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Moderation

Wissensmanagement » Sie befinden sich auf einer Unterseite zum Thema Verfahrensabgrenzungen im Abschnitt Systematik des Mediationshandbuchs.
Streit und Konflikt stehen im Mittelpunkt. Der Thinktank untersucht, wie die Verfahren damit zurecht kommen. Beachten Sie bitte auch:

Verfahrensabgrenzungen Systematik Streitvermittlung Moderation Konfliktmoderation Visualisierung Vermitteln

Jeder kennt Moderatoren aus der Unterhaltungsbranche bei Fernsehshows und Konferenzen. Moderatoren finden aber auch bei anderen Anlässen ein Tätigkeitsfeld. Das Wort stammt vom Lateinischen moderare ab, das für mäßigen, lenken oder steuern steht. Ein Moderator oder eine Moderatorin ist also eine Person, die ein Gespräch lenken und zu einem positiven Ergebnis steuern kann. Die Tätigkeit des Moderators ist eine Moderation.

Was ist Moderation

Innerhalb der Streitbeilegung wird die Moderation als ein triadisches Verfahren angesehen, weil der Moderator als eine neutrale, dritte Person zu den Verhandlungen hinzugezogen wird. Mitunter wird die Mediation als eine Moderation bezeichnet. Der Zusammenhang wird noch deutlicher, wenn auf das amerikanische Mediationsverständnis eingegangen wird. Dort wird die Mediation auch als ein facilitated settlement bezeichnet,1 was wörtlich mit vereinfachter Abstimmung aber auch mit einer moderierten Verhandlung übersetzt werden kann. Bei dem Wort Facilitator kommt die Nähe zur Moderation noch deutlicher heraus. Es kann sowohl mit Unterstützer, Vermittler oder Moderator übersetzt werden. Wenn wir weiter im Wörterbuch nachschlagen und die englische Übersetzung für Moderationen suchen, stoßen wir auch auf die Präsentation und die Mäßigung. Im Deutschen steht das Adjektiv moderat auch für gemäßigt oder maßvoll. Mit dem Substantiv Moderation wird im Deutschen häufig eine bei Gruppen und Teams angewendete Methode beschrieben, bei der die Steuerung der Interaktion in der Gruppe im Vordergrund steht.2

Abgrenzung zur Mediation

Der Verfahrensstrukturvergleich verdeutlicht den Unterschied zwischen der Mediation und der Moderation, indem die Prototypen der triadischen Verfahren gegenübergestellt werden. Dann fällt auf, dass die Moderation keine 3.Phase benötigt, wo die Verstehensvermittlung im Vordergrund steht. Auch eine 4.Phase wird nur in Ansätzen erforderlich sein. Anders als in der Schlichtung wird sich auch der Moderator mit Lösungsvorschlägen zurückhalten und die Meinungsbildung der Gruppe überlassen.

Phase Mediation Gericht Schlichtung Moderation
1.Phase ja zumindest kein gemeinsames Ziel ja ja
2.Phase ja fast (nicht für alle Themen) ja ja
3.Phase ja nein nein nein
4.Phase ja sehr eingeschränkt beim Vergleich zum Teil eventuell
5.Phase ja eingeschränkt beim Vergleich eingeschränkt beim Vergleich bedingt

Bezogen auf den Moderationszyklus nach Seifert,3 also der Ablaufbeschreibung einer Moderation, ergeben sich folgende Unterschiede:

Phase Mediation Moderation Unterschied
0.Phase Vorbereitung Auftragsklärung Die Mediation erwartet eine Konfliktanalyse
1.Phase Initialisierung Einsteigen Zielvereinbarung Rollenklärung usw. Es gibt inhaltliche Abweichungen
2.Phase Themensammlung Sammeln In der Mediation orientiert sich die Themensammlung an der Konfliktanalyse
3.Phase Motiverhellung Auswählen Die Themenauswahl entspricht der Priorisierung. Eine Motiverhellung kommt in der Moderation zumindest nicht explizit vor
4.Phase Optionen Bearbeiten
5.Phase Einigung Planen Die Planung enstpricht der Lösungsfindung
6.Phase Nachphase Abschließen

Ist die Mediation eine Moderation?

