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Das schwebende Zuhören

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zur Werkzeugsammlung der Wiki-Abteilung Werkzeuge und wird im Archiv abgelegt. Thematisch kann sie dem Abschnitt Methodik der Mediation des Fachbuchs zugeordnet werden. Beachten Sie bitte auch folgende, damit zusammenhängende Seiten:

Werkzeugsystematik Zuhören schwebendes Zuhören aktives Zuhören Paraphrase Loopen Fragen Eintrag Suche 

Das schwebende Zuhören (oder genauer „gleichschwebende Aufmerksamkeit“, engl. "evenly suspended attention") stammt ursprünglich aus der Psychoanalyse und wurde von Sigmund Freud eingeführt. Es handelt sich um eine bestimmte Haltung des Analytikers während einer psychoanalytischen Sitzung. Der Psychoanalytiker soll seine Aufmerksamkeit in gleichmäßig schwebendem Zustand erhalten, um sich durch keinen der Eindrücke, die er aufnimmt, bevorzugt beeinflussen zu lassen. Er verzichtet bewusst darauf, bestimmte Inhalte im Vorfeld als wichtiger oder unwichtiger zu bewerten. Stattdessen soll er dem Patienten mit gleichmäßig verteilter Aufmerksamkeit zuhören, um unbewusste Bedeutungen oder Muster besser zu erkennen.

Das schwebende Zuhören geht von folgenden Grundannahmen aus:

  1. Der bewusste Versuch, bestimmte Inhalte „besonders wichtig“ zu behandeln, kann dazu führen, dass unbewusste Hinweise übersehen werden.
  2. Das Unbewusste zeigt sich oft in scheinbar belanglosen Äußerungen, sodass eine selektive Aufmerksamkeit kontra­produktiv ist.
  3. Es wird eine Art „passiv-aktive“ Haltung eingenommen: rezeptiv, aber offen, ohne kognitive Vorzensur.

Obwohl das Konzept aus der Psychoanalyse stammt, findet es heute auch Anwendung in der Psychotherapie allgemein (v.a. tiefenpsychologisch fundiert), in der Achtsamkeitspraxis und Meditation, im Coaching, in der Beratung und in der Supervision, wo es oft als resonantes Zuhören oder präsentes Zuhören übersetzt wird. In der Kommunikationspsychologie findet sich ein verwandter Begriff bei Carl Rogers, der das "aktive Zuhören" als Grundhaltung in der klientenzentrierten Gesprächsführung beschreibt – jedoch mit stärkerem Fokus auf Empathie und Rückmeldung, nicht auf unbewusste Prozesse.

Die Unterschiede zwischen dem aktiven und dem schwebenden Zuhören lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Aspekt Schwebendes Zuhören Aktives Zuhören
Begriff Gleichschwebende Aufmerksamkeit (evenly suspended attention) Aktives Zuhören (active listening)
Ziel Unbewusste Inhalte durch unselektive Aufmerksamkeit erfassen Empathie und Akzeptanz vermitteln, Beziehung fördern
Haltung Neutralität, Abstinenz, Nicht-Intervention Personenzentrierte Empathie, Wertschätzung, Echtheit
Fokus Symbolische, latente Bedeutungen Subjektive Sicht des Klienten im Hier-und-Jetzt
Intervention Möglichst wenig Eingreifen, Interpretationen durch Deutungen Spiegeln, Paraphrasieren, Validieren

Bedeutung für die Mediation

Die Technik wird meist kombiniert mit den anderen Formaten des Zuhörens.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2025-05-09 19:11 / Version .

Aliase: gleichschwebende Aufmerksamkeit
Siehe auch: Zuhören, Loopen, Spiegeln, Kommunikationsvariablen
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