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8. Station: Leitsätze als Fazit

Wissensmanagement » Sie befinden sich auf einer Themenseite der Konfliktbeilegungstour in der Abteilung Praxis.
Es geht um die optimale Konfliktbeilegung und eine einfühlsame Darlegung der Herausforderungen.

Tourstart


Wie eingangs erwähnt,1 lässt sich die Mediation auf wenige bedeutende Merkmale und Funktionen reduzieren. Nur 7 Leitsätze genügen, um die Besonderheiten der Mediation vollständig zu beschreiben und zu verstehen. Aus ihnen lassen sich alle weiteren Fragen und Antworten ableiten. Leider muss man, um die Leitsätze als vollständig begreifen zu können, sich einmal mit der gesamten, dahinter stehenden Komplexität auseinandergesetzt haben. Dabei helfenb Ihnen die Wissen.

Die als Leitsätze beschriebenen Orientierungspunkte sind:

1. Leitsatz

Mediation ist ein Verfahren der Verstehensvermittlung, bei der das VERSTEHEN im Vordergrund steht


Das allseitige Verstehen ist das Fundament, auf dem die Lösung (bottom up) entwickelt wird. Die Mediation grenzt sich von der Lösungsvermittlung ab, bei der die Lösung (top down) hergeleitet wird, ebenso wie bei der Streitentscheidung2 . Wichtig ist es, die Mediation als ein Vorgang zu verstehen, der sich in ein Verfahren einbettet , wo die Methodik der Verstehensvermittlung zum Tragen kommt.

2. Leitsatz

Es gibt immer eine Lösung, die alle Parteien zufriedenstellen kann. Sie muss nur GESUCHT werden

Die Bereitschaft zur Suche ist eine wichtige Anforderung, die sich in der Frage nach der Geeignetheit wiederfindet. Das Ziel der Mediation ist es, eine Lösung zu FINDEN. Ihre Grundannahme ist die, dass sich der Kuchen stets erweitern lässt. Das Finden grenzt sich vom DURCHZUSETZEN der Lösung ab. Die Suche ergibt einen wichtigen strategischen Aspekt, denn das SUCHEN löst ein "Suchspiel" aus. Das Suchspiel wiederum bedingt die Ergebnisoffenheit und legt die Kooperation nahe.

3. Leitsatz

Der aus den Interessen abzuleitende NUTZEN ergibt die Lösungskriterien

Oft wird behauptet, die Mediation sei Lösungsorientiert. Das ist insoweit unpräzise, weil die Mediation prozessorientiert ist aber dabei den Nutzen nicht aus den Augen verliert. Klarer wird es deshalb, wenn die Mediation als ein nutzenorientiertes Vorgehen beschrieben wird. Der Nutzen ist NICHT die Lösung. Er ist das was hinter der Lösung herauskommt. Wie der Nutzen darzustellen ist, kann ganz unterschiedliche Lösungen erlauben. Der Mediator klärt VOR der Entscheidung ihre Auswirkungen als gewünschte Nutzenbeschreibungen, die sich in den Motiven wiederfinden. Die Nutzenbeschreibungen ergegeben die Kriterien für die zu findende Lösung. Mediatives Denken ist nutzenorientiertes Denken, wobei die Bedürfnisse Aller geachtet werden.

4. Leitsatz

Die KOMPLEXITÄT des Falles wird beachtet, sodass die Parteien vollumfänglich informiert sind

Die Mediation lädt dazu ein, alle Ebenen des Streitkontinuums und alle Dimensionen der Komplexität als Aspekte der Konfliktlösung einzubeziehen. So gesehen ergänzt sie Verfahren wie etwa das Gerichtsverfahren. Spätestens in der Mediation ist es gewollt, dass neben den Sachfragen auch Emotionen und Werte abgestimmt werden, so dass sich die Konfliktlösung auf alle Intelligenzzentren des Menschen einlassen kann.

5. Leitsatz

Es gibt keine Hierarchie. Alles geschieht im KONSENS

Die Parteien nehmen eigenverantwortlich an dem Verfahren teil, damit sie selbst die Lösung finden können. Der Mediator unterstützt die gemeinsame Suche auf gleicher Augenhöhe. Damit das möglich ist, müssen die PARTEIEN Erkenntnisse gewinnen, die dazu führen. Wenn das Finden der Lösung von den Erkenntnissen der Parteien abhängt, müssen sie auch die Kontrolle über den Suchvorgang behalten. Sie teilen die Verantwortung mit dem Mediator.