Die Mediation enthält sicher Elemente der Moderation. Im Interesse einer systematischen Reinheit kommt es dem Charakter der Verfahren jedoch näher, wenn die Moderation als ein eigenständiges Verfahren erfasst wird. Weil in der Moderation die Verstehensvermittlung nicht im Vordergrud steht, könnte sie systematisch als ein prototypisches Verfahren der Streithilfe aufgeführt und wie folgt eingeordnet werden:

Moderation
Die Moderation ist also eher eine Streithilfe als eine auf einer Klärung basierende Streitvermittlung. Man mag darüber streiten, ob die Mediation einen Sonderfall der Moderation darstellt oder ob die Moderation ein Unterfall der Mediation ist. In jedem Fall geht die Moderation in der Mediation auf. Auf den Leistungsumfang bezogen bietet die Mediation einen Mehrwert an. Er kann sich wie im nachfolgenden Beispiel beschrieben auf die Verfahrensdurchführung auswirken:

Beispiel 15351 - Es geht um die Frage, ob das 3,5-jährige, gemeinsame Kind der Eheleute A und B mit dem Vater und seiner neuen Freundin mit auf die Malediven fliegen darf. Die Mutter verweigert die Zustimmung. In der Mediation stellt sich heraus, dass die Verweigerung nicht auf einem Beziehungskonflikt beruht und die Mutter überhaupt kein Problem damit hat, dass das Kind mit dem Vater und der neuen Freundin einer Reise unternimmt. Es bedarf keiner Verstehensvermittlung, was ich beide Eheleute durchaus direkt mit dem Problem der langen Reise auseinandersetzen können. Die Mutter hat nur Bedenken, ob man einem so kleinen Kind eine so lange Reise zumuten kann. Hier gibt es nichts zu mediieren. Um das Problem zu lösen genügt die Frage, ob das Votum eines Pädagogen ausreicht, die Sorge der Mutter zu überwinden. Die Mutter beantwortet die Frage mit Ja.


In dem vorgenannten Beispiel ist es ratsam, die Konfliktarbeit einzustellen und die Phase drei abzubrechen, falls es überhaupt so weit gekommen war. Weil die Moderation rechtlich gesehen ein Weniger zur Mediation darstellt, ist es auch nicht erforderlich, den Mediationsvertrag zu ändern. Es ist lediglich ein Zeichen der Professionalität, wenn es dem Mediator auffällt, dass eine Mediation über das Ziel hinausschießen würde und dass ein Wechsel in die Moderation passender ist. Die Überführung in eine Moderation kann nahtlos erfolgen, indem die Verstehensvermittlung in eine Streithilfe umgewandelt wird. Zur Herbeiführung eines Ergebnisses im Sinne einer Moderation genügt es völlig, die Frage aufzuwerfen, ob eine professionelle Beratung in der Lage wäre, die Sorgen der Mutter zu zerstreuen. Wenn die Mutter die Frage bejaht, wäre ein hinter der Mediation zurücktretendes Verfahrensziel erreicht.

Der Wechsel von einer Moderation in eine Mediation ist nicht ohne Weiteres möglich. Hier würde die Verfahrensänderung auch eine Änderung des zugrunde liegenden Dienstleistungsvertrages erfordern. Die Mediation muss an den Vorschriften des Mediationsgesetzes ausgerichtet sein und dessen Voraussetzungen erfüllen. Eine der Voraussetzungen ist die Ausbildung zum Mediator. Damit kommt die Frage auf, ob eine Ausbildung zum Moderator auch eine Mediationsausbildung ersetzen kann.

