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Auf den Nutzen kommt es an

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zum Fachbuch Mediation in der Wiki-Abteilung Wissen. Sie befinden im Kapitel Nutzen das dem Kapitel Ziel des 4. Buchabschnitts Mediationsprozess zugeordnet wird. Beachten Sie bitte auch:

Prozess Ziele Zukunft Nutzen Nutzenerwartung Nutzenanalyse Motive Bedürfnisse Utilisation

Worum es geht: Es geht um die Frage was der Nutzen ist und wie er realisiert werden kann. Die Unterscheidung von der Entscheidung, also dem Ergebnis, der Lösung und dem Nutzen spielt in der Mediation eine außerordentlich wichtige Rolle. Es ist nicht egoistisch an seinen Vorteil zu denken. Es kann sogar sehr schlau sein, wenn sich der Vorteil im Nutzen wiederfindet. Der Utilitarismus gibt dafür sogar einen ethischen Rahmen vor. Was aber macht den Nutzen so attraktiv und warum hat er in der Mediation eine Schlüsselfunktion?

Einführung und Inhalt: Der Nutzen spielt in der Mediation eine ganz wichtige Rolle. Er verbirgt sich hinter den Interessen, die sich in der Sprache der Mediation eher aus den Motiven als aus der Lösung ergeben. Anders als Lösungen decken die Motive (Beweggründe) den Nutzen auf, während Lösungen die Umsetzung betreffen, die den Nutzen meist offen lässt oder einfach unterstellt. Die Nutzensorientierung hat in der Mediation eine herausragende Bedeutung, die sich in jeder Lage des Verfahrens verwirklicht.

 Merke:
Leitsatz 14738 - Die Mediation stellt stets den Nutzen in den Vordergrund. Sie ist nutzenorientiert. Sie fragt nicht nach dem Warum, sondern nach dem Wozu und danach, was man sich von einem Plan einer Lösung oder einem Interesse verspricht. Die Mediation schaut nicht auf das Ziel, sondern auf seine Wirkung, dem Zweck.

Warum und Wozu

Viele philosophische Traditionen haben erkannt, dass das menschliche Handeln stets teleologisch angelegt sei. Das heißt, dass alles Handeln immer auf ein Ziel oder einen Zweck ausgerichtet ist. Wenn diese Annahme zutrifft, könnte sie der Mediation bei der Suche nach einer Lösung behilflich sein. Sie könnte die Frage beantworten, wonach genau zu suchen ist. Aristoteles meinte, dass jede Handlung mit dem Streben nach Eudaimonia zusammenhänge. Damit ist das Streben nach Glück oder nach einem erfüllten Leben gemeint. Weniger philosophisch kommt der psychologische Egoismus einher. Er unterstellt, dass Menschen immer aus einem eigenem Interesse heraus handeln, selbst dann, wenn die Handlungen altruistisch anmuten. Das Interesse wird mit der Lösung verknüpft. Wie das Orangenbeispiel zeigt, hilft der Blick auf die Lösung nicht weiter, wenn es darum geht, die Lösung zu finden und wenn beide Parteien dieselbe Lösung anstreben. Die Lösung beantwortet die Frage nach dem WIE, nicht nach dem WOZU. Sie beantwortet die Frage nach dem Ziel, nicht nach dem Zweck. Wenn das Handeln aus eigenem Interesse mit dem Streben nach einer Befriedigung gleichgesetzt wird, kommt es der versprochenen Zufriedenheit der Parteien schon näher.1 Die Befriedigung liefert allerdings oft nur eine ebenso kurzfristige wie spezifische Antwort auf ein konkretes Verlangen. Sie kann auch keine passende Antwort liefern, wenn das Verlangen auf eine Lösung gerichtet ist. Dann ist die Befriedigung im Zweifel nicht genug, um eine nachhaltige Konfliktlösung für alle Parteien herbeizuführen. Ein längerfristiges Ziel wäre die Zufriedenheit selbst. Sie beschreibt einen anhaltenden, emotionalen Zustand, der im Einklang mit der Gesamtsituation eines Lebens steht. Die Zufriedenheit, in der übrigens auch das Wort Frieden vorkommt, verspricht eine Nachhaltigkeit, die der Konfliktlösung entgegen kommt. Weil sie alle Streitparteien einbezieht, hat durchaus etwas mit einem Frieden zu tun. Somit bleibt nur noch die Frage, wie zwei Streitparteien mit demselben zufrieden sein können. Die Antwort findet sich möglicherweise bei den Emotionen.

