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Visualisierungen in der Mediation

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Hier geht es um Techniken, die zwar auch in der Moderation vorkommen, aber in der Mediation eine eigene Auspürägung bekommen.

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Die Visualisierung ist eine Veranschaulichung. Ein Sichtbarmachen von abstrakten Vorgängen oder Äußerungen. In der Mediation helfen Visualisierungen zur Verdeutlichung der Struktur, zur Veranschaulichung von Gedanken und zur Protokollierung von Vorgängen und Handlungen.

Anhaltspunkte

Die Mediation ist eine Vermittlung. Das verstehen beschränkt sich nicht auf Sachverhalte, sondern auf alles, was zur Lösungsfindung beiträgt. Dazu zählt auch das Verfahren (also die Vorgehensweise) selbst. Das gängige Werkzeug zur Veranschaulichung ist das Flipchart. Für visuelle Menschen ist es eine große Hilfe. Für auditive Menschen ist es eher von untergerodneter Bedeutung. Schon daraus ergibt sich ein Anhaltspunkt, wie zu Visualisieren ist. Damit alle Sinne angesprochen werden, sind die Aufzeichnungen verbal zu benennen und zu kommentieren.

Bei der Visualisierung geht es aber nicht nur um die analoge Verdeutlichung von Gedanken, sondern auch um das Verständlichmachen des Verfahrens und dem Festhalten der zur Lösung führenden Gedanken.

Es gibt keine verbindlichen Regeln, wie die Visualisierung zu erfolgen hat. Anforderungen und Einschränkungen ergeben sich jedoch aus dem Wesen der Mediation. Insbesondere wirken sich die Prinzipien der Informiertheit, der Vertraulichkeit, der Neutralität und der Ergebnisoffenheit auf die Gestaltung aus. Mit ihnen korrespondieren die Transparanz, die Nachvollziehbarkeit und die Vollständigkeit.

Strukturierung

Die Parteien sollen selbst eine Lösung finden. Das gelingt umso leichter, wenn die Gedanken, die zur Lösung führen sollen für alle einheitlich sichtbar festgehalten werden. Die Visualisierung auf dem Flipchart vollzieht die wichtigsten Schritte im Verfahren nach und hält die Erkenntnisse fest, die mit den Parteien erarbeitet wurden.

Die Parteien sollen nicht nur den Prozess nachvollziehen. Wenn es zur Lösungsfindung kommt, sollen die Parteien auf diese Erkenntnisse zurückgreifen können. Das Flipchart hat also eine Überschrift, die auf die Phase hinweist, nach Parteien aufspaltet und die Gedanken zur Phase festhalten.

Das Flipchart wird genutzt, um die Schritte im Verfahren transparent zu machen und die wesentlichen Gedanken festzuhalten. Die Visualisierung macht auch deutlich, wo Übereinstimmungen sind und wo nicht. Weil die Parteien die festgehaltenen Informationen zur Lösungsfindung verwerten sollen, sind positive Botschaften zu vermerken. Auch wichtige Verfahrensschritte, Zwischenvereinbarungen, Informationen und Vorgänge können einfach auf dem Flipchart für alle sichtbar protokolliert werden. Die folgenden Grafiken geben ein Beispiel, wie das Flichart gestaltet werden kann:

flipchart-1

Phase 1: Das Flipchart markiert die Phase, auf die sich die Ausführungen beziehen in der Überschrift. Die Phase wird als römische Ziffer dargestellt. Die wichtigsten Vereinbarungen können auf dem Flipchart festgehalten werden. Das erste Flipchart könnte also auch die Vereinbarungen erfassen, die als Mediationsabrede die Mediationsdurchführungsvereinbarung erweitern und protokollarisch festzuhalten sind. Dann wäre ein Kapitel: "Ergänzende Vereinbarungen" denkbar mit den darunter zu fassenden Absprachen und dem Datum der Vereinbarung. Wenn das Flipchart so genutzt wird, erfüllt es auch eine Protokollfunktion.

flipchart-2

Phase 2: Das Flipchart markiert die Phase, auf die sich die Ausführungen beziehen in der Überschrift. Die Phase wird als römische Ziffer dargestellt. In der Phase sollten die Themen getrennt nach den Vorschlägen der Parteien aufgelistet werden. Wenn Parteien über eion Thema einig sind, finden sich entsprechende Eintzräge in beiden Spalten wieder. Wenn sie zwar einig siond über ein Thema, darüber aber nicht sprechen wollen, wird das ausgeklammerte Thema markiert (etwa in Klammern gesetzt).

flipchart-3

Phase 3: In der Phase drei werden die Interessen (Motive) aufgeführt
In der Phase vier werden die Lösungsoptionen aufgeführt, ohne dass sie nach den Parteien unterschieden werden, usw.

