Der Rumpelstilzcheneffekt
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Es geht um ein Thema das dazu beiträgt, den Konflikt besser zu verstehen und zu bewältigen. Bitte beachten Sie auch:
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Der Rumpelstilzcheneffekt beschreibt das Phänomen, dass die Parteien den richtigen Namen des Konfliktes nennen müssen, um den Konflikt loszuwerden. Der richtige Name des Konfliktes muss von den Parteien gefunden werden. Das Herausarbeiten des Rumpelstilcheneffektes wird durch die Windows 1 Technik und das präzise Zuhören unterstützt. Der Mediator versucht, die Bedeutung der Emotionen zu verstehen und meldet das Verstandene zurück, damit die Partei erkennt, wie sie die ungewünschten Emotionen wieder los wird. Wenn sich der Rumpelstilzcheneffekt einstellt, erlangt die Partei die Selbstkontrolle zurück. Die Abhängigkeit vom Gegner löst sich auf.
Der wahre Name des Konfliktes
Was ist der wahre Name des Konfliktes und wie kann er herausgearbeitet werden?
Die folgenden Beispiele mögen helfen, den wahren Namen des Konfliktes zu erkennen.
Beispiel 15393 - Wir befinden uns in der dritten Phase der Mediation. Es geht um eine Trennung. Die Ehefrau hat die Trennung herbeigeführt. Sie wirft dem Ehemann vor, dass er ständig von ihr etwas erwartet habe, was sie im Grund gar nicht machen will. Der Ehemann habe sie unterdrückt und nicht zu Wort kommen lassen. Im Grunde hätte sie gar nichts gegen den Mann. Aber sie habe auch ein eigenes Leben. Der Mediator arbeitet mit der Partei den wahren Namen des Konfliktes heraus. Die Frau erkennt, dass es darum geht, sich zu emanzipieren. Der Konflikt mit dem Mann soll ihr zeigen, dass sie lernen muss, sich für ihre eigenen Interessen einzusetzen. Im weiteren Verlauf des Gesprächs stellt sich heraus, dass die Trennung eher eine Flucht ist als ein Versuch, sich dem Konflikt zu stellen.
Beispiel 15394 - Es besteht ein permanenter Streit zwischen dem Vater im mittleren Alter und dem fast erwachsenen Sohn. Der Vater ist ehrgeizig. Der Sohn ist das Gegenteil. Wenn die beiden sich begegnen, kommt es zum Streit. Der Streit eskaliert. In der Mediation erkundigt sich der Mediator, warum sich der Vater so aufregt und was genau seine Emotionen auslöst. "Ja ich will doch, dass aus meinem Sohn etwas wird. Dass er fleißig ist und Karriere macht". "Warum ist Ihnen das so wichtig?", fragt der Mediator. "Das ist doch mein Sohn", lautet die vielsagende Antwort. Der Mediator hinterfragt auch die Bedeutung dieser Aussage und lenkt den Fokus immer wieder auf den Vater zurück. Im weiteren Verlauf des Gesprächs stellt sich heraus, dass der Sohn dem Vater sehr ähnlich ist und sein Verhalten den Vater spiegelt. Der Vater wird über den Sohn also mit seinen schlechten Eigenschaften konfrontiert, die er an sich nicht akzeptieren kann. Der Konflikt zwischen Vater und Sohn ist also ein Sinnbild für einen Konflikt, dem sich der Vater nicht stellen will. Der Name vom Rumpelstilzchen ist deshalb: "Ich muss mich selbst mit mir und meinen schlechten Eigenschaften auseinandersetzen, dann kann ich meinem Sohn sein eigenes Leben geben."
Beispiel 15402 - Eine 74-jährige Mutter, eine Beamtenwitwe, kritisiert den inzwischen 50-jährigen Sohn immer, wenn er zu Besuch kommt. Sie kommt mit seinem unsteten Leben nicht klar und gibt ihm immer gut gemeinte Ratschläge zu seiner beruflichen Ausrichtung. Der Sohn kann ihr zugestehen, dass die penetranten Ratschläge gut gemeint sind. Er weiß auch, dass seine Mutter gar nicht die Informationen hat, um sich ein Urteil zu erlauben. Trotzdem regt sich der Sohn immer wieder auf. Die Beziehung wird belastet. In einer Mediation stellt der Mediator fest: "Sie sagen, dass sich Ihre Mutter gar kein Urteil erlauben kann, weil sie gar nicht die Informationen hat, die eine Einschätzung ermöglichen. Warum regen Sie sich dann so auf?". Im weiteren Gespräch stellt der Sohn fest, dass er sich mental noch nicht von den Eltern abgenabelt (emanzipiert) hat. In dem Moment wo ihm das klar wurde, empfand der die Kritik seiner Mutter nicht mehr als belastend. Er konnte sogar darüber lachen. Daraufhin hat sich die Beziehung zur Mutter wieder normalisiert.
Alle vorstehenden Beispiele haben gemein, dass sich die Auflösung des Konfliktes immer erst dann hergestellt hat, wenn der Blick vom vermeintlichen Angriff weg auf seine interne Wirkung bei der Konfliktpartei gelenkt wurde. Erst die Auseinandersetzung mit der der Konfliktpartei selbst hat dazu beigetragen, sich von der emotionalen Belastung des Konfliktes zu befreien. Zielführende Techniken in der Mediation sind das Loopen und die Windows-Technik.
Hinweise und Fußnoten
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Bearbeitungsstand: 2023-04-08 18:05 / Version 15.
Alias: Rumpelstilzchen
Siehe auch: Konflikt
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