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Der Mediator in der Mediation

Der Begriff Mediator wird vielschichtig verwendet. Einmal bezeichnet er einen Beruf, ein anderes Mal eine Tätigkeit. Hier finden Sie alle Beiträge, die sich mit dem Mediator auseinandersetzen:

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Der Funktionsmediator  

Mit dem Begriff Funktionsmediator wird der Schwerpunkt auf seine Tätigkeit und die Rolle (Funktion) im Verfahren gelenkt. Dieser Fukus entspricht der Definition im Gesetz. Die Legaldefinition im § 1 Abs. 2 Mediationsgesetz lautet:

Ein Mediator ist eine unabhängige und neutrale Person ohne Entscheidungsbefugnis, die die Parteien durch die Mediation führt.


Bitte beachten Sie, dass diese Definition den Mediator in seiner FUNKTION innerhalb des Verfahrens beschreibt. Die Funktion ist vom Beruf des Mediators zu unterscheiden.

Merkmale

Die aus dem Gesetz herzuleitenden Merkmale des Mediators in seiner Verfahrensfunktion sind:

Unabhängigkeit

§3 Abs. 1 Mediationsgesetz verpflichtet den Mediator alle Umstände offenzulegen die seine Unabhängigkeit beeinträchtigen können. Unabhängigkeit bedeutet Weisungsfreiheit. Der Mediator muss in einer Lage sein, dass er die Lage der Parteien unbeeinflusst wahrnehmen kann. Bemerkenswert ist das §3 Abs. 1 nur eine Offenbarungspflicht festlegt, weshalb das Merkmal als verhandelbar angesehen werden kann.

Probleme der Unabhängigkeit treten in der Praxis regelmäßig in folgenden Fällen auf:

  • Nur eine Partei kann die Kosten zahlen.
  • Die Kosten werden von dritter Seite übernommen, siehe Donatormediation, die Mediationen der Rechtsschutzversicherung oder der vom Arbeitgeber finanzierten Mediation.
  • Der Mediator steht in einem Beschäftigungsverhältnis etwa als Konfliktlotse.

Neutralität

Die Regelung des §3 Abs. 1 Mediationsgesetz gilt auch für die Neutralität. wichtig ist die Frage der Neutralität nicht nur aus der Sicht des Mediators zu bewerten.

Probleme der Neutralität treten in der Praxis regelmäßig in folgenden Fällen auf:

  • Der Mediator steht mit einer der Parteien in einer Beziehung.
  • Der Mediator ist emotional involviert.
  • Der Mediator der Eigeninteressen am Ausgang der Mediation.

Person

Der Mediator ist eine natürliche Person der triadischen Instanz1 .

Entscheidungsbefugnis

Das Merkmal der fehlenden Entscheidungsbefugnis führt zu einer Unterscheidbarkeit des Mediators vom Richter. Es unterscheidet den Mediator allerdings noch nicht von Schlichter. Überwiegend wird dafür das Tatbestandsmerkmal der Eigenverantwortlichkeit herangezogen. Die Abgrenzung ist nicht präzise. Besser ist es auf den Verfahrenscharakter abzustellen2 .

Das Tatbestandsmerkmal der fehlenden Entscheidungsbefugnis ist ein Indiz für die Rolle des Mediators. ausschlaggebend ist das dahinter verborgene Kommunikationsmodell. Anders als der Richter und der Schlichter ist der Mediator nicht Teil des Streitsystems. er hat keine Meinung über den Ausgang, zumindest nicht was die Lösungsfindung anbelangt. ist somit in einer Rolle, die bei den Parteien das Bewusstsein auslöst, dass der Mediator weder Einfluss nimmt noch beeinflussbar ist. damit unterscheidet er sich sowohl vom Richter wie vom Schlichter, die beide in der Gefahr sind, von den Parteien manipuliert zu werden, um deren Argumentation zu verstärken.

Um diesen Unterschied deutlich zu machen, wurde das Prinzip der Indetermination eingeführt3 . Es geht weiter als die fehlende Entscheidungsbefugnis. Die mangelnde Bestimmbarkeit soll ausdrücken, dass der Mediator weder Einfluss nimmt noch beeinflussbar ist.

Führung

Der Mediator soll die Parteien durch die Mediation führen. Die Formulierung könnte missverstanden werden. Sie beruht auf einem Übersetzungsfehler. Die Originalübersetzung lautet, eine Mediation auf wirksame, unparteiische und sachkundige Weise durchzuführen4 .