Im Beitrag über die Emotionen wurde herausgestellt, dass alles Streben letztlich dem Zweck dient, sich ein gutes Gefühl zu verschaffen. In dem Fall beschreibt der Zweck die Wirkung. Ein gutes Gefühl kann viele Ursachen haben und sich unterschiedlich auswirken. Es kann sich einstellen, wenn ein Erfolg erzielt wird, wenn ein Mangel überwunden wird, wenn die Befreiung von einem Problem eintrifft oder einfach nur, wenn man mit sich im Reinen ist. Es gibt vieles, was eine gute Wirkung erzeugen mag. Das Streben danach muss weder sinnhaft, noch bewusst sein. Trotzdem gibt es dem Handeln (oder Unterlassen) einen Sinn und eine Richtung. Sie verwirklicht sich in Ihrem Zweck. Dass menschliches Handeln ganz ohne Anlass entsteht und ohne Zweck erfolgt, ist kaum anzunehmen. Diese Prämisse macht sich die Mediation zu Nutze. Sie geht davon aus, dass die Verwirklichung dessen, was die Handlung bewirken soll, nicht dem Zufall überlassen bleiben soll.

Was ist Nutzen i.S.d. Mediation?

In der hier verwendeten Terminologie wird das, was die Lösung bewirken soll, als der Nutzen bezeichnet. Der Duden definiert den Nutzen als Vorteil, Gewinn oder Ertrag, den man von einer Tätigkeit, dem Gebrauch von etwas, der Anwendung eines Könnens o.Ä. hat.2 In der Wirtschaft ist von der Bedürfnisbefriedigung die Rede. Die Philosophie findet den Nutzen im Utlitarismus. Das Wort Utilitarismus stammt vom Lateinischen utilitas ab, das mit Nutzen oder Vorteil zu übersetzen ist. Der Utilitarismus beschreibt eine zweckorientierte, teleologische Ethik.3 Der Rechtsphilosoph Jeremy Bentham ist der Begründer des klassischen Utilitarismus. Er sieht die Basis für das Wirken der Menschen in dem Widerspruch zwischen Leid und Freude.4 Bentham definiert das Prinzip der Nützlichkeit als den Maßstab, der schlechthin jede Handlung in einem Maß billigt oder missbilligt, wie ihr die Tendenz innezuwohnen scheint, das Glück der Gruppe (der davon Betroffenen), deren Interesse in Frage steht, zu vermehren oder zu vermindern.5 Problematisch ist das Konzept, wenn sich die Entscheidung, was vertretbar ist, nur auf eine Mehrheit bezieht sodass sich das Wohlbefinden nur für die größte Zahl der beteiligten Personen herstellt. Unterschieden wird der quantitative Utilitarismus, wo es auf die Verteilungsmehrheit ankommt, vom qualitativen Utilitarismus, wo es auf die graduelle Bedürfnislage ankommt.6

Es gibt Übereinstimmungen mit dem Nutzenbegriff der Mediation. Hier stellt sich der Nutzen aus der Verwirklichung der Motive her. Das geht weit über die (lediglich) auf eine Handlung oder Unterlassung gerichteten Interessen hinaus.

Beispiel 15289 - Sie kennen das Orangenbeispiel, wo zwei Geschwister über eine Orange streiten. Die Mutter arbeitet das Interesse heraus, das sich auf die Verwendung der Orange beschränkt. Die eine Tochter will Kuchen backen, die andere Orangensaft trinken. Jede Partei kann ihre Interessen 100% verwirklichen. Was aber, wenn beide Schwestern Orangensaft trinken wollen. Sind wir dann wieder in einem Verteilungskonflikt? Nicht wenn wir auf die Motive zum Streit eingehen.


