Mediationskonzepte
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Mediation Konzepte Allgemein Integriert Sonstige Lehre Theorie Radius Qualität
Worum es geht: Die Definition in §1 Mediationsgesetz erlaubt einen großen Anwendungsradius, der eine Vielzahl unterschiedlicher Erscheinungsformen der Mediation ermöglicht. Schon jetzt zählt die Mediationsdatenbank mehr als 195 unterschiedliche Mediationsvarianten. Die Vielfalt ist gewollt. Sie ist ein Leistungsmerkmal der Mediation. Wenn sie der Willkür nicht Tür und Tor öffnen will, muss sie einen Plan kennen, an dem sich die Ausführungen orientieren. Das jeweils zugrunde gelegte Konzept der Mediation ergibt die erste Weichenstellung.
woran sie sich orientiert und wie sie sich verwirklichen sollte
Inhalt Weiterlesen (Modelle) VertiefenEinführung und Inhalt: Die Mediationskonzepte fügen sich als eigenständige Klasse in die Mediationssystematik ein. Sie konkretisieren das Mediationsverständnis und geben eine Richtlinie, wie die Mediation in den nachfolgenden Klassen, also in den Mediationsmodellen, den Mediationsformen und den Anwendungsfeldern zum Einsatz kommt. Die nebenstehende Skizze verdeutlicht ihren Standort innerhalb der Mediationssystematik.
Einordnung in die Mediationssystematik
Die unterschiedlichen Ansätze
Nenoff erkennt in dem breiten Rahmen, den die theoretisch-konzeptuelle Ausrichtung der Mediation hinterlässt, mindestens vier verschiedene Ansätze, die das, was Mediation auszumachen scheint, prägen und gleichzeitig polarisieren.1 Die Aufzählung ist nicht abschließend. Ein Ansatz sieht die Mediation als Intervention, wobei das Verfahren mit situativ angepassten Interventionen die Lösung herbeiführt. Eine andere Auffassung beschreibt die Mediation als Methode. Diese Ansicht wird sogar in einer Definition der Materialien zum Rechtsdienstleistungsgesetz zitiert, bevor das Meditationsgesetz erlassen wurde.2 Schließlich wird die Mediation auch als ein prinzipielles Handlungskonzept für den Umgang mit Konflikten angesehen, die sich in Konfliktsituationen für nahezu jede Person eignet. Die Mediation wird noch als Verhandlungsstrategie und als Grundeinstellung oder gar als eine Philosophie angesehen, die eine bestimmte Haltung erfordert und manchmal nicht viel mehr als das. Dann gibt es noch die Vorstellung, mit der die Mediation auf eine Nulllösung reduziert wird.3 Mit dem Erlass des Mediationsgesetzes haben einige Ansätze ihre Berechtigung verloren. Zumindest, solange die Mediation mit dem Verfahren gem. §1 Mediationsgesetz gleichgesetzt wird. Die mitunter anzutreffende Auffassung:
Mir doch egal, was Mediation ist –
ich mach das einfach.
ignoriert das Gesetz. Sie mag nett gemeint sein, wenn es um die Hilfe bei der Bewältigung von Konflikten geht. Sie ist jedoch keinesfalls professionell und könnte eine Haftung auslösen, wenn sie als Mediationsdienstleistung angeboten wird. Nenoff sieht den Hauptgrund für die abweichenden Ansätze im Fehlen einer grundlegenden Theorie über Mediation. Ein Mangel, der mit Veröffentlichung der kognitiven Mediationstheorie überwunden ist.
Die unterschiedlichen Aspekte
Dass die Mediation als ein strukturiertes Verfahren in Phasen abläuft, dürfte unstretig sein. Aber selbst dann sind Schwerpunkte möglich, die sich auf die Durchführung der Phasen und deren Abwicklung auswirken. Nenoff unterscheidet in dem Zusammenhang das visiongeleitete Konzept von dem transformativen Konzept.4 Bei dem visiongeleiteten Konzept soll das Problem nicht aus den Defiziten oder aus der als unzulänglich erlebten Situation heraus gelöst werden. Die Parteien werden unterstützt, eine Zukunftsvision zu entwickeln, aus der sie die Lösung selbst konstruieren können. Das transformative Konzept stellt das Empowerment und die Recognition in den Vordergrund. Mit dem Empowerment ist die Befähigung der Partei gemeint, für sich selbst einzutreten, sich auszudrücken und zu formulieren. Recognition bezeichnet die Bereitschaft zur Anerkennung der Perspektiven und Bedürfnisse der gegnerischen Partei. Die Grenzen sind fließend. Sie gehen in dem, aus der Mediationstheorie entwickelten, kognitiven Konzept auf. Die unterschiedlichen Ansätze und Aspekte der Mediation, die sich in den 195 Varianten des Mediationsverzeichnisses wiederfinden, belegen nicht viel mehr als die mögliche Vielfalt der Mediation und den Bedarf einer systematischen Einteilung.
