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Bezeichnung |
Gewichtung |
Fehlertypologie |
Last modifier |
12085
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Der Mediator setzt sich über die Verweigerung eines Beistandes hinweg
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wichtig!
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Nach §2 Abs. 4 Mediationsgesetz bedarf die Teilnahme eines Beistands der Zustimmung der Parteien. Die Teilnahme eines Beistandes wird von der Gegenseite verweigert. Der Mediator hält die Beteiligung des Beistandes aber für notwendig und setzt sich über die Verweigerung hinweg. Er sagt lediglich „Ein Beistand ist erforderlich“ und setzt die Mediation fort.
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Arthur Trossen |
12055
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Der Mediator stellt keine Balance (Gleichgewicht) zwischen den Parteien her
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wichtig!
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Das Prinzip der gleichen Augenhöhe verlangt, dass die Parteien nicht nur gleichberechtigt, sondern auch in gleicher Weise befähigt an den Verhandlungen teilnehmen können. Ungleichgewichte können entstehen, bei persönlichen Defiziten einer Partei (z.B. Demenz) bei einer Abhängigkeit oder bei einer zahlenmäßigen Unterlegenheit. Der Mediator muss darauf achten, ob ein Ungleichgewicht besteht und gegebenenfalls darauf hinwirken, dass die Parteien auf gleicher Augenhöhe verhandeln können.
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Arthur Trossen |
12050
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Die Rolle des Vorgesetzten wird nicht geklärt
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wichtig!
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In der Mediation gilt das Prinzip des Verhandelns auf gleicher Augenhöhe. Wenn der Vorgesetzte an der Mediation teilnimmt, gilt das auch für ihn. D. h. er darf keine Anweisungen geben und auch keine Repressalien üben. Es ist ein Mediationsfehler, wenn der Mediator den Vorgesetzten auf seine Rolle als Median nicht hinreichend vorbereitet oder einstimmt.
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Arthur Trossen |
12045
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Die Parteien haben keine Möglichkeit den Mediator zu wählen
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wichtig!
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Bei innerbetrieblichen Meditationen beispielsweise kommt es vor, dass der Mediator vom Arbeitgeber beauftragt wird, noch bevor er die Konfliktanalyse durchgeführt hat und weiß wer an der Mediation zu beteiligen ist. Die Vorgehensweise könnte §2 Abs. 1 Mediationsgesetz widersprechen, der besagt dass der Mediator von den Parteien zu wählen ist.
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Arthur Trossen |
11464
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Der Mediator übersieht, dass das Interesse am Bedürfnis vorbeigeht
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wichtig!
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Das Bedürfnis im Konflikt ist meist ein Mangelbedürfnis. Das Interesse sollte also darauf gerichtet sein, den Mangel zu kompensieren. Wenn das von den Parteien vorgetragene Interesse (Ziel) an dem Bedürfnis vorbeigeht, sollte der Mediator einschreiten und das Interesse hinterfragen. Je nach dem zugrunde gelegten Mediationskonzept ist es ein Fehler, wenn die Diskrepanz zwischen Interessen, Motiven und Bedürfnissen übersehen wird.
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Arthur Trossen |
11317
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Die Mediatoren streiten sich
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wichtig!
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Mediator und Co-Mediator geraten in einen Streit. Der Streit kann verschiedene Ursachen haben. Z.B kann sich einer der Mediatoren übergangen fühlen oder denken, dass seine Interventionen kaputt gemacht werden. Möglicherweise besteht auch keine Einigkeit über die Rollenverteilung, etwa wenn der Mediator den Co-Mediator wie einen Assistenten behandelt, usw.
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Arthur Trossen |
11315
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Es wird nicht auf die Notwendigkeit zur Hinzuziehung eines Co-Mediators hingewiesen
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wichtig!
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Wenn das gesichtsfeld eines Mediators nicht ausreicht, alle Parteien im Blick zu haben, ist die Hinzuziehung eines Co-Mediators erforderlich. Der Mediator muss seine Auftraggeber darauf hinweisen.
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Arthur Trossen |
10891
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Der Mediator übersieht das Machtgefälle
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wichtig!
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Eine Partei ist sehr dominant. Sie lässt die an dere Partei nicht zu Wort kommen, nimmt Einfluss auf deren Aussagen (manipuliert) und sagt sogar dem Mediator was er zu tun hat. Der Mediator ignoriert dieses Verhalten.
