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Über die Bedeutung der Einigung

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zum Fachbuch Mediation in der Wiki-Abteilung Wissen. Sie befinden sich auf der Themenseite Einigung, die dem Titel des 1. Buchabschnitts Einführung in die Mediation, zugeordnet wird. Beachten Sie bitte auch:

Einführung Etymologie Historie Einigung Vereinbarungen Vorkommen

Worum es geht: Was soll die Mediation bezwecken? Irgendwie geht es um die Einigung. Bei genauer Betrachtung geht es aber noch um viel mehr als nur das. Der Name des Portals soll an den Titel des Buches über das Harvard-Konzept erinnern, das Getting to Yes heißt.1 Viele sehen darin den Ursprung der Mediation,. wie sie heute praktiziert wird. Getting to Yes könnte mit zum Ja oder zur Zustimmung kommen übersetzt werden. Wiki to Yes greift den Gedanken auf, indem es die Wege zur Einigung aufzeigt.

Einig sein und einig werden

Nur die Auseinandersetzung führt zum Einigsein.

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Einführung und Inhalt: Die Mediation ist der Königsweg zum Einigsein.
Welche Rolle unsere Kultur der Einigkeit zuschreibt, belegt bereits ein Vers in der deutschen Nationalhymne.
Er wurde von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben verfasst und lautet:

Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben,
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand.


Die Einigkeit scheint uns so wichtig zu sein, dass dafür sogar Einigungskriege geführt wurden.2 Dabei klingt schon die Wortkombination von Krieg und Einigung wie ein Widerspruch. Nicht nur die Geschichte belegt, dass sich die Einigung nicht immer einvernehmlich herstellen lässt. Auch heute noch werden Kriege der Verhandlung vorgezogen, auch wenn alle wissen, dass der Krieg nur Schaden anrichten kann.3 Wenn unsere Streitkultur den Krieg der Verhandlung vorzieht, ist sie korrekturbedürftig. Dann gibt es eine Weisheit, die sich ihr nicht er,schließt. Es gibt nämlich einen effizienteren Weg, mit dem sich die Einigkeit herbeiführen lässt. Das ist der Weg der Mediation!

Die Gemeinsamkeit

Die Vorteile des Einigseins liegen auf der Hand. Sie ist die Voraussetzung dafür, einen gemeinsamen Weg zu gehen und ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Die Einigung ist also mit der Gemeinsamkeit eng verwurzelt. Das Gegenteil von der Gemeinsamkeit ist der Unterschied. Der Unterschied führt in einen Gegensatz, der die Gemeinsamkeit zu verhindern scheint. Der Gegensatz legt ein Entweder-Oder nahe und zwingt in eine Entscheidung. "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns", sagte der ukrainische Botschafter Melnyk in dem Ukraine-Konflikt.4 So werden Feinde geschaffen.5 Die Einigung wird verhindert oder im günstigsten Fall erschwert.

Die Einigung

In der Mediation wird der Begriff oft synonym mit der Abschlussvereinbarung bzw. der Phase fünf verwendet. Diese Verwendung täuscht jedoch über die unterschiedlichen Qualitäten einer Einigung hinweg. Um der Bedeutung des Begriffs der Einigung auf den Grund zu gehen, schauen wir uns das darin enthaltene Wort einig an. Der Duden schreibt diesem Begriff zwei Bedeutungen zu. Einerseits ist die Übereinstimmung in einer Meinung oder Gesinnung gemeint und andererseits das zu einer Einheit verbunden sein. Die Einigung bedeutet im Sprachgebrauch demzufolge das Sicheinigen oder das Einigwerden.

