Anwendungsfelder und Fachmediationen
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Worum es geht: Die Vielfalt der Mediation zeigt sich auch an den Anwendungsfeldern, in denen sie vorkommt. Oft werden sie mit den Fachmediationen gleichgesetzt. Nicht immer ist die Unterscheidung zwischen den Fachmediationen jedoch hilfreich. Sie ist weder eindeutíg, noch spiegelt sie die Kompetenz und den Leistungsumfang wider, den der Mediator oder die Mediatorin beherrschen. Wohin legen Sie einen Gegenstand, der in alle Fächer passt? Bei Konflikten ist damit zu rechnen, dass sie sich weder von einem Fach beeindrucken noch begrenzen lassen. Es ist deshalb nicht nur näher an der Mediation sondern entspricht auch eher der Mediationssystematik, wenn statt von Fächern, von Anwendungsfeldern die Rede ist. Der Beitrag hat folgende Kapitel:
Lässt sich die Mediation in Bereiche einteilen
und wer ist dann wofür zuständig?
Einführung und Inhalt: Auch die Fachlichkeit muss sich mit der Komplexität auseinandersetzen.
Eine Möglichkeit, sie in den Griff zu bekommen, ist das Schaffen einer Ordnung. Die Wissenschaft liefert eine Vorgabe, indem sie sich in Fächer (Disziplinen) einteilen lässt. Die Mediation lässt sich nicht eindeutig zuordnen. Sie fällt in den Wissensbereich verschiedener Disziplinen. Im Vordergrund stehen die Zuständigkeitsbereiche der Psychologie, der Rechtswissenschaft, der Soziologie und der Philosophie. Sicherlich lassen sich noch mehr Disziplinen aufzählen. Zu denken ist an die Kybernetik, die Medizin und die Biologie. Weil die Zuordnung zu einer einzelnen Disziplin eine Reduktion bedeutet, kommt es in der Mediation auf das Zusammenspiel der Disziplinen an, weshalb die Interdisziplinarität der Mediation besonders herauszustellen ist.
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Die Interdisziplinarität wirkt sich auch auf die Fachlichkeit bei der Anwendung der Mediation aus.
Auch hier fällt eine Abgrenzung schwer.
Zur Problematik der Fachlichkeit
Analog zu der Vorstellung, dass ein Facharzt von der Fachrichtung, für die er niedergelassen ist, mehr weiß als der Allgemeinmediziner und analog zu der Vorstellung, dass sich ein Fachanwalt für Familienrecht besser in der Scheidungsmaterie bewegen kann, als der nicht spezialisierte Anwalt, bildet sich die Meinung heraus, dass auch Fachausrichtungen in der Mediation erforderlich seien, um die Mediation auf bestmögliche Weise in den Branchen durchzuführen.
Die Einrichtung von Fachabteilungen ist nicht nur fachlich, sondern auch ökonomisch motiviert. Fachausrichtungen suggerieren eine Kompetenzerweiterung. Sie eignen sich deshalb dazu, die Nachfrage zu stimulieren. Ein Laie wird einem sogenannten Baumeditor in einer Bausache mehr Vertrauen entgegenbringen als einem allgemeinen Mediator. Er wird einem Fachanwalt für Baurecht den Vorzug geben, wenn es keinen Baumediator gibt. Der Spezialist erscheint lösungsnäher. Auch mag davon ausgegangen werden, dass er in seinem Spezialgebiet erfahrener ist. Die Einschätzung ist aus folgenden Gründen nicht unbedenklich:
- Die Mediation ist prozess- nicht lösungsorientiert. Eine Unterscheidung etwa zwischen der Familien- und der Wirtschaftsmediation wäre fachlich nur dann geboten, wenn die Prozesse vom Fachgebiet abhängig anders (als interdisziplinär, also disziplinübergreifend) ablaufen. Das ist allerdings nicht der Fall. Die Mediation verläuft in allen Disziplinen nach dem bekannten Schema und in den vorgestellten Mediationsmodellen. Allerdings ändern sich die Themen, die Fragestellungen und die Kommunikation in Abhängigkeit davon, in welchem Feld die Mediation aufkommt.
- Es gibt Mediatoren, die behaupten, dass die fachliche Sicht eher zur Fachidiotie (also zu einer eingeschränkten Sicht) führt und die Wahrnehmung einschränkt, anstatt sie zu erweitern. Die Fachlichkeit wäre damit kontraproduktiv zur Mediation. Tatsächlich besteht die Gefahr, dass ein Fachmann nicht mehr die so wirksamen, naiven Fragen stellt, die der Mediation so oft weiterhelfen.