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Arthur Trossen |
9680
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Der Mediator stellt den Kontext nicht heraus
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wichtig!
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Der Kontext, also der Verfahrens- und Informationszusammenhang spielt eine wichtige Rolle beim Zustandekommen des Verfahrens und beim Verstehensprozess innerhalb des Verfahrens.
a) Zustandekommen: Oft erläutern Mediatoren zu Beginn der Mediation und nach der Begrüßung, was Mediation ist. Sofern das Ziel (zufriedenstellende Lösung zu vereinbaren) und der Kontext (in welchem Zusammenhang und warum) nicht vereinbart wurde, steht die Darstellung der Mediation in keinem Zusammenhang und kann von den Parteien falsch eingeschätzt werden.
b) Verstehen: Die Argumentationsrhetorik lebt von Tilgungen. Argumente werden selektiv genutzt und lenken den Fokus vom eigentlichen Problem weg. Der Mediator fällt darauf herein und stellt den Fokus (die Zusammenhänge des Gesagten) nicht her. Er fördert das Missverständnis.
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Arthur Trossen |
8992
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Kinder werden als Zeugen benannt
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wichtig!
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Die Mutter besteht darauf, das Kind als Zeuge für das Fehlverhalten des Vaters zu hören. Der Mediator zeiht das Kind als Zeuge herbei und lässt es im nächsten Termin teilnehmen.
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Arthur Trossen |
5103
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Der Mediator schätzt die Partei falsch ein
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wichtig!
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Der Mediator ist ein Medium des Verstehens. Was er versteht kann er vermitteln. Versteht er die Partei falsch (oder schätzt er sie falsch ein), vermittelt er etwas Falsches, ganz abgesehen davon, dass er gegebenenfalls bei sich selbst irreführende Gedanken produziert.
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Arthur Trossen |
4938
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Der Mediator unterscheidet nicht zwischen der Bedeutung der Worte und der individuellen Bedeutungszuschreibung
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wichtig!
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Das Wort Familie z.B. versteht jeder. Deshalb wird es nicht hinterfragt. Die individuelle Bedeutungszuschreibung kann aber von dem allgemeinen Verständnis abweichen. Der Mediator darf sich also nicht zufrieden geben mit der Vorstellung etwas verstanden zu haben. Er muss das Verständnis hinterfragen.
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Arthur Trossen |
4868
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Der Mediator zeigt Mitgefühl
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wichtig!
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Der Mediator muss emphatisch sein, aber nur so weit, wie es die Metabenene gebietet und die Neutralität erlaubt. Mitleid ist fehl am Platz.
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Arthur Trossen |
4866
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Themen und Konflikte weichen voneinander ab
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wichtig!
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Besonders wenn die 2.Phase mit der Methode der Themensammlung durchgeführt wird, nennen die Parteien oft vermeintliche Themen, die in Wirklichkeit aber nur Argumente oder Motive zu dem Konfliktthema darstellen. Wenn es dem Mediator nicht gelingt, die >Vorschläge dem eigentlichen Konfliktthema zuzuordnen, fördert er die Verwirrung und erschwert die Möglichkeit der Partei, sich mit dem Konflikt zu identifizieren. Der Mediator geht dann sprichwörtlöich dem Konflikt auf den Leim.
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Arthur Trossen |
4608
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Der Mediator weist nicht auf vorausgegangene Mediationen hin
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wichtig!
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§3 Abs. 1 verpflichtet den Mediator auf alles hinzuweisen, was seine Neutralität in Frage stellen kann. Dazu zählen auch Vorkontakte und die Beziehung zu den Parteien. Hatte er einmal eine Mediation mit einer der Parteien durchgeführt, ist das ein Vorkontakt. Wenn es sich um eine andere Sache handelt, darf er die Mediation durchführen. Ob er über die Vormediation informieren darf ist fraglich, weil er wegen der Vertraulichkeit darüber nicht informieren darf.
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Arthur Trossen |
4251
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Der Mediator stellt die Anwendbarkeit des Mediationsgesetzes nicht heraus
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wichtig!
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Der professionellen Mediation liegt ein Mediationsvertrag zugrunde. Er ist formfrei möglich, weshalb in der Hitze des Gefachts es passieren kann, dass der Vertragsabschluss nicht explizit herausgestellt wird. Auch der Inhalt des Leistungsaustauschs ist nicht immer im gewünschten Umfang klar. Das Mediationsgesetz ist dann trotzdem anwendbar, worauf der Mediator nicht hinzuweisen hat.