Die Notwendigkeit eines Konzeptes
Je tiefer sie in die Mediation einsteigen, umso mehr Fragen kommen auf Sie zu.
Sie erkennen die Möglichkeiten der Mediation. Aber wo liegen ihre Grenzen?
-
Es geht nicht nur darum, Antworten auf derartige Fragen zu finden. Viel wichtiger ist es, einen allgemeinverbindlichen, schlüssigen Zugang zu erhalten, wie sich derartige Fragen beantworten lassen. Den Schlüssel bildet die Mediationssystematik, in der das jeweils zugrunde gelegte Mediationskonzept eine ausschlaggebende Rolle spielt.
Bei einem Konzept handelt es sich um einen klar umrissenen Plan oder ein Programm für ein Vorhaben. Es ist mit einem Masterplan zu vergleichen. Weder ein Ansatz noch ein Aspekt erfüllen diese Anforderungen. Auf die Mediation bezogen, muss dieser Plan die Vorgehensweise beschreiben können, der die Idee hinter der Mediation verwirklicht.5 Entscheiden Sie selbst, ob der Hinweis auf die Phasen und die Grundsätze der Mediation, wie in §2 Abs. 2 Mediationsgesetz erwähnt, einen Plan zur Durchführung der Mediation ergibt. Phasen und Grundsätze sind wichtig. Sie beschreiben jedoch nicht, warum was wie in der Mediation funktioniert und wie es zu funktionieren hat.
In der Mediation kommen Strategien und Methoden zur Anwendung. Sie ermöglichen zwar eine Planung im konkreten Fall. Sie sollten aber nicht mit einem Masterplan im Sinne eines Konzeptes verwechselt werden. Wenn hier also von einem Mediationskonzept gesprochen wird, ist das grundlegende Programm für die Durchführung der Mediation gemeint.
Die konzeptuelle Aufarbeitung der Mediation ist ebenso notwendig wie hilfreich.6 Die Mediation wurde bereits, was ihre Komplexität anbelangt, mit einem Schachspiel verglichen.7 Es gibt wenig Regeln, aber unendlich viele Optionen. Eines haben alle Optionen gemeinsam. Sie müssen das Ziel der Mediation verwirklichen und Ihrem Wesen entsprechen. Das dahinter liegende Konzept muss dafür sorgen, dass die durchzuführenden Schritte diese Anforderung folgerichtig umsetzen. Mithin beschreibt das Konzept den Denkansatz, aus dem sich die Herangehensweise der Mediation ergibt.8 Entscheidend ist die Herleitung der zugrunde liegenden Vorgehensweise.
In der Mediationssystematik steht das Konzept an oberster Stelle. Es folgt dem Wesen der Mediation und prägt ihren Charakter, so wie sich auch der Charakter eines Menschen aus dem Verhalten erschließt.
Aus dem zugrundeliegenden Konzept der Mediation lassen sich die grundlegenden Ausprägungen ableiten. Deshalb sind alle nachgeordneten Ebenen der Mediationssystematik dem Masterplan des Konzeptes untergeordnet.
Die Herleitung eines Konzeptes
Die hier zugrundegelgete Systematik der Mediation verdeutlicht, dass es sich bei dem Mediationskonzept nicht um die Beschreibung eines Formates, eines Modells oder einer spezifischen Ausprägung der Mediation in einem Anwendungsfeld handeln kann. Erst die wissenschaftliche Herleitung der Mediation kann einen Eindruck davon vermitteln, ob und gegebenenfalls welcher Plan der Mediation zugrunde liegt, damit daraus ein reproduzierbarer Vorgang mit einem Qualitätsanspruch werden kann. Sie kann dazu beitragen, die Mediation aus dem unbestimmten Bauchgefühl und der Beliebigkeit herauszuholen. Im Idealfall ist sie in der Lage, alle Phänomene der Mediation aufzudecken und in einen Zusammenhang zu stellen, sodass sich daraus ein Plan entwickeln lässt, der eine präzisere Anleitung vorgibt, als nur den Hinweis auf die Phasen und einige Prinzipien.
