Mediation international
Wissensmanagement » Diese Seite gehört zum Fachbuch Mediation in der Wiki-Abteilung Wissen. Sie befinden sich auf der Titelseite des 13. Buchabschnitts, der sich mit der Mediation im internationalen Kontext näher auseinandersetzt. Dem Abschnitt sind folgende Kapitel zugeordnet:
Mediationsfachbuch International Kulturen Sprachen Recht Verfahren Zusammenarbeit
Worum es geht: Die Mediation hat sich weltweit verbreitet. Jedes Land hat unterschiedliche Vorstellungen und Erfahrungen mit der Mediation gewonnen. Die Mediation zeigt sich als eine Ausprägung der vorgegebenen Verhandlungskultur. Ihre Ausgestaltung wird stark durch die Justiz geprägt und ist so unterschiedlich wie die Kulturen in denen wir ihr begegnen. Der 13. Buchabschnitt mit der Überschrift "International" soll Ihnen eine Übersicht über die Mediation in den verschiedenen Ländern geben und klären, wie die Mediation mit der internationalen Herausforderung umgehen kann.1
Einführung und Inhalt: Von der Schilderung der Mediation in den verschiedenen Ländern der Erde zu unterscheiden ist die Durchführung der Mediation im internationalen Kontext. Auch hier verwirrt die Begrifflichkeit. Die EU spricht von der CBM, der Cross Border Mediation. Von ihr zu unterschdeiden ist die internationale Mediation, die wiederum nicht zwingend eine interkulturelle Mediation sein muss. Diese Unterscheidung ist eine Frage der Fachmediationen. In diesem Kapitel werden deshalb lediglich länderspezifische Informationen ausgewiesen, die den Entwicklungsstand der Mediation in den jeweiligen Ländern beschreiben.
Bezeichnungen
Wussten Sie, dass die Mediation längst nicht überall Mediation heisst? Wie in Deutschland haben auch andere Länder versucht, den Begriff "Mediation" in die Landessprache zu übersetzen. Nicht alle Länder haben sich mit dem Begriff Mediation anfreunden können. Sie haben den Begriff Vermittlung in die Landessprache übersetzt. Hier eine Übersicht der gängigen Bezeichnungen:
Land | Bezeichnung |
---|---|
Belgien | Mediation |
Bulgarien | Медиация |
Dänemark | Mediation |
Deutschland | Mediation |
Estland | Vahendus / Mediatsioon |
Finnland | Sovittelu |
Frankreich | Mediation |
Griechenland | Διαμεσολάβηση |
Irland | Mediation |
Italien | Mediazione |
Lettland | Mediacijas |
Litauen | Tarpininkavimas |
Luxemburg | Mediation |
Malta | Mediation |
Marokko (Arabisch) | وساطة („wassata“) |
Niederlande | Bemiddeling/Mediation |
Österreich | Mediation |
Polen | Mediacja |
Portugal | Mediação |
Rumänien | Procesul de mediere |
Schweden | Medling |
Slovenien | Mediacija |
Slowakei | Mediácia |
Spanien | Mediación |
Tschechien | Mediace |
UK | Mediation |
Ungarn | Közvetítés |
Zypern | Διαμεσολάβηση |
Auch die Definitionen weichen voneinander ab.2
Der kulturelle Einfluss
Wenn wir so tun, als wäre die Mediation etwas Neues, ignorieren wir die natürliche Kompetenz des Menschen und der Gesellschaften zur Konfliktlösung. Jedes Land, jede Kultur hat ihre Besonderheiten, wie die Menschen mit Streit und Konflikten umgehen. Bei den Versuchen, die Mediation zu implementieren, werden diese gewachsenen Traditionen oft übersehen. Auch das Interesse an Mediation ist in den Ländern und Kulturen ganz unterschiedlich zu bewerten:
In Amerika suchte man eine Alternative zum Gerichtsverfahren, weil die Verfahren sehr teuer und schwierig einzuschätzen sind. In Deutschland kam die Mediation mit den Familienangelegenheiten noch vorne, weil die Justiz kaum in der Lage ist die emotionalen Bedürfnisse der Parteien abzudecken. In Lettland wurde die Mediation über den Täter Opfer Ausgleich populär, weil der Versicherungsschutz bei Unfällen nicht zu einem angemessenen Schadensausgleich führte. In Georgien kam das Interesse an Mediation über die Vollstreckung auf. In östlichen Staaten setzen sich Richter dem Korruptionsverdacht aus, wenn sie Mediation empfehlen. In Griechenland mussten Mediatoren Juristen sein. In Japan erinnert das Setting der Mediation an ein Tribunal. In Asien wird das Harvard-Konzept als eine westliche Erfindung abgetan. Nach einem beeindruckenden Bericht von Mironi3 hat sich die Mediation in Israel zu einem Synonym von Vergleichsverhandlungen degradieren lassen.
Das alles sind nur Eindrücke, die sicherlich der Ergänzung bedürfen. Fest steht jedoch, dass die Mediation, so sehr sie sich als ein weltweit verfügbares Verfahren präsentiert, ganz unterschiedlich gehandhabt wird und unterschiedliche - auch kulturell geprägte Bedürfnisse befriedigen soll. Wieder stoßen wir auf die Erkenntnis: Mediation ist nicht gleich Mediation.
