Der Puzzle-Effekt
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Die Komplexität der Mediation ergibt sich nicht aus dem berühmten Orangenbeispiel, sondern eher aus dem Vergleich mit einem Puzzlespiel. Das Puzzlespiel veranschaulicht am besten die Vorgänge hinter der Mediation. Ein Puzzle ist ein Rätsel, so wie die Mediation. Das Rätsel der Mediation lautet: Finde die Lösung. Das Rätsel des Puzzles lautet: Finde heraus, wo der Stein anzulegen ist, damit das Bild vollständig wird.
Der Puzzlevergleich
Übertragen auf die Mediation könnte das Rätsel der Mediation auch so formuliert werden: Finde heraus wie die Informationen einzuordnen sind, damit die Parteien Einsichten gewinnen, mit denen sich die Lösung finden lässt. Diese Vorgehensweise trifft zumindest auf eine Mediation zu, die dem Konzept der kognitiven Mediationstheorie folgt. Anders als das Orangenbeispiel beschreibt der Vergleich mit dem Puzzle den gesamten Vorgang der Mediation.1 Er geht weiter als das Orangenbeispiel des Harvard-Konzepts, das fälschlicherweise oft mit der Medition gleichgesetzt wird. Das Orangenbeispiel erklärt lediglich ein einzelnes Phänomen der Mediation. Es veranschaulicht, wie die Einbeziehung der Interessen eine Erweiterung des Lösungskuchens ergeben. Es beschreibt aber nicht den Vorgang der Mediation.Das gelingt mit dem Puzzlevergleich
Der Vergleich mit dem Puzzle eignet sich am besten, um den Vorgang der Mediation zu beschreiben. Wäre die Mediation ein Spiel, würde sie der im nachfolgenden Beispiel beschriebenen Spielsituation entsprechen:
Ihnen fällt auf, dass die Spielsituation nicht nur von einem, sondern von mehreren Puzzles ausgeht, die der Mediator zu legen hat. Eines der zu legenden Bilder soll den Prozess abbilden, das andere den Fall. Die Puzzlesteine stehen symbolisch für die zu verarbeitenden Informationen. Jetzt kommt es darauf an, die Informationen wie Puzzlesteine korrekt in die zu legenden Bilder einzufügen. In dem Beispiel wurden die ganzen Steine zunächst auf einen Haufen geworfen. Das verdeutlicht nicht nur die Menge an Informationen, die auf den Mediator zukommen, sondern auch die Notwendigkeit, die Informationen zunächst auszusortieren. Die Farbe des Puzzlesteins legt nahe, in welches Bild der Stein zu legen ist. Der Mediator überlegt also, ob die Information für den Prozess, den Fall oder für beide Puzzlebilder relevant ist. Nachdem die Puzzlesteine dem Bild zugeordnet wurden, müssen sie im Bild korrekt positioniert werden. Dem Mediator kommt entgegen, dass die in den Prozess einzubindenden Informationen einem Puzzle entsprechen, wofür es eine Bildvorlage gibt. Das auf den Fall bezogene Puzzle hat keine Vorlage. Das Bild, das zu legen ist, ist also unbekannt. Die Positionierung des Puzzlesteins im jeweiligen Bild lässt sich aus der Form des Steins erschließen. Jeder Stein wird mit einem anderen verbunden, sodass er sich präzise in das Bild einfügen lässt. Wenn Sie Form und Farbe der Puzzlesteine mit den Merkmalen der Information gleichsetzen, wird deutlich, dass sich die Information wie ein Puzzlestein verhält. Jede Information hat einen bestimmten Charakter. Er wird anhand der Dimensionen identifiziert, der die Information zugeordnet wird. Die Dimensionen lassen nicht nur erkennen, wo die Information innerhalb des jeweils zu legenden Bildes hingehört. Sie besagen auch, wie mit der Information umzugehen ist. Die nachfolgende Skizze veranschaulicht den Vorgang.
Das nachfolgende Beispiel zeigt, wie die Informationen im Orangenbeispiel in das Puzzlespiel der Mediation einzuordnen sind.
