Narzisstischer Geschäftsführer
Fallbesprechungen Narzisstischer Geschäftsführer Arbeitshilfe Falleintrag Erfahrungen
Die Fallbeispiele sollen zum Lernen beitragen. Sie können in Peergroups zum Üben genutzt werden, aber auch um die Methodik zu hinterfragen. Bitte schauen Sie sich die Lösungshinweise erst an, nachdem Sie den Fall ausprobiert haben. In einem Rollenspiel sollten die Briefings nur von den Personen gelesen werden, denen ein Rollenverhalten zugeschrieben wird.
Fallbeschreibung
Es ist ein recht großes Unternehmen, das sich mit der Beherbergung und Pflege von behinderten und kranken Menschen befasst.
Der 12-köpfige Betriebsrat (BR) ist sehr engagiert. Er liegt ständig im Zwist mit dem einzigen Geschäftsführer (GF). Der GF wird als herrisch, despotisch und narzisstisch beschrieben. Keiner könne mit ihm reden und der BR wird auch nicht gehört, wie es sein sollte. Der Streit hat inzwischen eine persönliche Note angenommen. Trotzdem oder gerade deshalb einigt man sich auf eine Mediation. Die Mediation wurde vom Geschäftsführer angeordnet. Trotzdem waren alle mehr oder weniger einverstanden.
Briefing
Das Briefing ist verdeckt, weil es Informationen an die Parteien enthält, die der Mediator in der Regel nicht kennt. In einem Rollenspiel kann sich jede Partei das für sie einschlägige Briefing anschauen.
Rolle des Geschäftsführers
Der GF hatte eigenmächtig noch zwei weitere Mitarbeiter (C und D) eingeladen. Er hatte den Mediator vorher lediglich über seine Absicht informiert. Für die eigenmächtige Einladung gab es keinen Konsens.
Rolle des Geschäftsführers
Rollenverhalten der Geschäftsführers:
Der GF hält sich für entscheidungsfreudig. Er sieht sich in keinem Fall als egoistisch oder narzisstisch. Er meint lediglich, dass es manchmal keinen Sinn mache endlos zu diskutieren, wozu der BR neige. Er müsse Erfolge nachweisen. Und die erfordern Entscheidungen. Mit A könne er gar nicht reden. A ist immer auf Krawall gebürstet. Die Gespräche sind kaum sachlich. Mit B ist es ähnlich. Die anderen sind Mitläufer. GF räumt ein, dass die Atmosphäre schlecht ist und das Unternehmen leidet. Deshalb habe er ja auch die Mediation angeordnet.
Rolle des A (BR-Vorsitzender)
Rollenverhalten des A:
A ist der BR-Vorsitzende. Er ist freigestellt. Zuvor hatte er in dem Unternehmen in einer leitenden Position gearbeitet. Schon damals und in der Position habe es Auseinandersetzungen mit dem GF gegeben. Das empfinden viele der Kolleginnen und Kollegen so. A sei als ein Despot verschrien. Er könne nicht zuhören und muss sich immer durchsetzen. Das sei in der Betriebsratsarbeit noch schlimmer geworden. A meint, GF widerspricht, um zu widersprechen und nur, um zu zeigen wo der Hammer hängt. A fühlt sich ausgetrickst. Er geht sogar noch weiter und wirft dem GF Mobbing vor. GF gibt ihm nicht alle Informationen, sodass der BR gar nicht seine Arbeit machen könne.
Rolle der B (Vertreterin des BR-Vorsitzenden)
Rollenverhalten der B:
B ist die Stellvertreterin des A. Sie steht voll hinter ihm und meint, sie müsse A im Kampf gegen den GF verstärken. Alleine bekomme der das nicht hin. Der GF sei übermächtig. Die B fühlt sich vom GF ebenfalls gemobbt.
Rolle der übrigen BR Mitglieder
Rollenverhalten der übrigen BR Mitglieder:
Sie machen das, was ihnen gesagt wird. Oft wissen sie nicht, wer das zu bestimmen hat.