Unterschiedliche Ausbildungen

Dass es Überschneidungen zwischen der Mediation und der Moderation gibt, beweisen die nachfolgend aufgeführten Moderationstechniken, die durchaus in der Mediation zur Anwendung kommen können. Die Ausbildung zum Moderator muss aber nicht zwingend ein Konfliktmanagement umfassen. Die Ausbildungsschwerpunkte einer Moderation betreffen folgende Inhalte:4

  1. Kommunikation: Grundlagen der Kommunikation, Verwendung von Sprache, Körpersprache und der Fähigkeit, zuzuhören und Feedback zu geben.
  2. Gruppendynamik: Wie Gruppen funktionieren und wie man Gruppendynamik in einer moderierten Diskussion lenken kann.
  3. Konfliktmanagement: Konflikte in einer Gruppe erkennen und auflösen, um das Gespräch zu ermöglichen.
  4. Moderationstechniken: Techniken, um Diskussionen zu lenken.
  5. Methoden der Gruppenarbeit: Verwendung von Gruppenarbeitsmethoden, um Diskussionen zu strukturieren und Gruppenziele zu erreichen.
  6. Planung und Vorbereitung: Vorbereitung einer Diskussion, um ein effektives und erfolgreiches Ergebnis zu erzielen.
  7. Feedback: Moderatoren sollten in der Lage sein, Feedback zu geben und zu empfangen, um den Erfolg der Diskussionen zu steigern.
  8. Rechtliche Aspekte: Verständnis für die rechtlichen Aspekte der Moderation, einschließlich des Datenschutz und der Verantwortung für die Inhalte.
  9. Virtuelle Moderation: Diskussionen in virtuellen Umgebungen um Online-Meetings oder Webinare zu moderieren.

Trotz aller Überschneidungen ergeben sich auch bei der Ausbildung unterschiedliche Schwerpunkte. Ganz abgesehen von der Ausbildungsdauer zielt eine Mediationsausbildung darauf ab, den Teilnehmern die Fähigkeiten zu vermitteln, um Konflikte zwischen zwei oder mehreren Parteien zu lösen. Im Gegensatz dazu zielt eine Moderatorenausbildung darauf ab, die Teilnehmer mit den Fähigkeiten und Techniken auszustatten, um Diskussionen und Meetings zu moderieren und so zu leiten, dass sie ein effektives Ergebnis erzielen.

Moderationstechniken

Moderationstechniken sind Werkzeuge und Methoden, die Moderatoren verwenden, um eine Diskussion zu leiten, zu steuern und zu strukturieren. Sie sind darauf ausgerichtet, die Interaktion zwischen den Teilnehmern zu erleichtern, die Diskussion auf Kurs zu halten und das Ziel der Diskussion zu erreichen. Es gibt viele verschiedene Moderationstechniken, die je nach Zielsetzung, Gruppenzusammensetzung und Diskussionsumfeld angewendet werden können. Hier sind einige häufig verwendete Moderationstechniken:

  1. Freies Gespräch: Hier wird die Diskussion von den Teilnehmern selbstständig gesteuert, ohne dass der Moderator stark eingreift.
  2. Brainstorming: Eine kreative Methode, bei der die Teilnehmer so viele Ideen wie möglich generieren, ohne dabei Bewertungen oder Kritik zu üben.
  3. Strukturiertes Gespräch: Hier wird ein bestimmtes Thema behandelt, das vorher vom Moderator festgelegt wurde.
  4. Fishbowl-Diskussion: Einige Teilnehmer sitzen in einem Kreis und diskutieren ein Thema, während andere Teilnehmer den Dialog beobachten und später dazustoßen können.
  5. World Café: Eine Methode, bei der die Teilnehmer in kleinen Gruppen arbeiten und ihre Ideen und Gedanken an Tischen aufzeichnen.
  6. Open Space: Ein strukturierter, aber flexibler Ansatz, bei dem die Teilnehmer selbst entscheiden, welche Themen behandelt werden sollen.
  7. Panel-Diskussion: Eine Gruppe von Experten diskutiert ein bestimmtes Thema, während das Publikum zuhört und Fragen stellt.
  8. Feedback-Runden: Hier können Teilnehmer ihre Gedanken und Meinungen in einer offenen Diskussion äußern.
  9. Rollenspiele: Teilnehmer können in eine bestimmte Rolle schlüpfen, um ein Problem oder eine Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
  10. Entscheidungsfindung: Eine Methode, bei der die Teilnehmer gemeinsam eine Entscheidung treffen, indem sie Abstimmungen durchführen, Konsensbildung suchen oder andere Verfahren nutzen.

