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Zukunftsgestaltung als Ziel

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zum Fachbuch Mediation in der Wiki-Abteilung Wissen. Sie befinden im Kapitel Zukunftsgestaltung das dem Kapitel Ziel des 4. Buchabschnitts Mediationsprozess zugeordnet wird. Beachten Sie bitte auch:

Prozess Ziel Zukunft Nutzen Erwartung Erfolg Fokus Ablauf Gedankengang

Worum es geht: Es geht um die Frage der Zielsetzung und welche Ziele wie mit der Mediation zu erreichen sind. Die Mediation gestaltet die Zukunft, nicht die Vergangenheit. Sie handelt in der Gegenwart. Ihr Blick ist stets nach vorne gerichtet. Damit kommt die Frage auf, ob und wie es überhaupt möglich ist, die Zukunft zu planen? Die Komplexität verhindert ihre Planbarkeit. Sie ist jedoch eingeschränkt möglich, wenn sie sich auf den zu vereibarenden Weg und den am Nutzen orientierten Ziel ausrichtet. Die Mediation ist der Garant, der diese Ausrichtung ermöglicht.

Die Zukunft beginnt hier

Es ist ein Weg, den wir ausrichten können. Wir haben es in der Hand.

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Einführung und Inhalt: Oft ist zu hören, der Zweck der Mediation sei eine Einigung. Besser wäre es davon zu sprechen, dass ihr Zweck darin besteht, eine Lösung zu finden auf die sich die Parteien verständigen können.

 Merke:
Leitsatz 16101 - Der Zweck der Mediation ist nicht die Einigung. Die Einigung ist ihr Mittel zum Zweck.

Die Mediation an und für sich beruht schon auf einer Einigung. Sie setzt ein Einigsein über den im Verfahren zurückzulegenden Weg voraus. So gesehen ist die Mediation auch eine Folge der Einigung. Indem sie weitere Vereinbarungen herbeiführt, erweitert sie (lediglich) den Rahmen, in dem eine finale Einigung möglich wird.

Es geht um eine Gestaltung

Die gefundene Lösung bekommt mit der Einigung eine Gestalt. Mit der Gestaltung lässt sich die Mediation auf einen kreativen Schaffensprozess ein, bei welchem durch die Arbeit des Gestaltenden eine Sache (ein materielles Objekt, eine Struktur, ein Prozess, eine Situation, ein Gedankengut usw.) verändert wird.1 Bei der Mediation ist die Gestaltung ein bewusster Eingriff in das Konfliktgeschehen, mit dem Ziel, die durch den Konflikt aufgeworfene Frage, die in der 2.Phase festzulegen ist, in eine bestimmte Richtung zu verändern. Wo die Gestaltung anzusetzen hat, ist eine Frage der Bearbeitungstiefe.

Was wird gestaltet?

Als Faustformel könnte man sagen, die Mediation gestaltet die Zukunft. Zukunft ist die Zeit, die subjektiv gesehen der Gegenwart nachfolgt.2 Denken wir an das Chaos, wird schnell bewusst, dass sich die Zukunft nicht wirklich gestalten lässt. Auch Dalai Lama hat gesagt:

Es gibt zwei Tage im Jahr an denen man nichts machen kann:
Gestern und Morgen

Genau betrachtet werden also Bedingungen in der Gegenwart gestaltet, die sich auf die Zukunft auswirken.

 Merke:
Leitsatz 5986 - In der Mediation wird der Fokus auf die Zukunft gerichtet, NICHT auf die Vergangenheit. Gestaltet werden die Chancen in der Gegenwart als Ausgangsbedingung für die Zukunft.

Gegenstand der Gestaltung sind Beziehungen, worunter auch Rechtsbeziehungen zu subsummieren sind oder Situationen und Verhältnisse, die diese Beziehungen prägen. Weil sich eine Vergangenheit nicht umgestalten lässt, ist der Blick auf die Zukunft gerichtet. Mithin sollen die Beziehungen in der Gegenwart so gestaltet werden, dass sie einen positiven Einfluss auf die Zukunft nehmen. Wo die Zukunft aus Interaktionen gebildet wird, geht es darum, einen Rahmen und Bedingungen herzustellen, damit Aktionen und Reaktionen in die gewünschte Richtung gehen und eine neue Interpunktion in der Kommunikation zwischen den Parteien möglich wird.

Herausforderung

Der Mediator und die Parteien sollten sich bewusst darüber sein, dass die Zukunft in einem chaotischen System nicht vorhersehbar ist und deshalb nur bedingt gestaltet werden kann.

