Die wissenschaftlichen Theorien zur Mediation
Wissensmanagement » Sie befinden sich auf der Titelseite Mediationstheorien der Rubrik Wissenschaft in der Wiki-Abteilung Akademie. Es geht um die wissenschaftliche Herleitung der Mediation und die dazu führenden Theorien.
Worum es geht: Die Auseinandersetzung mit den Theorien der und hinter der Mediation gehört zwar zum Themenkoplex Wissenschaft. Es ist der Bedeutung des Themas zu verdanken, dass daraus eine eigenständige Rubrik der Abteilung Akademie geworden ist, die sich zwischen der Wissenschaft und der Forschung angesiedelt wurde.
Einführung und Inhalt: Als Mediationstheorie wäre eine wissenschaftlich fundierte Herleitung der Mediation zu bezeichnen, die genau erläutert, warum was wie in der Mediation funktioniert oder zu funktionieren hat. Auch wenn die Harvard-Forschung oft zur wissenschaftliichen Begründung der Mediation herangezogen wird, erfüllt sie nicht den Anspruch einer Herleitung. Die Mediation geht weit über die Erkenntnisse des Harvard-Konzeptes hinaus. Wenn sie als die Lehre von der vermittelnden Kommunikation1 bezeichnet wird, sollte sie ein System von wissenschaftlichen Lehrsätzen zusammenfassen können.
Anforderungen an eine Mediationstheorie
Eine auf die Vorgänge in der Mediation bezogene, wissenschaftliche Herleitung muss sich nicht nur auf die Kommunikation, sondern auch auf die Gedankenarbeit einlassen können, die in der Mediation zu leisten ist. Eine Theorie zur Mediation muss sich also mit der Frage auseinandersetzen, was, warum und wie es den Parteien möglich wird, selbst bei einem hoch eskalierten Streit, selbst eine einvernehmliche Lösung zu finden. So betrachtet bildet die Mediationstheorie eine Klammer um andere Theorien, die sich mit der Kommunikation, den Konflikten, der Eskalation usw. auseinandersetzen.
Theorien und Theoriefragmente
Es gibt viele wissenschaftliche Theorien, die in der Mediation eine Rolle spielen. Es gibt mindestens ebenso viele Theoriefragmente, auf die die Mediation zurückgreift. Die folgende Übersicht soll dazu beitragen, deren Bedeutung und ihr Zusammenspiel innerhalb der Mediation zu erkunden. Es handelt sich nur um die Zusammenstellung der tragenden Theorien. Die Auswahl ist nicht abscdhließend. Die Theorien selbst werden in den Beiträgen besprochen, die über die Links der folgende Liste aufzurufen sind:
Das Harvard-Konzept wird immer als Erstes genannt, wenn von Theorien zur Mediation gesprochen wird. Es beschreibt in erster Linie ein Verhandlungsmodell und leitet die Anforderungen an ein konstruktives Verhandeln her. Die Mediation hat die im Harvard-Konzept erarbeiteten Prinzipien des Verhandelns vollständig implementiert.
Die Verhandlungstheorie betrifft einen wissenschaftlichen Erklärungsansatz über die Verhandlungsstrategien. Sie erläutert den Unterschied zwischen distributiver und integrativer Verhandlung.
Die Containertheorie erleichtert die Recfhtsanwendung und die Methodik der Mediation. Sie defioniert das Verfahren als einen Rahmen, der wie ein Container behandelt werden kann. Container lassen sich befüllen und kombinieren. Mit der Containermethapher wird deutlich, dass und wie die Mediation als Methode auch in einem anderen Rahmen (Verfahren, Container) auszuführen ist.
Die Kognitionstheorie ist ein umfassendes theoretisches Rahmenwerk, das sich mit mentalen Prozessen und Fähigkeiten befasst, die mit dem Erwerb, der Organisation, dem Verständnis, der Nutzung und der Verarbeitung von Informationen verbunden sind.
Die Erkenntnistheorie oder Epistemologie befasst sich mit der Natur, dem Ursprung und den Grenzen des Wissens. Es geht um die Frage, wie wir wissen, was wir wissen, und wie wir zu unseren Erkenntnissen gelangen. Die Nähe zur Mediation stellt sich nicht nur dadurch her, dass es auch dort um Erkenntnisse geht.
