Mediationsfehler
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Laut Duden ist ein Fehler etwas, das falsch ist, das vom Richtigen abweicht oder nicht so ist wie es sein sollte.1 Ein Mediationsfehler ist also ein Verhalten oder Unterlassen, das nicht zur Mediation passt. Die Flexibilität und Vielfalt der Mediation macht die Fehlereinschätzung nicht gerade einfach. Oder doch? Mit dieser Frage setzt sich der folgende Beitrag auseinander. Hier geht es um die Fehleranalyse, was ein Teil des Fehlermanagements ist.
Das Fehlermanagement in der Mediation
Was sind Fehler in der Mediation?
Wo der Fehler im Mittelpunkt der Betrachtungen steht, sollte zunächst geklärt werden was überhaupt ein Fehler in der Mediation ist. Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Sie bedarf einer differenzierten Betrachtung. Auszubildenen werden oft mit der Bemerkung getröstet, dass sie nichts falsch machen können. Sie sollen sich trauen, etwas zu tun. Die Mediation funktioniert nach dem Trial and Error Prinzip. Manchmal kann ein Fehler sogar zum Erfolg der Mediation beitragen.
Die Aufforderung sich zu trauen, ist auf jeden Fall richtig. Die Vorstellung, man könne keine Fehler machen, jedoch nicht. Der Mediator arbeitet mit Menschen. Schon deshalb kann nicht alles vorhergesehen werden. Es ist deshalb immer ein Teil der Mediation, auszuprobieren was geht. Es wäre aber falsch zu behaupten, dass alles was in der Mediation funktioniert, richtig sein muss. Damit kommt die Frage auf, was denn nun ein Fehler in der Mediation ist und was nicht.
Fehlerdefinition
Ein Fehler ist etwas, das falsch ist. Der Beurteilung, was ein Fehler ist, geht also eine Bewertung voraus. Es ist durchaus eine Herausforderung, in einem komplexen Verfahren, das sich mit eigenen Bewertungen zurückhält, eine richtig-falsch Einschätzung vorzunehmen. Als Faustregel könnte gelten:
Diese Formel mag eine Orientierung geben. Im Detail besagt sie aber noch nicht, welche Handlungen und Unterlasungen des Mediators richtig oder falsch sind. Sie sagt auch nichts über die Qualität der Maßnahme aus. Beides würde voraussetzen, dass man sich im Klaren darüber ist, wie die Mediation den Nutzen herausstellt und wie das Verstehen in der Mediation zu vermitteln ist. Um diese Frage beantworten zu können, benötigen wir konkretere Anhaltspunkte.
Wenn es um die Frage geht, ob dein Fehler vorliegt oder nicht, wird stets das Verhalten des Mediators bewertet. Den Maßstab dafür liefert die Mediation. Grundsätzlich ist ein Verhalten, das mit den Regeln der Mediation nicht kompatibel ist, als ein Mediationsfehler zu beurteilen. Die Komplexität der Mediation führt zu folgendem Grundsatz2 bei der Fehlerermittlung:
Auch kommt die Frage auf, ob Medianden keine Fehler machen können und wer beurteilt was der Mediator falsch gemacht hat.
Typische Fehler
- Mangelnde / fehlende Neutralität
- Falsche Beratung / Entscheidungsvorgaben
- Unzureichende Prozessbegleitung
Das Niederländische Institut für Mediation (NMI) hat eine Statistik über Beschwerden gegen Mediatoren vorgelegt, die sich darüber hinaus noch auf Fehler bei der Abrechnung und bei dem Ergebnisses beziehen.3 Typische Fehler aus professioneller Sicht sind:
- Meinungsbildende Lösungsvorschläge
- Überschreitung der Beratungsgrenze
- Unzureichende Absicherungen der Vertraulichkeit
- Unzureichende Erläuterungen zum Verfahren
- Arbeit mit den falschen Konfliktparteien oder falsche Rollenzuschreibung
- Fehlende oder unzutreffende Wahl des passenden Mediationsmodells4
Fehlerquellen
Wenn es in der Mediation klemmt, kommen grundsätzlich zwei mögliche Fehlerquellen in Betracht:
- die eine betrifft das Verfahren,
- die andere betrifft den Konflikt,
- die dritte betrifft den Fall.
