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Generationenkonflikte

Wissensmanagement » Diese Seite ist dem Archiv in der Wiki-Abteilung Wissen zugeordnet. Eine logische Verknüpfung erfolgt mit dem Abschnitt Konflikt im Fachbuch Mediation. Bitte beachten Sie auch:

Konflikt Konfliktdimensionen Generationenkonflikte Beziehungskonflikte Konfliktanalyse Verzeichnis

In dem Wort Generation kommt das Wort Gen vor. Das Wort leitet sich aus aus dem Lateinischen generātio ab, das mit Zeugung, Zeugungskraft oder später mit Nachkommenschaft übersetzt wird.1 Die bloße Nachkommenschaft muss aber kein Grund sein für diese besondere Art des Konflikts. Worum geht es also, wenn von einem Generationenkonflikt gesprochen wird und was ist eine Generation überhaupt?

Was ist eine Generation?

Im biologisch-medizinischen Verständnis bezeichnet eine Generation die Gesamtheit aller zu einer bestimmten Zeit geborenen Menschen. In der deutschen Sprache ist das Wort aus generatio, was so viel bedeutet wie Nachkommenschaft, Zeugungskraft und ein Abstraktum ist zum Begriff generare, was so viel bedeutet wie erzeugen. Generation steht auch für Gattung, Geschlecht, Abstammung.2 Heute wird der Begriff eher als die Bezeichnung einer altersabhängigen Menschengruppe mit gemeinschaftsstiftenden Gefühle genutzt. Deshalb gibt es auch Bezeichnungen wie die 48iger, die 68iger und die 78iger oder die No-Future-Generation in den 80igern oder die MTV-Generation in den 80igern.

Was ist ein Generationenkonflikt

Ähnlich wie bei der Kultur, wo es Menschen sind, die den Konflikt austragen und nicht die Kulturen, sind es auch Menschen, die den aus dem Unterschied der Generationen beruhenden Konflikt austragen. Wie der Name sagt, geht es um einen Konflikt an dem Personen unterschiedlicher Generationen beteiligt sind. Der kann die Auseinandersetzung zwischen Eltern und Kind, zwischen Mitarbeitern verschiedener Altergruppen in einem Unternehmen aber auch die unterschiedlichen Sichtweisen und Prägungen zweier oder mehrerer Generationen innerhalb der Gesellschaft betreffen. Der Generationenkonflikt kann zur Ausprägung einer Auseinandersetzung mit der älteren ebenso wie mit der jüngeren Generation werden. Er kann aber auch ganz andere Spannungen betreffen, die gar nichts mit den Generationen zu tun haben aber einem Generationenkonflikt zugeschrieben werden, weil die Betroffenen aus unterschiedlichen Altergruppen stammen.

Die Generationenbezeichnungen

Eine Generation umfasst jeweils eine Zeitspanne von circa 25 Jahren. Die nachfolgenden Generationenunterscheidungen gehen auf den Beitrag von Marcus Reif über die Generationen zurück.3 und auf eine Tabelle zusammengestellt von Johanna Brühl4

  • Veteranen: 1940 - 1950 geboren.
    Sind kriegsgeprägt, streben nach Haus, haben das Auto als Statussymbol. Kommunizieren per Brief und face to face
  • Baby Boomers: 1950 - 1960 geboren.
    Es ist die Generation vor dem Pillenknick in den USA. Sie ist durch den kalten Krieg geprägt. Die Menschen dieser Jahrgänge streben nach Sicherheit im Beruf, haben das Fernsehen als Statussymbol, bevorzugen telefonische Kommunikation interagieren persönlich oder auch virtuell. Die Problemlösung erfolgt horzontal auf der gleichen Ebene. Die Motivation ist darwinistisch geprägt. Protest ist ein Wert.
  • Generation X: 1960 - 1980 geboren.
    Geprägt durch den Mauerfall, Ende des kalgten Krieges, streben nach work-life-balance. Das Statussymbol ist der Computer, die Kommunikation erfolgt per SMS und e-Mail sowie online und persönlich. Die Problemlösung erfolgt unabhängig im Team. Die Motivation besteht darin, erfolgreich zu sein. Zurückhaltung ist ein Wert.
  • Generation Y: 1980 - 2000 geboren (Millenials).
    Geprägt durch Terroranschläge, streben Freiheit und Flexibilität an, haben das Smartphone oder das Tablet als Statussymbol, kommunizieren per What's app und face to face virtuell. Die Problemlösung erfolgt kollaborativ. Die Motivation ist Sinn stiftend und Spass. Vertrauen ist ein Wert.
  • Generation Z: 2000-2010 geboren.
    Geprägt durch die Wirtschaftskrise, streben Sicherheit und Stabilität an, haben das fahrerlose Auto als Statussymbol, verwenden das integrierte Device (Uhr) als Kommunikationsmittel, interagieren distanziert, virtuel. Die Problemlösung erfolgt kollaborativ. Die Motivation ist Sinn stiftend und Spass. Gemeinschaft ist ein Wert.
  • Generation Alpha: ab 2010 geboren.
    Sind durch eine sich verändernde unstete Welt geprägt, streben wirtschaftliche Sicherheit an, haben ein vernetztes Leben als Statussymbol,

