Das schwebende Zuhören
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Das schwebende Zuhören (oder genauer „gleichschwebende Aufmerksamkeit“, engl. "evenly suspended attention") stammt ursprünglich aus der Psychoanalyse und wurde von Sigmund Freud eingeführt. Es handelt sich um eine bestimmte Haltung des Analytikers während einer psychoanalytischen Sitzung. Der Psychoanalytiker soll seine Aufmerksamkeit in gleichmäßig schwebendem Zustand erhalten, um sich durch keinen der Eindrücke, die er aufnimmt, bevorzugt beeinflussen zu lassen. Er verzichtet bewusst darauf, bestimmte Inhalte im Vorfeld als wichtiger oder unwichtiger zu bewerten. Stattdessen soll er dem Patienten mit gleichmäßig verteilter Aufmerksamkeit zuhören, um unbewusste Bedeutungen oder Muster besser zu erkennen.
Das schwebende Zuhören geht von folgenden Grundannahmen aus:
- Der bewusste Versuch, bestimmte Inhalte „besonders wichtig“ zu behandeln, kann dazu führen, dass unbewusste Hinweise übersehen werden.
- Das Unbewusste zeigt sich oft in scheinbar belanglosen Äußerungen, sodass eine selektive Aufmerksamkeit kontraproduktiv ist.
- Es wird eine Art „passiv-aktive“ Haltung eingenommen: rezeptiv, aber offen, ohne kognitive Vorzensur.
Obwohl das Konzept aus der Psychoanalyse stammt, findet es heute auch Anwendung in der Psychotherapie allgemein (v.a. tiefenpsychologisch fundiert), in der Achtsamkeitspraxis und Meditation, im Coaching, in der Beratung und in der Supervision, wo es oft als resonantes Zuhören oder präsentes Zuhören übersetzt wird. In der Kommunikationspsychologie findet sich ein verwandter Begriff bei Carl Rogers, der das "aktive Zuhören" als Grundhaltung in der klientenzentrierten Gesprächsführung beschreibt – jedoch mit stärkerem Fokus auf Empathie und Rückmeldung, nicht auf unbewusste Prozesse.
Die Unterschiede zwischen dem aktiven und dem schwebenden Zuhören lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Aspekt | Schwebendes Zuhören | Aktives Zuhören |
---|---|---|
Begriff | Gleichschwebende Aufmerksamkeit (evenly suspended attention) | Aktives Zuhören (active listening) |
Ziel | Unbewusste Inhalte durch unselektive Aufmerksamkeit erfassen | Empathie und Akzeptanz vermitteln, Beziehung fördern |
Haltung | Neutralität, Abstinenz, Nicht-Intervention | Personenzentrierte Empathie, Wertschätzung, Echtheit |
Fokus | Symbolische, latente Bedeutungen | Subjektive Sicht des Klienten im Hier-und-Jetzt |
Intervention | Möglichst wenig Eingreifen, Interpretationen durch Deutungen | Spiegeln, Paraphrasieren, Validieren |
Bedeutung für die Mediation
Die Technik wird meist kombiniert mit den anderen Formaten des Zuhörens.
Was tun wenn ...
- Gegner hört nicht zu
- Die Partzei ist abgelenkt
- Der Mediator überhört die Interssen
- Der Mediator hört nicht zu
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Aliase: gleichschwebende Aufmerksamkeit
Siehe auch: Zuhören, Loopen, Spiegeln, Kommunikationsvariablen
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