Wenn wir uns das zunehmend aggresiver werdende und bis in den Krieg hineinführende Streitverhalten anschauen, kommt die Frage auf, was daran so schwer fällt, sich zu einigen. Es ist eine komplexe Frage, die mehr in Betracht ziehen muss als nur das mögliche Ergebnis. Nehmen wir den Streit vor Gericht als Beispiel:

Beispiel 14131 - Die Parteien können sich nicht einigen. Sie ziehen vor das Gericht. Die Rechtslage ist nicht eindeutig. Es werden Gutachten, Gegengutachten und Übergutachten eingeholt, der Prozess geht durch mehrere Instanzen. Der Streit wird aufgebäumt. Schließlich, wenn alle mürbe geworden sind, schlägt der Richter einen Vergleich vor. Um die Sache endlich zu beenden, lassen sich die Parteien darauf ein. Im Ergebnis haben sie jetzt einen Kompromiss, ausgehandelt, den sie zu Beginn des Streites abgelehnt hätten. Neben dem an und für sich unerwünschten Ergebnis kommen jetzt noch die Prozesskosten hinzu.


So wie es aussicht, ist ein Vergleich nur möglich, wenn die Streitparteien erkannt haben, dass sich die vorgestellte Lösung nicht durchsetzen lässt. Dabei spielen in erster Linie strategische Überlegungen eine wichtige Rolle. Auch der Vergleich wird auf die Lösung bezogen. Wenn keiner gewinnen kann, kommt es zu einem Kompromiss. Der Kompromiss führt in ein gegenseitiges Nachgeben. Kein Wunder, wenn er erst möglich wird, nachdem es sich herausgestellt hat, dass sich die Lösung auf streitigem Wege nicht durchsetzen lässt. Geht es wirklich nur darum, eine Lösung auf biegen und brechen durchzusetzen? Denken die Parteien überhaupt an den möglichen (oder unmöglichen) Nutzen, den die Lösung einbringen soll? Die Auseinandersetzung mit den Entscheidungsprozessen belegt, dass der Nutzen meist nur ein Zufallsprodukt ist.6

Wenn es um die Einschätzung des Nutzens geht, helfen sich Mediatoren oft mit der Wunderfrage. Wie würden Sie den Nutzen einer Einigung oder des Streites einschätzen, wenn Sie unterstellen, dass der Gegner Ihrem Ansinnen zustimmt? Wäre die Konfrontation dann immernoch attraktiver als die kooperative Verhandlung? Eine andere Frage lautet: "Angenommen Sie können Ihre Lösung konfrontativ durchsetzen. Haben Sie dann alles, was Sie brauchen?". Diese Frage zielt auf die Nachhaltigkeit und die Verwirklichung des zu erwartenden Nutzens ab. Als Faustregel gilt:

 Merke:
Leitsatz 14132 - Immer wenn die Mitwirkung des Gegners für die Verwirklichung, die Umsetzung und die Nachhaltigkeit der Lösung eine Rolle spielt, erweist sich die Einigung als ein Vorteil.

Der Streit

Ein Streit hat viele Ursachen. Nicht immer ist er vernünftig. Er entsteht meist aus einer nicht für möglich gehaltenen oder unmöglich gemachten Auseinandersetzung.7 Dabei spielen neben den strategischen auch emotionale Gründe eine wichtige Rolle. Das gleiche gilt für die (geheimen) im Hintergrund liegenden Interessen und Motive und viele Einflüsse, die einer normalen Auseinandersetzung nicht zugänglich sind. Wenn der Streit als ein heftiges Sichauseinandersetzen, als Zank, als hitzige Wortwechsel, die oft auch in Handgreiflichkeiten enden, beschrieben wird, scheint der Streit ein Weg zu sein, bei dem sich die Einigung nur konfrontativ durchsetzen lässt. Es kommt es zu einem Spannungsverhältnis zwischen der Konfrontation und der zur Einigung führenden Kooperation. Der konfrontative Einfluss legt es nahe, den Streit mit einem Einigungskrieg zu vergleichen. Es ist ein riskanter Weg in die Einigung. Zum Glück gibt es Alternativen.