Der Mediator sollte sich also zu allerst fragen, ob er die Mediation korrekt durchgeführt hat, bevor er den Fehler auf der Parteiseite sucht. Die Benchmarks helfen ihm dabei, eigene Fehler oder Verfahrensfehler aufzudecken. Erst wenn er zu dem Ergebnis kommt, dass alle erforderlichen Verfahrensschritte korrekt durchgeführt wurden, interessiert er sich für den Konflikt. Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Störung ein Ausdruck des Konfliktes ist. Sowohl der Mediator wie die Parteien sollten dankbar sein, dass sich der Konflikt zeigt und die Anzeichen nutzen, um den Konflikt zu verstehen.
Eine dritte Fehlerquelle betrifft die Sachbehandlung, also inhaltliche Fehler, die sich auf die Abschlussvereinbarung auswirken können. Weil diese Fehler weniger den Verfahrensablauf als Fragen der Haftung betreffen, sollen sie im Beitrag über die Fehlerquellenanalyse näher dargestellt werden.
Einschätzung der Fehlerrelevanz
Zuvor wurde die Frage aufgeworfen, ob Medianden keine Fehler machen können. Die Antwort fällt leicht. Sie können Fehler machen, indem sie sich nicht mediationskonform benehmen. Allerdings wären ihnen die Fehler nicht vorzuwerfen. Selbst wenn sich Medianden fehlerhaft verhielten, wäre ihr Verhalten für die Fehleranalyse irrelevant. Eine Relevanz ergibt sich lediglich aus der Frage, was die Mediatorin oder der Mediator unternommen haben, um das Fehlverhalten der Parteien zu unterbinden. Fehler fallen also immer auf die Mediatoren zurück. Deshalb sollten sie in der Lage sein, eventuelle Fehler korrekt einzuschätzen. Die Fehler können sich auf folgende Fragen erstrecken:
- Wurde ein Werkzeug fehlerhaft verwendet?
- Wurde das Verfahren fehlerhaft durchgeführt?
- Wurde eine Partei fehlerhaft behandelt?
Um ein Fehlverhalten korrekt einschätzen zu können, ist eine Differenzierung zwischen verschiedenen Fehlerqualitäten erforderlich. Zu unterscheiden sind.
- Fehler, die zur Haftung führen
- Fehler, die sich auf die Effizienz auswirken
- Fehler die keine Auswirkungen haben
Der erfahrene Mediator weiß, dass manche Fehler sogar eine positive Auswirkung auf die Mediation haben können. Nicht alle Fehler sind deshalb für die Frage der Haftung relevant. Wiki to Yes stellt ein Fehlerverzeichnis zur Verfügung, dass die Fehler nach Haftungsrelevanz markiert. Solange ein Fehler nicht das Wesen der Mediation beinträchtigt, kann er auch keine Haftung auslösen. Wann eine Verletzung des Wesens der Mediation in Betracht kommt, ergibt die Zusammenstellung der Kunstregeln.
Fehlerverzeichnis Regeln der Kunst
Fehlersuche und Fehlerquellenanalyse
Trotz der begrifflichen Unterscheidung zwischen einer Fehleranalyse und einer Fehlerquellenanalyse ist der Vorgang zur Identifikation möglicher Fehler in etwa gleich. Nur der Zeitpunkt ist ein anderer. Die Fehlerquellenanalyse erfolgt im Planungsstadium (also vor der Vornahme einer Handlung). Die Fehleranalyse erfolgt im Nachgang, also für das Qualitätsmanagement oder um der Frage der Haftung auf den Grund zu gehen.
Um Fehler zu erkennen oder um sie vermeiden zu können, muss der Mediator wissen, wo Fehler auftreten können. Wenn es in der Mediation klemmt, kommen grundsätzlich folgende Fehlerquellen in Betracht:
- die eine betrifft das Verfahren
- die andere betrifft den Konflikt (und das Verhalten der Parteien)
- schließlich können Fehler bei der Sachbehandlung auftreten.
Die weitere Fehlerermittlung erfolgt nach einem Ausschlussverfahren. Die Mediatorin oder der Mediator sollten sich also zu allerst fragen, ob sie die Mediation korrekt durchgeführt haben, bevor nach Fehlern auf der Parteiseite oder in der Sachbehandlung gesucht wird.5 Um dieser Frage nachzugehen, ist die vorgenommene Mediation mit einer idealtypischen (virtuellen) Mediation zu vergleichen.6 Erst wenn dieser Abgleich zu dem Ergebnis führt, dass alle erforderlichen Verfahrensschritte korrekt durchgeführt wurden, richtet sich der Fokus auf den Konflikt und damit auf das Verhalten der Parteien. Jetzt ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Störung ein Ausdruck des Konfliktes ist. Mediatorinnen und Mediatoren tuen gut daran, das konflikthafte Verhalten nicht als eine Störung, sondern als einen Ausdruck des Konfliktes zu sehen. Sie sollten dankbar sein, dass sich der Konflikt zeigt und die Anzeichen nutzen, um den Konflikt zu verstehen.