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Arthur Trossen |
3252
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Der Mediator wendet wahllos Techniken an
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wichtig!
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In der Mediation gilt das Trial and Error-Prinzip. Es hilft dem Mediator, Fehlerquellen auszuschalten, um die passende Intervention zu finden. Voraussetzung ist jedoch, dass die Suche nach Interventionen methodisch begründet wird und im Verfahren veranlasst ist. Ein unmotiviertes Stochern im Nebel wurde als Mediationsfehler anzusehen sein.
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Arthur Trossen |
2997
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Der Mediator unterlässt die Widerrufsbelehrung
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wichtig!
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Eine Widerrufsbelehrung nach §312g BGB ist erforderlich bei außerhalb der Büroräume abgeschlossenen Verträgen. Unterbleibt sie, erlischt das Widerrufsrecht erst nach 12 Monaten.
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Arthur Trossen |
2996
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Der Mediator verfasst keinen schriftlichen Mediationsvertrag
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wichtig!
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Der Mediationsvertrag unterliegt keinem Formzwang. Lediglich die Erfahrung lehrt, dass es sinnvoll ist, einen schriftlichen Vertrag abzufassen. Ein Formerfordernis kann sich aus der Widerrufsbelehrung ergeben.
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Arthur Trossen |
2735
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Fehlende Vorbereitung. Der Mediator bereitet sich nicht vor
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wichtig!
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Der Mediator hat einen Auftrag für eine Mediation. Er beginnt die Mediation ohne nähere Fallkenntnis und ohne Plan(ung). Natürlich gibt es einfach gelagerte Fälle, wo die Vorbereitung on the fly schon im ersten Termin (1.Phase) abgewickelt werden kann. Es braucht dann nicht viel zur Vorbereitung. Die Konfliktanalyse kann er schon aus den ersten Äußerungen der Parteien ableiten. Rahmenbedingungen und Vorgehensweise kann er mit den Parteien abstimmen. Es gibt allerdings aufwändigere Konflikt- und Verfahrenslagen, die eine intensivere Planung und Vorbereitung erfordern. Die Planung ist ein Qualitätsmerkmal. Ihr Fehlen führt zu einer verringerten Effizienz der Mediation und kann mehr Termine als notwendig verursachen.
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Arthur Trossen |
2516
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Der Mediator unterscheidet nicht zwischen Interesse und Lösung
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wichtig!
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Interessen und Lösungen können nah beieinander liegen. Es ist wichtig, dass der Mediator beides auseinanderhalten kann.
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Arthur Trossen |
2213
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Vorgesetzte werden nicht auf die Mediation eingestimmt
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wichtig!
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Die Mediation erlaubt kein Machtgefälle unter den Teilnehmern. Der Mediator muss also darauf hinwirken, dass alle auf gleicher Augenhöhe verhandeln können.
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Arthur Trossen |
2128
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Richter ordnet nicht das Ruhen an
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wichtig!
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Das Gericht empfiehlt eine Mediation, auf die sich die Parteien auch einlassen. Das Gericht terminiert dennoch. Die Mediation steht jetzt unter einem enormen Erfolgsdruck. Die Parteien werden immer die Option des Gerichtstermins aufzeigen.
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Arthur Trossen |
2029
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Ein Werkzeug wird falsch angewendet
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wichtig!
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Die fehlerhafte Verwendung der Werkzeuge führt zwar zu einem Mediationsfehler. Sie führt aber nicht automatisch eine Haftung.
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Arthur Trossen |
2016
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Die Konfrontation der Parteien wird nicht erkannt
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wichtig!
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Der Mediator bemerkt nicht die indirekten Konfrontationen der Parteien und interpretiert ihr Verhalten falsch.
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Arthur Trossen |
1978
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Der Mediator schöpft die Kommunikationsmöglichkeiten nicht aus
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wichtig!
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Die Kommunikation der Parteien kann aus welchen Gründen auch immer eingeschränkt sein. Es wäre falsch wenn der Mediator glaubt, nur eine unmittelbare Face to Face - Kommunikation sei das erlaubte Mittel der Mediation. Es ist die Aufgabe des Mediators herauszufinden, wie, unter welchen Bedingungen und mit welchen Mitteln die Kommunikation zwischen den Parteien ermöglicht werden kann.
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Arthur Trossen |
1578
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Die Sicht des Mediators ist einseitig
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wichtig!
