Entschuldigung, Vergebung und Vergeltung
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Konflikt Vergebung Schuld Versöhnung Sulh Ho’oponopono Sühne
Sowohl die Entschuldigung wie die Vergebung und die Vergeltung haben mit Schuld zu tun. In allen Fällen geht es um eine Schuldbefreiung oder eine Schuldbegleichung. Die Entschuldigung geht vom "Täter" aus. Sie ist sein Ersuchen um Vergebung. Die Vergebung ist der Verzicht des "Opfers" auf den Schuldvorwurf1 . Die Vergeltung ist der Schuldausgleich. Das Problem der Vergebung ist die Entschuldigung. Sie setzt ein Schuldeingeständnis voraus.
Schuld ist kein Thema
Die Schuldfrage kann sich als ein zentrales Problem innerhalb einer Mediation herausstellen. Sie kann einer konstruktiven Lösung sehr dominant im Wege stehen. Obwohl es sich dann um eine Frage handelt, die einen unmittelbaren Einfluss auf die Lösung nimmt, ist die Klärung der Schuldfrage an und für sich ebensowenig ein Thema für die Mediation, wie die Schuldbewältigung. Es ist nicht die Aufgabe der Mediation, eine Vergangenheit zu bewältigen, ganz abgesehen davon, dass eine Vergangenheit auch nicht geregelt werden kann. Nur wenn die Schuldfrage Einfluss auf die Zukunftsgestaltung nimmt, hat sie eine Bedeutung für die Mediation.
Die Verzeihung oder Vergebung ist ein innerer Vorgang, der unabhängig davon möglich ist, ob die andere Person ihr “Vergehen” bereut, die Schuld einsieht oder sich sogar entschuldigt.2
Sie hat eine befreiende Wirkung, die aus der Opferrolle herausführt. Sie löst den Verzeihenden aus der Abhängigkeit, dass der andere die Schuld eingesteht.
Es geht um die Verletzungen
Natürlich hat die Frage der Schuld einen gravierenden Einfluss auf die zur Lösung führenden Gedanken und Motive. Die Frege der Gerechtigkeit kommt auf und mit ihr auch die Kriterien für eine Lösung. Problematrisch wird die Einschätzung, wenn die Schuld von der Gegenseite nicht eingestanden wird.
Schuld hat - egal von welcher Seite aus sie betrachtet wird - mit einer oder mehrerer Verletzungen zu tun. Verletzung hat mit Schmerzen zu tun. Schmerzen rufen nach Linderung und wollen Heilung. Manchmal auch Vergeltung. Die einfachste und naheliegendste Form der Heilung ist die Wiedergutmachung. Die Verletzung wird ausgeglichen. Juristisch wird der Ausgleich durch Schadensersatz und Schmerzensgeld geregelt. Eine nicht immer naheliegende Form der Heilung ist die Vergebung. Sie fällt auch nicht immer leicht. Sie wird umso schwieriger, je weniger der Schädiger seine Schuld bereit ist einzugestehen. Mahatma Gandhi behauptete deshalb:
Der Schwache kann nicht verzeihen.
Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
Ob die Fähigkeit zur Vergebung eine Stärke oder eine Schwäche darstellt, liegt in der Sicht des Betrachters. Auf Grund der Forschung von Reinhard Tausch ist ein positver psychologischer Effekt auf beiden Seiten, also auf der Schädiger- wie der Opferseite nachweisbar.3
So gesehen mag das Motiv für eine Vergebung gar nicht das Entgegenkommen für den Gegner sein, sondern die eigene Befreiung von schlechten Gefühlen.
Durchführung
Es gibt Rituale wie z.B. das Ho’oponopono das zur Verfebung führen soll. Im Prozess der Vergebung werden fünf Schritte unterschieden4 :
- In jedem Fall bedarf es zunächst einer Bereitschaft und einer Entscheidung, vergeben zu wollen.
- Dann ist es erforderlich, zu erkennen, was konkret die Schuld des anderen ausgelöst hat und wie sie erlebt wurde.
- Der dritte Schritt ist die eigentliche Vergebung.
- Danach folgt das Loslassen
- Der letzte Schritt ist die Gewissheit über die innere Versöhntheit
Damit eine Entschuldigung ihre Wirkung entfalten kann muss sie ernst gemeint sein. Lewicki hat in einer Studie 2016 sechs Komponenten für eine erfolgreiche Entschuldigung identifiziert.5
- Ausdruck von Bedauern
- Erklärung, was falsch gemacht wurde
- Aufsichnehmen der Verantwortung
- Bekunden von Reue
- Angebot der Wiedergutmachung
- Bitte um Verzeihung
Bedeutung für die Mediation
Die Vergebung erlaubt eine Sichtveränderung. Schon deshalb ist sie ein zur Mediation passendes Mittel, das auch zusammen mit den Techniken aufgelistet wurde. Der Mediator hat nichts zu vergeben. Er kann lediglich den Gedanken an Vergebung nahebringen. Vorsicht ist geboten, wenn damit Schuldeingeständnisse und Faktensichten einhergehen. Sie kölnnten mit der Neutralität kollidieren. Andererseits ist es nicht ungewöhnlich und wegen des radikalen Konstruktivismusses auch durchaus möglich, dass Parteien Fakten unterschiedlich bewerten.
Häufig ist von außen zu erkennen, wie sehr eine Entschuldigung dazu beitragten kann, einen Schuldvorwurf zu entkräften. Trotzdem bringt die Partei die Entschuldigung nicht über ihre Lippen. Sie verbindet die Entschuldigung mit einem Schuldeingeständnis, was auf der Gegenseite als mangelndes Mitgefühl wahrgenommen wird.
Was tun wenn ...
- Der Mediator fordert die Partei auf, sich zu entschuldigen
- Die Partei ist wütend
- Wie ist damit umzugehen, wenn die Partei ständig nach der Schuld des anderen sucht?
- Entschudligungen bleiben ohne Wirkung
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Aliase: Schuldgefühl, Verzeihung
Siehe auch: Ho’oponopono
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