Der Weg zur Einigung

Die vorausgegangenen Ausführungen deuten daraufhin, dass es verschiedene Grade des Einigseins gibt, wenn es um die Streitbeilegung geht:

  1. Unterwerfung: Davon ist auszugehen, wenn von einem Einigungskrieg (oder eine erzwungene Einigung) gesprochen wird.
  2. Vergleich: Damit ist der Kompromiss nach einem Streit gemeint, der auch im Gesetz als gegenseitiges Nachgeben verstanden wird.
  3. Konsens: Damit wird die zur Einigung führende Auseinandersetzung angesprochen, die mit der Mediation ermöglicht wird.

Für welche Form der Einigung würden Sie sich entscheiden?
Bitte unterstellen Sie, dass alles dazu Erforderliche möglich ist. In dem Fall dürfte Ihre Antwort eindeutig für die (sachliche) Auseinandersetzung, also den Konsens, ausfallen. Sie ist der vernünftigste Weg. Interessanterweise haben die Recherchen im Wiki über die Konfliktkosten auch aufgedeckt, dass es der kostengünstigste Weg ist. Die Formel ist ganz einfach und sicher auch leicht nachzuvollziehen:

Je mehr Einvernehmen, umso weniger Streit

Jedes Einvernehmen bewirkt, dass Sie (wenn überhaupt) nur diejenigen Leistungen in Anspruch nehmen, für die ein Bedarf besteht. Im Streit nehmen Sie die Leistungen in Anspruch die der Streit Ihnen vorgibt. Hier stehen der kostenträchtige Angriff und die Verteidigung im Vordergrund, nicht unbedingt der Klärungsbedarf. Diese Logik begünstigt die Strategie, auch im streitigen Verfahren Bereiche durch ein Einvernehmen aus dem Streit herauszuholen. Wenn Sie dennoch den Streit bevorzugen, stellt sich ein eigener Nutzen her, der unabhängig von der Lösung zu beurteilen ist. Mit dieser Erkenntnis reduziert sich die Entscheidung für das eine oder andere auf die Frage der Möglichkeiten.

Die Mediation als Möglichkeit

Die Mediation wird oft abgelehnt, weil sie nicht für möglich oder tunlich gehalten wird.8 Dabei werden meist ihre Fähigkeiten verkannt oder unterschätzt. Die Mediation ist ein Weg zur Einigung und mithin eine Möglichkeit. Genauer gesagt (und je nach dem zugrunde liegenden Mediationsverständnis) ist sie ein gedanklicher Weg. Er räumt die Hindernisse beiseite und beschreibt, wie sie zu umgehen sind, damit sich die Gedanken in eine nachhaltige, einvernehmliche Lösung entwickeln können.9 Gibt es, wenn Sie unterstellen, dass dieser Weg möglich ist, noch ein Argument gegen die Einigung? Wenn Sie diese Frage verneinen aber skeptisch sind, ob und wie es der Mediation gelingt, den Weg der Einigung trotz aller Widrigkeiten zu bewältigen, werden Sie hier bei Wiki to Yes die Antwort finden.

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-02-23 15:43 / Version 50.

Aliase: Hintergrund, Einigsein
Siehe auch: Einführung, Konflikt, Mediation, Einvernehmen
Prüfvermerk:

1 Fisher (Getting to Yes) - 2019-11-17
3 Siehe die Welt-Mediation
4 Siehe den Presseartikel auf ntv.de am 11.2.2022
5 Die Unlogik dieser Aussage erschließt sich, wenn man die Faktoren tauscht. Dann lautet die Formel:
"Wer nicht gegen uns ist, ist noch lange nicht für uns (aber auch nicht ein Gegner)"
6 Die Verhandlungen über den BREXIT sind ein gutes Beispiel dafür.


Based on work by Arthur Trossen . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Freitag November 1, 2024 21:21:59 CET.

Durchschnittliche Lesedauer: 6 Minuten