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Der Mediator versteht die eine Partei besser als die andere. Er präferiert die von ihr vorgeschlagene Lösung und bewertet die Ausführungen des Gegners als Inadäquat.
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Arthur Trossen |
1555
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Der Mediator überhört die Interessen
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wichtig!
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Der Mediator ist selbst zu sehr auf die Lösung konzentriert, sodass er die Interessen (Motive) nicht herausführen kann.
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Arthur Trossen |
1540
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Der Mediator öffnet eine an ihn gerichtete, vertrauliche Post
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wichtig!
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Eine Partei schickt dem Mediator einen verschlossenen Brief mit der Aufschrift "vertraulich". Der Mediator kennt den Inhalt nicht. Er öffnet den Brief. der Brief wird wie ein Einzelgespräch behandelt und ist an der Vorschrift des §2 Mediationsgesetz zu messen. Die Entgegennahme des Inhalts bedarf deshalb des Einverständnisses der Gegenpartei.
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Arthur Trossen |
1378
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Thema und Lösung werden verwechselt
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wichtig!
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Das Thema ist die Neutralisierung der widersprüchlichen Positionen. In ihm kommen also Lösungen vor. Die Position ist eine Lösung. Sie ist allerdings die Lösung die nicht funktioniert und zu der man Alternativen herausarbeiten muss wozu die Mediation angetreten ist. Es besteht also eine Verwechslungsgefahr. Der Mediator muss in der Lage sein, Position, Interesse und Lösungen auseinanderzuhalten. Gelingt ihm das nicht, vermischt er die Phasen.
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Arthur Trossen |
1291
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Voreilige Interpretation der Körpersprache
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wichtig!
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Vorsicht bei der Interpretation von Körpersprache. Die abweisende Haltung (verschränkte Arme, Abstand zueinander) mag etwas über die Verfassung der Partei oder die Beziehung der Parteien ausdrücken, muss es aber nicht. Die voreilige Interpretation der Körpersprache führt besonders dann wenn sie nicht abgestimmt ist, zu Fehleinschätzungen.
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Arthur Trossen |
1171
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Der Mediator stellt die falschen Fragen
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wichtig!
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Die "richtige" Frage bringt den Parteien einen Erkenntnisgewinn. Sie ergibt sich aus dem Loop. "Falsche" Fragen sind ein Indiz dafür, dass der Mediator die Gedanken der Parteien in eine Lösung weiterführt, anstatt in eine Rekursion. Wenn die Mediation eine Verstehensvermittlung ist, hilft die richtige Frage zu verstehen.
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Arthur Trossen |
547
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Es werden keine Themen festgelegt
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wichtig!
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Der Mediator muss fragen, was daran hindert. Davon hängt die Intervention ab. Ohne Themenfestlegung sind sowohl der Auftrag wie der Streit und das Ziel des Streitens unklar. Die Themen legen die Gesprächsgrenzen fest und geben eine Erlaubnis über das Thema zu sprechen.
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Arthur Trossen |
233
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Zu viel Führung
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wichtig!
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Der Mediator bestimmt Maßnahmen und Schritte im Verfahren. "Fangen Sie an, Sie sind der Anspruchsteller" oder "Das gehört nicht hierhin" .... Das Problem: Je mehr Führung, desto weniger Eigenverantwortung bei den Parteien! Wenn das Gesetz davon spricht, dass der Mediator die Parteien führen soll, beruht das auf einem Übersetzungsfehler. Die Originalfassung der EU Direktive lautet: Der Mediator führt mit den Parteien die Mediation durch". Ob und inwieweit eine direktive Führung erforderlich ist, hängt von der Eskalation ab. Die Faustregel lautet: Je höher die Eskalation umso mehr autoritäre Führung ist erforderlich. Ansonsten sollten alle Entscheidungen im Verfahren konsensual verhandelt werden.
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Arthur Trossen |
231
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Mediator macht Vorschläge
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wichtig!
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Ein grundsätzliches Verbot Vorschläge zu unterbreiten gibt es nicht. Vorschläge auf das Verfahren bezogen (nicht auf das Ergebnis) sind stets zulässig und mitunter sogar geboten. Unzulässig sind Vorschläge, die nicht mit dem Wesen der Mediation im Einklang stehen.
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Arthur Trossen |
1423
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Der Vertreter führt eine Mediation durch
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Das Mediationsgesetz schließt eine Vor- oder Nachbefassung ausdrücklich aus und unterscheidet Parteiinternen.
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Trossen Arthur |