Die Generationsunterschiede

Die nächste Generation muss doch revoltieren und alles anders machen als die Generation davor. Ist das nicht sogar deren Aufgabe? Deshalb hat die 70iger Generation es schwer, weil sie sich nicht von den 60igern abgrenzen kann. Das Beispiel zeigt, dass die Generationsunterschiede nicht zwingen sind. Werden sie oft nicht einfach herbeigeredet? Die Studie für die DIE ZEIT und ZEIT ONLINE mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Sozialforschungsinstitut infas namens Das Vermächtnis will die Unterschiede von Vergangenheit, Gegenwart und gesellschaftlicher Zukunft herausstellen.5 Sie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Grenzen zwischen den Generationen aufgelöst haben. Zumindest sind wesentliche Fragen nach Lebensumständen und Lebenseinstellungen generationsübergreifend gleich beantwortet worden. Eine wesentliche Erkenntnis der Studie belegt:

 Merke:
Leitsatz 11686 - Deutsche (beispielsweise) unterscheiden sich nicht nach ihrem Alter, sondern nach Bildung, Einkommen und Freundeskreis.

Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch Martin Schröder. Er meint, dass die Spaltung der Generationen zugeschrieben wird. Generationeneffekte, die sich beispielsweise in der Altersgruppe, die im Ersten Weltkrieg war, generationsweit durch Traumata etablert hätten und generationsweite Unterschiede auslösten, gäbe es heute nicht mehr. Die Unterschiede seien vielmehr fließend und nicht generations- sondern alterstypisch.6 Wenn die zu Spannungen führenden Unterschiede aber dem Alter zugeschrieben werden und nicht den Lebensumständen, den Interessen und Sichtweisen, könnte die Generalisierung und Stigmatisierung der Generationen am Konfliktthema vorbeiführen. Alte Menschen sind nicht immer zwingend senil oder weise und junge nicht immer zwingend forsch, unerfahren und aktiv. Was jeder Mensch in jeder Generation gemeinsam hat, ist der Wunsch gewertschätzt zu werden. Der Unterschied mag darin zu sehen sein, woran die Wertschätzung festgemacht wird.

Schneider und Toyka-Seid beschreiben Generationskonflikte am Beispiel von Jugendlichen, die nicht so sein wollen wie die Eltern oder Großeltern. Sie meinen, dass die Jüngeren nicht anerkennen, was für die Älteren selbstverständlich war und ist. Manchmal käme es zum Streit, worin der Konflikt zwischen den Generationen zum Ausdruck komme. Bei Konflikten im Arbeitsleben spielten der Kampf um Arbeitsplätze und die beruflichen Chancen eine wichtige Rolle. Junge Menschen kritisierten, dass in vielen Berufsfeldern das Lebensalter oft wichtiger für die Bezahlung sei, als die tatsächliche berufliche Leistung. Das Dienstalter werde aus ihrer Sicht für den Aufstieg im Betrieb oft als wichtiger eingeschätzt, als die berufliche Leistung.7

Ursachen für Generationskonflikte

Ähnlich der interkulturellen Konflikte sind auch die Generationskonflikte nur ein scheinbarer Konfliktanlass. Generationen an und für sich haben keinen Konflikt. Wenn jemand einen Konflikt hat, sind es die Menschen, die unterschiedlichen Generationen angehören.