Die Vielfalt der Mediation und das breite Mediationsverständnis lassen erwarten, dass es mehr als nur eine Ausprägung gibt, mit der sich die Mediation verwirklicht. Aus diesem Grund spricht auch der Titel dieses Beitrages von dem Konzept der Mediation in der Pluralform. Jedes Konzept kann auf eine wissenschaftliche Herleitung zurückgeführt werden. Auf die wissenschaftliche Herleitung bezogen können aktuell die folgenden, grundlegend zu unterscheidenden Ansätze identifiziert werden:
- Mediationen basierend auf dem Harvard-Konzept mit diversen Theoriefragmenten
- Mediationen basierend auf der umfassenderen kognitiven Mediationstheorie
Es bedarf einer weiteren Untersuchung und einer ständigen Beobachtung der Mediationslandschaft, um festzustellen, ob diese Ansätze einer Erweiterung bedürfen.
Anforderungen an das Konzept
Natürtlich müssen alle Konzepte die Wesenhaftigkeit der Mediation verwirklichen, um noch oder schon als Mediation zu gelten. Hier zeigt sich die Wechselwirkung zwischen Praxis und Theorie, die in der Prägung des Verfahrens oder der geschuldeten Vorgehensweise zum Ausdruck kommt. Das Konzept versteht sich als die Konkretisierung des Mediationsverständnisses. Es muss auf eine Herleitung bezogen sein, die die Mediation insgesamt beschreibt. Die Einführung oder die Darlegung einer Mediation, die ein neues Mediationsmodell, eine Mediationsform oder ein neues Anwendungsfeld beschreibt, betrifft deshalb lediglich die nachgeordnete Mediationsklasse und nicht das Konzept. Etwas anderes gilt nur dann, wenn die Variante eine neue oder andere Herleitung der Mediation impliziert. Entnehmen Sie die Einzelheiten über die wissenschaftiche Herleitung der Mediation bitte der Theoriendiskussion in der Abteilung Akademie.
Theorien der oder hinter der Mediation
Systematische Erfassung
Wiki to Yes versucht, alle Mediationsvarianten und -erscheinungsformen zu erfassen und der Mediationssystematik zuzuordnen. Die Datenbank enthält folgende Einträge mit der Zuordnung "Mediationskonzept":
Es ist nicht immer leicht, die zu erfassende Mediationsvariante korrekt in die Systematik einzuordnen. Was wie ein Konzept aussieht, kann sich bei genauem Hinschauen durchaus auch als ein Mediationsmodell, ein Mediationsformat oder ein Anwendungsfeld herausstellen, das lediglich weitere Techniken oder Methoden heranzieht. Auch werden manche Bezeichnungen synonym mit den anerkannten Konzepten genutzt. Nicht immer stehen die erforderlichen Informationen zur Verfügung, um die als Mediation bezeichnete Herangehensweise korrekt einzuschätzen. Lediglich um keine Anwendung zu versäumen, wurden auch Varianten als Konzepte erfasst, die daraufhin noch zu prüfen sind.
Der Übergang zur Lehre
Keinesfalls genügt es für ein Konzept, wenn lediglich eine andere Sicht oder weitere Methoden auf die Mediation verwendet werden. Entscheidend ist letztlich die wissenschaftliche Herleitung. Die unterschiedlichen Herleitungen werden in Lehren überführt, um inhaltliche Bezüge herauszustellen und um herausarbeiten zu können, wo es zu Abweichungen kommt und wie sich die unterschiedlichen Sichten auf die Mediation in der Ausbildung und der Anwendung (in der Praxis) bemerkbar machen. Auf die grundsätzliche wissenschaftliche Herleitungen abstellend, werden folgende Lehren (Schulen) herausgestellt:
Das allgemeine Konzept der Mediation orientiert sich schwerpunktmäßig an dem Harvard-Konzept, woraus sich die sogenannte Verhandlungsmediation ableiten lässt. Eine Anreicherung mit weiteren Theoriefragmenten erlaubt den Ausbau zu einer Verständnismediation. In der hier zugrunde gelegten Mediationssystematik findet sich die Unterscheidung in den Mediationsmodellen wieder. Das Harvard-Konzept kommt in der facilitativen Mediation zum Ausdruck, die Verständnisvermittlung in der transformativen Mediation. In diesem Konzept findet sich die auch in der Ausbildungsverordnung skizzierte allgemeine Lehre der Mediation wieder.
Das Konzept der integrierten Mediation inkludiert die allgemeine Lehre der Mediation. Es geht allerdings darüber hinaus, indem es systematische Zusammenhänge darstellt und Grundlagen definiert, welche die Verhandlungsmediation wie die Verständnismediation in einem Konzept vereinigt. Die Mediation wird durchgängig als eine erkenntnisbasierte Verstehensvermittlung beschrieben. Ihre Grundlage ist die kognitive Mediationstheorie, die aus den Erfahrungen der integrierten Mediation heraus entwickelt wurde. Die wissenschaftliche Herleitung hat dieses Konzept zu einer umfassenden Lehre herausgebildet.
