Lade...
 

Die Nutzenerwartung löst das Problem

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zum Fachbuch Mediation in der Wiki-Abteilung Wissen. Sie befinden im Kapitel Nutzenerwartung das dem Kapitel Ziel des 4. Buchabschnitts Mediationsprozess zugeordnet wird. Beachten Sie bitte auch:

Prozess Ziele Zukunft Nutzen Nutzenerwartung Interessen Motive Bedürfnisse Nutzenanalyse

Worum es geht: Der Nutzen ist ein zentrales Thema in der Mediation. Die Nutzenerwartung hilft ihn zu verwirklichen. Die Besonderheit der Mediation besteht darin, dass sie das Denken von der Position weglenkt und zunächst sogar von der Lösung fernhält. Sie führt die Gedanken in die sogenannte heile Welt, wo die Parteien darüber nachdenken sollen, welchen Nutzen (nicht welche Lösung) sie sich von dem Streit versprechen.

Einführung und Inhalt: Menschen wissen meistens genau, was sie nicht wollen. Manchmal auch was sie wollen.
Auf die Frage wozu sie es wollen, kommen meist diffuse Antworten. Das Harvard-Konzept lenkt den Blick betreits von dem Problem weg, indem die Interessen in den Vordergrund gestellt werden. Die Effizienz der Mediation wird vergrößert, wenn stattdessen auf die Nutzenerwartung abgestellt wird.

Der Fokus, der die Sicht erweitert

Welche Rolle die Fokusverschiebung im Verfahren spielt, wurde bereits ausführlich im Zusammenhang mit den Entscheidungsprozessen und bei den Ausführungen zum Nutzen dargelegt. Darauf kann hier verwiesen werden.

Die Abwicklung von Entscheidungsprozessen

Der Nutzen, den es (noch) nicht gibt

Das Problem mit dem Nutzen ist, dass er zeitlogisch hinter der Lösung und der Entscheidung liegt. Den Nutzen gibt es also noch gar nicht. Deshalb konzentriert sich die Logik eines Entscheidungsprozesses zunächst auf die Entscheidung. Dann wird die Entscheidung umgesetzt. Und erst danach wird es sich herausstellen, ob sie einen Nutzen einbringen wird oder nicht. Der veränderte Fokus wirkt sich im Entscheidungsprozess wie folgt aus:

Ablauf Entscheidungsprozess

Entscheidungsprozess-Nutzen

Ablauf Mediation

rückwärts

Dass der Nutzen in der zeitliche Logik erst nach der Umsetzung der Entscheidung eintreten wird, ist kein Grund, ihn nicht im Blick zu haben. In der Mediation führt der veränderte Fokus dazu, dass der Entscheidungsprozess rückwärts abgewickelt wird. Er beginnt mit dem zwar noch nicht realen, aber dem erwarteten Nutzen, um daraus die Lösung zu entwickeln. Diese Herangehensweise wäre übrigens für jeden Entscheidungsprozess ein Gewinn. Sie ergibt einen dreifachen Nutzen:

  1. Im Nutzen lassen sich gemeinsame Ziele herstellen.
  2. Der Nutzen lenkt die Gedanken von der Lösung weg (was den Fokus erweitert).
  3. Der Nutzen verspricht einen auf Befriedigung gerichteten Ausblick.

Wie lässt sich der erwartete Nutzen bestimmen?

Die Antwort auf die Frage, wie sich ein Nutzen, den es noch gar nicht geben kann, bestimmen lässt, finden Sie in der 3.Phase der Mediation. Die Dedanken werden hinter das Problem in eine Welt gelenkt, wo das Problem nicht oder nicht mehr existiert. Es wird nicht nach der Lösung gefragt, sondern danach, was die Lösung bewirken soll. Die Gedanken werden also noch hinter die Lösung gelenkt. Am Orangen Beispiel aus dem Harvard Konzept lässt sich der Unterschied demonstrieren:

