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Zu erwartender Vertragsbruch

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zum Bereich Wiki unlimited. Inhaltlich ist er Rubrik Mediationsfälle der Wiki-Abteilung Praxis zugeordnet und verweist auf die Fallbesprechungen. Es geht um die konkrete Fallbearbeitung. Beachten Sie bitte auch folgende, damit zusammenhängende Seiten:

Fallbesprechungen Vertragsbruchsfall Arbeitshilfe Falleintrag Erfahrungen    

Die Fallbeispiele sollen zum Lernen beitragen. Sie können in Peergroups zum Üben genutzt werden, aber auch um die Methodik zu hinterfragen. Bitte schauen Sie sich die Lösungshinweise erst an, nachdem Sie den Fall ausprobiert haben. In einem Rollenspiel sollten die Briefings nur von den Personen gelesen werden, denen ein Rollenverhalten zugeschrieben wird.

Fallbeschreibung

Ein Unternehmen (T-AG) möchte ein neues Produkt entwickeln. Es soll ein Handy entwickelt werden, das Temperatur messen kann. Die T-AG ist ein Unternehmen der Telekommunikation. Sie entwickelt selbst Hardware. Bei dem Handy ist aber eine spezielle Software erforderlich, die Temperatur messen kann. Dafür bietet sich die S-GmbH an. Sie entwickelt Software und hat berteits ein Patent für Temperaturmessprogramme. Die S-GmbH hat die Ausschreibung gewonnen, so dass sie mit der T- AG vereinbart hat, das Produkt "Temperaturhandy" gemeinsam zu entwickeln. Es wird ein Pflichtenheft erstellt. Die Entwicklung wird für 1 Jahr veranschlagt. Der Abliefertermin wird als FIX-Termin verbindlich vereinbart. Die Entwicklungszeit endet 12 Monate nach Vertragsabschluss. Die Arbeiten wurden vor 7 Monaten aufgenommen. Alle 3 Monate soll ein Zwischenergebnis abgeliefert werden. Die S-GmbH war bereits mit der ersten Teillieferung, die nach 3 Monaten abzuliefern war, in Verzug geraten. Die Lieferung erfolgte mit einer 4-wöchigen Verzögerung im vierten Vertragsmonat. Jetzt ist der siebte Vertragsmonat. Die zweite Teillieferung war vor drei Wochen fällig. Trotz aller Versprechungen hat die S-GmbH die geschuldete CD für die zweite Teillieferung noch immer nicht abgeliefert. Die T-AG macht sich große Sorgen, ob der Vertrag überhaupt noch erfüllt werden kann. Sie ist von der Unzuverlässigkeit der S-GmbH sehr enttäuscht. Die Stimmung und die Zusammenarbeit werden immer schlechter. In der Situation empfiehlt die T-AG eine Mediation, auf die sich die S-GmbH einlässt. In der Mediation erscheinen der/die Dr. Recht (Ltd. der Rechtsableitung) der/die Herr oder Frau Neu, Ltd. der Technik, Herr/Frau Kalt, GF der S-GmbH und ihr Rechstanwalt/Rechstanwältin.

Briefing

Das Briefing ist verdeckt, weil es Informationen an die Parteien enthält, die der Mediator in der Regel nicht kennt. In einem Rollenspiel kann sich jede Partei das für sie einschlägige Briefing anschauen.

Rolle des/der Dr. Recht

Rollenverhalten der Dr. Recht:

Leiter der Rechtsabteilung. Ist mit Vollmacht ausgestattet, darf also verhandeln und abschließen. Er hat eine sehr juristische Sicht. Es liegen jetzt schon zwei Vertragsverletzungen vor, weshalb er damit rechnet, dass der Vertrag insgesamt nicht erfüllt werden kann. Er/Sie erwägt die Kündigung. Es gibt auffällige Missverständnisse zwischen Dr. Recht und Herr/Frau Neu. Die beiden befinden sich in einem offensichtlichen Konkurrenzkampf. Neu meint, über das technische Knowhow zu verfügen. Er/Sie kennt die Branche und glaubt zu wissen, dass die Unzuverlässigkeit Teil des Spiels sei.