Es wäre vermessen, zu behaupten, dass diese beiden Herleitungen ein abschließendes Bild über die Mediation abliefern können. Egner führte aus, dass es noch eines wissenschaftlichen Diskurses bedarf, um eine allgemeine Theorie zur Mediation herauszubilden oder die kognitive Mediationstheorie als solche zu begreifen.9 Tatsächlich gibt es weitere Ansätze, wie z.B. die systemische Mediation, die noch daraufhin zu untersuchen sind, wie sie in die Klassifizierung der Mediationssystematik hineinpassen. Um derartige Ansätze nicht aus dem Blick zu verlieren, wurde das Konzept "sonstige" eingeführt.
Um die praktischen Auswirkungen der unterschiedlichen Lehren transparent zu machen und um einen Rahmen zu schaffen, überhaupt erst einmal alle Lehren zu erfassen, wurde bei Wiki to Yes das Projekt Lehrinhalte eingerichtet, an dem auch Sie gerne mitwirken dürfen. Bei dem Projekt kommt es darauf an, die Vielzahl der Erscheinungsformen der Mediation den Konzepten zuzuordnen, damit sie sich korrekt in die Mediationssytematik einbeziehen lassen.
Das Projekt Lehrinhalte bei Wiki to Yes
Die praktischen Auswirkungen
Wie sich die unterschiedlichen Konzepte in der Praxis bemerkbar machen, zeigt sich bereits an dem Mediationsradius. Damit ist die auf die Herleitung zurückzuführende Anwendungsbreite der Mediation gemeint.
Mediation als Container (Verfahren)
andere Container (Verfahren)
formelle Mediation iSd Gesetzes
Formelle Mediation (auch reine Mediation genannt) ist das isoliert durchgeführte Verfahren im juristischen Verständnis, worauf das Mediationsgesetz anwendbar ist.
formelle Mediation i.ü.
Die formelle Mediation im Übrigen ist auch ein Fall der reinen Mediation. Sie beschreibt das isoliert durchgeführte Verfahren im juristischen Verständnis, auf das das Mediationsgesetz allerdings NICHT anzuwenden ist (zB Schulmediation, nicht professionelle Mediation). In diese Kategorie fällt das Güterichterverfahren, wenn es methodenrein geführt wird.
materielle Mediation
Materielle Mediation (auch substanzielle Mediation genannt, ist die methodisch verwirklichte, aber nicht isoliert durchgeführte Mediation.10
Sie ist von der bloßen Anwendung von Techniken der Mediation zu unterscheiden und auf die kognitive Mediationstheorie zurückzuführen. Sie erweitert den Mediationsradius, indem die Mediation methodisch in unterschiedlichen Containern realisiert wird.
Eine weitere Auswirkung der Konzepte betrifft die Qualitätsfragen der Mediation. Ein Konzept, das eine substantielle Mediation erlaubt, definiert kleinere Schrittweiten in dem zugrunde Masterplan. Sie beschreiben, was wie zu tun ist, um die Mediation zu verwirklichen und weisen die funktionalen Einheiten aus, deren Zusammenspiel die Mediation ausmachen. Der Mediator oder der Mediatorin erhalten eine bessere Orientierungshilfe, um dieses Konzept umsetzen zu können.
Ganz praktische Auswirkungen ergeben sich auch für die Frage der Vermarktung und der Implementierung der Mediation.
Bedeutung für die Mediation
Je nach dem Verständnis der Mediation, ergeben sich ganz unterschiedliche Sichten und Anwendungen. Wer die Mediation auf ein Verfahren i.S.d. §1 Mediationsgesetz beschränkt, wird ihre Anwendiung außerhalb dieses Verfahrens oder in anderen Erscheinungsformen weder erkennen noch für möglich halten. Wer die Mediation als eine Haltung begreift, gibt ihr schon aus diesem Verständnis heraus eine größere Bedeutung und damit zusammenhängend einen größeren Anwendungsrahmen11 .
Jeder Mediator sollte sich im Klaren darüber sein, welches Verständnis der Mediation er seinem Wirken zugrundelegt und welches Konzept daraus abzuleiten ist. Die wissenschaftliche Herleitung wirkt sich auf das Mediationsverständnis, den Mediationsradius und die Qualität der Mediation aus.
Bitte beachten Sie die Zitier - und LizenzbestimmungenAliase: Mediationskonzept, Masterplan
Siehe auch: Mediationsverständnis, Mediationstheorie, Theorien, Mediation-Definition, LehrinhalteProjekt
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