Beispiel 15855 - Die Mutter fragt die Kinder: "Wozu möchtet ihr die Orange benutzen?". Das eine Kind sagt: "Ich will Orangensaft trinken". Das andere sagt: "Ich will Kuchen backen". Die Kinder geben den Zweck an. Sie nennen die auf eine Handlung gerichtete Lösung. Im Orangenbeispiel genügt die Rückmeldung der Kinder, um eine Lösung zu finden. Was aber, wenn beide Orangensaft trinken wollen? Dann hilft es, den erwarteten Nutzen herauszuarbeiten. Je nachdem Konflikt würde die Mutter also fragen: "Was hast du davon, wenn du den Streit gewinnst?" oder "Was hast du davon, wenn du den ganzen Orangensaft bekommst (und Deine Schwester bekommt nichts)?". Mit dieser Frage wird nicht nur das über das Interesse hinausgehende Motiv aufgedeckt. Es werden auch die Auswirkungen klargemacht, die sich aus der einen oder anderen Lösung ergeben.


Das Beispiel zeigt nicht nur das denn Nutzen etwas anderes ist als die Lösung. Es deutet auch an, dass der Nutzen themenorientiert zu erfragen ist, sodass sich die Logik der Mediation verwirklicht.

Die Themen gehen auf die Konflikte ein Mediationslogik

Die Kriterien des Nutzens

Sie werden dem Phänomen begegnen, dass es Menschen schwer fällt, den Nutzen einer Handlung oder einer Lösung zu beschreiben. Menschen wissen stets, was sie nicht wollen. Vielleicht wissen Sie auch, was sie wollen. Das ist dann die Lösung. Die Antwort auf die Frage nach dem Wozu oder dem "Was hast Du dann davon?", fällt Ihnen oft schwer? Das ist insofern nachvollziehbar, weil der Nutzen nicht eindeutig und oft sehr komplex ist. Testen Sie sich selbst:

Beispiel 15856 - Bitte versuchen Sie diese Frage zu beantworten: "Was haben Sie davon, wenn Sie in einem festen Arbeitsverhältnis stehen?". Fragen Sie sich auch, was Ihnen entgeht, um die Frage abzurunden. Und bitte nennen Sie keine Lösungen. Dann verdiene ich Geld klingt wie eine Lösung. Er führt zu der Frage: "Und was haben Sie davon?" Der Mediator muss den Nutzen herausarbeiten und von Lösungen trennen.


Die Kriterien des Nutzens werden in der 3.Phase erarbeitet. Die Technik des Loopens und des Dimensionierens ist jetzt ganz wichtig. Bei jeder Anwtort muss der Mediator sich fragen, welche Information er bekommen hat. Ist es eine Lösung, ein Argument oder ein Motiv? Der Nutzen erschließt sich aus dem Motiv. Er ist die Antwort auf die Frage nach dem Wozu, die mit dem Damit beginnt. Oder es sind Antworten auf die Frage: "Was haben Sie davon?", "Was ist anders, wenn die Lösung eintritt?", usw. Übungen und Beispiele finden Sie hier:

OMA-Start

Unser Denken ist so stark auf Probleme und Lösungen fokussiert, dass es manchmal der Interventionen bedarf, um die Gedanken von dem Problem oder der Lösung wegzuführen. Hier helfen Techniken wie der Zauberstab oder die Wunderfrage.

Bedeutung für die Mediation

Das Herausarbeiten der Nutzenerwartung ist ein zentrales Element der Mediation. Es ist eine Aufgabe, die im Aufgabenverzeichnis erfasst ist als Abstimmung der Nutzenerwartungen . Wenn dieser Schritt ausgelassen wird, gibt es keine Kriterien, an denen die Lösung zu messen ist. Die unterlassene Herausarbeitung der Nutzenerwartung stellt einen Mediationsfehler dar.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-02-23 12:04 / Version 19.

Siehe auch: Interesse
Prüfvermerk: -


Based on work by Arthur Trossen und anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Samstag November 16, 2024 01:20:58 CET.

Durchschnittliche Lesedauer: 4 Minuten