Das Konklaveprinzip
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Worum es geht: Das Konklave ist ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche. Es geht um die Wahl des Papstes. Die wahlberechtigten Kardinäle treffen sich unter eine Fülle von Merkmalen und Entscheidungsbedingungen, die das Konklave zu einem einzigartigen und historisch bedeutsamen Ereignis machen. Was kann die Mediation davon lernen?
Das ist die falsche Frage. Gar nicht!
Inhalt Weiterlesen (Mediationspflicht)Einführung und Inhalt: Das Wort stammt vom lateinischen cum clave ab und bedeutet mit dem Schlüssel. Das Konklave ist ein bedeutendes Ereignis in der katholischen Kirche, das durch seine Geheimhaltung, symbolischen Ort und die Suche nach einem geeigneten Führer für die Gläubigen gekennzeichnet ist.
Im folgenden soll herausgearbeitet werden, warum das Konklave als ein Prinzip unter den Mediationsgrundsätzen aufgeführt wird und ob es sich dabei überhaupt um einen Grundsatz handeln kann. Interessant wird das Konklave jedenfalls für die Mediation, wenn Sie sich die Merkmale und die Entscheidungsbedingungen dieses markanten Verfahrens anschauen.
Merkmale des Konklave
Zunächst handelt es sich um die Versammlung von hochrangigen Kirchenvertretern, wodurch die globale Vielfalt der Kirche repräsentiert wird. Das Konklave findet unter strengster Geheimhaltung statt. Die Kardinäle sind von der Außenwelt abgeschirmt. Jegliche Einflussnahme von außen wird verhindert, um eine unabhängige Entscheidung zu ermöglichen. Der Versammlungsort hat eine symbolische Bedeutung, was die Versammlung inspiriert. Es erfolgt eine Wahl, die eine Zweidrittelmehrheit erfordert, um eine breite Unterstützung der gefundenen Entscheidung zu ermöglichen. Es gibt mehr oder weniger bestimmte Kriterien, an denen die Entscheidung zu messen ist. Zu wählen ist der Papst, der am besten die Bedürfnisse und Werte der weltweiten katholischen Gemeinschaft repräsentiert. Damit ist eine Wertung verbunden. Ein wichtiger Aspekt ist die Fähigkeit zur spirituellen Führung, intellektuelle Qualifikationen, eine breite Perspektive auf die weltweiten Angelegenheiten und der Umgang mit verschiedenen Kulturen und Situationen, Charisma und Kommunikationsfähigkeit, Kontinuität oder Wandel, Reife und Erfahrung.
Spieltheoretische Erklärungsansätze
Das Konklave kann auch mithilfe von spieltheoretischen Konzepten erklärt werden. Spieler sind die Kardinäle. Jeder Kardinal hat eine bestimmte Strategie, die darin besteht, für einen Kandidaten seiner Wahl zu stimmen oder seine Stimme anders zu nutzen. Auszahlungen sind die Präferenzen jedes Kardinals für einen bestimmten Kandidaten. Der Zeitpunkt der Abstimmung ist ein wichtiger Aspekt, denn die Kardinäle können ihre Strategien anpassen, je nachdem, wie sich die Diskussionen und Meinungen innerhalb des Konklaves entwickeln. Die Spieler haben Informationen über ihre eigenen Präferenzen und einige Informationen über die Präferenzen anderer. Allerdings ist die genaue Anzahl der Stimmen für jeden Kandidaten und die genauen Präferenzen der anderen Kardinäle oft ungewiss. In der Verwirklichung des Spiels können die Spieler in Gruppen oder Koalitionen zusammenarbeiten, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass ihr bevorzugter Kandidat gewinnt. Jeder Spieler muss abwägen, ob er strikt nach seinen eigenen Präferenzen abstimmt oder ob er strategisch abstimmt, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass ein Kandidat gewinnt, der seinen Ansichten am nächsten kommt. Die Koalitionen können sich während des Konklaves bilden und auflösen, abhängig von den Entwicklungen der Verhandlungen. Entscheidend ist, dass sich niemand dem Prozess entziehen kann. Insoweit käme das Konklave dem Ultimatumspiel nahe.
Parallelen zur Mediation
Markant ist die Verschlossenheit des Konklave. Sie ist so stark, dass sogar Einflüsse von außen unterbunden werden. In der Mediation findet sich dieses Prinzip insofern wieder, als sie wie ein geschützter Raum installiert wird. Man mag sich diesen Raum wie eine Blase vorstellen, die die Verhandlungen von dem Inferno des Konfliktes isoliert, der außerhalb der Blase oder des Schutzraumnes schwelt.1
Der Blaseneffekt wird einerseits durch die Vertraulichkeit hergestellt. Andererseits dadurch, dass die Mediation bei einem hoch eskalierten Konflikt als Verfahren deutlich von allen anderen Prozessen abgegrenzt wird, um eine strategische Exklave zu erzeugen, in der eine Kooperation trotz der konfrontativen Konfliktlage möglich wird. Es ist hilfreich, wenn die Mediation als ein geschützter Raum begriffen wird, der eine strategische Exklave zur feindlichen Umweld darstellt. In dem von der Mediation gekennzeichneten Raum wird kooperiert, in der Außenwelt, wo der Konflikt weiterschwelt, herrscht eine konfrontative Stimmung vor.2
Natürlich gibt es gravierende Unterschiede zum Konklave. Dort ist das Thema vorgegeben, es genügt eine Mehrheitsentscheidung. In der Mediation ist das Thema freigestellt und muss erst noch erarbeitet werden. Die Entscheidungsbasis ist der Konsens, der oft schwieriger zu erreichen ist als eine Mehrheit. Er erschwert die Bildung von strategischen Koalitionen, weil die Motive aller Teilnehmer aufgedeckt werden. In einem gravierenden Punkt geht die Konklave weiter als die Mediation, indem sie nicht nur einen geschützten Raum anbietet, sondern auch verhindert, dass der Raum vor der Entscheidung verlassen wird.
Ist das Konklaveprinzip ein Mediationsgrundsatz?
Zweifellos würde es die Arbeit des Mediators sehr erleichtern, wenn er die Möglichkeit hätte, auch den Parteien einer Mediation zu verbieten, den Raum zu verlassen. Genau diesen Effekt beschreibt das Konklave-Prinzip. Genau dieser Effekt wird jedoch durch das Prinzip der Freiwilligkeit verhindert. Bei einem hoch eskalierten Konflikt nutzen die Parteien jede nur erdenkliche Gelegenheit, aus der Mediation auszubrechen. Auch wenn das Konklave-Prinzip kein originäres Prinzip der Mediation ist, wurde es trotzdem in die Datenbank der Mediationsgrundsätze aufgenommen. Hinter dem Prinzip verbirgt sich nämlich ein Konzept, das durchaus mediationskompatibel ist und zur Bewältigung hoch eskalierter Konflikte beitragen könnte.
Glasl meint, dass ein hoch eskalierter Konflikt mit der Mediation nicht mehr zu behandeln sei, weil dem Mediator die Autorität dazu fehle. Gemeint ist nicht die persönliche Autorität, sondern die Macht, die Parteien im Verfahren festzuhalten. Ihm fehlt die Autorität des Richters, der bestimmen kann, ob und wann eine Partei zur Verhandlung erscheint und wie lange sie in der Verhandlung zu verweilen hat. Die Integrierte Mediation hatte sich einst mit dem Richter zusammengetan und die Parteien mit seiner Macht in die mediative Verhandlung gezwungen. Es gibt zwei Modelle in der Familiengerichtsbarkeit, die beweisen, dass der anfängliche Druck auf kooperative Verhandlungen zwar einen Widerstand unter den Parteien auslöst. Der Widerstand löst sich aber schnell in einer Zufriedenheit und sogar in einem Stolz über die wiedergewonnene Kontrolle auf.3
Auch ohne einen Zwang zeigt das Konklave Prinzip seine Wirkung, wenn die Mediation beziehungsweise die kooperative Verhandlung den einzigen und letzten, denkbaren Ausweg für die Parteien darstellt. Dann machen sich die Parteien selbst den erforderlichen Druck, um die Verhandlungen durchzuhalten. Die Verwirklichung des Konklave-Prinzips unterscheidet sich von der verpflichten Mediation darin, dass die verpflichtende Mediation nur den Versuch einer Mediation verlangt, wobei die Parteien weiterhin über Handlungsalternativen verfügen. Bei hoch eskalierten Konflikten ist es jedoch nötig, den Verhandlungsdruck permanent aufrecht zu erhalten. Wo der Mediator dazu nicht in der Lage ist, muss er sich das Umfeldes der Parteien bedienen.4 Welche Möglichkeiten er hat, hängt von der Situation und von dem Verfahrensstand ab.
Was die Beispiele gemein haben ist, dass der Mediator aktiv wird und dabei das Umfeld einbezieht. Er selbst kann der partei keine Anweisungen geben. Er kann aber dafür sorgen, dass sich die Partei eine eigene Meinung bildet. Wenn die Mediation bereits begonnen hat, ist die Einrichtung der Blase oder des gedanklichen Schutzraumes wichtig, um die Konfrontation von der Mediation fern zu halten.
Bedeutung für die Mediation
Insgesamt kommt es darauf, an, eine Situation zu schaffen, die dem Konklave am nächsten kommt. Dabei muss durch das langfristig gedacht werden. Das strategische Denken steht im Vordergrund. Konzeptionell ist der Weg, der in die Konfrontation führt, schwer zu machen. Der wirkte in die Kooperation führt, also in die Mediation, ist leicht zu machen. Manchmal müssen Hindernisse aufgestellt werden, damit die Parteien in den richtigen Weg gehen. Zu bedenken ist, dass der Verstand als Kontrolle ausscheidet, je mehr die eskalationsbedingte Kompetenz-Amnesie eingesetzt hat. Wo der Verstand ausgeschaltet ist, tragen Wegbereitungen, Emotionen und Verhandlungsdruck dazu bei, die Parteien auf den richtigen Weg zu lenken. Wegbereitung meint, Hindernisse in die Wege zu stellen, die nicht gegangen werden sollen. Emotionen meint, die positiven Emotionen nach vorne zu stellen, die anzustreben sind. Verhandlung Druck meint Druck,zwang und gegebenenfalls sogar Gewalt auf das verhandeln, niemals auf die Lösung auszuüben. Die Inspiration des Konklave Prinzip besteht darin, erkennbar zu machen, dass alle Alternativen zu Verhandlung nicht zielführend sind.
Was tun wenn ...
- Partei erscheint nicht zur Mediation
- Die Parteien brechen alle Mediationstermine ab
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Alias: Konklaveprinzip, Prinzip-Konklave
Siehe auch: Werkzeuge, Zusammenstellung, Technikenverzeichnis
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