Konfliktverantwortung
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Es geht um ein Thema, das mit der Arbeit und der Bewältigung von KOnflikten im Zusammenhang steht. Bitte beachten Sie auch:
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Die Partei hat eine vielfältige Konfliktverantwortung, nicht nur hinsichtlich des Entstehens eines Konfliktes, sondern auch für seine Abwicklung, für ihr Konfliktverhalten und dessen Auswirkungen sowie für die Fortdauer des Konflikts. Jede Partei ist dafür verantwortlich, ihre Handlungen zu überdenken. Sie muss besonnen abschätzen und reflektieren, was ihr Verhalten auslöst.
Wer hat angefangen?
Es ist oft zu beobachten dass die Parteien lieber darüber streiten, wer den Streit begonnen hat, anstatt ihn zu beenden. Auffällig ist, dass jede Partei den jeweiligen Gegner beschuldigt. Aber worum geht es ihnen? Geht es darum, das eigene Verhalten zu rechtfertigen, sich als Opfer darzustellen oder den anderen anzuprangern?
Den Parteien geht es offenbar nicht darum, den Streit zu beenden und dem Mediator geht es nicht darum, eine Antwort auf die Frage zu finden, wer angefangen hat. Ihm geht es darum, den Parteien den Unsinn die Nutzlosigkeit dieses Streites vor Augen zu führen. Letztlich geht es um die Deutungshoheit und um Genugtuung. Der Streit wird auf der Metaebene fortgesetzt. Wenn die Parteien das erkennen, beginnen sie, die Konfliktverantwortung zu übernehmen. Solange sie sich wechselseitig die Schuld in die Schuhe schieben, sind sie von diesem Schritt noch weit entfernt. Die Mediation hilft, ihn zu gehen.
Was ist Verantwortung?
Grundsätzlich und allgemein gesagt führt die Verantwortung in die Verpflichtung, für etwas Geschehenes einzustehen. Ein Streit ist eine Interaktion. An der Interaktion sind beide Streitparteien beteiligt. Jede Partei agiert oder reagiert, was wiederum eine Reaktion herbeiführt. Unbedachte Reaktionen begrünstigen die Eskalation. Wie bei jeder Kommunikation ist jede Seite dafür verantwortlich, alles erdenkliche zu tun, damit sie von ihrem Gegenüber verstanden wird. Ihr Gegenüber hingegen ist dafür verantwortlich, alles dafür zu tun, die Partei zu verstehen. Es ist ein Wechselspiel. In der Kommunikation wird dieses Wechselspiel als Interpunktion beschrieben. Es lohnt sich nicht, nach dem Ausgangspunkt zu suchen.
Die eigene Verantwortung
Wenn der Konflikt zwischen mehreren Personen ausgetragen wird, tragen die Parteien eine geteilte Verantwortung, den Konflikt beizulegen. Leider verhindert der Konflikt die Teilung der Verantwortung. Wenn es aber stimmt, dass man den Konflikt stets nur in sich selbst austrägt, wird deutlich, dass es wenig Sinn macht, die Lösung (ausschließlich) beim Gegner zu suchen. Dann wäre es folgerichtig, dass man den Konflikt bei sich sucht, weil man ihn nur selber lösen kann. Das Konfliktbekenntnis und das dazu führende Konflikteingeständnis sind der erste Schtitt in diese Richtung. Nicht nur die Konfliktpartei, sondern auch das Helfersystem müssen sich darüber im Klaren sein. Ganz abgesehen davon, dass man einer Partei den Konflikt nicht wegnehmen kann, ist der Nutzen größer, wenn ihr geholfen wird, sich dem Konflikt zu stellen. Die Partei muss einen Weg finden, sich dem Konflikt zu stellen. Es geht darum, die innere Balance wiederherzustellen. So wie der Arzt den Patienten nicht heilen kann, sondern es dem Körper des Patienten lediglich erleichtet, sich selbst zu heilen, kann auch das Helfersystem die Partei unterstützen, den Konflikt zu bewältigen. Heilen muss sie sich selbst. Dazu ist es erforderlich, die Konfliktverantwortung zu übernehmen.
Wahrnehmung der Verantwortung
Die Frage, wie die Verantwortung wahrngenommen wird, deckt drei Konfliktperspektiven auf. Die eine betrifft die Wahrnehmung von innen. Die andere die Wahrnehmung von außen. Die dritte Betrachtung hinterfragt die Wahrnehmung der Verantwortung im Sinne der Übernahme der Verantwortung.
- Konfliktwahrnehmung von innen
- Die Innenperspektive lenkt den Blick stets auf den Gegner. Sie verleitet dazu, dessen Handlungen auf sich zu beziehen und als Angriff zu bewerten. Ebenfalls aus der Innenperspektive heraus dass der Gegner seinen vermeintlichen Angriff als Verteidigungshandlung einschätzen. Solange die Parteien diese Perspektive nicht verlassen, fällt es ihnen schwer, die eigenen Handlungen und die der anderen Seite zu relativieren. Das Bedürfnis zur Richtigstellung führt aus dieser Perspektive heraus in eine Abhängigkeit, weil sich der Widerspruch nur auflösen lässt, wenn die gegnerische Perspektive als falsch eingestuft wird.
- Konfliktwahrnehmung von außen
- Inwieweit die Parteien ihre Konfliktverantwortung wahrnehmen kann von außen am Verhalten der Partei abgelesen werden. Ihre Reaktionen auf den Gegner lassen erkennen, wie abhängig die Partei (noch) von den Meinungen und dem Verhalten des Gegners ist. Je mehr sich eine Partei aus der Betroffenheit lösen kann, umso eher kann sie die Meinung der Gegenseite einfach stehen lassen und sich auf das Problem konzentrieren. Die Art und Weise der Verstehensvermittlung in der Mediation trägt dazu bei, die Partei aus der Abhängigkeit zu lösen. Der Mediator führt die Angriffe auf die Gegenseite mit der Windows-Technik stets auf die Partei zurück und in eine Selbstreflexion hinein.
- Übernahme der Verantwortung
- Die Partei übernimmt die Konfliktverantwortung wenn sie damit anfängt, sich selbst zu reflektieren und den Konflikt aus der Außenperspektive zu betrachten.
Hilfestellungen in der Mediation
Die ermahnende Aufforderung an die Parteien, ihre Konfliktverantwortung zu übernehmen, dürfte je nach dem Eskalationsgrad des Konfliktes stets ins Leere gehen. Wahrscheinlich antwortet die Partei:
"Das mache ich doch. Der Gegner soll damit anfangen, die Verantwortung zu übernehmen. Er hast doch angefangen.
Also muss er endlich eingestehen, dass er sich schuldig gemacht hat".
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