Die Rolle des Mediators entspricht seiner Funktion als Repräsentant der Metaebene. Von ihm wird eine Verstehensvermittlung erwartet und die dazu notwendige Hilfestellung. Die Gesprächsführung geht auf die Forschung von Carl Rogers zurück. Der Klient wird als gleichberechtigter Gesprächspartner in einem nicht­direktiv geführten Gespräch angesehen5 .

Das Verhalten des Mediators sollte von den Konflikten, dem Konfliktverhalten der Parteien und der Konflikteskalation ab. Hoch eskalierte Konflikte benötigen autoritäre Elemente, also eine stärkere Führung als niedrig eskalierte Konflikte. Es kommt darauf an, dass nicht nur die Parteien, sondern auch der Mediator auf gleicher Augenhöhe verhandeln.

Aufgaben

Die gesetzlichen Merkmale geben einen Anhaltspunkt. sie besagen nicht explizit, was die spezifische Aufgabe des Mediators ist. Dort ist lediglich die Rede davon, dass er den Parteien hilft, eigenverantwortlich eine einvernehmliche Beilegung ihres Konflikts anzustreben. Die Art der einvernehmlichen Konfliktbeilegung und der Hilfe werden nicht explizit erwähnt. Der Spielraum in dem die Konfliktbeilegung erfolgen kann ist dementsprechend groß. Die Aufgaben des Mediators sind dementsprechend vielfältig. Die Forschungen und Zusammenstellungen in diesem Portal versuchen eine Spezifikation. Ausgangspunkt ist eine Systematik,6 die das Mediationsverständnis in den Mittelpunkt rückt. Damit werden verschiedene Herleitungen aufgedeckt, sid sich in den Mediationskonzepten niederschlagen und unterschiedliche Herangehensweisen offen legen. Die Mediationsmodelle beschreiben die Bearbeitungstiefe, die wiederum verschiedene Herangehensweisen aufdeckt. Die sich aus diem so gebildeten Rahmen ergebenden Aufgaben werden systematisch in einer Datenbank zusammengeführt.7

Bedeutung für die Mediation

Die Aufgabe des Mediators besteht darin, die Mediation zu verwirklichen. Der Mediator ist die personifizierte Metaebene. Aus dieser Perspektive kontrolliert er sich, das Verfahren und den Konflikt. Die Mediation hilft ihm dabei. Die Systemik der Mediation weist ihm eine außerhalb des Streitstytems stehende Rolle zu. Der Grundsatz der Indetermination verhindert, dass er operativ an der Streitbeilöegung beteiligt wird (ER IST nicht manipulierbar. Als Verstehensvermittler achtet er bur darauf, dass alle alles verstehen, um selbst die Lösung zu finden. Rollencharakteristika, die dem Mediator oft zugeschrieben werden, sind:8

  1. Optimist
  2. Diplomat
  3. Brückenbauer
  4. Gesichtswahrer
  5. Übersetzer
  6. Resonanzboden
  7. Erzieher
  8. Katalysator

Seine Rolle ist ein Verstehensvermittler. Die hier aufgeführten Charakteristika sind Merkmale, die zur Verstehensvermittlung beitragen. Sie weisen daraufhin, dass es besondersn bei hoch eskalierten Konflikten nicht genügt, das Verstandene zurückzumelden. Es kommt entscheidend darauf an, dass die Herangehensweise des Mediators die Parteien befähigt, den gedanklichen Weg in eine Konfliktbeilegung zu gehen.9

Was tun wenn...

Hinweise und Fußnoten

Alias: Mediator, Funktionsmediator, Verstehensvermittler, Streitvermittler
Siehe auch: §1 Mediationsgesetz, Indetermination, Kommunikationsmodell, Systematik, Berufsmediator, Haltung
Prüfvermerk:

1 Siehe Systematik
3 Siehe Trossen (un-geregelt), Rdnr. 706
6 Siehe dazu Mediation-Systematik
7 Siehe dazu Aufgabenverzeichnis
8 Entnommen aus einem bulgarischen Lehrfilm über Mediation.
9 Siehe dazu ausführlicher die kognitive Mediationstheorie

Last edited by Arthur Trossen , based on work by ArthurTrossen .
Page last modified on Monday March 21, 2022 10:37:39 CET.