Rechtsvergleichend lassen sich die verschiedenen Formen der juristischen Fallbewältigung in sogenannte Rechtskreise einteilen. Zu unterscheiden sind der kontinentaleuropäische Rechtskreis mit den romanischen (Frankreich, Belgien, Luxemburg, Rumänien, Italien und Spanien), dem deutschen (Deutschland auch Österreich, Liechtenstein, Luxemburg und die Schweiz sowie Griechenland und seit der Zeit Atatürks die Türkei ) und dem nordischen Rechtskreisen (Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und Island), der angelsächsische bzw. angloamerikanische Rechtskreis (Australien, Indien, Kanada, Neuseeland, Vereinigte Staaten von Amerika, UK) der ehemals sozialistische Rechtskreis und der chinesische Rechtskreis. Wer international tätig wird, sollte das im Blick haben, wenn er mit Mediatoren in anderen Ländern zusammenarbeitet oder Meditationen empfiehlt.
Der Einfluss der Justiziabilität
Nicht nur die Kultur, sondern auch die Gesellschaft und insbesondere die Justiz nehmen starken Einfluss auf die GHestaltung und Verwendung der Mediation. Große Unterschiede ergeben sich zwischen den angelsächsischen und den kontinentalen Ländern sowie zwischen den westlöichen und den östlichen Gesellschaften. In angelsächsischen Ländern, wo die Gerichtsbarkeit teuer und wegen des Case Laws wenig genau vorhersehbar ist, liegt der Schwerpunkt der Mediation in der evaluativen Herangehensweise, weil es ein hohes Intersse gibt, die Justiz zu vermeiden. In Lettland kam die Mediation durch den Tätert-Opfer-Ausgleich auf, weil es erforderlich war, Unfallversursacher mit dem Druck des Strafrechts zur Schadensbegleichung anzuhalten. In Deutschland, wo ein recht hohes Vertrauen in die Justiz besteht, kam die Mediation in den Familiensachen auf, weil in dem Bereich am besten erkannbar war, dass die Rechtsprechung nur sehr eingeschränkt in der Lage ist, Familienkonflikte zu lösen.
Der Einfluss des Rechts
So wie die Gerichtsabarkeit Einfluss auf das Bild der Mediation nimmt, spielt das internationale Recht eine wichtige Rolle bei der Nachfrage und den Möglichkeiten der Mediation im internationalen Kontext. Es gibt leider kein allgemeingültiges Recht der Welt, das überall und in allen Staaten gleichförmig zur Anwendung kommt. Somit unterliegt auch die Mediation unterschiedlichen Rechtsvorschriften. Ein Mediator, der international tätig wird, sollte das internationale Recht kennen.
Gerichtsbarkeit und internationales Recht
Netzwerke
Bei internationalen Mediationen oder Mediationen im Ausland kommt es vor, dass Sie einen Kollegen oder einen Mediator im Ausland suchen müssen, dem Sie empfehlen oder mit dem Sie zusammenarbeiten müssen. Anlaufstellen und Netzwerke sollen helfen, Kontakte herzustellen. Eine gute Anlaufstelle sind Verbände, die international vernetzt und in mehreren Ländern präsent sind.
International vernetzte Mediatorenverbände
Länderübersicht
Natürlich stellt die EU eine Webseite über die Mediation in den EU-Mitgliedstaaten zur Verfügung. Sie können diese Seite hier einsehen:
Mediation in den EU-Mitgliedstaaten
Von dort aus erreichen Sie auch die Links zu den einzelnen Mitgliedsstaaten. Nicht alle Länderseiten sind aktuell. Manche Seiten werfen Fragen auf. Es ist auch nicht leicht, Korrekturen auf diesen Seiten anzubringen, weil die Hoheit über die Inhalte auf einzelne Personen und Institutionen konzentriert ist. Deshalb finden Sie hier Seiten über einzelne, auch über die EU hinausgehende Länder, wo Sie im Zweifel selbst dazu beitragen können, dass sie korrekt und vollständig sind.
- Mediation in Deutschland
- Mediation in Estland
- Mediation in Europa
- Mediation in Frankreich
- Mediation in Griechenland
- Mediation im Islam
- Mediation in Israel
- Mediation in Italien
- Mediation in Japan
- Mediation in Lettland
- Mediation in Marokko
- Mediation in Österreich
- Mediation in Portugal
- Mediation in Russland
- Mediation in der Schweiz
- Mediation in der Türkei|
- Mediation in UK
- Mediation in Ungarn
- Mediation in den USA
Anwendung
In der Mediation haben sich folgende Formate herausgebildet:
- Cross Border Mediation
- interkulturelle Mediation
- internationale Mediation
- Siehe auch das Mediationsverzeichnis
Inhaltlich ergeben sich viele Überschneidungen. Die Cross Border Mediation lässt sich kaum ohne einen interkulturellen Hintergrund verstellen. Das gleiche gilt für die internationale Mediation, wenn es um eine irgendwie geartete Ausländerbeteiligung geht. Wegen der Überscheidungen wurde der Begriff der Inter-Mediation eingeführt. Es handelt sich um den Oberbegriff, der alle Formen der Mediation im internationalen und interkulturellen Kontext erfasst und gegen andere Verfahren angrenzt.
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen.Aliase: Buch-International
Siehe auch: Arbitration, Internationale Mediation
Forum (Diskussion ): Forum International