Debiasing
Das Debiasing beschreibt, wie mit Wahrnehungsverzerrungen und gedanklichen Ablenkungen umzugehen ist.
Verzerrungen entzerren
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Der Begriff Bias kommt aus dem Englischen, wo er mit schief, beeinflussen, Vorurteil, Neigung und in der soziologischen Bedeutung mit Verzerrung übersetzt wird. Und genau darum geht es. Das Debiasing beschreibt Methoden, wie mit den Verzerrungen umzugehen ist, bzw. wie sie zu korrigieren sind. Ausgangspunkt sind die kognitiven Verzerrungen, die Schmalen wie folgt zusammenstellt1
Bias Faktoren
- Attributionsfehler, auch correspondence bias: Die Neigung, die Ursache für ein beobachtetes Verhalten zu oft in (feststehenden) "Charaktereigenschaften" der handelnden Person und zu selten in den (variablen) Merkmalen der jeweiligen Situation zu suchen.
- Ankerheuristik, auch anchoring bias: Die Tatsache, dass Menschen bei bewusst gewählten Zahlenwerten von momentan vorhandenen Umgebungsinformationen beeinflusst werden, ohne dass ihnen dieser Einfluss bewusst wird.
- Bestätigungsfehler, auch confirmation bias: Die Neigung, Informationen so auszuwählen und zu interpretieren, dass sie die eigenen Erwartungen erfüllen.
- Default-Effekt: übermäßige Bevorzugung derjenigen Option, die in Kraft tritt, wenn ein Entscheider keine aktive Entscheidung trifft.
- Déformation professionnelle: Die Neigung, eine berufs- oder fachbedingte Methode oder Perspektive unbewusst über ihren Geltungsbereich hinaus auf andere Themen und Situationen anzuwenden.
- Dunning-Kruger-Effekt: Tendenz inkompetenter Menschen, das eigene Können zu überschätzen und die Kompetenz anderer zu unterschätzen.
- Halo-Effekt: Die Tendenz, von bekannten Eigenschaften einer Person auf unbekannte Eigenschaften zu schließen.
- Kontrasteffekt: intensivere Wahrnehmung einer Information, welche zusammen mit einer im Kontrast stehenden Information präsentiert wird.
- Kontrollillusion, auch illusion of control: Die falsche Annahme, zufällige Ereignisse durch eigenes Verhalten kontrollieren zu können.
- Rückschaufehler, auch hindsight bias: Die verfälschte Erinnerung an eigene Vorhersagen, die bezüglich eines Ereignisses getroffen wurden, nach dem Eintreten des Ereignisses.
- IKEA-Effekt: Zuwachs an Wertschätzung, der selbst entworfenen oder zumindest selbst zusammengebauten Gegenständen im Vergleich zu fertig gekauften Massenprodukten entgegengebracht wird.
- Illusorische Korrelation: Die fälschliche Wahrnehmung eines Kausalzusammenhangs zweier Ereignisse.
- Impact Bias: Die psychischen Auswirkungen eines vorgestellten negativen Ereignisses wie Verlust des Arbeitsplatzes oder Trennung vom Partner werden in Dauer und Tiefe systematisch zu stark erwartet.
- Recall Bias (Erinnerungsverzerrung): Fehlerquelle vor allem in retrospektiven Studien.
- Lake-Wobegon-Effekt: Selbstwertdienliche Verzerrung zur Aufrechterhaltung eines positiven konsistenten Selbstbildes.
- Gender-Bias: Die Neigung, generische als spezifische Maskulina zu lesen bzw. Rollenklischees entsprechende Vermutungen anzustellen (Baggerführer = Mann).
- Clustering-Illusion: Die Neigung, in Datenströmen Muster zu sehen, selbst wenn gar keine da sind
- Emotionale Beweisführung: Die Neigung, eine empfundene Emotion als Beweis für eine Annahme zu betrachten.
- Hot-Hand-Phänomen (im Sport und Glücksspiel): Eine zufällige Häufung von Erfolgen wird als „einen Lauf haben“ oder als „Glückssträhne“ angesehen.
Es lohnt sich, die Liste mit den Wahrnehmungs und Denkfehlern abzugleichen und sich wechselseitig zu ergänzen.
Debiasing
Konsequent beschreibt das Debiasing Methoden, den zuvor genannten Verzerrungen auszuweichen. Schmalen nennt zwei grundlegende Strategien1
: die motivationalen Strategien und die kognitiven Strategien. Beide sind darauf ausgerichtet, normative
Entscheidungsprozesse anwenden zu können und sich von Intuitionen zu befreien.
Bedeutung für die Mediation
Die Mediation erfasst alle Informationen, auch die fehlenden. Es geht darum, den Parteien ein Bewusstsein / Verständnis für sich, das Problem und den Gegner zu vermitteln. Die Intuition spielt dabei eine große Rolle, zumal, wenn sie mit der Motivation verknüpft wird oder auf sie verweist. Der Mediator macht mit seiner Rückmeldung, die zwischen Fakten Meinungen und Emotionen zu unterscheiden weiß und alle Informationen dimensioniert jedoch auf Schwachstellen aufmerksam.
Was tun wenn ...
- Der Mediator unterscheidet nicht die Fakten, Meinungen und Emotionen
- Der Mediator geht den Denk- und Wahrnehmungsfehlern nicht nach
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Aliase: Bias-Faktoren
Siehe auch: Wahrnehmungsfehler, Denkfehler
Prüfvermerk: -