- Die Mediation behandelt schwerpunktmäßig Konflikte, nicht Themen. Konflikte orientieren sich nicht an Fachrichtungen. Sie orientieren sich an den Menschen, die von dem Konflikt betroffen sind. Bitte beachten Sie:
Wie bereits bei den Grundlagen des Wissens der Mediation erläutert, benötigt der Mediator ein sehr breites, umfassendes Wissen, um die Mediation in ihrer Tiefe zu durchdringen und in ihrer Vielfalt zu verwenden. Er muss nicht nur von der Mediation, sondern auch von der Materie des Anwendungsfeldes so viel wissen, dass er die Zusammenhänge der Mediation und des Falles verstehen und miteinander in Verbindung bringen kann. Diese Anforderung schließt eine Spezialisierung nicht aus, wohl aber eine fachliche Begrenzung.
Die Ausrichtung der Fachlichkeit
Als Argument für die Spezialisierung wird von Auszubildenden und Mediatoren oft angeführt:
Die Aussage ist verdächtig, wenn die Wirtschaftsmediation im hier vorgestellten Umfang und Verständnis angesehen wird.1
Auch die Wirtschaft kommt nicht ohne Emotionen aus. Das beweist schon der Aktienmarkt. Aber auch ein innerbetrieblicher Konflikt oder einen Konflikt zwischen Gesellschaftern zeichnet sich oft durch eine besonders stark ausgeprägte Emotionalität aus. Der Umgang mit der Emotionalität ist allerdings anders als etwa in Familiensachen. Es fragt sich deshalb, ob die Wirtschaftsmediation bei dieser Einschätzung nicht allzusehr reduziert wird.
Der Eindruck einer Spezialisierung mag generell eine fachliche Kompetenzerweiterung suggerieren. In der Mediation bedeutet ein Fachwissen aber nicht zwingend eine Erweiterung der mediativen Kompetenz. Die zur Andersartigkeit der Mediation passende Kompetenz könnte in der Fachlichkeit sogar verloren gehen. Die Überlegungen führen leider auch beim Konsumenten zu der Notwendigkeit, genau hinzuschauen und zu überlegen, was sich im Einzelfall hinter der Fachbezeichnung verbirgt.
Die Fachbezeichnung
Leider teilt die Bezeichnung sogenannter Fachmediationen und damit auch der Fachmediatoren das Schicksal der Konfliktbenennung. Wie dort lassen sich Fachbezeichnungen einfach herbeiführen, indem zwei Substantive zusammengesetzt werden.
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Abgesehen von den kreativen Wortkonstrukten orientiert sich die Fachlichkeit in der Mediation gerne an den juristischen Fächern. So wie es ein Familienrecht gibt, gibt es eine Familienmediation. So wie es ein Erbrecht gibt, gibt es eine Erbschaftsmediation so wie es ein Wirtschaftsrecht gibt, gibt es eine Wirtschaftsmediation usw. Die Interdisziplinarität der Mediation und ihre besondere Fähigkeit zur Bewältigung der Komplexität, die weit über das juristische Denken hinausgeht, wirft die Frage auf, ob und wann eine (am Recht orientierte) fachliche Ausrichtung wirklich sinnvoll und erforderlich ist. Der Konflikt jedenfalls lässt sich von Fachfragen kaum beeindrucken.
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Fachfragen spielen im Argumentations- und Lösungsbereich eine Rolle. Wenn sie in der Mediation dazu führen, dass die Konfliktbewältigung auf diese Bereiche reduziert wird, ist Vorsicht geboten. Die Mediation ist ein verstehensbasiertes Verfahren, das eine sachliche Auseinandersetzung ermöglicht, aber dabei durchaus Emotionen und Beziehungen und nichtsachliche Aspekte einbezieht.
Dass Konflikte gerade nicht auf eine reine Fach- und Sachbehandlung reduziert werden, ist ein besonderes Eigenschaftsmerkmal, das die Mediation von anderen Verfahren unterscheidet. Wenn eine Konfliktbewältigung angestrebt wird, sollte der Konflikt im Vordergrund stehen, nicht die Fachfrage. Für die Fachlichkeit in der Mediation kommt es also darauf an, ob das Konfliktgeschehen in einem speziellen Anwendungsbereich typische Merkmale aufweist und die Fachlichkeit zum Verständnis des Konfliktverhaltens und der Lösungsoptionen beiträgt.
Die Fachkompetenz
Die fachübergreifende Kompetenz ist ein wichtiges Kompetenzmerkmal des Mediators.