Die Mediation will Lösungen finden, die nachhaltig und umsetzbar sind und dazu beitragen, eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Wie kann das geschehen und wie muss die Abschlussvereinbarung gestaltet werden, wenn die Zukunft gar nicht planbar ist? Die Behauptung, die Mediation regele die Zukunft, bedarf deshalb der Präzision. Genau betrachtet bietet die Mediation eine Lösung an, auf deren Grundlage sich die Zukunft neu oder anders gestalten lässt. Damit das möglich ist, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

  1. Die Grundlage (das Verständnis) auf das die Zukunft aufgesetzt werden soll, muss abgestimmt sein, damit alle Parteien vom gleichen Ausgangspunkt ausgehen. Das gleiche Verständnis ist ein Ergebnis der Verstehensvermittlung.
  2. Das Ziel, das sich in dem zu erreichenden Nutzen ausdrücken soll, muss abgestimmt sein, damit alle Parteien in die gleiche Richtung gehen können und wissen, worauf es ankommt.
  3. Der Rahmen (also der Weg) in dem sich die Parteien bewegen können / sollen muss ebenfalls abgestimmt sein.
  4. Schließlich müssen die Meilensteine (Kontrollmarken, Kriterien) festgelegt werden, anhand derer die Parteien erkennen / überprüfen können, ob sie sich noch auf demselben Weg befinden und das Ziel im Blick haben.

Die Mediation regelt also nicht die Zukunft. Sie regelt aber die Bedingungen (Anfangsbedingung), den Weg und das Ziel, damit eine vorgestellte Zukunft möglich wird. Im Idealfall3 nimmt die Abschlussvereinbarung diese Eckdaten in sich auf.

Konsequenzen

Um den Weg in die Zukunft frei zu machen, kann es erforderlich sein, die Vergangenheit abzuschließen. Ohne einen Zukunftsbezug sind die auf die Vergangenheit bezogenen Warum-Fragen aber kaum als ein mediatives Werkzeug zu verstehen.

Beispiel 12004 - Die Partei fragt danach, warum sich die Gegenpartei von ihr getrennt hat. Die Frage betrifft die Vergangenheit. Sicherlich hilft sie, die Vergangenheit besser zu verstehen. Wenn sie jedoch für die Zukunftsgestaltung irrelevant ist, ist sie kein Thema, mit dem sich die Mediation befassen sollte. Der Mediator könnte also fragen: "Was haben Sie davon, wenn diese Frage geklärt ist?". Antwortet die Partei: "Dann komme ich mit der Gegenpartei in Zukunft besser zurecht", fließt die Frage in das Thema "Beziehung mit der Gegenpartei" ein.


Um die optimalen Bedingungen in der Gegenwart für die Zukunft zu gestalten, sollte der Mediator mit den Parteien hertausfinden, welche Faktoren Einfluss auf die Zukunft nehmen. Geht man davon aus, dass die Zukunft aus den Interaktionen, also aus den Aktionen und Reaktionen gebildet wird, womit sich die Mediation zu befassen hat.

Die Fragen zur Konfliktbeilegung beziehen sich also darauf, was man braucht (was notwendig ist), um zweckgerichtete Aktionen und Reaktionen zu ermöglichen oder um ungewollte Reaktionen zu verhindern.

Beispiel 12005 - Der Mediator fragt sich (und die Parteien), was sie brauchen, damit sie ihre Motivation verlieren, den Konflikt weiter zu schüren oder positiv formuliert, was sie brauchen, um sich konfliktbefreit fühlen zu können.


Die zu findende Lösung muss sicherstellen, dass dieser (emotionale) Zustand hergestellt werden kann. Um es in dem Indianersprache zu sagen: Es genügt nicht, das Kriegsbeil zu begraben. Es muss so begraben werden, dass es nicht mehr gefunden wird.

Bedeutung für die Mediation

Die kommunikative Interpunktion der Parteien orientiert sich an Bedingungen, die in der Vergangenheit gesetzt wurden. Die Mediation durchbricht diese Interpunktiion. Sie bietet die einmalige Chance für einen Neuanfang, wenn sie es schafft, ein neue Anfangsbedingung für die Kausalität der Zukunft zu setzen.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-12-06 04:16 / Version 38.

Alias: Zukunftsgestaltung
Siehe auch: Chaos, Abschlussvereinbarung, Lösung
Prüfvermerk: -

3 ... und natürlich abhängig von der Aufgabenstellung


Based on work by Arthur Trossen und Bernard Sfez und anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Dienstag Dezember 24, 2024 05:37:33 CET.

Durchschnittliche Lesedauer: 4 Minuten