Visualisierungstechniken

Von den Moderationstechniken sind die Visualisierungstechniken zu unterscheiden. Sie verfolgen unterschiedliche Ansätze, die jedoch oft miteinander kombiniert werden können, um eine erfolgreiche Gruppendiskussion zu fördern. Während Moderationstechniken darauf abzielen, die Diskussion zu leiten und zu strukturieren, zielen Visualisierungstechniken darauf ab, komplexe Konzepte und Ideen zu vereinfachen und zu veranschaulichen. Beispiele für Visualisierungstechniken sind:

  1. Mind Maps
  2. Diagramme
  3. Infografiken
  4. Bilder
  5. Sketchnotes
  6. Zeitleisten
  7. Flipcharts.

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Bedeutung für die Mediation

Es macht Sinn, die Schnittstellen zwischen der Mediation und der Moderation und der Schlichtung genau zu kennen. Der Mediator muss erkennen können, ob der Konflikt der Parteien tatsächlich eine Mediation erfordert. Wenn er nach einem Konflikt sucht, denn die Parteien gar nicht haben, kann es schnell passieren, dass er einen Konflikt spätestens mit ihm selbst produziert. Er muss also flexibel genug sein, das Verfahren anzupassen.

Beispiel 14951 - Den Hintergrund bildete eine Trennungsmediation. Noch in der Trennungszeit hat der Ehemann mit seiner Geliebten und dem gemeinsamen Kind einen Urlaub auf den Malediven gebucht. Die Ehefrau stimmte der Mitnahme des Kindes nicht zu. Entgegen den Erwartungen hatte sie aber keinen Konflikt wegen der Geliebten. Der Mediator reagierte, indem er nicht verzweifelt nach der Eifersucht forschte, sondern indem er die Ehefrau einfach darauf ansprach. Sie bestätigte den Eindruck. Es stellte sich heraus, dass sie lediglich Bedenken hatte, das noch kleine Kind auf so eine weite Reise mitzunehmen. Der Mediator fragte sie daraufhin, ob ihr das Votum einer Pädagogen genüge, um das vermeintliche Risiko für das Kind einzuschätzen. Die Ehefrau bestätigte. Die Eheleute vereinbarten daraufhin, einen Pädagogen zu befragen.


In dem vorstehenden Beispiel hat der Mediator die Mediation in eine Moderation umgewandelt. Auch in den sogenannten Verbraucherstreitigkeiten für die eine Mediation angeboten wird, sollte genau hinterfragt werden, ob diese Fälle besser mit einer Moderation oder einer Schlichtung abgewickelt werden. Immerhin meint auch Glasl, dass bei Konflikten in einer niedrigen Eskalationsstufe eine Moderation ausreichend sei. Die begriffliche Angrenzung ist wichtig, um die Kompetenz der Mediation nicht zu verwässern, sodass die Mediation als Synonym für eine beliebeige Streitvermittlung angesehen wird.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen. Zitiervorgabe im ©-Hinweis.

Bearbeitungsstand: 2023-04-06 14:10 / Version 33.

Siehe auch: Verhandlung, Mediation, ADR
Included: Moderationstechniken, Visualisierungstechniken, Verfahrensstrukturvergleich
Prüfvermerk: -

1 Siehe Lowry (Facliitating Settlement) - 2000-12-31
3 Siehe Seifert (Der Moderationszyklus) - 2023-04-06
4 Grundlage ChatGPT-Abfrage vom 6.4.2023.


Based on work by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Freitag März 29, 2024 01:28:32 CET.

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