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Der Beispielsfall zeigt, dass es nicht das Fach, sondern der Konflikt, genauer die Konfliktdimension ist, die bestimmt, welcher Mediator zuständig sein sollte. Ein Wirtschaftsmediator, der keine Familienkonflikte bearbeiten kann, ist ebenso überfordert, wie ein Mediator, der keine Wirtschafskonflikte bearbeiten kann. Es gilt der Grundsatz:
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Um zu erkennen, ob die Fachbezeichnung auch die am Konflikt orientierte, fachübergreifende Kompetenz des Mediators erfasst, müsste sich der Konsument mit der Ausbildung des Mediators auseinandersetzen. Die Ausbildungsverordnung geht auf die Fachlichkeit nicht ein. Auch geben die verwendeten Fachbezeichnungen nicht immer einen Hinweis auf die gebotene fachübergreifende Konfliktkompetenz. Die Auflistung der Fachmediatoren und der einzelnen Fachausrichtungen soll dazu beitragen, die Kompetenzanforderungen auszuloten.
Gegenstand, Herangehensweise und Kompetenz der Fachmediatoren
Das Fachwissen
Es gibt durchaus Meinungen, die den Standpunkt vertreten, ein Mediator solle am besten gar keine Fachkenntnisse besitzen, um die notwendige Unbefangenheit vorzuweisen und jede Vorbelastung zu verhindern. Andererseits muss er fachlich relevante Zusammenhänge kennen, damit er alle Aspekte der im Fach anzuwendenden Komplexität verstehen kann.
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Es ist schwierig, die Frage nach dem notwendigen Fachwissen pauschal zu beantworten. Dass Wissen schädlich sein soll, macht nachdenklich. Das Argument, warum (zu viel) Fachwissen schädlich sei, ist eine verringerte Neugier und Voreingenommenheit, gegebenenfalls auch eine unangepasste Ausgewogenheit und ein (fachlich) dominierter Fokus. Es hängt also mehr vom einzelnen Fall als vom Themengebiet ab, welche Kenntnisse erforderlich sind, um die Parteien und den Fall vollständig verstehen zu können und welche nicht.
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Andererseits gibt es Zusammenhänge, die nur Insider erkennen können. Dann geht es mehr um das erfahrungsbasierte Insiderwissen als um Fachkenntnisse.
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Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ein Mediator so viel Hintergrundwissen braucht, um den Konflikt zu verstehen und auch in die Ecken blicken zu können, wo die Partei nicht hinschauen wollen oder können. Ideasl ist es, wenn der Beruf des Mediators sich aus den Ursprungsberufen löst und der Mediator eine Kernkompetenz besitzt, die er zur Durchführung einer Mediation benötigt. Eine Auseinandersetzung mit Fragen der Wissens- und Kompetenzvermittlung finden Sie im Zusammenhang mit den Ausbildungsanforderungen. Die Herleitung der Kernkompetenzen wird im Zusammenhang mit der Interdisziplinarität erörtert.
Ausbildungsinhalte Interdisziplinarität
Das Anwendungsfeld
Welcher Fachmediation würden Sie diesen Fall zuordnen?
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Ist der in dem Beispiel genannte Fall eine Familienmediation oder eine Wirtschadtsmediation?
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Wenn statt von Fachmediationen von Anwendungsfeldern gesprochen wird, ist sichergestellt, dass kein Konflikt übersehen wird. Auch wird die erforderliche Fachkompetenz deutlich. Der in dem Beispiel genannte Fall wäre dann eine Mediation im Anwendungsfeld (oder Anwendungsbereich) Familie und Wirtschaft.
Die möglichen Anwendungsfelder der Mediation
Der Verfahrensschwerpunkt
Der Streitgegenstand orientiert sich immer an den Positionen, während sich der Konfliktgegenstand an den durch die Themen repräsentierten Konflikten ausrichtet. Der Mediationsgegenstand geht also über den Streitgegenstand hinaus. Die jeweils notwendige Bearbeitungstiefe ergibt sich aus dem zugrunde zu legenden Mediationsmodell. Die nachfolgende Auflistung versucht die durch Gegenstand, Themen und Konfliktdimensionen gekennzeichnete, tylische Bearbeitungstiefe herauszustellen.
Systematische Erfassung
Die Fachmediationen (Anwendungsfelder) werden in der Mediationendatenbank erfasst. Nachfolgend sehen Sie die Zusammenstellung der für ein Anwendungsfeld ausgewiesenen Mediationen:
Es ist nicht immer leicht, die zu erfassende Mediationsvariante korrekt in die Systematik einzuordnen, zumal es gerade in Bezug auf die Mediationsfelder begriffliche Überschneidungen und synonyme Verwendungen gibt. Die Datenbank soll dazu beitragen, dass keine Variante ausgelassen wird und die Zuordnung jederzeit angepasst werden kann. Eine vollständige Übersicht finden Sie im Mediationsverzeichnis. Die gängigen Anwendungsfelder finden Sie im Beitrag Konflikt- und Anwendungsfelder unter dem Menü Praxis/Mediation.
Konflikt- und Anwendungsfelder Mediationsverzeichnis
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Siehe auch: Dienstleistung, Mediation
Diskussion: Forumsbeitrag Mediationskompetenzen