Der Vorgang der Zuordnung von Informationen in die Mediation wird als Dimensionieren bezeichnet. Das Dimensionieren entpricht also der Einordnung der Puzzlesteine im Puuzlebild. Es ist ein zentrales Werkzeug der auf die kognitive Mediationstheorie zurückgeführten Integrierten Mediation. Ähnlich dem Puzzle kann auf diese Weise jede Information in die Mediation korrekt eingeordnet und sortiert werden. Der Mediator kann auf einen Blick erkennen, welche Informationen vorliegen, ob sie vollständig sind und welche Informationen fehlen. Der Vorgang wird im Detail im Beitrag über die Dimensionen vorgestellt.
Konsequenzen des Puzzlebeispiels
Das Puzzlebeispiel beschreibt nicht nur den Vorgang an und für sich. Es veranschaulicht auch weitere Paralleleln zur Mediation.
- Gewinner und Gewinn
- Ein Puzzle kennt z.B. keine Gewinner, sondern nur einen Gewinn. Der Gewinn wird erzielt, wenn das Puzzlebild fertiggestellt wird. Es kommt nicht darauf an, wer den letzten Setin an die passende Stelle legt. Deshalb kennt das Puzzle keine Gewinner, sondern nur den Gewinn. Auch die Mediation kennt keine Gewinner oder Verlierer. Dabei entspricht das fertige Bild, also der Gewinn, der gefundenen Lösung. Auch in der Mediation kommt es nicht darauf an, wer die Lösung herbeigeführt hat. Der Vergleich mit dem Puzzle verdeutlicht auch, dass die Win-win-Lösung keine Anforderung des Spiels (also der Mediation) sein kann. Die Parteien könnten also durchaus auch mit einer Lösung einverstanden sein, bei der nur eine Seite einen Vorteil erhält. Wenn ein derartiges Ergebnis die gewünschte Lösung darstellt, hat das Spiel den Gewinn herbeigeführt. Die Annahme, dass die Mediation keine Gewinner und Verlierer kennt und in einem Win-win-Ergebnis endet, ist keine Folge des Spiels, sondern des Grundsatzes der Freiwilligkeit. Wenn davon auszugehen ist, dass keine Seite ein Ergebnis zulässt, bei dem sie einen Nachteil erleidet, kommt kein Ergebnis zustande. Es gibt also keinen Gewinn.
- Spielstrategie
- Das Puzzle ist ein Kooperationsspiel.2 Die Suche nach der Lösung legt eine Kooperation nahe. Das Bild ließe sich nicht vervollständigen, wenn einer der Spieler (wie es in der Konfrontation geschehen würde) Steine versteckt oder falsch ausweist.
Die Spielanleitung
Was kompliziert anmutet, ist im Prinzip ganz einfach. Im Grunde geht es darum, dir Information zu qualifizieren und korrekt einzuordnen. Der Beitrag über die Dimensionen beschreibt die genaue Vorgehensweise. Die mit der Einordnung der Information einhergehende Informationsverarbeitung wird mit der nachfolgenden Skizze veranschaulicht.
Der Puzzle-Effekt
Der Puzzle-Effekt beschreibt das Phänomen, dass die Parteien plötzlich selbst eine Lösung finden, obwohl noch nicht alle Fragen geklärt sind. Auch bei einem Puzzle müssen noch nicht alle Steine angelegt sein, damit das Bildmotiv erkennbar wird. Der gleiche Effekt stellt sich in der Mediation ein, indem die Gedanken der Parteien als Informationen wie in einem Puzzle geordnet und zusammengestellt werden. Sie fügen sich automatisch in den Gedankengang der Mediation ein und verwirklichen so die zur Lösung führende Prozesslogik.
Bedeutung für die Mediation
Der Mediator sollte wissen, dass die Informationserhebung in der Mediation alles andere als zufällig ist. Auch wenn ihm die Informationen unkontrolliert vor die Füße geworfen werden, verbirgt sich hinter jeder Information eine Eigenschaft, die deren Zuordnung ermöglicht. Der korrekte Umgang mit Informationen zählt deshalb zu den zentralen Aufgaben des Mediators.3 Durch die Vernetzung der Dimensionen entsteht das Bild von der Lösung aus sich selbst heraus. Die Mediation erreicht ihr Spielziel, indem die Parteien selbst die Lösung finden. Der Gewinn kann ausgeschüttet werden.
Was tun wenn ...
- relevante Informationen werden nicht erfasst
- Informationen werden nicht korrekt zugerodnet
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Alias: Puzzle-Effekt
Siehe auch: integrierte Mediation, Mediationstheorie, Mediationsmetaphern
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