Positives Umformulieren
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Der Begriff ist missdeutend.
Es geht nicht darum, etwas Schlechtes gut zu reden. Es geht darum, das Positive in der Aussage aufzugreifen.
Abgrenzungsbedarf
Um die Technik des positiven Umformulierens zu verstehen, sind Abgrenzungen erforderlich.
Schönreden
Das Schönreden bezeichnet eine Herangehensweise, bei der eine Situation, ein Ereignis oder eine Handlung in positiverem Licht dargestellt wird, als sie tatsächlich erlebt wurde. Oft geht mit dem Schönreden eine Verzerrung oder Verschleierung der Wahrheit einher.
Die negativen Aspekte einer Situation werden heruntergespielt, minimiert oder verborgen. Die positiven Aspekte werden betont, wenn sie nicht herbeigeredet werden. Auch wenn eine gute Absicht dahinterstecken mag, hat das Schönreden meist negative Folgen.
Beschwichtigen
Laut Duden bedeutet beschwichtigen, die beruhigende Einwirkung auf jemanden. Offenbar wird in manchen Schulen gelehrt, dass der Mediator zu beschwichtigen habe.1 In der Mediation ist davon abzuraten. Berner stellt heraus, dass die Beschwichtigung eine durchaus paradoxe Wirkung habe, weil sie noch mehr Unruhe auslöst.2 In der Mediation könnte die Beschwichtigung den Effekt haben, dass sich die Konfliktparteien nicht ernst genommen fühlt. Dazu ein Beispiel:
Trösten
Was macht der Mediator, wenn eine der Parteien emotional aufgelöst ist? Wie wird seine Neutralität von der Gegenseite bewertet, wenn er sich emotional darauf einlässt und was macht es mit dem Konflikt, wenn er ihn verharmlost, um die Partei zu beruhigen? Die Mediation kennt eine bessere Vorgehensweise. Dabei spielt das Zusammenwirken der einzelnen Maßnahmen und Interventionen wieder eine wichtige Rolle.
Die Mediation lenkt das Denken durchaus in eine positive Richtung. Sie akzeptiert jedoch die emotionalen Fakten wie sie sind. Es wird also weder verharmlost, noch schön geredet oder beschwichtigt. Die Dinge werden beim Namen genannt und es wird Tacheles geredet. Das ist der Mediator den Parrteien und dem Konflikt schuldig.
Allerdings muss er nicht tatenlos zusehen, wenn die emotionale Welt auf eine der Parteien einbricht. Er kann die Mediation nutzen, um ihr aus der Situation herauszuhelfen. Trost spenden ist möglich. Ein Trost gibt seelischen Halt und der verwirklicht sich in der Hoffnung. Die Hoffnung ergibt sich aus der Zielsetzung der Mediation, die zufriedenstellende Ergebnisse verspricht. Es ist nicht immer ein leichter Weg. Die Situation ist schwierig, aber nicht trostlos. Der Mediator könnte also wie folgt intervenieren:
Was ist überhaupt positiv
Der Begriff steht für die Bejahung und für Merkmale wie günstig, vorteilhaft oder wünschenswert. Positiv ist aleo eher das was man haben will als das was man nicht haben will. Damit kommt die Frage auf, wer entscheidet was positiv ist und worauf sich die Beurteilung bezieht. Was für den einen positiv also vorteilhaft ist, kann für den anderen negativ als abzulehnen sein. Alles hat zwei Seiten. Also kann unterstellt werden, dass sich auch etwas Positives finden lässt, ohne dass es eingeredet werden muss.
Es würde keinen Sinn ergeben, etwas, das die Partei als ganz schlecht empfindet, als gut zu bezeichnen. Es macht auch keinen Sinn, Parteien, die sich hassen, zu erklären, dass es nur um ein Missverständnis gehe. Das mag sogar stimmen. In dem Moment wird sich die Partei aber kaum darin wiederfinden können. Auch sollte man jemandem der depressiv ist nicht erklären, wie schön die Welt doch sei. Es mag eine gute Absicht dahinter stecken. Sie wird sich in dem Moment und auf diese Weise der Partei jedoch nicht erschließen.