In der Sprache des Utilitarismus könnte man sagen, das sich Glück der Schwestern, die beide Orangensaft trinken wollen, nicht aus der Verteilung der Orange ergibt, sondern aus der Bedeutung, die ihr zugeschrieben wird und der Rückkopplung zu den Bedürfnissen, die den Konflikt ausgelöst haben. Indem die Bedeutung des Streites hinterfragt wird, stellen sich weitere Ebenen her, auf denen die Lösung zu finden ist.7 Weil es in der Mediation zumindest vordergründig nicht um ethische Auseinandersetzungen geht, wird der Nutzen in der Phase drei ganz individuell ermittelt, indem zunächst der erwartete Nutzen (nicht die Lösung!) aus der Sicht jeder einzelnen Partei herausgearbeitet wird, um dann Gemeinsamkeiten und Schnittstellen zu finden, die zu einem gemeinsamen Nutzen führen. Die aus den Motiven abzulesenden Kriterien des Nutzens ergeben sich somit aus der zu erwartenden, positiven Auswirkung. Die nachfolgende Skizze erläutert den prozessualen Zusammenhang.

Nutzen

Der Nutzen ist letztlich die grüne Linie in der Skizze. Sie stellt eine Verbindung her zwischen dem Motiv, der Nutzenerwartung und der tatsächlich zu erzielenden, positiven Wirkung. Die Kritik, die dem Utilitarismus entgegengebracht wird, trifft auf die Mediation nicht zu. Beim Utilitarismus kommt die Frage auf, wer die Qualität entscheidet, wer die Mehrheit ist, für die entschieden wird und was mit den Interessen der Minderheit geschieht. In der Mediation ist sichergestellt, dass alle Teilnehmer, also alle Betroffenen entscheiden und ihre Bedürfnisse einbringen. Der Minderheitenschutz erfolgt über den Grundsatz der Freiwilligkeit. Die zu ermittelnde Wirkung wird aus allen Perspektiven beleuchtet, sodass das Ergebnis aus der Sicht von beiden (allen) Parteien gewollt ist. Der Grundsatz der Freiwilligkeit erlaubt es einer Partei, das Ergebnis solange abzulehnen, bis sie sich darin wiederfinden kann.

Der eudaimonische Nutzen

Man könnte sagen, dass der Mediator auf den Nutzen achtet, aber Zufriedenheit verspricht. Je nachdem, welchem Mediationskonzept sie folgen, ist die Zufriedenheit ein Teil der Zielvereinbarung, die sie als Mediator mit den Parteien in der ersten Phase vereinbaren. Dort legen Sie als Ziel fest, eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind. Um den Fokus des Prozesses mit dem Versprechen in Einklang zu bringen, kommt es auf letztlich das Verhältnis von Nutzen und Zufriedenheit an. Sowohl der Nutzen wie auch die Zufriedenheit spielen in der Philosophie, in der Psychologie und in der Ökonomie eine zentrale Rolle, wenn es um das menschliche Handeln, die Entscheidungsfindung und das Wohlbefinden geht. In der prozesssualen Logik wird das Handeln der Lösung zugeordnet, die Entscheidung dem Ergebnis und das Wohlbefinden dem Nutzen. Die Zufriedenheit findert sich in dem Nutzen, der ein Wohlbefinden ermöglicht.

Zufriedenheit und Nutzen sind eng miteinander verbundene Konzepte. Trotzdem unterscheiden sie sich in ihrer Definition und Anwendung. Während der Begriff Nutzen häufig objektiv und quantitativ betrachtet wird, bezieht sich Zufriedenheit stärker auf subjektive, emotionale und qualitative Aspekte des menschlichen Erlebens. Beides schaut somit auf die Wirkungen, die sich aus der gefundenen Lösung ergeben. Der Nutzen beschreibt den Vorteil, die Zufriedenheit beschreibt wie der Vorteil erlebt wird.

 Merke:
Leitsatz 16674 - Die Zufriedenheit ist das Ziel der Mediation. Der Nutzen ist ihr Fokus.

Zufriedenheit und Nutzen müssen nicht immer zusammenfallen.

Beispiel 16675 - Die Abteilungsleiterin wehrt sich gegen die Degradierung auf eine Assistenzstelle. Weil die Änderungskündigung wahrscheinlich unwirksam ist, einigen sich die Arbeitgeberin und die Abteilungsleiterin auf eine andere Beschäftigung, die zwar das gleiche Gehalt einbringt, wie das einer Abteilungsleiterin, aber dafür auch dementsprechend unattraktiv ist. Die Abteilungsleiterin kann die Beibehaltung des Gehaltes (und die vermiedene Degradierung) als einen Nutzen verbuchen. Trotzdem ist die Lösung nicht zufriedenstellend.