Beispiel 11687 - Der Vater will (soll) den Familienbetrieb an den Sohn übertragen. Der Sohn möchte sich einbringen aber der Vater lässt ihn nicht zur Geltung kommen. Er identifiziert sich mit seinem Unternehmen. Der Sohn will zeigen was er kann. Es kommt zum Konflikt. Was wie ein Generationenkonflikt aussieht ist ein Beziehungskonflikt zwischen Vater und Sohn. Es geht um Identifikation und Pubertät.

Beispiel 11688 - Der Ehemann, ein Landwirt stirbt. Der Sohn tritt in seine Fußstapfen und übernimmt die Rolle des Vaters. Zusammen mit der Mutter betreibt er den Bauernhof. Als er heiratet ist die neue Frau stets drittes Rad am Wagen. Der scheinbare Generationenkonflikt ist ein Beziehungskonflikt., wenn die Erwartungen der jungen Ehefrau nicht erfüllt werden.


Die Beispiele zeigen, dass der Beziehungskonflikt im Vordergrund steht. Das ist schon ein wichtiger Hinweis auf die Konfliktlösung. Die Konflikte könnten genauso unter Familien- oder Erbschaftskonflikte erfasst werden. Auch bei diesen Konflikten kommen verschiedene Generationen vor. Allerdings liegt der Konfliktschwerpunkt dort nicht im bloßen Generationsunterschied, sondern eher in der Lebenssituation. In der beruflichen Situation geht es um die Chancengleichheit und um Beurteilungsgrundsätze und das gefühl der Diskreminierung. Zum Glück kommt es in der Mediation nicht darauf an, die Konfliktursachen zu ergründen. Es genügt, den Konflikt zu identifizieren. Dabei hilft die Subsumtion unter einen Generationenkonflikt nicht viel weiter.

Herangehensweise

Das Ziel der Mediation ist stets, eine Lösung zu finden, die alle zufriedenstellt.8 Diese Herangehensweise sucht nach Gemeinsamkeiten. Um die Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, auf denen eine tragfähige Zukunft im Miteinander möglich wird, geht sie auf die unterschiedlichen Sichtweisen und Lebensbedingungen der Parteien ein. Das geschieht unabhängig vom Alter, berücksichtigt jedoch die altersspezifischen Besonderheiten der Lebenssituation. Im Mittelpunkt steht die Konfliktanalyse. Sie unterscheidet nicht nach Konfliktarten, sondern nach Konfliktdimensionen. In einem Generationskonflikt können alle Konfliktdimensionen vorkommen. Zunächst wird es um das sichtbare Problem gehen. Dann kommt hoch wahrscheinlich ein Beziehungskonflikt in Betracht, mit dem Feindbilder und Gegnerschaften geprägt werden. Es könnte auch ein Wertekonflikt angedeutet sein, wo das Alter als ein Wert oder Unwert an und für sich angesehen wird. Aber auch hier steht die Person, die sich benachteiligt fühlt und ihre Persönlichkeit im Vorgergrund, die damit umgehen kann oder nicht. In Gruppen und speziell im unternehmerischen Bereich, sind noch strukturelle Konflikte zu untersuchen und gegebenenfalls systemische. Nach dieser Zuordnung ergibt sich die Konfliktarbeit aus den Ausführungen über die Konfliktdimensionen. Sie wird in konfliktnahe Themen überführt, die zur Auseinandersetzung führen und die Sichten gegenüberstellt.

Bedeutung für die Mediation

Die Mediation geht stets auf den einzelnen Menschen ein. Sie versucht die Bedürfnisse zu identifizieren um sie in einer Art und Weise aufzudecken, die auch für die Gegenseite akzeptabel ist. Das Bedürfnis junger Menschen, sich zu emanziperen und ihren Wert nach vorne zu stellen ist mindestens ebenso anzuerkennen wie das Bedürfnis älterer Menschen, ihre Lebensleistung anzuerkennen. Wenn das gelingt, führen die generationsbedingten Spannungen zu einer fruchtbaren Auseinandersetzung, von der alle profitieren.

Hinweise und Fußnoten
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Bearbeitungsstand: 2024-05-07 23:21 / Version 26.

Alias: Altersunterschied
Siehe auch: Konfliktdimensionen
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Based on work by Arthur Trossen und anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Sonntag November 24, 2024 13:40:57 CET.

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