen zu können3 .

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-05-04 05:56 / Version 54.

Alias: Konfliktmerkmale, Spannung, Potenzial, Arschengel
Prüfvermerk:

3 Siehe Konfliktarbeit mit der Dynamik des Konfliktes.


Based on work by Arthur Trossen und Bernard Sfez und anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Montag November 18, 2024 19:06:03 CET.

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