Beispiel 16677 - Rache führt zu einer emotionalen Befriedigung, was einen Nutzen darstellt. Sie führt nicht ohne Weiteres zur Zufriedenheit. Zufriedenheit entsteht erst dann, wenn die emotionale Heilung und die Wiederherstellung des inneren Gleichgewichts erreicht werden.


Die Ausführungen belegen, dass es in der Mediation keineswegs genügt, nur irgendeinen Nutzen herbeizuführen. Der Mediator sollte die graduellen Unterschiede erkennen. Er muss den angestrebten Nutzen sogar hinterfragen, wenn er nachhaltige Lösungen versprichen soll. Routinemäßig geschieht das in der Phase fünf. Der Mediator weiß, dass eine kurzfristige Befriedigung meistens keinen nachhaltigen Nutzen herbeiführen kann. Laut ChatGPT zeigen Studien zur emotionalen Reaktion auf Rache beispielsweise, dass viele Menschen nach Rachehandlungen zwar eine kurzfristige Befriedigung empfinden. Was zurückbleibt ist jedoch oft ein Gefühl der Leere.8 Es braucht also mehr, um aus der kurzfristigen Befriedigung eine dauerhafte Zufriedenheit zu generieren. Der Mediator sollte wissen, wie er die Parteien dahin bringen kann. Es sind letztlich aber immer die Parteien, die zu entscheiden haben, was ihnen nützlich erscheint und was sie zufriedenstellt. Um die anzustrebende Nutzenqualität hervorzuheben, wird in Anlehnung an das Konzept von Aristoteles, von einem eudaimonischen Nutzen gesprochen.

Das Phänomen des Nutzens

Menschen haben stets Lösungen im Sinn und nur selten den Nutzen. Sie wissen, was sie wollen. Selten aber nur, was sie zufriedenstellt. Das Wissen um Zufriedenheit entspricht einem Grad der Weisheit. Vielleicht ist das der Grudn, warum der Nutzen stets nur das Zufallsprodukt des Handelns zu sein scheint. Er liegt auch nicht nahe. Denn in der zeitlichen Logik trifft der Nutzen manchmal erst lange nach der Lösung ein. Er zeigt, ob die Lösung die richtige war oder nicht.

Beispiel 16030 - Der Mann gesteht nach seiner zweiten Scheidung dem Richter: "Eigentlich hat das (mit den Scheidungen) alles gar nichts gebracht. Die einzigen die verdient haben, waren die Anwälte". Im Brexit kommt erst jetzt die Erkenntnis, dass der Brexit eher Nachteile als Vorteile eingebracht hat. Die Entscheidung wird im Nachgang in Frage gestellt.


Je stärker die Lösung fokussiert wird und je mehr Energie darauf verwendet wird, sie durchzusetzen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass mögliche Nachteile ausgeblendet werden. Ob sich Vor- oder Nachteile herauisstellen, ist eine Frage des Nutzens. Er bewertet die Entscheidung. Er beschreibt den Ausgang und die ihre Wirkungen. Stellt sich ein Nutzen her, ist man zufrieden. Stellt er sich nicht ein, wird die Entscheidung bereut. Dann wird ein Sündenbock ausgemacht, was am Ergebnis allerdings auch nichts ändert. Wie wäre es, wenn wir statt auf die Lösung mehr auf den möglichen Nutzen achten? Das ist der Ansatz der Mediation. Der Nutzen hat in der Mediation eine sehr große Relevanz. Er macht ihren Nutzen aus.

Die Relevanz des Nutzens

Die Parteien begegnen den Nutzenerwägungen sowohl auf der Fallebene, wo das nützlichste Ergebnis zu finden ist, wie auf der Verfahrensebene, wo das dahin führende, nützlichste Verfahren zu finden ist. Die beiden Ebenen sind stets zu unterscheiden.

Nutzen

Nutzen des Verfahrens

Die Untersuchung der Frage, ob die Mediation das für die Parteien nützlichste Verfahren ist, findet meist VOR Beginn der Mediation statt. Es ist eine Entscheidung, die am Besten in einem Clearing aufgehoben ist. Um eine fundierte Entscheidung für oder gegen das ein oder andere Verfahren treffen zu können, hilft die Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile.

Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile 

Der erwartete Nutzen des Verfahrens ergibt sich aus den Beweggründen, warum die Partei das eine oder andere Verfahren wählt. Die Beweggründe sind mit der Konfliktstrategie verknüpft. Sie können in dem Verfahrensmotiv aufgedeckt werden, das sich in der Mediationsbereitschaft ausdrückt. Das Verfahrensmotiv entscheidet über die Mitwirkungsbereitschaft der Parteien, was oft mit der Freiwilligkeit verwechselt wird,

Mediationsbereitschaft 

Nutzen der Lösung

Die Frage nach dem nützlichsten Verfahren orientiert sich natürlich auch an der Frage, welches Verfahren die nützlichste Lösung herbeiführen kann. Für die Mediation ist diese Frage herausfordernd, weil es ein lösungsoffenes Verfahren9 ist und die Kriterien für den Nutzen der Lösung erst in der 3.Phase erarbeitet werden.

Was sich wie ein Nachteil anfühlt (dass die Lösung nicht genannt werden kann), ist bei genauem Hinsehen ein Vorteil. Die Auseinandersetzung mit Entscheidungsprozessen zeigt nämlich, dass die Mediation das einzige Verfahren ist, das sich überhaupt aktiv mit der Frage der Nutzenevaluierung auseinandersetzt und den Nutzen zu einem Kriterium der Lösungsfindung erhebt.

Grundlegendes über Entscheidungsprozesse 

Nutzen der Maßnahme

Auch einzelne prozessuale Entscheidungen in der Mediation werden am Nutzen ausgerichtet. Jede Aufgabe und jede Intervention dient zur Verwirklichung des Zweckes der Mediation. Ihr Nutzen stellt sich her, wenn die Maßnahme dazu bei trägt, dass die Parteien Erkenntnisse gewinnen können dies Ihnen ermöglichen selbst die Lösung zu finden.

Nutzenfokussierung

Warum die Ausrichtung des Denkens am Nutzen so wichtig ist, hat mit der Art des Denkens zu tun. Der Beitrag von Watzlawick mit dem Titel "Wenn die Lösung das Problem ist"10 belegt, dass der auf das Problem gelenkte Fokus kaum dazu beitragen kann, das Problem zu überwinden. Der natürliche Drang, ein Problem lösen zu müssen, macht es auch schwer, davon abzulenken und den Fokus auf etwas anderes zu richten.11 Weil es sicher nicht genügt, die Partei zu ermahnen, an etwas andres zu denken, bedient sich die Mediation vieler miteinander zusammenhängender Schritte, um den gedanklichen Fokus von dem Problem weg, auf den Nutzen umzulenken.

Mediationsgrundsatz

Die Ausrichtung am Nutzen ist von zentraler Bedeutung der Mediation, wenn sie dem Konzept der kognitiven Mediationstheorie folgt. Der Mediator fragt stets nach dem Wozu, was auf den Nutzen hindeutet, nicht nach dem Wie, was auf die Lösung hindeutet. Das Wie ergibt sich aus dem Wozu. Um diesen Fokus zu unterstreichen, wird die Nutzenorientierung als einer der Grundsätze der Mediation festgeschrieben.

Nutzenorientierung

Zielvereinbarung

Der Nutzen wird, das Verfahren betreffend, bereits im ersten Moment, also der in der 1.Phase festgestellt, indem die von den Parteien zu treffende Zielvereinbarung lautet:

"Wir suchen nach einer Lösung, mit der wir alle zufrieden sein können". Man könnte den Zusatz anfügen: "... und die wir als die nützlichste von allen in Betracht kommenden Lösungen ansehen.


Die Zielvereinbarung ist extrem wichtig. Sie stellt den gedanklichen Folus her, der auf den Nutzen gerichtet wird und definiert ein Suchspiel, das die Kooperation als die zielführende Strategie vorgibt.

Interessenerhellung

In der 3.Phase erschließt sich der Nutzen der Falllösung über die zu erhellenden Lösungsmotive. Die Motive sind aussagekräftiger als die Interessen. Wie das Orangenbeispiel zeigt, sind die Interessen stets an eine Lösiung gekoppelt. Der Nutzen geht darüber hinaus. Er schaut auf den Ertrag. Die abzufragenden Motive ergeben die Kriterien für die zu findende Lösung.

