Die Dekonstruktion
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Werkzeug Konflikt DekonstruktionKonfliktarbeit Konflikttheorie Konfliktdimensionen Konstruktivismus
Abstract: Die Dekonstruktion ist die logische Folge des Konstruktivismus und eine Methode der narrativen Psychologie, die dazu beiträgt, die Bilder im Kopf der Partei zu korrigieren. Sie ist ein Werkzeug, das auch in der Mediation zur Anwendung kommen kann.
Einführung und Inhalt: Das Problem ist das Problem. Die Person ist die Person. Das Problem soll das Problem bleiben, denn es ist nichts weiter als das Problem. Dieser Grundsatz erinnert an das Prinzip des Harvard-Konzeptes, das ebenfalls die Trennung von Mensch von Problem verlangt. Die Mediation erfüllt dieses Prinzip auf vielfältige Weise.1 Manchmal ist das gar nicht so einfach. Vielleicht trägt die Dekonstruktion dazu bei, diese Trennuing zu vollziehen?
Was ist Dekonstruktion
Die Dekonstruktion setzt auf den Konstruktivismus. Wenn unsere Vorstellung von uns und der Wirklichkeit (nur) ein gedankliches Konstrukt ist, sollte es möglich sein, dieses Konstrukt zu verändern oder gar auszutauschen. Das klingt leichter als es ist. Besonders dann, wenn das Konstrukt der Wirklichkeit auf Erfahrungen und Beliefs basiert, die sich nicht so ohne weiteres in Frage stellen lassen. Die Dekonstruktion geht davon aus, dass das Konstrukt in unserem Kopf von der Wirklichkeit erst zu beseitigen ist, bevor ein anderes, neues Konstrukt aufgebaut werden kann. Die behutsame Auflösung des alten Konstruktes ist das was die Dekonstruktion erreichen will.
Die Dekonstruktion stellt somit eine Methode dar, die darauf abzielt, die vermeintlich festen und klaren Strukturen von Texten, Ideen oder Konzepten zu hinterfragen und aufzubrechen. In der Psychologie bedeutet dies, die vermeintliche Stabilität von psychologischen Konzepten und Identitäten zu destabilisieren und zu hinterfragen.
Verständnis von Realität und Identität
Ein zentrales Element der Dekonstruktion ist die Anerkennung, dass unser Verständnis von Realität und Identität kulturell und sozial geprägt ist. Das bedeutet, dass das, was als "normal" oder "wahr" angesehen wird, von Zeit, Ort und sozialen Kontexten abhängig ist. Erst wenn die vermeintlich festen Kategorien aufgebrochen werden, wird eine kritische Untersuchung der Zusamenhänge möglich. Ein prominentes Beispiel ist die Untersuchung von Geschlechtsidentität und Sexualität. Die traditionelle binäre Sicht, bei der Menschen entweder als männlich oder weiblich klassifiziert werden, wird dadurch aufgebrochen, dass Geschlecht eine soziale Konstruktion ist und auf verschiedenen kulturellen Normen und Erwartungen basiert. Das Wissen wird nicht einfach als unveränderliche Wahrheit akzeptiert, sondern als ein Produkt sozialer Verhandlungen und kultureller Praktiken betrachtet. Im psychologischen Verständnis ist die Dekonstruktion eine wichtige Technik, um bestehende Annahmen und Konzepte zu hinterfragen und neue Perspektiven zu eröffnen. Sie trägt dazu bei, die Komplexität zu erkennen und zu berücksichtigen, indem sie die starren Grenzen unserer Denkmuster aufbricht.