6. Leitsatz

Das Ziel ist die auf einem erkenntnisbasierten Konsens der Parteien basierende Lösung. Die Abschlussvereinbarung ist (lediglich) ihre Manifestation

Der Konsens unterscheidet sich vom Kompromiss dadurch, dass er auf Erkenntnissen statt auf Resignationen beruht3 . Das Konsensprinzip ist eine der Herleitungen der Mediation. Konsens setzt Verstehen voraus. Verstehen basiert auf Erkenntnissen. Der Konsens basiert auf einem Erkenntnisprozess. Sichtänderungen werden möglich, weil der Mediator die zur Erkenntnis zwingend notwendige Meta-Ebene in einer Weise personifiziert, dass die Parteien mit dieser Ebene kommunizieren können. Ziel und Ergebnis sind auseinanderzuhalten. Das ZIEL ist die Lösung. Die Abschlussvereinbarung (der Vertrag) ist das ERGEBNIS des Verfahrens. Wäre sie das Ziel, würde sie den Fokus im Verfahren verändern. Nicht immer ist ein Vertrag erforderlich4 ). Die Abschlussvereinbarung ist deshalb das Ergebnis, mithin die Umsetzung des Ziels. Das Ziel ist das Finden einer einvernehmlichen Lösungsweg.

7. Leitsatz

Die Mediation ist ein verstandesbasiertes Verfahren. Sie funktioniert, wo DENKEN möglich ist und eine Metaebene über den Fall und das Verfahren hergestellt werden kann.

Die Mediation ist ein verstandesbasierter Prozess. Sie beschreibt einen Erkenntnisprozess, dessen Möglichkeiten sich unter den unterschiedlichsten Bedingungen - auch außerhalb eines rechtlich abgegrenzbaren Verfahrens und in unterschiedlichen Rollen - herstellen lässt5 . Entscheidend ist die Möglichkeit, eine Meta-Ebene zum Fall und zur Fallbearbeitung herzustellen.

Bedeutung für die Mediation

Die hier dargestellte Perspektive stellt auf die Bedeutung und Funktionsweisen der Mediation ab. Sie erlaubt eine über das Mediationsgesetz hinausgehende Sicht auf die Mediation in all ihren Grundlagen. Natürlich eröffnet sie dadurch weitere Spielräume, als das Gesetz zur Verfügung stellt6 . Es ist eine universelle Sicht, die einen systematischen Zugang ermöglicht und allen Varianten der Mediation7 Raum und Platz gewährt. Nur so kann der Prozess der Implementierung der Mediation ein meditativer sein8 . Eine Zusammenstellung aller Leitsätze finden Sie bei den ThesenMediationsschulen.

Zusammenstellung aller Leitsätze und Thesen

Verfahrensstand

Im Babysitterfall kommt es jetzt darauf an, dass sich die Parteien an das halten was sie vereinbart haben. Der Mediator achtet darauf, dass die Abschlussvereinbarung von einer Qualität ist, damit das gelingt.

Fahrplan (nächste Station: Endstation)

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Hinweise und Fußnoten

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Eine Liste der Fragen und Entscheidungen entlang der Konfliktbeilegung finden Sie in der Zusammenfassung
Quellenangaben: Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen

Bearbeitungsstand: 2023-03-07 14:17 / Version 141.

Alias: Fazit, Devisen, Leitsätze, B08-Fazit

2 Siehe Systematik der Streitbeilegungsverfahren, insbesondere Schlichtung und Mediation
3 Siehe Vergleich
4 Siehe: Ergebnis(se) der Mediation
5 Siehe Kognitionsprozess. Die Theorie wird von der integrierten Mediation beschrieben
6 Details über die Anwendung, die Grenzen und Irritationen des Gesetzes siehe: Trossen (un)geregelt)
7 Das gilt auch bei einem internationalen Bezug)
8 Siehe Vorwort und Konzept


Based on work by Bernard Sfez and anonymous contributor and anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
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