Lösungsmotive 

Denkweise

Das Denken wird in Abschnitte unterteilt. Dadurch ist es Möglich, die zu klärenden Fragen prozessabhängig zu fokussieren und das Denken an Lösungen zurückzustellen. Der Fokus wird alsdo vom Problem und der Lösung weg zu den Interessen gelenkt. Die von der Mediation produzierten Denkschritte finden sich in den Phasen wieder. Die 3.Phase soll es den Parteien erlauben, ausschließlich an den Nutzen zu denken, ohne die Lösung im Blick zu haben.

Kognitive Mediationstheorie 

Werkzeuge

Die wichtigsten Werkzeuge, mit denen der Fokus im Verlauf des Verfahrens verändert werden kann, sind das präzise Zuhören und das Fragen.

Beispiel 11802 - Die Ehefrau sagt in einer Trennungsmediation: "Eigentlich will ich mich gar nicht scheiden lassen. Es ist ja so teuer". Der Ehemann fährt direkt dazwischen: "Da haben Sie es gehört. Das will sie nur nicht wegen des Geldes!". Der Mediator erwidert: "Ich habe den ersten Teil des Satzes gehört. Wir können später (in der 3.Phase auf die Motive eingehen."

Beispiel 11803 - Die Partei sagt: "Ich möchte mit dem Kollegen nicht mehr zusammenarbeiten". Der Mediator erkennt in der Ansage eine Position oder eine Lösung. Um das Motiv herauszuhören fragt er: "Was haben Sie davon, wenn Sie alleine arbeiten, was ist dann anders?". Er fragt nicht "Warum möchten Sie nicht mehr mit dem Kollegen zusammenarbeiten?". Dies Frage lenkt in das Problem hinein und nicht heraus.


Der Mediator wird bemerken, dass es den Parteien oft nicht leicht fällt, an einen Nutzen zu denken, wenn das Problem im Weg steht. Es sind deshalb die vielen kleinen Schritte und gegebenenfalls Interventionen, die das Denken in eine positive Ausrichtung von der Lösung weg auf den Nutzen lenken.

Bedeutung für die Mediation

Warum es nicht egoistisch ist an seinen Vorteil zu denken, erschließt sich aus den Denkmöglichkeiten, die sich ergeben, wenn der Fokus von der Lösung weggenommen wird. Auf der Nutzenebene stellen sich eher Gemeinsamkeiten her, als auf der im Streit befindlichen Lösungsebene.12 Wenn der Gedanke an den eigenen Vorteil also darauf abzielt, nach den Gemeinsamkeiten und Schnittmengen zu suchen, wo die Lösung den allseitigen Nutzen verwirklicht, ist das alles andere als egoistisch.

Dass sich hinter dem Begriff der Interessen die Kriterien des Nutzens einer Lösung verbergen, geht bei dem verwendeten Sprachgebrauch unter. Lösungen werden oft mit dem Nutzen gkleichgesetzt, obwohl sie den Nutzen nicht wirklich erschließen, sondern nur unterstellen. Die Lösung ist eine Antwort auf die Frage danach, wie man ein Problem löst. Der Nutzen wäre die Antwort auf die Frage danach, wozu es gelöst wird. Deshalb lenkt auch die Ansicht, die Mediation sei ein lösungsorientiertes Verfahren, vom Kern der Mediuation ab. Um den Fokus der Mediation herauszustellen, ist es besser, wenn die Mediation als ein nutzenorientiertes Verfahren bezeichnet wird.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen.
Bearbeitungsstand: 2024-09-22 06:19 / Version 120.

Alias: Lösungswegsorientierung, Entscheidung, Nutzenverwirklichung, Nutzenmaximierung, Nutzenerzielung, Nutzenerreichung, Nutzenmaximierung
Included: Utilitarismus, Zufriedenheit
Siehe auch: Lösungsweg, Nutzenverwirklichung, Entscheidungsprozesse, Ziel, Nutzenerwägung
Prüfvermerk:

1 Das Versprechen wird in der Zielvereinbarung der Phase eins abgegeben.
6 Siehe Utilitarismus - 2024-08-09
8 z.B. Recherche auf ChatGPT - 2023-03-19mit Beispielen.
9 Siehe das Prinzip der Offenheit
11 Siehe auch Lösungen, Denken


Based on work by Arthur Trossen und anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Freitag November 1, 2024 13:20:49 CET.

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