Rolle von C und D
Rollenverhalten von C und D:
C und D wurden vom GF zur Mediation hinzugelassen. Sie hatten keine Gelegenheit, vorher mit dem Mediator zu sprechen. Unabhängig von der Mediation sehen sie sich aber durchaus als eine Art Vermittler. Der GF kann ihnen besser zuhören als dem BR. Auch sind C und D sehr sachkundig. Sie verstehen den GF auf der einen Seite, den BR aber auch. Sie meinen, man müsse an den Umgangsformen arbeiten. Da wäre viel nachzuholen.
Lösungshinweise
Die Lösungshinweise beziehen sich auf den konkreten Fall. Sie können sich in einem Rollenspiel durchaus anders darstellen. Das Problem, um das es geht, dürfte aber auch dort zum Vorschein kommen. Wie geht ein Mediator mit dem Fall um und was ist die Besonderheit des Falles?
Lösungsansatz
Die Teilnahme der zwei weiteren Mitarbeiter hat sich als konstruktiv erwiesen. Sie konnten zwischen BR und GF vermitteln und nahmen auch die Rolle ein. Der Mediator hatte aber zu Beginn der Mediation darauf hingwiesen, dass die zwei zusätzlichen Mitarbeiter von ihm nicht eingeladen waren und gefragt, was sie selbst denken, warum sie dabei sein sollten. Es gab vom BR große Zustimmung, dass die beiden dabei waren. Jetzt ist es wichtig, ihnen die passende Rolle in der Mediation zuzuweisen.
Die unterschiedlichen Rollen und Beziehungen sind wichtig. Es gab eine spezielle Beziehung zwichen GF und dem BR Vositzenden und seiner Vertreterin. Hier war nochmal ein Beziehungskonflikt erkennbar, der aus der Gruppenmediation herausgekoppelt wurde (und werden sollte)
Wie üblich geht es um die Frage, wozu der BR da ist, was seine Aufgabe ist und wie BR und GF zusammenarbeiten. Das lässt sich gut mit Visualisierungen wie die Raumskizze verdeutlichen.
Falldiskussion
Sie können im Kommentarbereich (siehe den Button unterhalb der Seite) Fragen stellen oder andere Lösungsvorschläge zur Diskussion stellen.
Prüfungsfragen
Was ist der Hauptkonflikt?
Das ist der Konflikt, der gelöst werden muss, um die anderen Konflikte zu beseitigen. Hier auch als Konfliktmotor bezeichnet.
Wahrscheinlich das Verständnis, was BR ist was seine Aufgaben sind usw. BR und GF müssen sich nicht als Gegner verstehen. Wenn sie es trotzdem tun, stimmt was nicht.
Haben wir in diesem Fall 12 oder 14 Parteien und warum?
Es sind immer noch 12 Parteien. Die zwei zusätzlichen Teilnehmer müssen eine Rolle bekommen. Sie könnten repräsentativ für die AN stehen. Das wäre bei dem Informationshintergrund aber gewagt. Besser ist es, sie als Berater einzustufen und ihnen die entsprechende Rolle zuzuschreiben (Also reden nur, wenn sie gefragt werden).
Sind Ungleichgewichte zu erwarten?
Ja, wenn der GF so dominant ist, sogar eigenmächtig weitere Personen zur Mediation einlädt und auch den Mediator übergeht, muss der GF möglicherweise etwas gebremst werden. Es ist also ganz wichtig in Phase eins, auf die gleiche Augenhöhe hinzuweisen, alle darauf zu verpflichten und sich als Mediator mit einzubeziehen. Gesprächsregeln sollten nur dann eingeführt werden, wenn es dazu einen Anlass gibt.
Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die
Zitier - und
Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-04-21 11:07 / Version .
Siehe auch: OMA
Diskussion (Foren): Erfahrungen mit Fällen und der Fallarbeit, OMA Mediatorenausbildung. Vorschläge, Kritik, Kommentare
Geprüft: