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Schönreden

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Das Schönreden bezeichnet eine Herangehensweise, bei der eine Situation, ein Ereignis oder eine Handlung in positiverem Licht dargestellt wird, als sie tatsächlich erlebt wurde. Oft geht mit dem Schönreden eine Verzerrung oder Verschleierung der Wahrheit einher.
Die negativen Aspekte einer Situation werden heruntergespielt, minimiert oder verborgen. Die positiven Aspekte werden betont, wenn sie nicht herbeigeredet werden. Auch wenn eine gute Absicht dahinterstecken mag, hat das Schönreden meist negative Folgen.

Hintergründe und Motive des Schönredens

Das Schönreden geht über ein Framing hinaus und fühlt sich oft wie ein Einredenwollen an. Es kann in verschiedenen Kontexten auftreten, sowohl persönlich als auch in der Öffentlichkeit, und kann aus verschiedenen Motiven heraus erfolgen. Einige Gründe dafür könnten sein:

  1. Schutz des eigenen Selbstwertgefühls oder Selbstbildes: Indem negative Aspekte einer Situation minimiert oder ignoriert werden, kann jemand sein eigenes Selbstwertgefühl aufrechterhalten oder schützen, indem er sich selbst oder anderen ein positives Bild vermittelt.
  2. Vermeidung von Konflikten oder Unannehmlichkeiten: Schönreden kann dazu dienen, Konflikte zu vermeiden oder unangenehme Situationen zu entschärfen, indem negative Aspekte heruntergespielt oder umgangen werden.
  3. Beeinflussung der Wahrnehmung anderer: Menschen können versuchen, die Wahrnehmung anderer zu beeinflussen, indem sie eine Situation schöner darstellen, als sie tatsächlich ist, um Zustimmung, Unterstützung oder Bewunderung zu gewinnen.
  4. Manipulation von Informationen: In einigen Fällen kann schönreden auch dazu dienen, die öffentliche Meinung oder die Wahrnehmung von Ereignissen zu manipulieren, indem negative Informationen zurückgehalten oder verzerrt werden, um ein bestimmtes Narrativ zu fördern.

Ein gefährlicher Trend

Die Dinge schön zu reden ist inzwischen ein Trend geworden. Mit der Bezeichnung Toxic Positivity wird sogar davor gewarnt, wenn damit eine Selbstverleugnung einhergeht.1 Laut Koroll äußert sich die giftig wirkende Positivität vor allem darin, dass jeder negative Gedanke, jedes unwohle Gefühl oder jede unangenehme Reaktion im Außen mit etwas Positivem ausgeglichen wird. Als Beispiel führt sie an:2

Beispiel 11912 - Das Gespräch mit dem Chef ist nicht gut gelau­fen? ​„Aber hey, wenigs­tens scheint heute die Sonne“. Die Freun­din hat schon wieder eine Job-Absage bekom­men? ​„Die sind ja selbst schuld. Bestimmt wartet da noch eine viel bes­sere Stelle auf dich.“


Die fatale Wirkung des Schönredens ist, dass es weder tröstet noch hilft und oft als unaufrichtig oder unehrlich angesehen wird. Es ergeben sich negative Konsequenzen, wenn durch das Schönreden Probleme oder Risiken ignoriert werden.

Die Alternative

Eine ehrliche und transparente Kommunikation ist in der Regel für eine gesunde zwischenmenschliche Beziehung und für eine sachliche Bewertung von Situationen oder Entscheidungen ebenso erforderlich wie hilfreich. Gefühle sollten addressiert und beim Namen genannt werden. Sie sind die Botschafter der Bedürfnisse.3 Negative Gefühle sollten nicht tabuisiert werden. Und starke Gefühle sollten nicht verniedllicht werden. Daran gemessen wirkt ein Schönreden kontraproduktiv.



Hinweise und Fußnoten
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Bearbeitungsstand: 2024-04-14 21:43 / Version 2.

Alias:
Siehe auch: Verfahrensverzeichnis
Prüfvermerk: -

1 Siehe z.B. die Nachrichten bei NTV, Reiche (alles so schön positiv) - 2021-07-29
2 Siehe Koroll (toxic Positivity) - 2021-07-29
3 Siehe Reiche (alles so schön positiv) - 2021-07-29


Based on work by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Dienstag November 5, 2024 15:18:03 CET.

Durchschnittliche Lesedauer: 4 Minuten