Rolle des/der Herr/Frau Neu

Rollenverhalten des/der Herr/Frau Neu:

Herr/Frau Neu ist nicht vertretungsbefugt für die T-AG. Das ist ihm/ihr ein Dorn im Auge. Herr/Frau Neu hält Dr. Recht nämlich für einen Wichtigtuer. Er/Sie lässt deshalb keine Sekunde aus, allen zu zeigen, dass er/sie die eigentliche Fachkompetenz besitzt. Um das herauszustellen, widerspricht er/sie Dr. Recht bei jeder Gelegenheit. Inhaltlich meint er/sie, dass die T-AG einen größeren Schaden davonträgt, wenn der Vertrag gekündigt wird. Dann fängt mit einem anderen Unternehmer alles wieder von vorne an. Außerdem haben Herr/Frau Neu und Herr/Frau Kalt sich während der Zusammenarbeit etwas angefreundet. Herr/Frau Neu nimmt Herr/Frau Kalt deshalb ständig in Schutz

Rolle des/der Herr/Frau Kalt

Rollenverhalten des/der Herr/Frau Kalt:

Herr/Frau Kalt ist voll vertretungsbefugt. Er/Sie gibt zu, die Teillieferung verspätet geliefert zu haben. Er/Sie bekundet den Verzug mit üblichen Auftragserweiterungen. Tatsächlich hat er/Sie ein riesiges Problem, weil der Programmierer für das Projekt unauffindbar verschwunden ist. Er hat wohl Eheprobleme. Herr/Frau Kalt weiß nicht wo er ist. Sie weiß auch nicht, ob sie den Auftrag fristgerecht erfüllen kann. Das kann und will er/sie aber nicht zugeben, weil die T-AG dann ein Kündigungsrecht hat. Herr/Frau Kalt hofft, das Problem irgendwie hinzubekommen.

Rolle des/der Anwalts/Anwältin

Rollenverhalten des/der Anwalts/Anwältin:

Herr/Frau Kalt lässt sich anwaltlich vertreten. Der/die RAin ist bei der Mediation anwesend.

Lösungshinweise

Die Lösungshinweise beziehen sich auf den konkreten Fall. Sie können sich in einem Rollenspiel druchaus anders darstellen. Das Problem, um das es geht, dürfte aber auch dort zum Vorschein kommen. Wie geht ein Mediator mit dem Fall um und was ist die Besonderheit des Falles?

Lösungsansatz
Der Streit zwischen Dr. Recht und Herr/Frau Neu belastet die Mediation in vielerlei Hinsicht. Das Problem löst sich über die Konfliktanalyse. Hilfreich ist es auch, die Rechtslage zu kennen, wann in einer solchen Situation der Vertrag überhaupt gekündigt werden kann und wann nicht.

Falldiskussion

Sie können im Kommentarbereich (siehe den Button unterhalb der Seite) Fragen stellen oder andere Lösnungsvorschläge zur Diskussion stellen.

Prüfungsfragen

Was ist das Ziel der Mediation
Immer Finden einer Lösung mit der alle zufrieden sind. Siehe Zielvereinbarung und 1.Phase
Was ist der Konflikt (sind die Konflikte) dahinter?

Wie sieht eine Konfliktlandkarte aus und wie sieht die Konfliktanalyse aus? Wofür brauchen wir das genau?
Siehe Konfliktdimensionen, Konfliktanalyse und Konfliktlandkarte. Themen die aus den Konflikten gebildet werden sind:
1. Vertragserfüllung

Sind Ungleichgewichte zu erwarten?
Neu ist nicht vertretungsnefugt und deshalb wie der RA nur Beistand bzw. Berater. Keine Konfliktpartei, Der Konflikt zw. Neu und Recht ist eine andere Mediation!
Was ist der Bereich der Mediation (Familien- oder Wirtschaftsmediation)?

Eindeutig Wirtschaftsmediation (B2B)
Es deutet sich ein innerbetrieblicher Konflikt bei der T-AG an.

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2025-02-02 19:32 / Version 4.

Siehe auch: OMA
Diskussion (Foren): Erfahrungen mit Fällen und der Fallarbeit, OMA Mediatorenausbildung. Vorschläge, Kritik, Kommentare
Geprüft:


Based on work by Arthur Trossen . Last edited by Katrin Warneke
Seite zuletzt geändert am Samstag Februar 8, 2025 15:59:53 CET.

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