Der Konstruktivismus ist vom Realismus abzugrenzen. Es geht in beiden F#ällen um die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Erkenntnis und Realität. Es gibt direkte und indirekte Berührungspunkte mit der Mediation, wenn es um die Wahrnehmung, das Denken, die Wirklichkeit, die Wahrheit und die Realität geht.
Die Kommunikationstheorie trägt dazu bei, die Kommunikationsdefizite in einem Sender-Empfängermodell zu überwinden. Es gibt verschiedene Theorien, mit denen die Beschreibung der Kommunikation wissenschaftlich erläutert wird. In der Mediation tragen sie dazu bei, den kommunikativen Prozess (un dden Informationsaustausch) zwischen den Parteien besser zu verstehen.
Die Informationstheorie erläutert, was Informationen sind und wie mit Informationsdefiziten (aus einer mathematischen Sicht) umnzugehen ist. Es gibt Überschenidungen mit der Kommunikationstheorie.
Die ZMediatAusbV spricht von der Konflikttheorie. Es gibt aber mehrere. Unabhängig davon ist die Konflikttheorie keine Theorie zur Mediation, wohl aber eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen Konflikt, das in einem Verfahren der Konfliktbewältigung eine ausschlaggebende Bedeutung hat.
Die von Glasl entwickelte Eskalationstheorie beschreibt die Stufen der Eskalation und den Umgang damit.
Schwarz hat verschiedene Konfliktverhaltensformen extrahiert und als Konfliktlösungsversuche in einen Zusammenhang gestellt. Er benennt insgesamt sechs Stufen der Konfliktlösung, die er aus einer Parallele zur Zivilisationsentwicklung des Menschen ableitet und die zu einem Lernprozess im Konfliktverhalten geführt habe. Die Theorie erläutert die Evolution der Konfliktlösungsversuche in einem konfliktstrategischen Bezug.
Die Spieltheorie ist eine mathematisch ausgerichtete Entscheidungstheorie für eine als Spiel modellierte Situation, in der das Ergebnis nicht von einem Entscheider allein abhängt, sondern von der Interaktion mit anderen Individuen. Die Spieltheorie setzt sich mit strategischen Entscheidungen auseinander. Sie ist bei der Ausahl und der Gestaltung der Mediation von Belang, weil die Mediation auf eine Kooperation angewiesen ist, die strategisch nicht immer naheliegt.
Die Systemtheorie versucht soziologische Strukturen in ihrer gesamten Komplexität zu begreifen. Sie kann mit diesem Auftrag auch auf die Mediation angewendet werden und wirkt sich auf den Umgang mit Informationen, die Bewältigung der Komplexität, die Herstellung einer Emeregenz und nicht zuletzt die Rolle des Mediators und der Parteien aus.
...
Die umfassende Herleitung der Mediation
Anders als bei den zuvor angesprochenen Theorien würde eine Theorie der Mediation eine wissenschaftliche Herleitung beschreiben, mit der sich die Mediation insgesamt (und nicht nur einzelne Phänomene) erklären lässt. Eine Mediationstheorie sollte also jeden Schritt in der Mediation aus einem wissenschaftlichen Erklärungsmodell heraus erläutern und beschreiben können. Die Notwendigkeit zur Einführung einer Mediationstheorie wird auch von Egner belegt.2
Die bisher einzige Theorie, die diesen Anspruch erfüllt, ist der Erklärungsansatz, der als kognitive Mediationstheorie eingeführt wurde.3
Die kognitive Mediationstheorie (kurz: Mediationstheorie) beschreibt die Mediation aus einem kognitionswissenschaftlichen Ansatz heraus in ihrer interdisziplinären und interprofessionellen Anwendung. Sie basiert auf der Grundannahme, dass die Mediation ein erkenntnisbasiertes Verfahren ist und beschreibt die darauf bezogenen kognitiven Anforderungen. Sie belegt das funktionale Zusammenspiel der Elemente, die den parteiseitigen Erkenntnisprozess ermöglichen. Diese theoretische Herleitung ist in der Lage, jede Entscheidung, jeden Schritt und jede Maßnahme im Procedere der Mediation zu erklären und herzuleiten. Sie kann deshalb als eine umfassende Mediationstheorie verstanden werden, in der sich alle Erscheinungsformen der Mediation abbilden lassen.