Fehler bei der Sachbehandlung sind inhaltliche Fehler. Weil die Lösungsfindung den Parteien obliegt, hat der Mediator insoweit nur eingeschränkte Pflichten, die sich mit der korrekten Verfahrensduchführung erfüllen. Sollten sich inhaltliche Fehler auf die Abschlussvereinbarung auswirken, stellt sich die Frage nach der Haftung des Mediators.
- Fehleranalyse
- Um Fehler bei der Prozessverwirklichung zu prüfen, kommt es zunächst und genz wesentlich darauf an, ob das Verhalten mediationskonform durchgeführt wurde oder nicht. Diese Prüfung erfasst die Werkzeuge der 1. und 2. Ordnung,7 wo nach der Wesenhaftigkeit, der Struktur, der Haltung und der Prinzipientreue gefragt wird. Wenn hier keine Fehler aufgetreten sind, muss sich der Mediator fragen, ob sein Verhalten methodentreu war und ob die gewählte Technik so angewendet wurde, dass sich die Methode in ihr verwirklicht. Mithin sind folgende Fragen (wie ein Prüfungsschema) zu beantworten:
- Wurde die einschlägige Methode angewendet?8 Diese Frage entspricht der korrekten Phasendurchführung.
- Wurden Techniken verwendet, die die Methode verwirklichen?9
- Wurden mögliche Fehlerquellen untersucht?10
- Wurden Aufgaben ignoriert oder Pflichten missachtet?11
- Wurden Benchmarks verletzt?12
- Fehlerquellenanalyse
- Es ist wirtklich nicht leicht, Mediationsfehler zu identifizieren. Nicht jeder Fehler ist eine Pflichtverletzung. Jeder Mediator wird wohl auch schon die Erfahrung gemacht haben, dass sich ein Fehler zum Vorteil erwiesen hat. Trotzdem sollte er versuchen, Fehler zu vermeiden.
Wegen der Vielfalt möglicher Fallen und Fehlerquellen in der Mediation bietet das Wiki zwei Herangehensweisen an.
- Die eine erfolgt abstrakt aus der Frage der vorgegebenen Aufgaben und Pflichten heraus.
- Die andere am konktreten Fall, basierend auf den Fall- oder Phänomenbeschreibungen.
Um den Anwendungen gerecht zu werden und um auf mögliche Fehlerquellen hinzuweisen und um Vorschläge für eine Fehlerbehandlung anzubieten, finden Sie unter den Fachbeiträgen typische, auf das Thema des Beitrags abgestimmte Fehlerhinweise. Achten Sie auf jeder Seite also bitte auf das Kapitel "Was tun, wenn ...". Die Einträge beziehen sich auf die Datenbanken Fehlerverzeichnis, Interventionenfinder, Technikenverzeichnis. Sie können also auch in diesen Verzeichnissen direkt nach möglichen Handlungsempehlungen Ausschau halten.
Fehlerverzeichnis Interventionenverzeichnis Verzeichnis der Techniken
- Fehlervermeidung
- Die Fehlerquellenanalyse dient in erster Linie zur Fehlervermeidung. Die Vermeidung von Fehlern ist natürlich die beste Strategie, um einen möglichst reibungsfreien Durchgang durch die Mediation sicherzustellen. Hilfestellungen finden Sie im Phasenablaufschema und in der Auflistung der Benchmarks. Für den Anfang genügt es, die Listen abzuarbeiten. Erfahrene Mediatordn oder Mediatorinnen können die Schemata flexibel an den Bedarf der Parteien anpassen.
Bedeutung für die Mediation
Die Fehlervermeidung ist eine Frage des Qualitätsmanagements der Mediation. Eine Klärung der Frage, was Fehler sind und vor allem, was vorwerfbare, haftungsrelevante Fehler sind, ist ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Mediation.
Was tun wenn ...
- Der Mediator weiß nicht weiter
- Dem Mediator wird ein Fehler vorgeworfen
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Siehe auch: Haftung, Herausforderungen, Fehlerquellenanalyse
Included: Fehlerquellenanalyse
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