Vorgehensweise
Zunächst geht es darum, das problematische Ereignis genau zu beschreiben. Schon dadurch erfolgt ein Perspektivwechsel, indem der Erzähler zum externen Beobachter wird. Die Beobachterperspektive wird durch die Gesprächführung verstärkt. Die Dekonstruktion ermöglicht die Analyse des Problems, indem sich der Erzähler der Frage stellt, wer oder was die Situation ausgelöst hat, welche Rolle er selbst dabei gespielt hat, welche Gefühle dabei ausgelöst wurden, ob und wie sich die Gefühle verändert haben, wie der Erzähler darüber denkt, welche Ressourcen er genutzt hat oder nutzen kann, um mit der Situation umzugehen und wie sich die Gefühle auf die Problemlösung auswirken. In einem zweiten Schritt werden Alternativen analysiert. Jetzt wird der Erzähler aufgefordert, die Situation aus einer anderen Perspektive zu beschreiben und auf Was wäre wenn Fragen zu antworten. Er wird auf Widersprüche hingewiesen um sich schließlich der Frage zu stellen, wie er die Herausforderung bewältigen kann, wenn alle diese Gedanken berücksichtigt werden.2
Sichtweisen verändern
Die Veränderung von Sichten kennt viele Methoden. Das Gaslighting zum Beispiel manipuliert Menschen, bis sie nicht mehr wissen was wahr und unwahr ist. Die Propaganda erfüllt mitunter den gleichen Zweck. In beiden Fällen handelt es sich jedoch um eine manipulative Taktik, bei der eine Person absichtlich falsche Informationen oder Lügen verwendet, um das Vertrauen und die Realitätswahrnehmung einer anderen Person zu erschüttern. Das Ziel des Gaslighting ist es, die Opfer dazu zu bringen, an ihrer eigenen Wahrnehmung und ihrem eigenen Verstand zu zweifeln. Dies kann zu Verwirrung, Unsicherheit und psychologischem Stress führen. Das Ziel besteht darin, Macht und Kontrolle über eine Person auszuüben. Im Unterschied dazu ist die Dekonstruktion ist eine intellektuelle Herangehensweise, die darauf abzielt, bestehende Konzepte, Ideen oder Überzeugungen kritisch zu hinterfragen und zu analysieren. Sie ist darauf ausgerichtet, die zugrunde liegenden Annahmen und sozialen Konstruktionen zu erkennen, die diese Konzepte formen, und ihre Komplexität und Kontextabhängigkeit aufzudecken. Das Ziel der Dekonstruktion ist es nicht, Macht oder Kontrolle über andere auszuüben, sondern ein tieferes Verständnis und eine kritischere Perspektive auf ein bestimmtes Thema zu ermöglichen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Sichten und Sichtweisen zu verändern. Die Umerziehung ist dafür ein Beispiel auf politischer Ebene. Sie soll viele Menschen erreichen. Bei der individuellen Sichtveränderung spielt die Empathie eine wichtige Rolle, weil sie an die Gefühle und Befindlichkeiten anknüpfen kann. Achtsamkeit hilft, die innere Sichtweise zu verändern, indem Gedanken und Emotionen bewusst wahrgenommen werden. Die veränderte Wahrnehmung führt zu einer tieferen Selbsterkenntnis. Auch der Perspektivwechsel, der durch zirkuläre Fragen oder einem Reframing herbeigeführt werden kann, erlaubt die Veränderung von Sichten. Die Mäeutik ist dazu ebenfalls in der Lage. In allen Fällen bedarf es des Dialogs, um Ideen und Meinungen auszutauschen. Schließlich führt die Bildung zu einem Informationszuwachs und der Fähigkeit, die Meinungen und Sichtweisen zu hinterfragen.
Bedeutung für die Mediation
Die Veränderung von Sichten spielt auch in der Mediation eine wichtige Rolle. Sie wird mit der Konfliktklärung herbeigeführt. Das ist nicht zwingend in der facilitativen Mediation des Harvard-Konzeptes der Fall, wohl aber in der transformativen oder der integrierten Mediation. Anders als in der Gesprächstherapie wird hier jedoch kein therapeutischer Ansatz verfolgt. Trotzdem gibt es ähnliche Effekte. In Mediationen, die sich an der Systemtheorie orientieren und den sozialwissenschaftlichen Effekt der Emergenz berücksichtigen, spielt die Order from Noise eine wichtige Rolle, wo der Mediator die Rolle hat, das System zu irritieren, um aus dee Irritation eine Lösung zu entwickeln.3 Die Dekonstruktion ist der Mediation also nicht fremd. Sie kann auch als ein Werkzeug in der Mediation zur Anwendung kommen, solange sie mit dem Wesen der Mediation einhergeht. Dann wirkt sie sich ale eine Kombination von Techniken aus, in der die Dekonstruktion als Teil des Verstehensprozesses verstanden wird. Je nach dem, welchem Mediationskonzept Sie folgen, unterstützt die Mediation den Vorgang nicht nur mit Techniken. Ähnlich wie in der lösungsorientierten Kurztherapie ist der gesamte Gedankengang der Mediation auf die schonende, selbstreflektive Auseinandersetzung mit dem Konflikt ausgelegt. Dafür ist die Verschiebung des Fokus auf den Nutzen ein entscheidendes Element. Die Mediation kann mit diesen Werkzeugen den Weg in die neue Sicht und aus dem Konflikt herausweisen. Sie kann den Weg in die neue Sicht aber nicht oder nur bedingt begleiten. Wenn für die Etablierung der neuen Sichtweise eine Behandlung erforderlich wird, bedarf des der Therapie.
Was tun wenn ...
- Der Mediator stellt das Gesagte nicht in Frage
- Der Mediator hinterfragt nicht die Bedeutung der Worte
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Aliase: De-Konstruktion
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