Es mag sein, dass es weitere Herleitungen gibt, mit denen die Mediation umfassend erklärt werden kann. Die Suche danach ist Teil der Forschungsarbeit in Wiki to Yes. Die Forschungsergebnisse tragen dazu bei, Konzepte und Schulen zu identifizieren.
Mediationskonzepte und Schulen
Die wissenschaftliche Herleitung der Mediation wirkt sich auf des Mediationsverständnis aus. Es ensteht ein hermeneutischer Zirkel, weil sich das Mediationsverständnis wiederum auf die Ausführung und die Möglichkeiten auswirkt, welche die Mediation zur Verfügung stellen kann. Daraus können sich Falsifikationen ergeben, die sich wiederum auf die Herleitung auswirken. Wiki to Yes spürt die unterschiedlichen Herleitungen der Mediation (insgesamt und nicht einzelner Phänomene) auf, um die sich daraus ergebenden Mediationskonzepte und Schulen zu identifizieren. Die Ergebnisse werden in das Fachbuch eingeführt, sodass sie in die Beschreibung der Mediation einfließen.
Der notwendige mediationswissenschaftliche Diskurs
Obwohl die Mediation inzwischen gesetzlich definiert ist, ist die Vorstellung von dem was Mediation ist auch unter Experten noch immer diffus. Der Grund ist weniger in der Ausbildungsqualität zu sehen, sondern darin, dass die Lehre der Mediation noch nicht weit genug entwickelt ist. Die zentrale und noch ungelöste Frage konzentriert sich auf ihre Funktionalität. Um es mit Goethes Faust zu sagen auf das, was was die Welt (die Mediation) im Innersten zusammenhält. Dafür genügt es nicht, Regeln zu formulieren, die dem Wesen der Mediation sogar zuwiderlaufen oder über Ausbildungsstandards zu spekulieren, solange es keinen verbindlichen Maßstab dafür gibt, wann die Mediation wie korrekt auszuführen ist. Es gibt Ansätze und Projekte und sogar eine aus der praktischen Anwendung heraus entwickelte Theorie. Um diese Ansätze erkennbar zu machen und zu hinterfragen ist ein wissenschaftlicher Theoriendiskurs unerlässlich. .
Über die Notwendigkeit zur Theorienbildung
Das Entwicklungspotenzial der Mediation
Eine wissenschaftlich fundierte Beschreibung der Mediation ist ein wesentlicher Schritt für die Entwicklung und die Stärkung der Mediation.4 Um die darauf abzielenden Initiativen und Maßnahmen abzustimmen zu koordinieren, wurde ein Projekt eingerichtet, bei dem Sie nicht nur mitwirken, sondern sich auch über den Bestand der Entwicklung informieren können.
Projekt: Entwicklung bzw. Festigung der oder einer Mediationstheorie
Bedeutung für die Mediation
Die Mediation beschreibt einen Weg, den die Parteien gemeinsam gehen müssen, um an ir Ziel, eine nützliche Lösung zu finden, zu gelangen. Die Entwicklung ist auch ein Weg. Auch er sollte gemeinsam gegangen werden, damit die Mediation ihr Ziel, nämlich die Implementierung in ein gesellschaftliches Denken zu erreichen. Auch der wissenschaftliche Wettbewerb muss diesem Ziel nicht im Wege stehen. Der Thinktank Mediation steht allen Wissenschaftlern zur Verfügung. Auch Autoren können und sollen sich der Informationen bedienen, die hier zusammengetragen werden. Schön wäre es, wenn sie die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zurückmelden und so dazu beitragen, dass sie im Metaportal verarbeitet werden.
Bitte beachten Sie die Zitier - und LizenzbestimmungenAliase: Herleitung, Fragmenttheorie