Erkenntnisfragen
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Bei den Erkenntnisfragen oder den erkenntnisfördernde Fragen zeigt sich der philosophische Einschlag in der Mediation. Es handelt sich um Fragen, die lösungsbezogene Erkenntnisse ermöglichen.
Wenn die Parteien selbst die Lösung finden sollen, bedürfen Sie der Erkenntnisse, aus denen sich die Lösung ableiten lässt. Der gedankliche Prozess der Mediation ist insgesamt darauf abgestellt, diese Erkenntnisse zu ermöglichen. Immerhin ist es die Aufgabe der Mediation, alle Hindernis aus dem Weg zu räumen, die den Erkenntnissen im Wege stehen.1 Erkenntnisse entstehen nicht von alleine. Sie werden durch die richtige Art des Fragens angeregt. Es gibt Fragetechniken, die das kritische Denken und die Selbstreflexion aktivieren und neue Einsichten ermöglichen. Hier erfahren Sie die wichtigsten Prinzipien:
- Offene Fragen statt geschlossener Fragen: Statt: „Hast du das verstanden?“, was eine Ja/Nein-Antwort erwarten lässt kann gefragt werden: „Wie würdest du das in deinen eigenen Worten erklären?“. Diese Frage erzeugt einen Denkanstoß. Offene Fragen zwingen das Gehirn, aktiv nach Verbindungen zu suchen, statt nur abzurufen.
- Sokratische Fragen: Sie bewirken ein systematisches Hinterfragen und zielen darauf ab, implizite Annahmen aufzudecken. Dazu tragen die Klärungsfragen bei wie z.B.: „Was genau meinst du mit…?“, die Begründungsfragen, wie z.B.: „Wie kommst du zu dieser Schlussfolgerung?“ und die Fragen, die einen Perspektivwechsel ermöglichen, wie z.B.: „Wie würde jemand, der anderer Meinung ist, das sehen?“
- Hypothetische Fragen: Sie öffnen Denkräume. Beispiel: „Angenommen, du hättest keine Angst zu scheitern,was würdest du tun?“, oder: „Wie würde dein bester Freund diese Situation lösen?“. Die Wirkung dieser Fragetechnik besteht in der Umgehung mentaler Blockaden, indem sie das Gehirn in einen „Was-wäre-wenn“-Modus versetzt.
- Zirkuläre Fragen: Sie führen in ein systemisches Denken. Statt der Frage: „Warum bist du wütend?“ könnte die Frage: „Was denkst du, wie dein Kollege deine Reaktion interpretiert hat?“ die Einsicht in Zusammenhänge und fremde Perspektiven fördern.
- Paradoxe Fragen: Sie zielen darauf ab, Denkmuster zu durchbrechen. Ein Beispiel für eine paradoxe Frage könnte sein: „Was müsste passieren, damit das Problem noch schlimmer wird?“, oder: „Wofür könnte es gut sein, dass du gerade scheiterst?“. Diese Frage erzwingt kreative Umwege, wenn die aus dem linearen Denken heraushelfen.
- Metafragen: Das sind Fragen, die über das Denken nachdenken. Also etwa: „Wie bist du auf diese Idee gekommen?“ oder „Wenn du jetzt eine Frage stellen dürftest, die dir wirklich weiterhilft – welche wäre das?“. Diese Fragetechnik fördert die Metakognition, womit das Nachdenken über das eigene Denken gemeint ist.
- Skalierungsfragen: Sie sollen Abstraktes konkret machen. Beispiel: „Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie sicher bist du, dass diese Lösung funktioniert? Was bräuchte es, um eine Stufe höher zu kommen?“. Der Vorteil dieser Fragetechnik besteht darin, dass sie Unsichtbares messbar und Handlungsoptionen aufzeigt.
Das erkenntnisfördernde Fragen zeichnet sich durch seine Offenheit und echte Neugier und die Geduld aus, eine Erkenntnis aufkommen zu lassen und Denkpausen zu ermöglichen.
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