Rollenzuschreibung
Üblicherweise sind an einem Verfahren mehrere Personen und Parteien beteiligt, die in Verhandlungen einander gegenübertreten. Dabei stellen sich verschiedene Rollen heraus, die mit der Struktur des Verfahrens einhergehen.
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Die Rollenzuschreibungen unterscheiden sich so stark voneinander, dass sie als ein Verfahrenskriterium aufgeführt werden, mit dem sich der Verfahrenscharakter bestimmen lässt. Die Rollenzuschreibung ist ein sekundäres Verfahrenskriterium, das aus dem Verfahrensrahmen abgeleitet wird.
Rollen und Funktionen
Die Rolle im hier verstandenen Sinne entspricht dem Verständnis der Soziologie, die dem Begriff aus dem Theaterwesen übernommen hat. Definitionsgemäß ist die soziale Rolle die Gesamtheit der einem gegebenen Status (z. B. Mutter, Vorgesetzter, Priester etc.) zugeschriebenen „kulturellen Modelle“1 . Im Verfahren wird die Rolle nicht "nur" durch ein kulturelles Modell, sondern (auch) durch ein Verfahrensmodell definiert.
Besonders den Status des sogenannten Dritten weist ihm eine das Verfahren prägende Rolle zu. Sie wirkt sich auf das Kommunikationsmodell und auf die Verteilung der Verantwortlichkeiten aus. Die Rollenzuschreibung und der damit verbundene Status werden aus der Rahmensetzung des Verfahrens abgeleitet.
Rollenverteilung
Die Rollenverteilung unterscheidet sich wie folgt in den jeweiligen Verfahrenskategorien:
Schlichtung
Der Schlichter soll die Parteien zu einer Einigung führen. Es ist zwar kein Entscheider hat aber trotzdem maßgeblichen Einfluss auf das Verfahren. Man könnte den Schlichter als einen Bewerter ansehen. Er hat zwar keine macht seine Bewertung durchzusetzen, hat aber dennoch einen erheblichen Einfluss auf das Verfahren und die Meinungsbildung, weil sich die Parteien an seiner Einschätzung orientieren. Auch wenn er einen starken Einfluss auf die Meinungsbildung der Partei nehmen kann, steht ihm eine formelle Macht nicht zu. Es gibt eine Dominanz aber keine Hierarchie.
Mediation
Der Mediator ist im Idealfall eine personifizierte Metaebene, die den Parteien nicht auf der operativen Ebene begegnet. Diese Systeme macht Ihnen zu einer Person, die weder eine Entscheidungs-, noch eine Bewertungsmacht besitzt. Es gibt keine Hierarchie. Mediatorenparteien begegnen sich auf gleicher Augenhöhe.
Konsequenzen
Der Status des Dritten hat insofern eine Dominanz im Verfahren, weil sich die Parteien an seiner Rolle orientieren. Wenn der Dritte seine Rolle nicht wahrnimmt, könnte er das prozessuale Gefüge und das damit verbundene Kommunikationsmodell verändern. Der prozessuale Rahmen zwingt ihn jedoch dazu, sich in seiner Rolle zu bewegen.
Rollenhäufung
Ein Rollenwechsel ist dennoch möglich. Der Richter zum Beispiel hat den ausdrücklichen Auftrag, eine einvernehmliche Lösung unter den Parteien herbeizuführen. Er ist indirekt also auch ein Schlichter. Auch im alltäglichen Leben kommt es vor, dass eine Person mehrere Rollen inne hat. Die Mutter vereinigt beispielsweise die Rollen Ehefrau, Mutter, Partnerin, usw. in ein und derselben Person. Auch ein Richter, Schlichter oder Mediator vereinigt mehrere Rollen in sich. Die Amtstracht des Richters soll ihm helfen, die Richter Rolle zu isolieren und ausschließlich in dieser Rolle gesehen zu werden. Weder dem Schlichter noch der Mediator stehen derartige Insignien zur Verfügung. Er muss also andere Wege finden, dass die Parteien ihn in seiner Verfahrensrolle wahrnehmen.
Rollenwechsel
Grundsätzlich ist es möglich, die Rollen zu wechseln, solange dies nicht mit dem Verfahrenskonzept und der damit einhergehenden Rollenzuschreibung kollidiert. Ein Mediator beispielsweise, der sich wie ein Schlichter benimmt, würde die Mediation durch sein Verhalten in eine Schlichtung verwandeln. Ob es ihm möglich ist, temporär und mit Ansage in die Haut eines Schlichters oder Richters zu schlüpfen, hängt auch davon ab ob und inwieweit der Rollenswitch mit dem Wesen des Verfahrens in Einklang zu bringen ist.
Bedeutung für die Mediation
Die Mediation ist dadurch gekennzeichnet, dass der Mediator die Metaebene abbildet. Die Funktionalität seiner Rolle wird deshalb maßgeblich durch die Anforderungen einer Reflexionsebene geprägt. Die Reflexionsebene liegt über der operativen Ebene. Wie in keinem anderen Verfahren verursacht der Mediator eine Rollenkonfusion, wenn er sich auf die operative Ebene (also die Lösungsebene) begibt.
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Siehe auch: Verfahrenscharakter,
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