Bilder

Der Mensch denkt assoziativ und viele Menschen sind visuell begabt. Da liegt es nahe, dass die Assozioationen wie Bilder im Kopf erscheinen. Bilder sagen oft mehr als 1000 Worte. Warum also nicht Bilder in der Mediation verwenden (oder gar von den Parteien erstellen lassen), um Sichten zu verdeutlichen.

Beispiel 13552 - Der Mediator wollte verdeutlichen, wie die Parteien über die Rolle und die Position des Betriebsrates im Unternehmen denken. Er ließ die 15 Teilnehmer ein Haus malen, mit mehreren Etagen und Räumen und mit der Angabe, wo in dem, Haus der Betriebsrat wohl wohnen würde. Wohnet er im Parterre, bene der Geschäftsleitung usw. Die Teilnehmer malten 15 verschiedene Bilder. Jetzt war ihnen klar, dass sie sich über die Rolle und Bedeutung des Betriebsrates einigen müssen, bevor sie weiter über die Probleme stritten.

Raum-leer
Bilder können auch zur Exploration und zur Veranschaulichung des Konfliktes eingesetzt werden. Ein Beispiel dafür ist die stumme Aufstellung. Den Parteien wird eine Vorlage wie in der nebenstehenden Grafik aus gehändigt. Sie sollen in den Raum einzeichnen, wo sie und die anderen Gruppenmitglieder stehen würden, wenn sie sich dort aufhalten sollten.


Beziehungsanalyse

Wortbilder

Bilder müssen nicht immer gezeichnet werden. Sie können auch wörtlich erzeugt und übermittelt werden. Wörter oder Geschichten lassen Bilder im Kopf entstehen. Dazu ein Beispiel:

Beispiel 14548 - Der Mediand sagt in Phase drei, wo es um ein Mobbing geht: „Ich will ja nicht sagen, dass meine Kollegin mit der Arbeit überfordert ist, aber sie sollten mal ihren Schreibtisch sehen"


Haben Sie sich einen Schreibtisch vorgestellt? Dann hat die Aussage der Partei den Erfolg erreicht. Ein Mediator sollte lernen, sich von solchen Assoziationen zu befreien. Das ist kaum möglich. Möglich ist jedoch, dass er sich bewusst macht, dass es auch andere Bilder gibt, die dem Kern der Aussage (Ihrer Bedeutung) zu hinterlegen sind. Worte verändern Eindrücke. Wer keinen Gewinn erzielen darf, schafft einfach nur Ausgabenreste. Schon verändert sich der Gehalt der Aussage. Die Verwendung von Begriffen, die dasselbe sagen aber andere Assoziationen wecken wird als Framing bezeichnet. Der Mediator sollte darauf sein besonderes Augenmerk lenken und die Assoziationen aufdecken und klären.

Framing

Verhalten

Auch Gesten sind Visualisierungen. Damit wird die nonverbale Kommunikation angesprochen. Im Grunde erzählt das Verhalten auch eine Geschichte. Das Problem ist, dass die Parteien sich nicht sehen können. Das Sichtbarwerden erfolgt durch die Verbalisierung. Es ist aber auch möglich, Fotos zu machen.

Beispiel 14549 - Dem Mediator fällt auf, dass die hoch zerstrittenen Parteien in ihrer Körpersprache völlig synchron sind. Wenn der Ehemann seine Körperposition ändert folgt die Ehefrau nach kurzer Zeit und setzt sich ähnlich hin. Der Mediator macht ein Foto davon, wie die Parteien sitzen. Er zeigt es den Parteien mit der Bemerkung: "So sehe ich Sie. Fällt Ihnen etwas auf?". Die Frau sagt daraufhin: "Wir waren einmal eng verbunden".

Protokollfunktion

Wie bereits erwähnt, kann die Visualisierung auf dem Flipchart auch als Protokoll genutzt werden. Grundsätzlich unterstützt die Visualisierung den Verstehensprozess, indem die wichtigsten Gedanken auf dem Flipchart wie ein Protokoll festgehalten werden. Das "öffentliche" Protokoll befreit die Parteien von der Notwendigkeit, sich selbst Notizen zu machen.

Protokolle in der Mediation

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen

Bearbeitungsstand: 2023-04-25 07:44 / Version 39.

Alias: Flichart
Siehe auch: Werkzeuge, Zusammenstellung, Technikenverzeichnis
Prüfvermerk: -



Based on work by anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Donnerstag Dezember 12, 2024 15:30:58 CET.

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