Es geht nicht darum, Dinge schönzureden, sondern die Parteien mit der Wirklichkeit zu konfrontieren und von dort in eion positives Denken zu überführen. Das ist zumindest das Konzept der kognitiven Mediationstheorie. Fakt ist aber auch, dass alle Dinge zwei Seiten haben. Man verliert den Bezug zur Realität und begünstigt zweifellos den eingangs dargestellten Trend zur Selbstentfremdung, wenn man so tut, als gäbe es die schlechte Seite nicht. Das bedeutet aber nicht, das man Gute übersehen soll und dass man keine Hoffnung haben darf. Es bedeutet lediglich, sich nicht selbst zu täuschen. Die positive Sicht kann durchaus herausgestellt werden, wenn sie eine realen Hintergrund hat. Der Mediator könnte das Positive wie folgt herausarbeiten:
Das Beispiel zeigt, wie die Partei Schritt für Schritt zu einem positiven Denken geführt wird. Manchmal gelingt das auch in einem Satz.
Es ist wichtig, die negative Wahrnehmung der Partei ernstzunehmen. Sie würde sich anderenfalls nicht verstanden fühlen. Ein geübter Mediator hat einen Blick darauf, wo in der negativen Sicht der Partei positiven Elemente schlummern, den sie zustimmen kann. Er wird die positiven Elemente aufgreifen, um die Gedanken an ihnen fortzusetzen, damit dementsprechend positive Lösungen zustande kommen.
Verwendung in der Mediation
Einen Anwendungsfall wurde gesagt wo es darum geht positive Ansätze im Denken der Partei aufzuspüren. Das positive formulieren hat aber auch einen anderen Sinn, besonders dann, wenn die Aussagen auf dem Flipchart protokolliert werden.
Der Mediator hat einen Fixierungspunkt geschaffen. Wenn man bedenkt, dass die Flipcharts während der ganzen Mediation einsehbar sind, ist dieser Fixierungspunkt auch dann noch sichtbar, wenn die Parteien ihn endlich aus dem Kopf gelassen haben und positive Lösungen finden sollen. Die Mediation hat es in kleinen Schritten geschafft, dass die Parteien bereit sind, ihre Positionen aufzugeben. Es wäre illusorisch zu glauben, dass dies mit einem Fingerschnippen möglich war. Es ist ein Prozess für den die Mediation eine Handhabe geliefert hat. Wenn es jetzt darum geht, Lösungen zu finden, könnte die Fixierung an die ursprünnglichen Probleme und Ängste ihre Kreativität wieder aushebeln oder innn die falsche Richtung lenken. Deshalb ist es besser, nicht die Positionen, sondern die neutralen Themen aufzuschreiben. Im Beispiel also: "Elterliche Sorge" oder "Umgang". Ähnliches gilt für die zu protokollierenden Angaben in Phase drei. Der Hinweis etwa: "Ich möchte nicht dass man man die Kinder belästigt", lautet (je nach dem herausgearbeiteten Motiv) im positiven Verständnis: "Mir ist es wichtig, dass die Kinder zur Ruhe kommen, weil ich dadurch entlastet werde". Aufzuschreiben wäre: "Mir ist Entlastung wichtig". Bei diesem Kriterium können sich die Parteienphase vier überlegen, wie es zu erfüllen ist. Die Notizen und Rückmeldungen des Mediators jedenfalls öffnen den Weg in ein positives Denken. Die anzuwendende Technik ist das präzise Zuhören.
Alias: positiv Denken, positiv Umformulieren, Beschwichtigen
Siehe auch: Ratgeber, Ausnahmesuchenfrage
Prüfvermerk: -